tzende Köpffe, zitternden Glieder und schwache Gelencke, nebst vielen und unzehlichen garstigen Kranckheiten mehr, die ih- nen anhangen, zur immerwährenden Straffe gereichen; und sie schleppen die Schmach ihrer Thorheit mit sich herum, wo sie hingehen, daß niemand gerne in ihre Gesellschaft kom- met, und sie sich recht vor sich selbst schämen müssen.
Und p. 524. sqq. Gewißlich, der allmächtige GOtt, wel- cher den Menschen erschaffen, und ihm die Herrschaft guten Theils über sich selbst anvertrauet hat, hat ihm keine allge- meine Erlaubniß gegeben, nach seinem eigenen Gefallen zu le- ben. Er hat ihm den Trieb seiner Neigung keinesweges über- lassen, ohne ihm durch seine Vernunft die geringsten Grentzen zu bestimmen: sondern gleichwie er ihm höhere Kräfte ver- liehen, und solche über die andern gesetzt hat; also ist sein Absehen gewesen, daß sie diese in ihren besondern Wirckungen und Bewegungen im Zaum, und also das gantze Kunstgebäu- de in Ordnung erhalten möchten. Wenn nun der Mensch die- se Ordnung übertrit; wenn er die Natur umkehret; wenn er sich Freyheiten heraus nimmt, die ihm GOtt und die Natur nicht zugedacht haben, und welche mit der auserlesenen Ord- nung des Kunstgerüstes nicht bestehen können; so wird er das gantze Werck in Verwirrung setzen, daß auch die übrigen Be- wegungen ihre Pflicht nicht vollziehen können, wie sie sonst thun würden. Wenn die Feder in einer Uhr allzustarck an- gestrenget wird, so höret sie auf zu ziehen. Wenn die Wag- schale überladen wird, stehet die Bewegung stille. Auf glei- che Weise verhält sichs mit allen andern natürlichen Bewe- gungen, und mit des Menschen seinen gleichfals. Wer die Natur aus ihrem gewöhnlichen Lauf bringet, und sie zu Din- gen zwingen will, wozu ihre Kräfte nicht zureichen, der hem- met diejenigen Kräfte, die sie besitzet; und wirft das gantze Gebäude über einen Haufen. Dafern der Mensch bey sich selbst ist: wenn er Meister seiner Vernunft ist, und tüchtige Gründe einen gebührenden Eindruck in ihm machen können: so wird er dieses um sein selbst willen bedencken, wenn es auch gleich keine Sünde wieder seinen Schöpfer und den Er- halter seines Lebens wäre, welchem er deswegen Rechenschaft geben muß. Dafern er, sage ich, nur sich selbst bedencken, und als eine vernünftige Creatur handeln wolte: so müste ihn dieses bewegen, sein eigen Bestes zu beobachten, und sich klüglich aufzuführen. Es ist mir nichts, ja nicht ein eintzi- ges Exempel im menschlichen Leben bekannt, worin die Tu- gend mit bessern Grund ihre eigene Belohnung könne ge- nennet werden, als eben dieses. Denn laßt uns das obige umkehren. Wo ist langes Leben? Wo ist eine gesunde Na- tur? Wo ist vollkommene Leibesstärcke? Wo sind hurtige Glieder? Wo verspüret man eine unverrückte Gesundheit?
Nem-
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
tzende Koͤpffe, zitternden Glieder und ſchwache Gelencke, nebſt vielen und unzehlichen garſtigen Kranckheiten mehr, die ih- nen anhangen, zur immerwaͤhrenden Straffe gereichen; und ſie ſchleppen die Schmach ihrer Thorheit mit ſich herum, wo ſie hingehen, daß niemand gerne in ihre Geſellſchaft kom- met, und ſie ſich recht vor ſich ſelbſt ſchaͤmen muͤſſen.
Und p. 524. ſqq. Gewißlich, der allmaͤchtige GOtt, wel- cher den Menſchen erſchaffen, und ihm die Herrſchaft guten Theils uͤber ſich ſelbſt anvertrauet hat, hat ihm keine allge- meine Erlaubniß gegeben, nach ſeinem eigenen Gefallen zu le- ben. Er hat ihm den Trieb ſeiner Neigung keinesweges uͤber- laſſen, ohne ihm durch ſeine Vernunft die geringſten Grentzen zu beſtimmen: ſondern gleichwie er ihm hoͤhere Kraͤfte ver- liehen, und ſolche uͤber die andern geſetzt hat; alſo iſt ſein Abſehen geweſen, daß ſie dieſe in ihren beſondern Wirckungen und Bewegungen im Zaum, und alſo das gantze Kunſtgebaͤu- de in Ordnung erhalten moͤchten. Wenn nun der Menſch die- ſe Ordnung uͤbertrit; wenn er die Natur umkehret; wenn er ſich Freyheiten heraus nimmt, die ihm GOtt und die Natur nicht zugedacht haben, und welche mit der auserleſenen Ord- nung des Kunſtgeruͤſtes nicht beſtehen koͤnnen; ſo wird er das gantze Werck in Verwirrung ſetzen, daß auch die uͤbrigen Be- wegungen ihre Pflicht nicht vollziehen koͤnnen, wie ſie ſonſt thun wuͤrden. Wenn die Feder in einer Uhr allzuſtarck an- geſtrenget wird, ſo hoͤret ſie auf zu ziehen. Wenn die Wag- ſchale uͤberladen wird, ſtehet die Bewegung ſtille. Auf glei- che Weiſe verhaͤlt ſichs mit allen andern natuͤrlichen Bewe- gungen, und mit des Menſchen ſeinen gleichfals. Wer die Natur aus ihrem gewoͤhnlichen Lauf bringet, und ſie zu Din- gen zwingen will, wozu ihre Kraͤfte nicht zureichen, der hem- met diejenigen Kraͤfte, die ſie beſitzet; und wirft das gantze Gebaͤude uͤber einen Haufen. Dafern der Menſch bey ſich ſelbſt iſt: wenn er Meiſter ſeiner Vernunft iſt, und tuͤchtige Gruͤnde einen gebuͤhrenden Eindruck in ihm machen koͤnnen: ſo wird er dieſes um ſein ſelbſt willen bedencken, wenn es auch gleich keine Suͤnde wieder ſeinen Schoͤpfer und den Er- halter ſeines Lebens waͤre, welchem er deswegen Rechenſchaft geben muß. Dafern er, ſage ich, nur ſich ſelbſt bedencken, und als eine vernuͤnftige Creatur handeln wolte: ſo muͤſte ihn dieſes bewegen, ſein eigen Beſtes zu beobachten, und ſich kluͤglich aufzufuͤhren. Es iſt mir nichts, ja nicht ein eintzi- ges Exempel im menſchlichen Leben bekannt, worin die Tu- gend mit beſſern Grund ihre eigene Belohnung koͤnne ge- nennet werden, als eben dieſes. Denn laßt uns das obige umkehren. Wo iſt langes Leben? Wo iſt eine geſunde Na- tur? Wo iſt vollkommene Leibesſtaͤrcke? Wo ſind hurtige Glieder? Wo verſpuͤret man eine unverruͤckte Geſundheit?
