Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtung der Unreinigkeit.
nen aus der Ader gelassen wird, sehr unnatür-
lich und schwartz aussiehet, mehrentheils aber
weißlichen zusammen geronnenen Schleim in
sich hält. Ja man kann in der venerischen
Krätze eine Menge länglicher Würmchen fin-
den, an welchen man durch gute Microscopia
eine solche Fruchtbarkeit observiret hat, daß ei-
nes in einer halben Stunde bis 50. andere ihm
ähnliche hervorgebracht hat: welches von der
giftigen Fäulniß aller der humorum dependi-
ret; und hat schon Kircher in seinem Scrutinio
medico-physico de peste
längst gemuthmasset,
daß in solchen Kranckheiten die gantze Massa des
Cörpers in solche unsichtbar kleine Würmchen
nach und nach resolviret wird, welche durch unaus-
gesetztes Anfressen und Beitzen das anliegende
lebendige Fleisch zur Fäulniß bringen. So
lange nun also dis ungeheure Uebel nur bey den
Schamgliedern bleibet, oder auch zwar schon
weiter gangen, aber die andern humores nur
erst gleichsam privatim eingenommen, und sich
darin verstecket hat: so kann es einige Zeit
noch verberget werden, wenn keine Gonorrhoea
darzu gekommen ist; und verursachet nur aller-
ley ziehende und spannende Schmertzen, Drü-
cken, Brennen, beissendes Jücken und Stechen,
am meisten an den blutlosen Gliedern und Ge-
lencken (wo wenig Fleisch, dagegen aber viel
Spannadern und Häute befindlich sind), folg-
lich auch an allen drüsichten Theilen, und so gar
an den Gebeinen. Die Patienten klagen über
grosse Mattigkeit, Schwere aller Glieder, und

sol-
K 3

Betrachtung der Unreinigkeit.
nen aus der Ader gelaſſen wird, ſehr unnatuͤr-
lich und ſchwartz ausſiehet, mehrentheils aber
weißlichen zuſammen geronnenen Schleim in
ſich haͤlt. Ja man kann in der veneriſchen
Kraͤtze eine Menge laͤnglicher Wuͤrmchen fin-
den, an welchen man durch gute Microſcopia
eine ſolche Fruchtbarkeit obſerviret hat, daß ei-
nes in einer halben Stunde bis 50. andere ihm
aͤhnliche hervorgebracht hat: welches von der
giftigen Faͤulniß aller der humorum dependi-
ret; und hat ſchon Kircher in ſeinem Scrutinio
medico-phyſico de peſte
laͤngſt gemuthmaſſet,
daß in ſolchen Kranckheiten die gantze Maſſa des
Coͤrpers in ſolche unſichtbar kleine Wuͤrmchen
nach und nach reſolviret wird, welche durch unaus-
geſetztes Anfreſſen und Beitzen das anliegende
lebendige Fleiſch zur Faͤulniß bringen. So
lange nun alſo dis ungeheure Uebel nur bey den
Schamgliedern bleibet, oder auch zwar ſchon
weiter gangen, aber die andern humores nur
erſt gleichſam privatim eingenommen, und ſich
darin verſtecket hat: ſo kann es einige Zeit
noch verberget werden, wenn keine Gonorrhœa
darzu gekommen iſt; und verurſachet nur aller-
ley ziehende und ſpannende Schmertzen, Druͤ-
cken, Brennen, beiſſendes Juͤcken und Stechen,
am meiſten an den blutloſen Gliedern und Ge-
lencken (wo wenig Fleiſch, dagegen aber viel
Spannadern und Haͤute befindlich ſind), folg-
lich auch an allen druͤſichten Theilen, und ſo gar
an den Gebeinen. Die Patienten klagen uͤber
groſſe Mattigkeit, Schwere aller Glieder, und

