Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Mercks Wienn.
das nechste beym Feuer/ entgegen das obere Theil/
der doch weiter von Flammen? Die Ursach weiß der
Philosophus.

Warum ein Brunn in der grösten Sommers-
Zeit und schwöl-hitzigen Hundstagen kälter ist/ als
mitten im Winter/ da der rauhe December allen
Bäumen die Haar einpulvert? Die Ursach weiß
der Philosophus.

Warum derselbe so sich unmässig überweinet/
gern für sich/ entgegen der vom Bier vollgetrunken/
gemeiniglich hinter sich fällt? Die Ursach weiß der
Philosophus.

Warum ein purpurfarbe Rosen ihren Geruch
vergrössert/ wann sie bey einem übelschmeckenden
Knoblauch wächset? Die Ursach weiß der Phi-
losophus.

Tausend dergleichen Wunder-Ding veranlassen
manchen Ungelehrten zu viel unruhigem Nachsin-
nen/ da unterdessen ein Philosophus den stillen
Fuß-Pfaden der Natur nachschleichet/ und dero
heimliche Wirkungen erhaschet. Der Ursachen hal-
ber solche Weise jederzeit zu grossen Ehren gelangt/
und von den Verständigen allen gebührenden Re-
spect und verdiente Glori einzogen.

Was ist schöners als ein Theologische Wis-
senschafft? Wie der süsseste JEsus das zwölffte
Jahr erreicht/ ist Er samt seiner liebsten Mutter
Maria und Nehr-Vatter Joseph/ zu Erfüllung
deß allgemeinen Gebots/ nacher Jerusalem gangen/
und allda in dem Tempel dem Gottesdienst beyge-
wohnt/ nach Vollendung dessen/ beede wertheste
Eltern wieder nach Haus geeilet/ und weilen da-
zumal das Ehrbare Frauen Volck von den Män-
nern abgesondert gangen/ also war die zarteste
Mutter der Meinung/ ihr Göttlicher Knab sey

bey
F 2

Mercks Wienn.
das nechſte beym Feuer/ entgegen das obere Theil/
der doch weiter von Flammen? Die Urſach weiß der
Philoſophus.

Warum ein Brunn in der groͤſten Sommers-
Zeit und ſchwoͤl-hitzigen Hundstagen kaͤlter iſt/ als
mitten im Winter/ da der rauhe December allen
Baͤumen die Haar einpulvert? Die Urſach weiß
der Philoſophus.

Warum derſelbe ſo ſich unmaͤſſig uͤberweinet/
gern fuͤr ſich/ entgegen der vom Bier vollgetrunken/
gemeiniglich hinter ſich faͤllt? Die Urſach weiß der
Philoſophus.

Warum ein purpurfarbe Roſen ihren Geruch
vergroͤſſert/ wann ſie bey einem uͤbelſchmeckenden
Knoblauch waͤchſet? Die Urſach weiß der Phi-
loſophus.

Tauſend dergleichen Wunder-Ding veranlaſſen
manchen Ungelehrten zu viel unruhigem Nachſin-
nen/ da unterdeſſen ein Philoſophus den ſtillen
Fuß-Pfaden der Natur nachſchleichet/ und dero
heimliche Wirkungen erhaſchet. Der Urſachen hal-
ber ſolche Weiſe jederzeit zu groſſen Ehren gelangt/
und von den Verſtaͤndigen allen gebuͤhrenden Re-
ſpect und verdiente Glori einzogen.

Was iſt ſchoͤners als ein Theologiſche Wiſ-
ſenſchafft? Wie der ſuͤſſeſte JEſus das zwoͤlffte
Jahr erreicht/ iſt Er ſamt ſeiner liebſten Mutter
Maria und Nehr-Vatter Joſeph/ zu Erfuͤllung
deß allgemeinen Gebots/ nacher Jeruſalem gangen/
und allda in dem Tempel dem Gottesdienſt beyge-
wohnt/ nach Vollendung deſſen/ beede wertheſte
Eltern wieder nach Haus geeilet/ und weilen da-
zumal das Ehrbare Frauen Volck von den Maͤn-
nern abgeſondert gangen/ alſo war die zarteſte
Mutter der Meinung/ ihr Goͤttlicher Knab ſey

