und Bestialität müssen hervor gesucht werden: so daß ein solches Menschen-Geschlecht nicht nur vor GOtt, sondern auch vor dem unvernünftigen Viehe und vor den Teufeln selbst stinckend und detestable werden muß. Jn billiger Er- wegung der erschrecklich schweren und vielen Folgen, die auf diese unmenschliche Schandthaten, (sonderlich, wenn sie schon in grösseren Hauffen ausgebrochen, und gemeinschaftlich wor- den sind,) unausbleiblich folgen müssen, haben vor etlichen Jahren die Herren Generalstaaten nöthig befunden, da sich etwas dergleichen an theils Orten ihrer Republique hatte blicken lassen, eine sehr genaue Untersuchung bey Hohen und Niedrigen, die in Verdacht kommen waren, anzustellen, und einen solchen Fluch und Unflath des menschlichen Geschlechts auch nach Gebühr straffen zu lassen. Wie denn Leute, die damals in den Niederlanden gewesen, bezeuget haben, daß bey dieser Jnquisition und Landbestraffung viel 1000. Menschen, vornehmen und geringen Standes auf allerley Weise hinge- richtet, meistentheils aber in die See gestürtzt worden sind, um das Schandfeuer, so durch kein Gewissen noch Religion gelöschet werden konte, in |der See zu vertilgen.
Doch der Auctor bestättiget seine behaupteten Lehren mit einer grossen Menge Zeugen. Er führet ihre Briefe die sie an ihn abgelassen, und die darin enthaltene Klagen und Be- kenntnisse in grosser Anzahl an. Und wer weiß, ob nicht je- des derselben für tausend andre stehen kann? Es ist der Mü- he werth einige Stücklein aus solchen Briefen hier anzu- führen.
P. 33. Heissts: "Mein Herr. Ob ich schon die Ehre nicht habe mit Jhnen bekant zu seyn, so hoffe ich doch, Sie werden sich durch den traurigen Zustand, worin ich mich befinde, zum Mitleiden bewegen lassen, und mir denjenigen vortreflichen Rath nicht versagen, den sie mir allein zu geben vermögend sind.
Die öftere Begehung derjenigen abscheulichen Unart, die sie in ihrem vernünftigen Buche bestraffen, hat mir eine rech- te Complicationem morborum über den Hals gezogen. Erst- lich bin ich mit einer beständigen Gonorrhoea seit Anfang des verwichnen Ianuarii beschweret. Als denn bin ich mit hefti- gen Dünsten eingenommen worden, welche mich währenden paroxysmi fast aller Vernunft berauben. Und nun da solches vorüber ist, befinde ich mich so sehr schwach, daß ich zwey bis drey Tage an einander nicht aus dem Bette steigen kann. Jch bin nun wieder bey meinem rechten Verstande, und bitte Sie inständigst, mir Hülfe zu verschaffen. Wenn sich die Kraft der Artzeneykunst so weit erstrecket: so zweifle ich keinesweges, daß Sie solches thun werden, und hierdurch werden Sie sich jederzeit verbinden. Dero etc."
P. 35. Werthester Herr. Jch hoffe in Demuth, Sie werden sich
nicht
Betrachtung der Unreinigkeit.
und Beſtialitaͤt muͤſſen hervor geſucht werden: ſo daß ein ſolches Menſchen-Geſchlecht nicht nur vor GOtt, ſondern auch vor dem unvernuͤnftigen Viehe und vor den Teufeln ſelbſt ſtinckend und deteſtable werden muß. Jn billiger Er- wegung der erſchrecklich ſchweren und vielen Folgen, die auf dieſe unmenſchliche Schandthaten, (ſonderlich, wenn ſie ſchon in groͤſſeren Hauffen ausgebrochen, und gemeinſchaftlich wor- den ſind,) unausbleiblich folgen muͤſſen, haben vor etlichen Jahren die Herren Generalſtaaten noͤthig befunden, da ſich etwas dergleichen an theils Orten ihrer Republique hatte blicken laſſen, eine ſehr genaue Unterſuchung bey Hohen und Niedrigen, die in Verdacht kommen waren, anzuſtellen, und einen ſolchen Fluch und Unflath des menſchlichen Geſchlechts auch nach Gebuͤhr ſtraffen zu laſſen. Wie denn Leute, die damals in den Niederlanden geweſen, bezeuget haben, daß bey dieſer Jnquiſition und Landbeſtraffung viel 1000. Menſchen, vornehmen und geringen Standes auf allerley Weiſe hinge- richtet, meiſtentheils aber in die See geſtuͤrtzt worden ſind, um das Schandfeuer, ſo durch kein Gewiſſen noch Religion geloͤſchet werden konte, in |der See zu vertilgen.
Doch der Auctor beſtaͤttiget ſeine behaupteten Lehren mit einer groſſen Menge Zeugen. Er fuͤhret ihre Briefe die ſie an ihn abgelaſſen, und die darin enthaltene Klagen und Be- kenntniſſe in groſſer Anzahl an. Und wer weiß, ob nicht je- des derſelben fuͤr tauſend andre ſtehen kann? Es iſt der Muͤ- he werth einige Stuͤcklein aus ſolchen Briefen hier anzu- fuͤhren.
