Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtung der Unreinigkeit.
Sie die göttliche Straffgerechtigkeit also an
Jhren eigenen Nachkommen alle Tage und
Stunden vor sich sehen, und noch unabläßliche
Vorwürfe des Gewissens hören müsten: Sie
hätten sie selber in so ein unheilbares Elend hin-
eingeführet? Würden Sie nicht ihre Thränen,
Schreyen und Klagen, ihre jämmerliche Gestalt,
ihre bey andern verhaßte Art und Wesen, ihre
Unvermögenheit, was tüchtiges zu erlernen, ihr
mürrisches, boshaftes, tückisches Wesen, so ins-
gemein damit in hohem Grad verknüpft ist, oder
durch die stete und unleidliche Beschwerlichkeit
und allerseitiges Mißvergnügen angenommen
wird etc. nicht bis an den Tod betrüben und äng-
stigen? Und wie? wenn Sie den Hauptaffect,
die schändliche Lustseuche von Jhnen auch erben
würden, und dann in eben so viel Schande und
Laster, folglich in unabträgliche Schulden und
Straffgerichte GOttes, für sich und ihre Nach-
kommen gerathen möchten? Bey den Alten ist
es eine ausgemachte Sache gewesen; (und GOtt
hat es selbsten fest gestellet, 2 Mos. 20, 5. daß
es die Nachkommen mit entgelten müssen, wenn
ihre Eltern gottlose Thoren gewesen sind,) da sie
pflegten zu sagen: vitia seminis puniuntur in se-
mine:
das ist, Laster, die am Samen begangen
werden, werden auch am Samen, oder an den
Nachkommen und durch die Nachkommen abge-
strafft. Aber nun, wenns gleich anders werden
könte: so vergessen wir billig gleichwol das nicht,
was GOtt gesaget hat Hos. 9, 12. und ob sie
ihre Kinder gleich erzögen, will ich sie doch ohne

Kin-
J 3

Betrachtung der Unreinigkeit.
Sie die goͤttliche Straffgerechtigkeit alſo an
Jhren eigenen Nachkommen alle Tage und
Stunden vor ſich ſehen, und noch unablaͤßliche
Vorwuͤrfe des Gewiſſens hoͤren muͤſten: Sie
haͤtten ſie ſelber in ſo ein unheilbares Elend hin-
eingefuͤhret? Wuͤrden Sie nicht ihre Thraͤnen,
Schreyen und Klagen, ihre jaͤmmerliche Geſtalt,
ihre bey andern verhaßte Art und Weſen, ihre
Unvermoͤgenheit, was tuͤchtiges zu erlernen, ihr
muͤrriſches, boshaftes, tuͤckiſches Weſen, ſo ins-
gemein damit in hohem Grad verknuͤpft iſt, oder
durch die ſtete und unleidliche Beſchwerlichkeit
und allerſeitiges Mißvergnuͤgen angenommen
wird ꝛc. nicht bis an den Tod betruͤben und aͤng-
ſtigen? Und wie? wenn Sie den Hauptaffect,
die ſchaͤndliche Luſtſeuche von Jhnen auch erben
wuͤrden, und dann in eben ſo viel Schande und
Laſter, folglich in unabtraͤgliche Schulden und
Straffgerichte GOttes, fuͤr ſich und ihre Nach-
kommen gerathen moͤchten? Bey den Alten iſt
es eine ausgemachte Sache geweſen; (und GOtt
hat es ſelbſten feſt geſtellet, 2 Moſ. 20, 5. daß
es die Nachkommen mit entgelten muͤſſen, wenn
ihre Eltern gottloſe Thoren geweſen ſind,) da ſie
pflegten zu ſagen: vitia ſeminis puniuntur in ſe-
mine:
das iſt, Laſter, die am Samen begangen
werden, werden auch am Samen, oder an den
Nachkommen und durch die Nachkommen abge-
ſtrafft. Aber nun, wenns gleich anders werden
koͤnte: ſo vergeſſen wir billig gleichwol das nicht,
was GOtt geſaget hat Hoſ. 9, 12. und ob ſie
ihre Kinder gleich erzoͤgen, will ich ſie doch ohne

