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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Betrachtung der Unreinigkeit.
hat unter dem vermeinten Schutz der grossen
Huren-Patronin, der Veneris, einige hundert
Jahre fortgewähret.

Es gelung! Gottlosigkeit suchte man; man
erlangte sie auch, und dazu des Reichthums, der
Schwelgerey und der vermeinten guten Tage
auf eine Weile die Fülle. Die Renommee
ward sehr groß. Corinth muste bey den meisten
Scribenten, die nicht weit hinaus sahen, das
Licht und die Zierde des gantzen Griechenlandes
heissen; und man schätzte sich weit und breit
recht glücklich, nur einmal hinkommen zu kön-
nen. Was konte daraus erfolgen? weil die
Bosheit, Schalckheit, Pracht und Uebermuth,
Schwelgerey, Ungerechtigkeit und die schänd-
lichsten Greuel unter dem schönen Titel der stan-
desmäßigen, oder klugen, oder galanten Auf-
führung paßireten, und man doch dabey den
Ruf einer moralisirten und recht philosophischen
Stadt erschlichen hatte: so muste alle Gottlosig-
keit so gut, als mit Recht überhand nehmen.
Die ärgerlichsten Laster verloren ihre Namen,
und bekamen dafür schöne Schmincktitel. Alles
muste, so weit als immer möglich, für natürlich,
und nicht unrecht, philosophisch ausdisputiret
seyn. Die schändlichste Hurerey wurde nach ge-
rade nicht mehr für unehrbar, geschweige für
Sünde, sondern wol eher für eine galante, an-
ständige und dem Staat nützliche Lebensart an-
gesehen. Alles hielt sich für sehr klug; alles hat-
te das gröste Gefallen an sich selber; bildete sich
auf seine Vernunft wundergrosse Dinge ein; ließ

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Betrachtung der Unreinigkeit.
hat unter dem vermeinten Schutz der groſſen
Huren-Patronin, der Veneris, einige hundert
Jahre fortgewaͤhret.

Es gelung! Gottloſigkeit ſuchte man; man
erlangte ſie auch, und dazu des Reichthums, der
Schwelgerey und der vermeinten guten Tage
auf eine Weile die Fuͤlle. Die Renommée
ward ſehr groß. Corinth muſte bey den meiſten
Scribenten, die nicht weit hinaus ſahen, das
Licht und die Zierde des gantzen Griechenlandes
heiſſen; und man ſchaͤtzte ſich weit und breit
recht gluͤcklich, nur einmal hinkommen zu koͤn-
nen. Was konte daraus erfolgen? weil die
Bosheit, Schalckheit, Pracht und Uebermuth,
Schwelgerey, Ungerechtigkeit und die ſchaͤnd-
lichſten Greuel unter dem ſchoͤnen Titel der ſtan-
desmaͤßigen, oder klugen, oder galanten Auf-
fuͤhrung paßireten, und man doch dabey den
Ruf einer moraliſirten und recht philoſophiſchen
Stadt erſchlichen hatte: ſo muſte alle Gottloſig-
keit ſo gut, als mit Recht uͤberhand nehmen.
Die aͤrgerlichſten Laſter verloren ihre Namen,
und bekamen dafuͤr ſchoͤne Schmincktitel. Alles
muſte, ſo weit als immer moͤglich, fuͤr natuͤrlich,
und nicht unrecht, philoſophiſch ausdiſputiret
ſeyn. Die ſchaͤndlichſte Hurerey wurde nach ge-
rade nicht mehr fuͤr unehrbar, geſchweige fuͤr
Suͤnde, ſondern wol eher fuͤr eine galante, an-
ſtaͤndige und dem Staat nuͤtzliche Lebensart an-
geſehen. Alles hielt ſich fuͤr ſehr klug; alles hat-
te das groͤſte Gefallen an ſich ſelber; bildete ſich
auf ſeine Vernunft wundergroſſe Dinge ein; ließ

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[115/0135] Betrachtung der Unreinigkeit. hat unter dem vermeinten Schutz der groſſen Huren-Patronin, der Veneris, einige hundert Jahre fortgewaͤhret. Es gelung! Gottloſigkeit ſuchte man; man erlangte ſie auch, und dazu des Reichthums, der Schwelgerey und der vermeinten guten Tage auf eine Weile die Fuͤlle. Die Renommée ward ſehr groß. Corinth muſte bey den meiſten Scribenten, die nicht weit hinaus ſahen, das Licht und die Zierde des gantzen Griechenlandes heiſſen; und man ſchaͤtzte ſich weit und breit recht gluͤcklich, nur einmal hinkommen zu koͤn- nen. Was konte daraus erfolgen? weil die Bosheit, Schalckheit, Pracht und Uebermuth, Schwelgerey, Ungerechtigkeit und die ſchaͤnd- lichſten Greuel unter dem ſchoͤnen Titel der ſtan- desmaͤßigen, oder klugen, oder galanten Auf- fuͤhrung paßireten, und man doch dabey den Ruf einer moraliſirten und recht philoſophiſchen Stadt erſchlichen hatte: ſo muſte alle Gottloſig- keit ſo gut, als mit Recht uͤberhand nehmen. Die aͤrgerlichſten Laſter verloren ihre Namen, und bekamen dafuͤr ſchoͤne Schmincktitel. Alles muſte, ſo weit als immer moͤglich, fuͤr natuͤrlich, und nicht unrecht, philoſophiſch ausdiſputiret ſeyn. Die ſchaͤndlichſte Hurerey wurde nach ge- rade nicht mehr fuͤr unehrbar, geſchweige fuͤr Suͤnde, ſondern wol eher fuͤr eine galante, an- ſtaͤndige und dem Staat nuͤtzliche Lebensart an- geſehen. Alles hielt ſich fuͤr ſehr klug; alles hat- te das groͤſte Gefallen an ſich ſelber; bildete ſich auf ſeine Vernunft wundergroſſe Dinge ein; ließ ſich H 2

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/135>, abgerufen am 24.11.2024.