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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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(I. Th.) Anatomisch-Medicinische
Briefen etwas von meinem eigenen elenden und jämmerli-
chen Zustande. Viele tausend werden meines Erachtens,
Ursach haben, GOtt für ein so löbliches und nöthiges
Unternehmen Danck zu sagen, daß Sie eine der schändlich-
sten und abscheulichsten Gewohnheiten nach Verdienst zu be-
straffen suchen. Was meinen eignen Zustand anbelanget, so
glaube ich, daß er alle Exempel, deren in Jhrem Buche ge-
dacht wird, so weit übertrifft, daß, wenn er beytragen könnte,
iemand von der erschrecklichen und schändlichen Sünde der
Selbstbefleckung abzuhalten, es mir in Betrachtung dessen
lieb seyn solte. Wiewol, was mich selbsten anbetrifft, ich
meinen Zustand für hülflos halte. Denn meine zeitlichen
Umstände, worein mich meine Sünde in der Welt versetzet
hat, sind so schlecht, daß ich keine Hülfe erwarten kann, und
das Schrecken meines Gewissens ist, wenn ich an mein
schändliches Leben gedencke, unaussprechlich, und sonder
Zweifel ein Anfang von dem Wurm, der niemals stirbet,
und dem Feuer, das niemals verlöschet. Meinen Zustand
so kurtz und doch auch so klar, als ich kann, vorzustellen, so
verhält sich derselbe folgender massen. Als ich ohngefehr
14. Jahr und eben damals zur Schule war, pflegte ich mit
grosser Aufmercksamkeit auf alle garstige und unreine Dis-
curse Achtung zu geben, die ich etwa von meinen Schulge-
sellen vorbringen hörte. Diese unreinen Gedancken ernehrte
und hegte ich. Und ob ich mich schon keines Exempels von
einigen Knaben erinnere, der sich der Begehung dieser That
schuldig gemacht hätte: so nahm ich doch nach kurtzer Zeit
diese Sünde vor, und es ist fast so unglaublich für andre, als
erschrecklich für mich, zu beschreiben, wie oft ich mich des Ta-
ges dieser Leichtfertigkeit schuldig machte. Zu dieser Zeit, ich
muß es gestehen, hatte ich wenig oder keinen Begriff davon,
daß diese Gewohnheit sündlich sey. Mein vornehmster Kum-
mer war, Sorge zu tragen, daß ich zur Zeit, wenn ich die
That beging, von niemanden gesehen werden möchte. Und
ob ich schon eine sehr gute Auferziehung genoß, und also vor
allen andern Lastern bewahret wurde: so sahe ich doch, we-
der sie noch andre, von diesem Laster, zum wenigsten nach sei-
nen eigentlichen und besondern Namen, reden hören. Jn
dieser öftern Gewohnheit fuhr ich fort, weil ich zu Haus
war, und ohngefehr anderthalb Jahr, nachdem ich nach Lon-
den gekommen, und zu einem Leinwandhändler in die Lehre
gethan war, wo ich von den andern Lehrjungen, meinen
Cammeraden, Beystand in dieser leichtfertigen Gewohnheit
bekam. Weil eine und andere Dinge vorfielen, wurde
ich von dannen gethan, und empfand noch immer starcke
Neigung zu dieser gottlosen Sünde, da ich mir nichts sünd-
liches oder böses dabey einbildete, indem ich niemals von des

Onans

(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
Briefen etwas von meinem eigenen elenden und jaͤmmerli-
chen Zuſtande. Viele tauſend werden meines Erachtens,
Urſach haben, GOtt fuͤr ein ſo loͤbliches und noͤthiges
Unternehmen Danck zu ſagen, daß Sie eine der ſchaͤndlich-
ſten und abſcheulichſten Gewohnheiten nach Verdienſt zu be-
ſtraffen ſuchen. Was meinen eignen Zuſtand anbelanget, ſo
glaube ich, daß er alle Exempel, deren in Jhrem Buche ge-
dacht wird, ſo weit uͤbertrifft, daß, wenn er beytragen koͤnnte,
iemand von der erſchrecklichen und ſchaͤndlichen Suͤnde der
Selbſtbefleckung abzuhalten, es mir in Betrachtung deſſen
lieb ſeyn ſolte. Wiewol, was mich ſelbſten anbetrifft, ich
meinen Zuſtand fuͤr huͤlflos halte. Denn meine zeitlichen
Umſtaͤnde, worein mich meine Suͤnde in der Welt verſetzet
hat, ſind ſo ſchlecht, daß ich keine Huͤlfe erwarten kann, und
das Schrecken meines Gewiſſens iſt, wenn ich an mein
ſchaͤndliches Leben gedencke, unausſprechlich, und ſonder
Zweifel ein Anfang von dem Wurm, der niemals ſtirbet,
und dem Feuer, das niemals verloͤſchet. Meinen Zuſtand
ſo kurtz und doch auch ſo klar, als ich kann, vorzuſtellen, ſo
verhaͤlt ſich derſelbe folgender maſſen. Als ich ohngefehr
14. Jahr und eben damals zur Schule war, pflegte ich mit
groſſer Aufmerckſamkeit auf alle garſtige und unreine Dis-
curſe Achtung zu geben, die ich etwa von meinen Schulge-
ſellen vorbringen hoͤrte. Dieſe unreinen Gedancken ernehrte
und hegte ich. Und ob ich mich ſchon keines Exempels von
einigen Knaben erinnere, der ſich der Begehung dieſer That
ſchuldig gemacht haͤtte: ſo nahm ich doch nach kurtzer Zeit
dieſe Suͤnde vor, und es iſt faſt ſo unglaublich fuͤr andre, als
erſchrecklich fuͤr mich, zu beſchreiben, wie oft ich mich des Ta-
ges dieſer Leichtfertigkeit ſchuldig machte. Zu dieſer Zeit, ich
muß es geſtehen, hatte ich wenig oder keinen Begriff davon,
daß dieſe Gewohnheit ſuͤndlich ſey. Mein vornehmſter Kum-
mer war, Sorge zu tragen, daß ich zur Zeit, wenn ich die
That beging, von niemanden geſehen werden moͤchte. Und
ob ich ſchon eine ſehr gute Auferziehung genoß, und alſo vor
allen andern Laſtern bewahret wurde: ſo ſahe ich doch, we-
der ſie noch andre, von dieſem Laſter, zum wenigſten nach ſei-
nen eigentlichen und beſondern Namen, reden hoͤren. Jn
dieſer oͤftern Gewohnheit fuhr ich fort, weil ich zu Haus
war, und ohngefehr anderthalb Jahr, nachdem ich nach Lon-
den gekommen, und zu einem Leinwandhaͤndler in die Lehre
gethan war, wo ich von den andern Lehrjungen, meinen
Cammeraden, Beyſtand in dieſer leichtfertigen Gewohnheit
bekam. Weil eine und andere Dinge vorfielen, wurde
ich von dannen gethan, und empfand noch immer ſtarcke
Neigung zu dieſer gottloſen Suͤnde, da ich mir nichts ſuͤnd-
liches oder boͤſes dabey einbildete, indem ich niemals von des

