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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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(I. Th.) Anatomisch-Medicinische
Praeputium wird zwischen der Eichel und der Vorhaut mit
einem solchen Peltz oder dicken Haut überzogen, daß, wenn
ich es nicht beständig reinigte, ich die Vorhaut in acht Tagen
nicht wieder super Glandem würde zurück bringen können.
Jch habe etwas, womit ich es wasche, welches ich mit Fleiß
vermische. Diese Unreinigkeit hat einen heftigen Geruch, und ma-
chet die Eichel gantz rohe, wenn ich sie nicht rein halte. Und seit
der Zeit habe ich von dieser gottlosen Gewohnheit nachgelas-
sen, (davon ich schon einige Zeit vorher abgelassen hatte, ehe
ich Jhr Buch zu sehen bekam) so, daß ich seit der Zeit der wil-
ligen Selbstbefleckung nicht schuldig gewesen bin. Allein ich
bin seit der Zeit mit nächtlichen pollutionibus in meinem
Schlaf geplaget worden. Welches mir, wie ich befinde, auch
Schaden thut, indem es die Feuchtigkeiten herunter zu die-
sen Theilen bringet, dessen ich nicht gerne schuldig seyn wolte,
wenn ich es verhindern könnte. Bisweilen habe ich auch
Emissiones seminis auf dem Stuhl, iedoch nicht gar oft. Jch
kann aber nicht| dencken, daß mein Unvermögen vom Mangel
des Samens herrühre. Jch habe niemals einige fleischliche
Kenntniß eines Weibes gehabt, wovon ich dem grossen all-
wissenden GOtt Rechenschaft geben will; welches wichtige
Worte sind, wenn man sie recht bedencket. Und könnte der-
jenige vortreffliche Rath statt finden, den ein Rabbin seinem
Schüler gab: Erinnere dich, spricht er, eines Auges, das
alles siehet, eines Ohrs, das alles höret, und einer
Hand, die alles aufzeichnet, was du thust!
O was für
glückliche Menschen würden wir seyn! Denn weil wir das
allsehende Auge GOttes nicht genug betrachten, so leben wir
dergestalt in den Tag hinein. Sonst würde uns dieses in
Furcht halten, wenn wir GOtt vor Augen hätten. Jch habe
oft bey mir überleget, was für eine Gnade es ist, wenn
GOtt einen Menschen in seiner Jugend vor Sünden behütet.
Denn man pfleget in der Jugend solche Sünden zu begehen,
die einem hernach Zeit Lebens als ein Pfeil im Gewissen ste-
cken. Daher es bloß der zurückhaltenden Gnade GOttes zu-
zuschreiben, daß ein Mensch nicht in eben die groben Sün-
den hinein rennet, worein andere fallen, und zu welchen die
Jugend so gar geneigt zu seyn pfleget. Aus Ermangelung
dieser Gnade habe ich nun genug zu leiden. Doch habe ich
noch Ursache, GOtt für seine zurückhaltenden Gnade zu dan-
cken, die mich noch von viel tausenden unterschieden, und
vor offenbaren und ruchlosen Sünden bewahret, ausser daß
ich ihr durch mein wohllüstiges und geitziges Temperament
widerstrebet habe. Jch gedencke öfters an Hiobs Worte:
Denn du schreibest bittere Dinge wider mich, und läs-
sest mich besitzen die Sünden meiner Jugend,
Hiob 12, 25.
Aller Trost aber, den ich finde, wenn ich mich dieser Sünde

halber

(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
Præputium wird zwiſchen der Eichel und der Vorhaut mit
einem ſolchen Peltz oder dicken Haut uͤberzogen, daß, wenn
ich es nicht beſtaͤndig reinigte, ich die Vorhaut in acht Tagen
nicht wieder ſuper Glandem wuͤrde zuruͤck bringen koͤnnen.
Jch habe etwas, womit ich es waſche, welches ich mit Fleiß
vermiſche. Dieſe Unreinigkeit hat einen heftigen Geruch, und ma-
chet die Eichel gantz rohe, wenn ich ſie nicht rein halte. Und ſeit
der Zeit habe ich von dieſer gottloſen Gewohnheit nachgelaſ-
ſen, (davon ich ſchon einige Zeit vorher abgelaſſen hatte, ehe
ich Jhr Buch zu ſehen bekam) ſo, daß ich ſeit der Zeit der wil-
ligen Selbſtbefleckung nicht ſchuldig geweſen bin. Allein ich
bin ſeit der Zeit mit naͤchtlichen pollutionibus in meinem
Schlaf geplaget worden. Welches mir, wie ich befinde, auch
Schaden thut, indem es die Feuchtigkeiten herunter zu die-
ſen Theilen bringet, deſſen ich nicht gerne ſchuldig ſeyn wolte,
wenn ich es verhindern koͤnnte. Bisweilen habe ich auch
Emiſſiones ſeminis auf dem Stuhl, iedoch nicht gar oft. Jch
kann aber nicht| dencken, daß mein Unvermoͤgen vom Mangel
des Samens herruͤhre. Jch habe niemals einige fleiſchliche
Kenntniß eines Weibes gehabt, wovon ich dem groſſen all-
wiſſenden GOtt Rechenſchaft geben will; welches wichtige
Worte ſind, wenn man ſie recht bedencket. Und koͤnnte der-
jenige vortreffliche Rath ſtatt finden, den ein Rabbin ſeinem
Schuͤler gab: Erinnere dich, ſpricht er, eines Auges, das
alles ſiehet, eines Ohrs, das alles hoͤret, und einer
Hand, die alles aufzeichnet, was du thuſt!
O was fuͤr
gluͤckliche Menſchen wuͤrden wir ſeyn! Denn weil wir das
allſehende Auge GOttes nicht genug betrachten, ſo leben wir
dergeſtalt in den Tag hinein. Sonſt wuͤrde uns dieſes in
Furcht halten, wenn wir GOtt vor Augen haͤtten. Jch habe
oft bey mir uͤberleget, was fuͤr eine Gnade es iſt, wenn
GOtt einen Menſchen in ſeiner Jugend vor Suͤnden behuͤtet.
Denn man pfleget in der Jugend ſolche Suͤnden zu begehen,
die einem hernach Zeit Lebens als ein Pfeil im Gewiſſen ſte-
cken. Daher es bloß der zuruͤckhaltenden Gnade GOttes zu-
zuſchreiben, daß ein Menſch nicht in eben die groben Suͤn-
den hinein rennet, worein andere fallen, und zu welchen die
Jugend ſo gar geneigt zu ſeyn pfleget. Aus Ermangelung
dieſer Gnade habe ich nun genug zu leiden. Doch habe ich
noch Urſache, GOtt fuͤr ſeine zuruͤckhaltenden Gnade zu dan-
cken, die mich noch von viel tauſenden unterſchieden, und
vor offenbaren und ruchloſen Suͤnden bewahret, auſſer daß
ich ihr durch mein wohlluͤſtiges und geitziges Temperament
widerſtrebet habe. Jch gedencke oͤfters an Hiobs Worte:
Denn du ſchreibeſt bittere Dinge wider mich, und laͤſ-
ſeſt mich beſitzen die Suͤnden meiner Jugend,
Hiob 12, 25.
Aller Troſt aber, den ich finde, wenn ich mich dieſer Suͤnde

