so wird mir der Mund gantz trocken, und die Gedancken ver- gehen mir. Bisweilen habe ich innerliches Zittern und Hertzklopfen. Zu anderer Zeit überfällt mich ein kalter Schauer, und gehet mir durch alle Theile meines Leibes; und wenn ich mich eine Weile wo auflehne, so erstarren mir alsbald meine Arme, daß es scheinet, als ob ich gar keine na- türliche Wärme mehr übrig hätte. Was aber meinen Kum- mer noch heftiger vermehret ist dieses, daß ich solches vor ein Zeichen halte, so vor der Schwindsucht hergehet. Jch ha- be ein heßliches Aufsteigen in meinem Halse, und wenn ich mich reuspere, so kömmet dicker Speichel zum Vorschein. Die oft wiederholte Begehung dieser abscheulichen Gewohnheit hat gantz gewiß mein Wachsthum verhindert, und nicht nur dieses, sondern es hat auch sehr viel zu Verringerung der spermatischen Theile beygetragen.
Ein anderer spricht: Jch habe öfters einen Schmertzen im Creutz. Mein Gehirn ist wie gantz betäubet und ich habe nicht einen heitern Gedancken. Mein Gedächtniß ist über- aus bös, da es doch sonst nicht so zu seyn pflegte. Und es hat oftmals des Nachts solche Seminal-Emissiones hervor gebracht, die zwar eben nicht übermäßig groß gewesen sind, nebst einer Schwachheit in dem Penis und der Verlust der Erection; und die Röhre, so das Wasser treibet, ist nicht so starck als sie zu seyn pfleget. Jch bin beydes am Leibe und am Gemüthe geplaget und verlange einigen Rath bey Jhnen.
Ein anderer: Wenn ich ihr Buch nicht gelesen hätte, so würde ich eher gestorben seyn, als daß ich meinen Zustand ei- nem lebendigen Menschen würde entdecket haben. Jch habe nun veränderliche Schmertzen, die mir bald in den Rücken, bald auf die Brust, bald wiederum und zwar am gemeinsten in die Schenckel und Beine kommen, welche gantz hitzig aus- sehen, auch mich sehr unruhig, ungeschickt zur Arbeit, und so verdrüßlich und träge machen, daß ich oft stehend einschlafen möchte. Diese Veränderung hat sich nur seit diesem Monat gefunden, ausgenommen das Fliessen, welches bisweilen als- bald nach Lassung des Urins kömmt.
Ein anderer: Es wird mir nicht viel helfen, wenn ich Jh- nen sage, daß ich von frommen Eltern geboren und gar gott- selig auferzogen worden. Dessen ungeachtet lernte ich zwi- schen meinem funfzehenden und sechzehenden Jahre durch böse Gesellschaft die lasterhafte Gewohnheit der Selbstbefleckung, und trieb endlich solche Unart sehr oft, (o abscheuliche Sün- de wieder GOtt und erschrecklicher Misbrauch meines armen Leibes!) Daher wurde ich endlich einer von denjenigen, deren Augen voll Ehebruch sind, und konnte von dieser Sün- de nicht mehr ablassen. Jch habe weder an Stärcke noch Statur zugenommen, seit dem ich 17. Jahr gewesen bin. Jch
glau-
N 3
Betrachtung der Unreinigkeit.
ſo wird mir der Mund gantz trocken, und die Gedancken ver- gehen mir. Bisweilen habe ich innerliches Zittern und Hertzklopfen. Zu anderer Zeit uͤberfaͤllt mich ein kalter Schauer, und gehet mir durch alle Theile meines Leibes; und wenn ich mich eine Weile wo auflehne, ſo erſtarren mir alsbald meine Arme, daß es ſcheinet, als ob ich gar keine na- tuͤrliche Waͤrme mehr uͤbrig haͤtte. Was aber meinen Kum- mer noch heftiger vermehret iſt dieſes, daß ich ſolches vor ein Zeichen halte, ſo vor der Schwindſucht hergehet. Jch ha- be ein heßliches Aufſteigen in meinem Halſe, und wenn ich mich reuſpere, ſo koͤmmet dicker Speichel zum Vorſchein. Die oft wiederholte Begehung dieſer abſcheulichen Gewohnheit hat gantz gewiß mein Wachsthum verhindert, und nicht nur dieſes, ſondern es hat auch ſehr viel zu Verringerung der ſpermatiſchen Theile beygetragen.
Ein anderer ſpricht: Jch habe oͤfters einen Schmertzen im Creutz. Mein Gehirn iſt wie gantz betaͤubet und ich habe nicht einen heitern Gedancken. Mein Gedaͤchtniß iſt uͤber- aus boͤs, da es doch ſonſt nicht ſo zu ſeyn pflegte. Und es hat oftmals des Nachts ſolche Seminal-Emiſſiones hervor gebracht, die zwar eben nicht uͤbermaͤßig groß geweſen ſind, nebſt einer Schwachheit in dem Penis und der Verluſt der Erection; und die Roͤhre, ſo das Waſſer treibet, iſt nicht ſo ſtarck als ſie zu ſeyn pfleget. Jch bin beydes am Leibe und am Gemuͤthe geplaget und verlange einigen Rath bey Jhnen.