Onans
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[180/0200] (I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche Briefen etwas von meinem eigenen elenden und jaͤmmerli- chen Zuſtande. Viele tauſend werden meines Erachtens, Urſach haben, GOtt fuͤr ein ſo loͤbliches und noͤthiges Unternehmen Danck zu ſagen, daß Sie eine der ſchaͤndlich- ſten und abſcheulichſten Gewohnheiten nach Verdienſt zu be- ſtraffen ſuchen. Was meinen eignen Zuſtand anbelanget, ſo glaube ich, daß er alle Exempel, deren in Jhrem Buche ge- dacht wird, ſo weit uͤbertrifft, daß, wenn er beytragen koͤnnte, iemand von der erſchrecklichen und ſchaͤndlichen Suͤnde der Selbſtbefleckung abzuhalten, es mir in Betrachtung deſſen lieb ſeyn ſolte. Wiewol, was mich ſelbſten anbetrifft, ich meinen Zuſtand fuͤr huͤlflos halte. Denn meine zeitlichen Umſtaͤnde, worein mich meine Suͤnde in der Welt verſetzet hat, ſind ſo ſchlecht, daß ich keine Huͤlfe erwarten kann, und das Schrecken meines Gewiſſens iſt, wenn ich an mein ſchaͤndliches Leben gedencke, unausſprechlich, und ſonder Zweifel ein Anfang von dem Wurm, der niemals ſtirbet, und dem Feuer, das niemals verloͤſchet. Meinen Zuſtand ſo kurtz und doch auch ſo klar, als ich kann, vorzuſtellen, ſo verhaͤlt ſich derſelbe folgender maſſen. Als ich ohngefehr 14. Jahr und eben damals zur Schule war, pflegte ich mit groſſer Aufmerckſamkeit auf alle garſtige und unreine Dis- curſe Achtung zu geben, die ich etwa von meinen Schulge- ſellen vorbringen hoͤrte. Dieſe unreinen Gedancken ernehrte und hegte ich. Und ob ich mich ſchon keines Exempels von einigen Knaben erinnere, der ſich der Begehung dieſer That ſchuldig gemacht haͤtte: ſo nahm ich doch nach kurtzer Zeit dieſe Suͤnde vor, und es iſt faſt ſo unglaublich fuͤr andre, als erſchrecklich fuͤr mich, zu beſchreiben, wie oft ich mich des Ta- ges dieſer Leichtfertigkeit ſchuldig machte. Zu dieſer Zeit, ich muß es geſtehen, hatte ich wenig oder keinen Begriff davon, daß dieſe Gewohnheit ſuͤndlich ſey. Mein vornehmſter Kum- mer war, Sorge zu tragen, daß ich zur Zeit, wenn ich die That beging, von niemanden geſehen werden moͤchte. Und ob ich ſchon eine ſehr gute Auferziehung genoß, und alſo vor allen andern Laſtern bewahret wurde: ſo ſahe ich doch, we- der ſie noch andre, von dieſem Laſter, zum wenigſten nach ſei- nen eigentlichen und beſondern Namen, reden hoͤren. Jn dieſer oͤftern Gewohnheit fuhr ich fort, weil ich zu Haus war, und ohngefehr anderthalb Jahr, nachdem ich nach Lon- den gekommen, und zu einem Leinwandhaͤndler in die Lehre gethan war, wo ich von den andern Lehrjungen, meinen Cammeraden, Beyſtand in dieſer leichtfertigen Gewohnheit bekam. Weil eine und andere Dinge vorfielen, wurde ich von dannen gethan, und empfand noch immer ſtarcke Neigung zu dieſer gottloſen Suͤnde, da ich mir nichts ſuͤnd- liches oder boͤſes dabey einbildete, indem ich niemals von des Onans

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/200>, abgerufen am 21.11.2024.