Neigung und Disposition des Willens zu der so lang bedachten Sache zugleich mit ertappt ha- ben? Können Sie nun sagen, daß diese Vor- stellungen ohne Willen in Jhnen vorgegangen? Muß denn bey dem Willen just ein starcker, gro- ber, eigensinniger Vorsatz mit zugegen seyn? Jst denn der Geist des Menschen so ein plumpes und cörperliches Ding, das nur greifliche und merckliche Wirckungen vorbringen kann?
5) Wenn dieser Samenfluß fortdauret, und zu heftig oder zu oft kommt, (zumal, wenn er durch allerley innerliche und äusserliche treibende Dinge aufgebracht worden) da end- lich der Same mehr Schärfe erlanget; und die Samenbläslein, oder auchpro- stataewerden angefressen: so wird eine Gonorrhoea chronicadraus. Welcher Ge- fahr und Plage Sie alsdenn hiedurch ausgelie- fert werden, sollen Sie alsobald vernehmen. Wie endlich
6) die pollutiones nocturnae NB.die wahrhaftig und gewiß ohne und wie- der Willen geschehen, vor demjenigen, dem das allerhöchste Gerichte gebühret, und dem in solchen Dingen den Aus- spruch zu thun allein zukommt, angese- hen werden, will Jhnen bald unten aus sei- nem Worte zeigen.
Jndessen ists aufs höchste zu bewundern, daß ein vernünftiger Mensch, der aus göttlicher Barmhertzigkeit die empfindliche Ueberzeugung in sich hat, von dem, was billig und unbillig,
ehr-
Betrachtung der Unreinigkeit.
Neigung und Diſpoſition des Willens zu der ſo lang bedachten Sache zugleich mit ertappt ha- ben? Koͤnnen Sie nun ſagen, daß dieſe Vor- ſtellungen ohne Willen in Jhnen vorgegangen? Muß denn bey dem Willen juſt ein ſtarcker, gro- ber, eigenſinniger Vorſatz mit zugegen ſeyn? Jſt denn der Geiſt des Menſchen ſo ein plumpes und coͤrperliches Ding, das nur greifliche und merckliche Wirckungen vorbringen kann?
5) Wenn dieſer Samenfluß fortdauret, und zu heftig oder zu oft kommt, (zumal, wenn er durch allerley innerliche und aͤuſſerliche treibende Dinge aufgebracht worden) da end- lich der Same mehr Schaͤrfe erlanget; und die Samenblaͤslein, oder auchpro- ſtatæwerden angefreſſen: ſo wird eine Gonorrhœa chronicadraus. Welcher Ge- fahr und Plage Sie alsdenn hiedurch ausgelie- fert werden, ſollen Sie alſobald vernehmen. Wie endlich
6) die pollutiones nocturnæ NB.die wahrhaftig und gewiß ohne und wie- der Willen geſchehen, vor demjenigen, dem das allerhoͤchſte Gerichte gebuͤhret, und dem in ſolchen Dingen den Aus- ſpruch zu thun allein zukommt, angeſe- hen werden, will Jhnen bald unten aus ſei- nem Worte zeigen.
Jndeſſen iſts aufs hoͤchſte zu bewundern, daß ein vernuͤnftiger Menſch, der aus goͤttlicher Barmhertzigkeit die empfindliche Ueberzeugung in ſich hat, von dem, was billig und unbillig,
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Betrachtung der Unreinigkeit.
Neigung und Diſpoſition des Willens zu der ſo
lang bedachten Sache zugleich mit ertappt ha-
ben? Koͤnnen Sie nun ſagen, daß dieſe Vor-
ſtellungen ohne Willen in Jhnen vorgegangen?
Muß denn bey dem Willen juſt ein ſtarcker, gro-
ber, eigenſinniger Vorſatz mit zugegen ſeyn? Jſt
denn der Geiſt des Menſchen ſo ein plumpes
und coͤrperliches Ding, das nur greifliche und
merckliche Wirckungen vorbringen kann?
5) Wenn dieſer Samenfluß fortdauret,
und zu heftig oder zu oft kommt, (zumal,
wenn er durch allerley innerliche und aͤuſſerliche
treibende Dinge aufgebracht worden) da end-
lich der Same mehr Schaͤrfe erlanget;
und die Samenblaͤslein, oder auch pro-
ſtatæ werden angefreſſen: ſo wird eine
Gonorrhœa chronica draus. Welcher Ge-
fahr und Plage Sie alsdenn hiedurch ausgelie-
fert werden, ſollen Sie alſobald vernehmen.
Wie endlich
6) die pollutiones nocturnæ NB. die
wahrhaftig und gewiß ohne und wie-
der Willen geſchehen, vor demjenigen,
dem das allerhoͤchſte Gerichte gebuͤhret,
und dem in ſolchen Dingen den Aus-
ſpruch zu thun allein zukommt, angeſe-
hen werden, will Jhnen bald unten aus ſei-
nem Worte zeigen.
Jndeſſen iſts aufs hoͤchſte zu bewundern,
daß ein vernuͤnftiger Menſch, der aus goͤttlicher
Barmhertzigkeit die empfindliche Ueberzeugung
in ſich hat, von dem, was billig und unbillig,
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/159>, abgerufen am 22.11.2024.
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