Ein anderer: Wenn ich ihr Buch nicht geleſen haͤtte, ſo wuͤrde ich eher geſtorben ſeyn, als daß ich meinen Zuſtand ei- nem lebendigen Menſchen wuͤrde entdecket haben. Jch habe nun veraͤnderliche Schmertzen, die mir bald in den Ruͤcken, bald auf die Bruſt, bald wiederum und zwar am gemeinſten in die Schenckel und Beine kommen, welche gantz hitzig aus- ſehen, auch mich ſehr unruhig, ungeſchickt zur Arbeit, und ſo verdruͤßlich und traͤge machen, daß ich oft ſtehend einſchlafen moͤchte. Dieſe Veraͤnderung hat ſich nur ſeit dieſem Monat gefunden, ausgenommen das Flieſſen, welches bisweilen als- bald nach Laſſung des Urins koͤmmt.
Ein anderer: Es wird mir nicht viel helfen, wenn ich Jh- nen ſage, daß ich von frommen Eltern geboren und gar gott- ſelig auferzogen worden. Deſſen ungeachtet lernte ich zwi- ſchen meinem funfzehenden und ſechzehenden Jahre durch boͤſe Geſellſchaft die laſterhafte Gewohnheit der Selbſtbefleckung, und trieb endlich ſolche Unart ſehr oft, (o abſcheuliche Suͤn- de wieder GOtt und erſchrecklicher Misbrauch meines armen Leibes!) Daher wurde ich endlich einer von denjenigen, deren Augen voll Ehebruch ſind, und konnte von dieſer Suͤn- de nicht mehr ablaſſen. Jch habe weder an Staͤrcke noch Statur zugenommen, ſeit dem ich 17. Jahr geweſen bin. Jch
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[197/0217]
Betrachtung der Unreinigkeit.
ſo wird mir der Mund gantz trocken, und die Gedancken ver-
gehen mir. Bisweilen habe ich innerliches Zittern und
Hertzklopfen. Zu anderer Zeit uͤberfaͤllt mich ein kalter
Schauer, und gehet mir durch alle Theile meines Leibes;
und wenn ich mich eine Weile wo auflehne, ſo erſtarren mir
alsbald meine Arme, daß es ſcheinet, als ob ich gar keine na-
tuͤrliche Waͤrme mehr uͤbrig haͤtte. Was aber meinen Kum-
mer noch heftiger vermehret iſt dieſes, daß ich ſolches vor ein
Zeichen halte, ſo vor der Schwindſucht hergehet. Jch ha-
be ein heßliches Aufſteigen in meinem Halſe, und wenn ich
mich reuſpere, ſo koͤmmet dicker Speichel zum Vorſchein. Die
oft wiederholte Begehung dieſer abſcheulichen Gewohnheit
hat gantz gewiß mein Wachsthum verhindert, und nicht nur
dieſes, ſondern es hat auch ſehr viel zu Verringerung der
ſpermatiſchen Theile beygetragen.
Ein anderer ſpricht: Jch habe oͤfters einen Schmertzen im
Creutz. Mein Gehirn iſt wie gantz betaͤubet und ich habe
nicht einen heitern Gedancken. Mein Gedaͤchtniß iſt uͤber-
aus boͤs, da es doch ſonſt nicht ſo zu ſeyn pflegte. Und es
hat oftmals des Nachts ſolche Seminal-Emiſſiones hervor
gebracht, die zwar eben nicht uͤbermaͤßig groß geweſen ſind,
nebſt einer Schwachheit in dem Penis und der Verluſt der
Erection; und die Roͤhre, ſo das Waſſer treibet, iſt nicht ſo
ſtarck als ſie zu ſeyn pfleget. Jch bin beydes am Leibe und
am Gemuͤthe geplaget und verlange einigen Rath bey Jhnen.
Ein anderer: Wenn ich ihr Buch nicht geleſen haͤtte, ſo
wuͤrde ich eher geſtorben ſeyn, als daß ich meinen Zuſtand ei-
nem lebendigen Menſchen wuͤrde entdecket haben. Jch habe
nun veraͤnderliche Schmertzen, die mir bald in den Ruͤcken,
bald auf die Bruſt, bald wiederum und zwar am gemeinſten
in die Schenckel und Beine kommen, welche gantz hitzig aus-
ſehen, auch mich ſehr unruhig, ungeſchickt zur Arbeit, und ſo
verdruͤßlich und traͤge machen, daß ich oft ſtehend einſchlafen
moͤchte. Dieſe Veraͤnderung hat ſich nur ſeit dieſem Monat
gefunden, ausgenommen das Flieſſen, welches bisweilen als-
bald nach Laſſung des Urins koͤmmt.
Ein anderer: Es wird mir nicht viel helfen, wenn ich Jh-
nen ſage, daß ich von frommen Eltern geboren und gar gott-
ſelig auferzogen worden. Deſſen ungeachtet lernte ich zwi-
ſchen meinem funfzehenden und ſechzehenden Jahre durch boͤſe
Geſellſchaft die laſterhafte Gewohnheit der Selbſtbefleckung,
und trieb endlich ſolche Unart ſehr oft, (o abſcheuliche Suͤn-
de wieder GOtt und erſchrecklicher Misbrauch meines armen
Leibes!) Daher wurde ich endlich einer von denjenigen,
deren Augen voll Ehebruch ſind, und konnte von dieſer Suͤn-
de nicht mehr ablaſſen. Jch habe weder an Staͤrcke noch
Statur zugenommen, ſeit dem ich 17. Jahr geweſen bin. Jch
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/217>, abgerufen am 24.11.2024.
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