Nem-
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(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
tzende Koͤpffe, zitternden Glieder und ſchwache Gelencke, nebſt
vielen und unzehlichen garſtigen Kranckheiten mehr, die ih-
nen anhangen, zur immerwaͤhrenden Straffe gereichen; und
ſie ſchleppen die Schmach ihrer Thorheit mit ſich herum,
wo ſie hingehen, daß niemand gerne in ihre Geſellſchaft kom-
met, und ſie ſich recht vor ſich ſelbſt ſchaͤmen muͤſſen.
Und p. 524. ſqq. Gewißlich, der allmaͤchtige GOtt, wel-
cher den Menſchen erſchaffen, und ihm die Herrſchaft guten
Theils uͤber ſich ſelbſt anvertrauet hat, hat ihm keine allge-
meine Erlaubniß gegeben, nach ſeinem eigenen Gefallen zu le-
ben. Er hat ihm den Trieb ſeiner Neigung keinesweges uͤber-
laſſen, ohne ihm durch ſeine Vernunft die geringſten Grentzen
zu beſtimmen: ſondern gleichwie er ihm hoͤhere Kraͤfte ver-
liehen, und ſolche uͤber die andern geſetzt hat; alſo iſt ſein
Abſehen geweſen, daß ſie dieſe in ihren beſondern Wirckungen
und Bewegungen im Zaum, und alſo das gantze Kunſtgebaͤu-
de in Ordnung erhalten moͤchten. Wenn nun der Menſch die-
ſe Ordnung uͤbertrit; wenn er die Natur umkehret; wenn er
ſich Freyheiten heraus nimmt, die ihm GOtt und die Natur
nicht zugedacht haben, und welche mit der auserleſenen Ord-
nung des Kunſtgeruͤſtes nicht beſtehen koͤnnen; ſo wird er das
gantze Werck in Verwirrung ſetzen, daß auch die uͤbrigen Be-
wegungen ihre Pflicht nicht vollziehen koͤnnen, wie ſie ſonſt
thun wuͤrden. Wenn die Feder in einer Uhr allzuſtarck an-
geſtrenget wird, ſo hoͤret ſie auf zu ziehen. Wenn die Wag-
ſchale uͤberladen wird, ſtehet die Bewegung ſtille. Auf glei-
che Weiſe verhaͤlt ſichs mit allen andern natuͤrlichen Bewe-
gungen, und mit des Menſchen ſeinen gleichfals. Wer die
Natur aus ihrem gewoͤhnlichen Lauf bringet, und ſie zu Din-
gen zwingen will, wozu ihre Kraͤfte nicht zureichen, der hem-
met diejenigen Kraͤfte, die ſie beſitzet; und wirft das gantze
Gebaͤude uͤber einen Haufen. Dafern der Menſch bey ſich
ſelbſt iſt: wenn er Meiſter ſeiner Vernunft iſt, und tuͤchtige
Gruͤnde einen gebuͤhrenden Eindruck in ihm machen koͤnnen:
ſo wird er dieſes um ſein ſelbſt willen bedencken, wenn es
auch gleich keine Suͤnde wieder ſeinen Schoͤpfer und den Er-
halter ſeines Lebens waͤre, welchem er deswegen Rechenſchaft
geben muß. Dafern er, ſage ich, nur ſich ſelbſt bedencken,
und als eine vernuͤnftige Creatur handeln wolte: ſo muͤſte
ihn dieſes bewegen, ſein eigen Beſtes zu beobachten, und ſich
kluͤglich aufzufuͤhren. Es iſt mir nichts, ja nicht ein eintzi-
ges Exempel im menſchlichen Leben bekannt, worin die Tu-
gend mit beſſern Grund ihre eigene Belohnung koͤnne ge-
nennet werden, als eben dieſes. Denn laßt uns das obige
umkehren. Wo iſt langes Leben? Wo iſt eine geſunde Na-
tur? Wo iſt vollkommene Leibesſtaͤrcke? Wo ſind hurtige
Glieder? Wo verſpuͤret man eine unverruͤckte Geſundheit?
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/226>, abgerufen am 25.11.2024.
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