"alle dem und in allen diesen verworrenen Paßio- "nen und ihren Wirckungen ist er sich selber "feind. Diese Art der Liebe hat viele zum "Strick der Verzweifelung, oder auch an den "Galgen gebracht, in die äusserste Gefahr ge- "stürtzet, in die alten Wunden der ohnehin schon "todtkrancken Seele neue Pein und ängstende "Schmertzen eingeflösset. Unter allen (höchstun- "anständigen) Dingen aber, mit welchen der arme "und sinnlose Liebhaber auf eine Verwunderungs- "würdige weise gequälet wird, ist dis wohl das "grausamste, so er leiden muß, daß er niemals "begehret von seinem kläglichen Jammerstand "wieder befreyet zu werden."
Man kann warlich auch daraus sehen, wie dieser Zustand eines Menschen sein Gemüthe so gar jämmerlich martern müsse, weil bereits die alten heidnischen Philosophen und andere sich so viele Mühe gegeben, die Hülfsmittel wi- der solche quälende Thorheiten aufzusuchen. Was Cicero davon aufgesetzt, ist oben ange- führet. Nun will nur einen merckwürdigen Ort aus Franc. Petrarchae dialog. 69. anführen, der saget unter andern: O armer Thor! du wirst durch die Fallen und Nachstellungen der wollü- "stigen Liebe so gut als umgebracht, und es ist "dir noch dazu angenehm! Denn die geile Lie- "be ist ein sehr tückisches und betrügliches Feuer, "eine angenehme Wunde, ein wohlschmeckendes "Gift, eine süsse Bitterkeit, eine ergetzende Kranck- "heit, eine geliebte und vergnügende Leib- und "Lebensstraffe, ein schmeichelnder Tod! Allein "gewißlich, das Uebel ist just alsdenn am aller-
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Betrachtung der Unreinigkeit.
„alle dem und in allen dieſen verworrenen Paßio- „nen und ihren Wirckungen iſt er ſich ſelber „feind. Dieſe Art der Liebe hat viele zum „Strick der Verzweifelung, oder auch an den „Galgen gebracht, in die aͤuſſerſte Gefahr ge- „ſtuͤrtzet, in die alten Wunden der ohnehin ſchon „todtkrancken Seele neue Pein und aͤngſtende „Schmertzen eingefloͤſſet. Unter allen (hoͤchſtun- „anſtaͤndigen) Dingen aber, mit welchen der arme „und ſinnloſe Liebhaber auf eine Verwunderungs- „wuͤrdige weiſe gequaͤlet wird, iſt dis wohl das „grauſamſte, ſo er leiden muß, daß er niemals „begehret von ſeinem klaͤglichen Jammerſtand „wieder befreyet zu werden.‟
Man kann warlich auch daraus ſehen, wie dieſer Zuſtand eines Menſchen ſein Gemuͤthe ſo gar jaͤmmerlich martern muͤſſe, weil bereits die alten heidniſchen Philoſophen und andere ſich ſo viele Muͤhe gegeben, die Huͤlfsmittel wi- der ſolche quaͤlende Thorheiten aufzuſuchen. Was Cicero davon aufgeſetzt, iſt oben ange- fuͤhret. Nun will nur einen merckwuͤrdigen Ort aus Franc. Petrarchæ dialog. 69. anfuͤhren, der ſaget unter andern: O armer Thor! du wirſt durch die Fallen und Nachſtellungen der wolluͤ- „ſtigen Liebe ſo gut als umgebracht, und es iſt „dir noch dazu angenehm! Denn die geile Lie- „be iſt ein ſehr tuͤckiſches und betruͤgliches Feuer, „eine angenehme Wunde, ein wohlſchmeckendes „Gift, eine ſuͤſſe Bitterkeit, eine ergetzende Kranck- „heit, eine geliebte und vergnuͤgende Leib- und „Lebensſtraffe, ein ſchmeichelnder Tod! Allein „gewißlich, das Uebel iſt juſt alsdenn am aller-
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Betrachtung der Unreinigkeit.
„alle dem und in allen dieſen verworrenen Paßio-
„nen und ihren Wirckungen iſt er ſich ſelber
„feind. Dieſe Art der Liebe hat viele zum
„Strick der Verzweifelung, oder auch an den
„Galgen gebracht, in die aͤuſſerſte Gefahr ge-
„ſtuͤrtzet, in die alten Wunden der ohnehin ſchon
„todtkrancken Seele neue Pein und aͤngſtende
„Schmertzen eingefloͤſſet. Unter allen (hoͤchſtun-
„anſtaͤndigen) Dingen aber, mit welchen der arme
„und ſinnloſe Liebhaber auf eine Verwunderungs-
„wuͤrdige weiſe gequaͤlet wird, iſt dis wohl das
„grauſamſte, ſo er leiden muß, daß er niemals
„begehret von ſeinem klaͤglichen Jammerſtand
„wieder befreyet zu werden.‟
Man kann warlich auch daraus ſehen, wie
dieſer Zuſtand eines Menſchen ſein Gemuͤthe
ſo gar jaͤmmerlich martern muͤſſe, weil bereits
die alten heidniſchen Philoſophen und andere
ſich ſo viele Muͤhe gegeben, die Huͤlfsmittel wi-
der ſolche quaͤlende Thorheiten aufzuſuchen.
Was Cicero davon aufgeſetzt, iſt oben ange-
fuͤhret. Nun will nur einen merckwuͤrdigen Ort
aus Franc. Petrarchæ dialog. 69. anfuͤhren, der
ſaget unter andern: O armer Thor! du wirſt
durch die Fallen und Nachſtellungen der wolluͤ-
„ſtigen Liebe ſo gut als umgebracht, und es iſt
„dir noch dazu angenehm! Denn die geile Lie-
„be iſt ein ſehr tuͤckiſches und betruͤgliches Feuer,
„eine angenehme Wunde, ein wohlſchmeckendes
„Gift, eine ſuͤſſe Bitterkeit, eine ergetzende Kranck-
„heit, eine geliebte und vergnuͤgende Leib- und
„Lebensſtraffe, ein ſchmeichelnder Tod! Allein
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/187>, abgerufen am 21.11.2024.
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