P. 33. Heiſſts: „Mein Herr. Ob ich ſchon die Ehre nicht habe mit Jhnen bekant zu ſeyn, ſo hoffe ich doch, Sie werden ſich durch den traurigen Zuſtand, worin ich mich befinde, zum Mitleiden bewegen laſſen, und mir denjenigen vortreflichen Rath nicht verſagen, den ſie mir allein zu geben vermoͤgend ſind.
Die oͤftere Begehung derjenigen abſcheulichen Unart, die ſie in ihrem vernuͤnftigen Buche beſtraffen, hat mir eine rech- te Complicationem morborum uͤber den Hals gezogen. Erſt- lich bin ich mit einer beſtaͤndigen Gonorrhœa ſeit Anfang des verwichnen Ianuarii beſchweret. Als denn bin ich mit hefti- gen Duͤnſten eingenommen worden, welche mich waͤhrenden paroxysmi faſt aller Vernunft berauben. Und nun da ſolches voruͤber iſt, befinde ich mich ſo ſehr ſchwach, daß ich zwey bis drey Tage an einander nicht aus dem Bette ſteigen kann. Jch bin nun wieder bey meinem rechten Verſtande, und bitte Sie inſtaͤndigſt, mir Huͤlfe zu verſchaffen. Wenn ſich die Kraft der Artzeneykunſt ſo weit erſtrecket: ſo zweifle ich keinesweges, daß Sie ſolches thun werden, und hierdurch werden Sie ſich jederzeit verbinden. Dero ꝛc.‟
P. 35. Wertheſter Herr. Jch hoffe in Demuth, Sie werden ſich
nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0195"n="175"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Betrachtung der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
und Beſtialitaͤt muͤſſen hervor geſucht werden: ſo daß ein<lb/>ſolches Menſchen-Geſchlecht nicht nur vor GOtt, ſondern<lb/>
auch vor dem unvernuͤnftigen Viehe und vor den Teufeln<lb/>ſelbſt ſtinckend und <hirendition="#aq">deteſtable</hi> werden muß. Jn billiger Er-<lb/>
wegung der erſchrecklich ſchweren und vielen Folgen, die auf<lb/>
dieſe unmenſchliche Schandthaten, (ſonderlich, wenn ſie ſchon<lb/>
in groͤſſeren Hauffen ausgebrochen, und gemeinſchaftlich wor-<lb/>
den ſind,) unausbleiblich folgen muͤſſen, haben vor etlichen<lb/>
Jahren die Herren Generalſtaaten noͤthig befunden, da ſich<lb/>
etwas dergleichen an theils Orten ihrer Republique hatte<lb/>
blicken laſſen, eine ſehr genaue Unterſuchung bey Hohen und<lb/>
Niedrigen, die in Verdacht kommen waren, anzuſtellen, und<lb/>
einen ſolchen Fluch und Unflath des menſchlichen Geſchlechts<lb/>
auch nach Gebuͤhr ſtraffen zu laſſen. Wie denn Leute, die<lb/>
damals in den Niederlanden geweſen, bezeuget haben, daß bey<lb/>
dieſer Jnquiſition und Landbeſtraffung viel 1000. Menſchen,<lb/>
vornehmen und geringen Standes auf allerley Weiſe hinge-<lb/>
richtet, meiſtentheils aber in die See geſtuͤrtzt worden ſind,<lb/>
um das Schandfeuer, ſo durch kein Gewiſſen noch Religion<lb/>
geloͤſchet werden konte, in |der See zu vertilgen.</p><lb/><p>Doch der <hirendition="#aq">Auctor</hi> beſtaͤttiget ſeine behaupteten Lehren mit<lb/>
einer groſſen Menge Zeugen. Er fuͤhret ihre Briefe die ſie<lb/>
an ihn abgelaſſen, und die darin enthaltene Klagen und Be-<lb/>
kenntniſſe in groſſer Anzahl an. Und wer weiß, ob nicht je-<lb/>
des derſelben fuͤr tauſend andre ſtehen kann? Es iſt der Muͤ-<lb/>
he werth einige Stuͤcklein aus ſolchen Briefen hier anzu-<lb/>
fuͤhren.</p><lb/><p><hirendition="#aq">P.</hi> 33. Heiſſts: „Mein Herr. Ob ich ſchon die Ehre nicht<lb/>
habe mit Jhnen bekant zu ſeyn, ſo hoffe ich doch, Sie werden<lb/>ſich durch den traurigen Zuſtand, worin ich mich befinde, zum<lb/>
Mitleiden bewegen laſſen, und mir denjenigen vortreflichen<lb/>
Rath nicht verſagen, den ſie mir allein zu geben vermoͤgend<lb/>ſind.</p><lb/><p>Die oͤftere Begehung derjenigen abſcheulichen Unart, die<lb/>ſie in ihrem vernuͤnftigen Buche beſtraffen, hat mir eine rech-<lb/>
te <hirendition="#aq">Complicationem morborum</hi> uͤber den Hals gezogen. Erſt-<lb/>
lich bin ich mit einer beſtaͤndigen <hirendition="#aq">Gonorrhœa</hi>ſeit Anfang des<lb/>
verwichnen <hirendition="#aq">Ianuarii</hi> beſchweret. Als denn bin ich mit hefti-<lb/>
gen Duͤnſten eingenommen worden, welche mich waͤhrenden<lb/><hirendition="#aq">paroxysmi</hi> faſt aller Vernunft berauben. Und nun da ſolches<lb/>
voruͤber iſt, befinde ich mich ſo ſehr ſchwach, daß ich zwey bis<lb/>
drey Tage an einander nicht aus dem Bette ſteigen kann. Jch<lb/>
bin nun wieder bey meinem rechten Verſtande, und bitte Sie<lb/>
inſtaͤndigſt, mir Huͤlfe zu verſchaffen. Wenn ſich die Kraft<lb/>
der Artzeneykunſt ſo weit erſtrecket: ſo zweifle ich keinesweges,<lb/>
daß Sie ſolches thun werden, und hierdurch werden Sie ſich<lb/>
jederzeit verbinden. Dero ꝛc.‟</p><lb/><p><hirendition="#aq">P.</hi> 35. Wertheſter Herr. Jch hoffe in Demuth, Sie werden ſich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nicht</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[175/0195]
Betrachtung der Unreinigkeit.