ſol-
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0169" n="149"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Betrachtung der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
nen aus der Ader gela&#x017F;&#x017F;en wird, &#x017F;ehr unnatu&#x0364;r-<lb/>
lich und &#x017F;chwartz aus&#x017F;iehet, mehrentheils aber<lb/>
weißlichen zu&#x017F;ammen geronnenen Schleim in<lb/>
&#x017F;ich ha&#x0364;lt. Ja man kann in der veneri&#x017F;chen<lb/>
Kra&#x0364;tze eine Menge la&#x0364;nglicher Wu&#x0364;rmchen fin-<lb/>
den, an welchen man durch gute <hi rendition="#aq">Micro&#x017F;copia</hi><lb/>
eine &#x017F;olche Fruchtbarkeit ob&#x017F;erviret hat, daß ei-<lb/>
nes in einer halben Stunde bis 50. andere ihm<lb/>
a&#x0364;hnliche hervorgebracht hat: welches von der<lb/>
giftigen Fa&#x0364;ulniß aller der <hi rendition="#aq">humorum</hi> dependi-<lb/>
ret; und hat &#x017F;chon <hi rendition="#aq">Kircher</hi> in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Scrutinio<lb/>
medico-phy&#x017F;ico de pe&#x017F;te</hi> la&#x0364;ng&#x017F;t gemuthma&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
daß in &#x017F;olchen Kranckheiten die gantze <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;a</hi> des<lb/>
Co&#x0364;rpers in &#x017F;olche un&#x017F;ichtbar kleine Wu&#x0364;rmchen<lb/>
nach und nach re&#x017F;olviret wird, welche durch unaus-<lb/>
ge&#x017F;etztes Anfre&#x017F;&#x017F;en und Beitzen das anliegende<lb/>
lebendige Flei&#x017F;ch zur Fa&#x0364;ulniß bringen. So<lb/>
lange nun al&#x017F;o dis ungeheure Uebel nur bey den<lb/>
Schamgliedern bleibet, oder auch zwar &#x017F;chon<lb/>
weiter gangen, aber die andern <hi rendition="#aq">humores</hi> nur<lb/>
er&#x017F;t gleich&#x017F;am <hi rendition="#aq">privatim</hi> eingenommen, und &#x017F;ich<lb/>
darin ver&#x017F;tecket hat: &#x017F;o kann es einige Zeit<lb/>
noch verberget werden, wenn keine <hi rendition="#aq">Gonorrh&#x0153;a</hi><lb/>
darzu gekommen i&#x017F;t; und verur&#x017F;achet nur aller-<lb/>
ley ziehende und &#x017F;pannende Schmertzen, Dru&#x0364;-<lb/>
cken, Brennen, bei&#x017F;&#x017F;endes Ju&#x0364;cken und Stechen,<lb/>
am mei&#x017F;ten an den blutlo&#x017F;en Gliedern und Ge-<lb/>
lencken (wo wenig Flei&#x017F;ch, dagegen aber viel<lb/>
Spannadern und Ha&#x0364;ute befindlich &#x017F;ind), folg-<lb/>
lich auch an allen dru&#x0364;&#x017F;ichten Theilen, und &#x017F;o gar<lb/>
an den Gebeinen. Die Patienten klagen u&#x0364;ber<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Mattigkeit, Schwere aller Glieder, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ol-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0169] Betrachtung der Unreinigkeit. nen aus der Ader gelaſſen wird, ſehr unnatuͤr- lich und ſchwartz ausſiehet, mehrentheils aber weißlichen zuſammen geronnenen Schleim in ſich haͤlt. Ja man kann in der veneriſchen Kraͤtze eine Menge laͤnglicher Wuͤrmchen fin- den, an welchen man durch gute Microſcopia eine ſolche Fruchtbarkeit obſerviret hat, daß ei- nes in einer halben Stunde bis 50. andere ihm aͤhnliche hervorgebracht hat: welches von der giftigen Faͤulniß aller der humorum dependi- ret; und hat ſchon Kircher in ſeinem Scrutinio medico-phyſico de peſte laͤngſt gemuthmaſſet, daß in ſolchen Kranckheiten die gantze Maſſa des Coͤrpers in ſolche unſichtbar kleine Wuͤrmchen nach und nach reſolviret wird, welche durch unaus- geſetztes Anfreſſen und Beitzen das anliegende lebendige Fleiſch zur Faͤulniß bringen. So lange nun alſo dis ungeheure Uebel nur bey den Schamgliedern bleibet, oder auch zwar ſchon weiter gangen, aber die andern humores nur erſt gleichſam privatim eingenommen, und ſich darin verſtecket hat: ſo kann es einige Zeit noch verberget werden, wenn keine Gonorrhœa darzu gekommen iſt; und verurſachet nur aller- ley ziehende und ſpannende Schmertzen, Druͤ- cken, Brennen, beiſſendes Juͤcken und Stechen, am meiſten an den blutloſen Gliedern und Ge- lencken (wo wenig Fleiſch, dagegen aber viel Spannadern und Haͤute befindlich ſind), folg- lich auch an allen druͤſichten Theilen, und ſo gar an den Gebeinen. Die Patienten klagen uͤber groſſe Mattigkeit, Schwere aller Glieder, und ſol- K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/169
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/169>, abgerufen am 21.11.2024.