che mancher heidnischen Scribenten ihre Schreib- art recht obscoen gemacht, gnugsam ersehen: es werde uns Christen kein Unrecht geschehen, wenn an jenem erschrecklichen Gerichtstage die Heiden wieder uns auftreten, und ihr so incultivirtes Jus naturae gegen unsere hoch und tief ausstu- dierte Gesetze der Natur und öffentliche Lehren der Religion werden produciren müssen. Vor- jetzo ists gnug, daß Jhnen die betrübten Fol- gen der Geilheit nur aus blossen Gründen der Medicin habe vor Augen gestellet. Wolten Sie derselben in Absicht auf das Geistliche noch viel mehrere wissen, und die auch noch vielmehr zu sagen haben: so wünsche ich, daß Sie diesel- ben, wie sie aus dem heiligen Worte GOttes in bemeldten Osterwalds Traite de l' impurite part. I. Sect. II. c. 1. 2. 3. p. 89-118. vorge- stellt werden, mit gutem Bedacht überlesen möchten.
Nun mein Hertzensfreund! was darf ich noch wol mehr sagen, da ich ohndem weiß, daß Jhr Gewissen selbst noch genug übrig hat, Jh- nen deßwegen vorzuhalten? Jch bitte nur, Sie wollen doch die sehr bedenckliche Frage des Allerhöchsten beantworten, die Er hiermit an Sie thut, aus Jerem. 44. v. 7. Warum thut ihr doch so groß Uebel wider euer eigen Leben? und Ezech. 8, 31. Warum wilst du also sterben, du Haus Jsrael? Einmal muß sie beantwortet werden. Denn wo ist ein Geschöpfe in der Welt, das sein Schöpfer in einer Capitalsache
be-
Betrachtung der Unreinigkeit.
che mancher heidniſchen Scribenten ihre Schreib- art recht obſcœn gemacht, gnugſam erſehen: es werde uns Chriſten kein Unrecht geſchehen, wenn an jenem erſchrecklichen Gerichtstage die Heiden wieder uns auftreten, und ihr ſo incultivirtes Jus naturæ gegen unſere hoch und tief ausſtu- dierte Geſetze der Natur und oͤffentliche Lehren der Religion werden produciren muͤſſen. Vor- jetzo iſts gnug, daß Jhnen die betruͤbten Fol- gen der Geilheit nur aus bloſſen Gruͤnden der Medicin habe vor Augen geſtellet. Wolten Sie derſelben in Abſicht auf das Geiſtliche noch viel mehrere wiſſen, und die auch noch vielmehr zu ſagen haben: ſo wuͤnſche ich, daß Sie dieſel- ben, wie ſie aus dem heiligen Worte GOttes in bemeldten Oſterwalds Traité de l’ impurité part. I. Sect. II. c. 1. 2. 3. p. 89-118. vorge- ſtellt werden, mit gutem Bedacht uͤberleſen moͤchten.
Nun mein Hertzensfreund! was darf ich noch wol mehr ſagen, da ich ohndem weiß, daß Jhr Gewiſſen ſelbſt noch genug uͤbrig hat, Jh- nen deßwegen vorzuhalten? Jch bitte nur, Sie wollen doch die ſehr bedenckliche Frage des Allerhoͤchſten beantworten, die Er hiermit an Sie thut, aus Jerem. 44. v. 7. Warum thut ihr doch ſo groß Uebel wider euer eigen Leben? und Ezech. 8, 31. Warum wilſt du alſo ſterben, du Haus Jſrael? Einmal muß ſie beantwortet werden. Denn wo iſt ein Geſchoͤpfe in der Welt, das ſein Schoͤpfer in einer Capitalſache
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Betrachtung der Unreinigkeit.
che mancher heidniſchen Scribenten ihre Schreib-
art recht obſcœn gemacht, gnugſam erſehen: es
werde uns Chriſten kein Unrecht geſchehen, wenn
an jenem erſchrecklichen Gerichtstage die Heiden
wieder uns auftreten, und ihr ſo incultivirtes
Jus naturæ gegen unſere hoch und tief ausſtu-
dierte Geſetze der Natur und oͤffentliche Lehren
der Religion werden produciren muͤſſen. Vor-
jetzo iſts gnug, daß Jhnen die betruͤbten Fol-
gen der Geilheit nur aus bloſſen Gruͤnden der
Medicin habe vor Augen geſtellet. Wolten
Sie derſelben in Abſicht auf das Geiſtliche noch
viel mehrere wiſſen, und die auch noch vielmehr
zu ſagen haben: ſo wuͤnſche ich, daß Sie dieſel-
ben, wie ſie aus dem heiligen Worte GOttes
in bemeldten Oſterwalds Traité de l’ impurité
part. I. Sect. II. c. 1. 2. 3. p. 89-118. vorge-
ſtellt werden, mit gutem Bedacht uͤberleſen
moͤchten.
Nun mein Hertzensfreund! was darf ich
noch wol mehr ſagen, da ich ohndem weiß, daß
Jhr Gewiſſen ſelbſt noch genug uͤbrig hat, Jh-
nen deßwegen vorzuhalten? Jch bitte nur,
Sie wollen doch die ſehr bedenckliche
Frage des Allerhoͤchſten beantworten,
die Er hiermit an Sie thut, aus Jerem. 44.
v. 7. Warum thut ihr doch ſo groß Uebel
wider euer eigen Leben? und Ezech. 8,
31. Warum wilſt du alſo ſterben, du
Haus Jſrael? Einmal muß ſie beantwortet
werden. Denn wo iſt ein Geſchoͤpfe in der
Welt, das ſein Schoͤpfer in einer Capitalſache
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/179>, abgerufen am 24.11.2024.
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