eilt und unbedachtsam drauf los curiren: son- dern, wo man sich nicht zu allem rechte Zeit nimt, so bringt man die Kranckheit erst nur noch mehr zur desperaten Art. Nach der Cur müssen wieder gelinde laxantia folgen.
Die Salivation- oder Speichelcur aber ist eine so heftige Arbeit, daß sie insge- mein bey denMediciseine heroische oder Heldencur genennet wird. Denn Leute von schwacher Constitution, und die, so in der Brust und den Eingeweiden einigen Schaden haben, und daher leicht zu einer Diarrhoea sanguino- lenta können gebracht werden, stehen es nimmer aus: indem die mercurialischen Curen erschreck- liche Zufälle, als Aufschwellen des Halses und Gaumens, Wackeln, Anfressen und Ausfallen der Zähne, schäbiges und juckendes Brennen, continuirlichs Kopfwehe, Schlafflosigkeit, unge- meine Mattigkeit, Unruhe, Zittern, schweres Athemholen, schneidende Schmertzen in den Gelencken etc. erregen. Alles ist hierbey so heftig, daß wenn, zum Exempel, in einem Lazareth die Salivationscur mehrere brauchen, auch diejeni- gen, so schon lange vorüber, und die Cur wol zwey- mal paßiret sind, noch gewaltig zu saliviren an- getrieben werden. Will sich nun der Patient einer solchen Tortur unterwerfen: so wird er erst dazu präpariret durch Purgiren, Aderlassen, (wo es nöthig), und einige Tage lang währendes Trin- cken gewisser Decoctorum, so die Transspira- tion fördern. Nachhero stehet es dem Patien- ten frey, ob er die Mercurialia, oder aus Queck-
silber
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
eilt und unbedachtſam drauf los curiren: ſon- dern, wo man ſich nicht zu allem rechte Zeit nimt, ſo bringt man die Kranckheit erſt nur noch mehr zur deſperaten Art. Nach der Cur muͤſſen wieder gelinde laxantia folgen.
Die Salivation- oder Speichelcur aber iſt eine ſo heftige Arbeit, daß ſie insge- mein bey denMediciseine heroiſche oder Heldencur genennet wird. Denn Leute von ſchwacher Conſtitution, und die, ſo in der Bruſt und den Eingeweiden einigen Schaden haben, und daher leicht zu einer Diarrhœa ſanguino- lenta koͤnnen gebracht werden, ſtehen es nimmer aus: indem die mercurialiſchen Curen erſchreck- liche Zufaͤlle, als Aufſchwellen des Halſes und Gaumens, Wackeln, Anfreſſen und Ausfallen der Zaͤhne, ſchaͤbiges und juckendes Brennen, continuirlichs Kopfwehe, Schlaffloſigkeit, unge- meine Mattigkeit, Unruhe, Zittern, ſchweres Athemholen, ſchneidende Schmertzen in den Gelencken ꝛc. erregen. Alles iſt hierbey ſo heftig, daß wenn, zum Exempel, in einem Lazareth die Salivationscur mehrere brauchen, auch diejeni- gen, ſo ſchon lange voruͤber, und die Cur wol zwey- mal paßiret ſind, noch gewaltig zu ſaliviren an- getrieben werden. Will ſich nun der Patient einer ſolchen Tortur unterwerfen: ſo wird er erſt dazu praͤpariret durch Purgiren, Aderlaſſen, (wo es noͤthig), und einige Tage lang waͤhrendes Trin- cken gewiſſer Decoctorum, ſo die Transſpira- tion foͤrdern. Nachhero ſtehet es dem Patien- ten frey, ob er die Mercurialia, oder aus Queck-
ſilber
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(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
eilt und unbedachtſam drauf los curiren: ſon-
dern, wo man ſich nicht zu allem rechte Zeit nimt,
ſo bringt man die Kranckheit erſt nur noch mehr
zur deſperaten Art. Nach der Cur muͤſſen
wieder gelinde laxantia folgen.
Die Salivation- oder Speichelcur aber
iſt eine ſo heftige Arbeit, daß ſie insge-
mein bey den Medicis eine heroiſche oder
Heldencur genennet wird. Denn Leute von
ſchwacher Conſtitution, und die, ſo in der Bruſt
und den Eingeweiden einigen Schaden haben,
und daher leicht zu einer Diarrhœa ſanguino-
lenta koͤnnen gebracht werden, ſtehen es nimmer
aus: indem die mercurialiſchen Curen erſchreck-
liche Zufaͤlle, als Aufſchwellen des Halſes und
Gaumens, Wackeln, Anfreſſen und Ausfallen
der Zaͤhne, ſchaͤbiges und juckendes Brennen,
continuirlichs Kopfwehe, Schlaffloſigkeit, unge-
meine Mattigkeit, Unruhe, Zittern, ſchweres
Athemholen, ſchneidende Schmertzen in den
Gelencken ꝛc. erregen. Alles iſt hierbey ſo heftig,
daß wenn, zum Exempel, in einem Lazareth die
Salivationscur mehrere brauchen, auch diejeni-
gen, ſo ſchon lange voruͤber, und die Cur wol zwey-
mal paßiret ſind, noch gewaltig zu ſaliviren an-
getrieben werden. Will ſich nun der Patient
einer ſolchen Tortur unterwerfen: ſo wird er erſt
dazu praͤpariret durch Purgiren, Aderlaſſen, (wo
es noͤthig), und einige Tage lang waͤhrendes Trin-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/174>, abgerufen am 24.11.2024.
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