Kin-
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0153" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Betrachtung der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
Sie die go&#x0364;ttliche Straffgerechtigkeit al&#x017F;o an<lb/>
Jhren eigenen Nachkommen alle Tage und<lb/>
Stunden vor &#x017F;ich &#x017F;ehen, und noch unabla&#x0364;ßliche<lb/>
Vorwu&#x0364;rfe des Gewi&#x017F;&#x017F;ens ho&#x0364;ren mu&#x0364;&#x017F;ten: Sie<lb/>
ha&#x0364;tten &#x017F;ie &#x017F;elber in &#x017F;o ein unheilbares Elend hin-<lb/>
eingefu&#x0364;hret? Wu&#x0364;rden Sie nicht ihre Thra&#x0364;nen,<lb/>
Schreyen und Klagen, ihre ja&#x0364;mmerliche Ge&#x017F;talt,<lb/>
ihre bey andern verhaßte Art und We&#x017F;en, ihre<lb/>
Unvermo&#x0364;genheit, was tu&#x0364;chtiges zu erlernen, ihr<lb/>
mu&#x0364;rri&#x017F;ches, boshaftes, tu&#x0364;cki&#x017F;ches We&#x017F;en, &#x017F;o ins-<lb/>
gemein damit in hohem Grad verknu&#x0364;pft i&#x017F;t, oder<lb/>
durch die &#x017F;tete und unleidliche Be&#x017F;chwerlichkeit<lb/>
und aller&#x017F;eitiges Mißvergnu&#x0364;gen angenommen<lb/>
wird &#xA75B;c. nicht bis an den Tod betru&#x0364;ben und a&#x0364;ng-<lb/>
&#x017F;tigen? Und wie? wenn Sie den Hauptaffect,<lb/>
die &#x017F;cha&#x0364;ndliche Lu&#x017F;t&#x017F;euche von Jhnen auch erben<lb/>
wu&#x0364;rden, und dann in eben &#x017F;o viel Schande und<lb/>
La&#x017F;ter, folglich in unabtra&#x0364;gliche Schulden und<lb/>
Straffgerichte GOttes, fu&#x0364;r &#x017F;ich und ihre Nach-<lb/>
kommen gerathen mo&#x0364;chten? Bey den Alten i&#x017F;t<lb/>
es eine ausgemachte Sache gewe&#x017F;en; (und GOtt<lb/>
hat es &#x017F;elb&#x017F;ten fe&#x017F;t ge&#x017F;tellet, 2 Mo&#x017F;. 20, 5. daß<lb/>
es die Nachkommen mit entgelten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn<lb/>
ihre Eltern gottlo&#x017F;e Thoren gewe&#x017F;en &#x017F;ind,) da &#x017F;ie<lb/>
pflegten zu &#x017F;agen: <hi rendition="#aq">vitia &#x017F;eminis puniuntur in &#x017F;e-<lb/>
mine:</hi> das i&#x017F;t, La&#x017F;ter, die am Samen begangen<lb/>
werden, werden auch am Samen, oder an den<lb/>
Nachkommen und durch die Nachkommen abge-<lb/>
&#x017F;trafft. Aber nun, wenns gleich anders werden<lb/>
ko&#x0364;nte: &#x017F;o verge&#x017F;&#x017F;en wir billig gleichwol das nicht,<lb/>
was GOtt ge&#x017F;aget hat Ho&#x017F;. 9, 12. und ob &#x017F;ie<lb/>
ihre Kinder gleich erzo&#x0364;gen, will ich &#x017F;ie doch ohne<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Kin-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0153] Betrachtung der Unreinigkeit. Sie die goͤttliche Straffgerechtigkeit alſo an Jhren eigenen Nachkommen alle Tage und Stunden vor ſich ſehen, und noch unablaͤßliche Vorwuͤrfe des Gewiſſens hoͤren muͤſten: Sie haͤtten ſie ſelber in ſo ein unheilbares Elend hin- eingefuͤhret? Wuͤrden Sie nicht ihre Thraͤnen, Schreyen und Klagen, ihre jaͤmmerliche Geſtalt, ihre bey andern verhaßte Art und Weſen, ihre Unvermoͤgenheit, was tuͤchtiges zu erlernen, ihr muͤrriſches, boshaftes, tuͤckiſches Weſen, ſo ins- gemein damit in hohem Grad verknuͤpft iſt, oder durch die ſtete und unleidliche Beſchwerlichkeit und allerſeitiges Mißvergnuͤgen angenommen wird ꝛc. nicht bis an den Tod betruͤben und aͤng- ſtigen? Und wie? wenn Sie den Hauptaffect, die ſchaͤndliche Luſtſeuche von Jhnen auch erben wuͤrden, und dann in eben ſo viel Schande und Laſter, folglich in unabtraͤgliche Schulden und Straffgerichte GOttes, fuͤr ſich und ihre Nach- kommen gerathen moͤchten? Bey den Alten iſt es eine ausgemachte Sache geweſen; (und GOtt hat es ſelbſten feſt geſtellet, 2 Moſ. 20, 5. daß es die Nachkommen mit entgelten muͤſſen, wenn ihre Eltern gottloſe Thoren geweſen ſind,) da ſie pflegten zu ſagen: vitia ſeminis puniuntur in ſe- mine: das iſt, Laſter, die am Samen begangen werden, werden auch am Samen, oder an den Nachkommen und durch die Nachkommen abge- ſtrafft. Aber nun, wenns gleich anders werden koͤnte: ſo vergeſſen wir billig gleichwol das nicht, was GOtt geſaget hat Hoſ. 9, 12. und ob ſie ihre Kinder gleich erzoͤgen, will ich ſie doch ohne Kin- J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/153
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/153>, abgerufen am 21.11.2024.