Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtung der Unreinigkeit.
gen und Verwüstungen, anjetzo in Türckischen
Händen, heisset Coranto, und bey den Türcken
Gereme, und bestund, da sie letzthin noch an
die Türcken überging, aus einer Anzahl zerstreue-
ter Häuser, und einem alten schlechten Schlosse.

Diesen Zustand der Corinthischen Gemeine
muß man sich nun wohl vorstellen, wenn man
die angeführten Worte Pauli richtig verstehen,
nicht über die Gebühr extendiren, und unter ei-
nem obwol zitternden und furchtsamen Provoci-
ren auf dieselben, gleichsam auf Pauli Rechnung
unrecht handeln will. Daß die Corinthier ein
solches in ihre eigene hochgetriebene Weisheit
und Galanterien verliebtes Volck gewesen; daß
unter ihnen Schande und Unflätereyen, nach
der alten heidnischen Religion der Veneris, wo
nicht gar für wohlanständige und nützliche Din-
ge, doch wenigstens nicht groß geachtet wur-
den etc. zeigen beyde Briefe sehr genau. Wie
setzt Paulus den schon gewordenen Christen ihre
spitzfündige Philosophie und hochmüthigen Ver-
stand so herunter! c. 1. 2. Wie eifert er nicht
über den Blutschänder, und die gantze Gemeine,
daß sie diese öffentliche Schändung der christli-
chen Religion so gemach und furchtsam tractire-
ten! c. 5. Wie muß er sich nicht mit ihrem Ueber-
witz, Eigensinn, Zancksucht, Partheylichkeit, Buh-
lerey, Menschengefälligkeit etc. so ofte überwer-
fen! Sehen sie da, mein Freund, ein solcher un-
flätiger Stall ist Corinth gewesen, da das Evan-
gelium JEsu Christi hinein kam. Wunder!
daß diese einfältig scheinende Predigt nur einmal

ist
H 4

Betrachtung der Unreinigkeit.
gen und Verwuͤſtungen, anjetzo in Tuͤrckiſchen
Haͤnden, heiſſet Coranto, und bey den Tuͤrcken
Geréme, und beſtund, da ſie letzthin noch an
die Tuͤrcken uͤberging, aus einer Anzahl zerſtreue-
ter Haͤuſer, und einem alten ſchlechten Schloſſe.

Dieſen Zuſtand der Corinthiſchen Gemeine
muß man ſich nun wohl vorſtellen, wenn man
die angefuͤhrten Worte Pauli richtig verſtehen,
nicht uͤber die Gebuͤhr extendiren, und unter ei-
nem obwol zitternden und furchtſamen Provoci-
ren auf dieſelben, gleichſam auf Pauli Rechnung
unrecht handeln will. Daß die Corinthier ein
ſolches in ihre eigene hochgetriebene Weisheit
und Galanterien verliebtes Volck geweſen; daß
unter ihnen Schande und Unflaͤtereyen, nach
der alten heidniſchen Religion der Veneris, wo
nicht gar fuͤr wohlanſtaͤndige und nuͤtzliche Din-
ge, doch wenigſtens nicht groß geachtet wur-
den ꝛc. zeigen beyde Briefe ſehr genau. Wie
ſetzt Paulus den ſchon gewordenen Chriſten ihre
ſpitzfuͤndige Philoſophie und hochmuͤthigen Ver-
ſtand ſo herunter! c. 1. 2. Wie eifert er nicht
uͤber den Blutſchaͤnder, und die gantze Gemeine,
daß ſie dieſe oͤffentliche Schaͤndung der chriſtli-
chen Religion ſo gemach und furchtſam tractire-
ten! c. 5. Wie muß er ſich nicht mit ihrem Ueber-
witz, Eigenſinn, Zanckſucht, Partheylichkeit, Buh-
lerey, Menſchengefaͤlligkeit ꝛc. ſo ofte uͤberwer-
fen! Sehen ſie da, mein Freund, ein ſolcher un-
flaͤtiger Stall iſt Corinth geweſen, da das Evan-
gelium JEſu Chriſti hinein kam. Wunder!
daß dieſe einfaͤltig ſcheinende Predigt nur einmal