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[186/0206] (I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche Præputium wird zwiſchen der Eichel und der Vorhaut mit einem ſolchen Peltz oder dicken Haut uͤberzogen, daß, wenn ich es nicht beſtaͤndig reinigte, ich die Vorhaut in acht Tagen nicht wieder ſuper Glandem wuͤrde zuruͤck bringen koͤnnen. Jch habe etwas, womit ich es waſche, welches ich mit Fleiß vermiſche. Dieſe Unreinigkeit hat einen heftigen Geruch, und ma- chet die Eichel gantz rohe, wenn ich ſie nicht rein halte. Und ſeit der Zeit habe ich von dieſer gottloſen Gewohnheit nachgelaſ- ſen, (davon ich ſchon einige Zeit vorher abgelaſſen hatte, ehe ich Jhr Buch zu ſehen bekam) ſo, daß ich ſeit der Zeit der wil- ligen Selbſtbefleckung nicht ſchuldig geweſen bin. Allein ich bin ſeit der Zeit mit naͤchtlichen pollutionibus in meinem Schlaf geplaget worden. Welches mir, wie ich befinde, auch Schaden thut, indem es die Feuchtigkeiten herunter zu die- ſen Theilen bringet, deſſen ich nicht gerne ſchuldig ſeyn wolte, wenn ich es verhindern koͤnnte. Bisweilen habe ich auch Emiſſiones ſeminis auf dem Stuhl, iedoch nicht gar oft. Jch kann aber nicht| dencken, daß mein Unvermoͤgen vom Mangel des Samens herruͤhre. Jch habe niemals einige fleiſchliche Kenntniß eines Weibes gehabt, wovon ich dem groſſen all- wiſſenden GOtt Rechenſchaft geben will; welches wichtige Worte ſind, wenn man ſie recht bedencket. Und koͤnnte der- jenige vortreffliche Rath ſtatt finden, den ein Rabbin ſeinem Schuͤler gab: Erinnere dich, ſpricht er, eines Auges, das alles ſiehet, eines Ohrs, das alles hoͤret, und einer Hand, die alles aufzeichnet, was du thuſt! O was fuͤr gluͤckliche Menſchen wuͤrden wir ſeyn! Denn weil wir das allſehende Auge GOttes nicht genug betrachten, ſo leben wir dergeſtalt in den Tag hinein. Sonſt wuͤrde uns dieſes in Furcht halten, wenn wir GOtt vor Augen haͤtten. Jch habe oft bey mir uͤberleget, was fuͤr eine Gnade es iſt, wenn GOtt einen Menſchen in ſeiner Jugend vor Suͤnden behuͤtet. Denn man pfleget in der Jugend ſolche Suͤnden zu begehen, die einem hernach Zeit Lebens als ein Pfeil im Gewiſſen ſte- cken. Daher es bloß der zuruͤckhaltenden Gnade GOttes zu- zuſchreiben, daß ein Menſch nicht in eben die groben Suͤn- den hinein rennet, worein andere fallen, und zu welchen die Jugend ſo gar geneigt zu ſeyn pfleget. Aus Ermangelung dieſer Gnade habe ich nun genug zu leiden. Doch habe ich noch Urſache, GOtt fuͤr ſeine zuruͤckhaltenden Gnade zu dan- cken, die mich noch von viel tauſenden unterſchieden, und vor offenbaren und ruchloſen Suͤnden bewahret, auſſer daß ich ihr durch mein wohlluͤſtiges und geitziges Temperament widerſtrebet habe. Jch gedencke oͤfters an Hiobs Worte: Denn du ſchreibeſt bittere Dinge wider mich, und laͤſ- ſeſt mich beſitzen die Suͤnden meiner Jugend, Hiob 12, 25. Aller Troſt aber, den ich finde, wenn ich mich dieſer Suͤnde halber

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/206>, abgerufen am 23.11.2024.