und Beſtialitaͤt muͤſſen hervor geſucht werden: ſo daß ein
ſolches Menſchen-Geſchlecht nicht nur vor GOtt, ſondern
auch vor dem unvernuͤnftigen Viehe und vor den Teufeln
ſelbſt ſtinckend und deteſtable werden muß. Jn billiger Er-
wegung der erſchrecklich ſchweren und vielen Folgen, die auf
dieſe unmenſchliche Schandthaten, (ſonderlich, wenn ſie ſchon
in groͤſſeren Hauffen ausgebrochen, und gemeinſchaftlich wor-
den ſind,) unausbleiblich folgen muͤſſen, haben vor etlichen
Jahren die Herren Generalſtaaten noͤthig befunden, da ſich
etwas dergleichen an theils Orten ihrer Republique hatte
blicken laſſen, eine ſehr genaue Unterſuchung bey Hohen und
Niedrigen, die in Verdacht kommen waren, anzuſtellen, und
einen ſolchen Fluch und Unflath des menſchlichen Geſchlechts
auch nach Gebuͤhr ſtraffen zu laſſen. Wie denn Leute, die
damals in den Niederlanden geweſen, bezeuget haben, daß bey
dieſer Jnquiſition und Landbeſtraffung viel 1000. Menſchen,
vornehmen und geringen Standes auf allerley Weiſe hinge-
richtet, meiſtentheils aber in die See geſtuͤrtzt worden ſind,
um das Schandfeuer, ſo durch kein Gewiſſen noch Religion
geloͤſchet werden konte, in |der See zu vertilgen.
Doch der Auctor beſtaͤttiget ſeine behaupteten Lehren mit
einer groſſen Menge Zeugen. Er fuͤhret ihre Briefe die ſie
an ihn abgelaſſen, und die darin enthaltene Klagen und Be-
kenntniſſe in groſſer Anzahl an. Und wer weiß, ob nicht je-
des derſelben fuͤr tauſend andre ſtehen kann? Es iſt der Muͤ-
he werth einige Stuͤcklein aus ſolchen Briefen hier anzu-
fuͤhren.
P. 33. Heiſſts: „Mein Herr. Ob ich ſchon die Ehre nicht
habe mit Jhnen bekant zu ſeyn, ſo hoffe ich doch, Sie werden
ſich durch den traurigen Zuſtand, worin ich mich befinde, zum
Mitleiden bewegen laſſen, und mir denjenigen vortreflichen
Rath nicht verſagen, den ſie mir allein zu geben vermoͤgend
ſind.
Die oͤftere Begehung derjenigen abſcheulichen Unart, die
ſie in ihrem vernuͤnftigen Buche beſtraffen, hat mir eine rech-
te Complicationem morborum uͤber den Hals gezogen. Erſt-
lich bin ich mit einer beſtaͤndigen Gonorrhœa ſeit Anfang des
verwichnen Ianuarii beſchweret. Als denn bin ich mit hefti-
gen Duͤnſten eingenommen worden, welche mich waͤhrenden
paroxysmi faſt aller Vernunft berauben. Und nun da ſolches
voruͤber iſt, befinde ich mich ſo ſehr ſchwach, daß ich zwey bis
drey Tage an einander nicht aus dem Bette ſteigen kann. Jch
bin nun wieder bey meinem rechten Verſtande, und bitte Sie
inſtaͤndigſt, mir Huͤlfe zu verſchaffen. Wenn ſich die Kraft
der Artzeneykunſt ſo weit erſtrecket: ſo zweifle ich keinesweges,
daß Sie ſolches thun werden, und hierdurch werden Sie ſich
jederzeit verbinden. Dero ꝛc.‟
P. 35. Wertheſter Herr. Jch hoffe in Demuth, Sie werden ſich
nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/195>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.