iſt
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0139" n="119"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Betrachtung der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
gen und Verwu&#x0364;&#x017F;tungen, anjetzo in Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen<lb/>
Ha&#x0364;nden, hei&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq">Coranto,</hi> und bey den Tu&#x0364;rcken<lb/><hi rendition="#aq">Geréme,</hi> und be&#x017F;tund, da &#x017F;ie letzthin noch an<lb/>
die Tu&#x0364;rcken u&#x0364;berging, aus einer Anzahl zer&#x017F;treue-<lb/>
ter Ha&#x0364;u&#x017F;er, und einem alten &#x017F;chlechten Schlo&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;en Zu&#x017F;tand der Corinthi&#x017F;chen Gemeine<lb/>
muß man &#x017F;ich nun wohl vor&#x017F;tellen, wenn man<lb/>
die angefu&#x0364;hrten Worte Pauli richtig ver&#x017F;tehen,<lb/>
nicht u&#x0364;ber die Gebu&#x0364;hr extendiren, und unter ei-<lb/>
nem obwol zitternden und furcht&#x017F;amen Provoci-<lb/>
ren auf die&#x017F;elben, gleich&#x017F;am auf Pauli Rechnung<lb/>
unrecht handeln will. Daß die Corinthier ein<lb/>
&#x017F;olches in ihre eigene hochgetriebene Weisheit<lb/>
und Galanterien verliebtes Volck gewe&#x017F;en; daß<lb/>
unter ihnen Schande und Unfla&#x0364;tereyen, nach<lb/>
der alten heidni&#x017F;chen Religion der <hi rendition="#aq">Veneris,</hi> wo<lb/>
nicht gar fu&#x0364;r wohlan&#x017F;ta&#x0364;ndige und nu&#x0364;tzliche Din-<lb/>
ge, doch wenig&#x017F;tens nicht groß geachtet wur-<lb/>
den &#xA75B;c. zeigen beyde Briefe &#x017F;ehr genau. Wie<lb/>
&#x017F;etzt Paulus den &#x017F;chon gewordenen Chri&#x017F;ten ihre<lb/>
&#x017F;pitzfu&#x0364;ndige Philo&#x017F;ophie und hochmu&#x0364;thigen Ver-<lb/>
&#x017F;tand &#x017F;o herunter! c. 1. 2. Wie eifert er nicht<lb/>
u&#x0364;ber den Blut&#x017F;cha&#x0364;nder, und die gantze Gemeine,<lb/>
daß &#x017F;ie die&#x017F;e o&#x0364;ffentliche Scha&#x0364;ndung der chri&#x017F;tli-<lb/>
chen Religion &#x017F;o gemach und furcht&#x017F;am tractire-<lb/>
ten! c. 5. Wie muß er &#x017F;ich nicht mit ihrem Ueber-<lb/>
witz, Eigen&#x017F;inn, Zanck&#x017F;ucht, Partheylichkeit, Buh-<lb/>
lerey, Men&#x017F;chengefa&#x0364;lligkeit &#xA75B;c. &#x017F;o ofte u&#x0364;berwer-<lb/>
fen! Sehen &#x017F;ie da, mein Freund, ein &#x017F;olcher un-<lb/>
fla&#x0364;tiger Stall i&#x017F;t Corinth gewe&#x017F;en, da das Evan-<lb/>
gelium JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti hinein kam. Wunder!<lb/>
daß die&#x017F;e einfa&#x0364;ltig &#x017F;cheinende Predigt nur einmal<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 4</fw><fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0139] Betrachtung der Unreinigkeit. gen und Verwuͤſtungen, anjetzo in Tuͤrckiſchen Haͤnden, heiſſet Coranto, und bey den Tuͤrcken Geréme, und beſtund, da ſie letzthin noch an die Tuͤrcken uͤberging, aus einer Anzahl zerſtreue- ter Haͤuſer, und einem alten ſchlechten Schloſſe. Dieſen Zuſtand der Corinthiſchen Gemeine muß man ſich nun wohl vorſtellen, wenn man die angefuͤhrten Worte Pauli richtig verſtehen, nicht uͤber die Gebuͤhr extendiren, und unter ei- nem obwol zitternden und furchtſamen Provoci- ren auf dieſelben, gleichſam auf Pauli Rechnung unrecht handeln will. Daß die Corinthier ein ſolches in ihre eigene hochgetriebene Weisheit und Galanterien verliebtes Volck geweſen; daß unter ihnen Schande und Unflaͤtereyen, nach der alten heidniſchen Religion der Veneris, wo nicht gar fuͤr wohlanſtaͤndige und nuͤtzliche Din- ge, doch wenigſtens nicht groß geachtet wur- den ꝛc. zeigen beyde Briefe ſehr genau. Wie ſetzt Paulus den ſchon gewordenen Chriſten ihre ſpitzfuͤndige Philoſophie und hochmuͤthigen Ver- ſtand ſo herunter! c. 1. 2. Wie eifert er nicht uͤber den Blutſchaͤnder, und die gantze Gemeine, daß ſie dieſe oͤffentliche Schaͤndung der chriſtli- chen Religion ſo gemach und furchtſam tractire- ten! c. 5. Wie muß er ſich nicht mit ihrem Ueber- witz, Eigenſinn, Zanckſucht, Partheylichkeit, Buh- lerey, Menſchengefaͤlligkeit ꝛc. ſo ofte uͤberwer- fen! Sehen ſie da, mein Freund, ein ſolcher un- flaͤtiger Stall iſt Corinth geweſen, da das Evan- gelium JEſu Chriſti hinein kam. Wunder! daß dieſe einfaͤltig ſcheinende Predigt nur einmal iſt H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/139
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/139>, abgerufen am 24.11.2024.