bey
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="81"/><fw place="top" type="header">Mercks Wienn.</fw><lb/>
das nech&#x017F;te beym Feuer/ entgegen das obere Theil/<lb/>
der doch weiter von Flammen? Die Ur&#x017F;ach weiß der<lb/>
Philo&#x017F;ophus.</p><lb/>
        <p>Warum ein Brunn in der gro&#x0364;&#x017F;ten Sommers-<lb/>
Zeit und &#x017F;chwo&#x0364;l-hitzigen Hundstagen ka&#x0364;lter i&#x017F;t/ als<lb/>
mitten im Winter/ da der rauhe December allen<lb/>
Ba&#x0364;umen die Haar einpulvert? Die Ur&#x017F;ach weiß<lb/>
der Philo&#x017F;ophus.</p><lb/>
        <p>Warum der&#x017F;elbe &#x017F;o &#x017F;ich unma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig u&#x0364;berweinet/<lb/>
gern fu&#x0364;r &#x017F;ich/ entgegen der vom Bier vollgetrunken/<lb/>
gemeiniglich hinter &#x017F;ich fa&#x0364;llt? Die Ur&#x017F;ach weiß der<lb/>
Philo&#x017F;ophus.</p><lb/>
        <p>Warum ein purpurfarbe Ro&#x017F;en ihren Geruch<lb/>
vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert/ wann &#x017F;ie bey einem u&#x0364;bel&#x017F;chmeckenden<lb/>
Knoblauch wa&#x0364;ch&#x017F;et? Die Ur&#x017F;ach weiß der Phi-<lb/>
lo&#x017F;ophus.</p><lb/>
        <p>Tau&#x017F;end dergleichen Wunder-Ding veranla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
manchen Ungelehrten zu viel unruhigem Nach&#x017F;in-<lb/>
nen/ da unterde&#x017F;&#x017F;en ein Philo&#x017F;ophus den &#x017F;tillen<lb/>
Fuß-Pfaden der Natur nach&#x017F;chleichet/ und dero<lb/>
heimliche Wirkungen erha&#x017F;chet. Der Ur&#x017F;achen hal-<lb/>
ber &#x017F;olche Wei&#x017F;e jederzeit zu gro&#x017F;&#x017F;en Ehren gelangt/<lb/>
und von den Ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen allen gebu&#x0364;hrenden Re-<lb/>
&#x017F;pect und verdiente Glori einzogen.</p><lb/>
        <p>Was i&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;ners als ein Theologi&#x017F;che Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chafft? Wie der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te JE&#x017F;us das zwo&#x0364;lffte<lb/>
Jahr erreicht/ i&#x017F;t Er &#x017F;amt &#x017F;einer lieb&#x017F;ten Mutter<lb/>
Maria und Nehr-Vatter Jo&#x017F;eph/ zu Erfu&#x0364;llung<lb/>
deß allgemeinen Gebots/ nacher Jeru&#x017F;alem gangen/<lb/>
und allda in dem Tempel dem Gottesdien&#x017F;t beyge-<lb/>
wohnt/ nach Vollendung de&#x017F;&#x017F;en/ beede werthe&#x017F;te<lb/>
Eltern wieder nach Haus geeilet/ und weilen da-<lb/>
zumal das Ehrbare Frauen Volck von den Ma&#x0364;n-<lb/>
nern abge&#x017F;ondert gangen/ al&#x017F;o war die zarte&#x017F;te<lb/>
Mutter der Meinung/ ihr Go&#x0364;ttlicher Knab &#x017F;ey<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0091] Mercks Wienn. das nechſte beym Feuer/ entgegen das obere Theil/ der doch weiter von Flammen? Die Urſach weiß der Philoſophus. Warum ein Brunn in der groͤſten Sommers- Zeit und ſchwoͤl-hitzigen Hundstagen kaͤlter iſt/ als mitten im Winter/ da der rauhe December allen Baͤumen die Haar einpulvert? Die Urſach weiß der Philoſophus. Warum derſelbe ſo ſich unmaͤſſig uͤberweinet/ gern fuͤr ſich/ entgegen der vom Bier vollgetrunken/ gemeiniglich hinter ſich faͤllt? Die Urſach weiß der Philoſophus. Warum ein purpurfarbe Roſen ihren Geruch vergroͤſſert/ wann ſie bey einem uͤbelſchmeckenden Knoblauch waͤchſet? Die Urſach weiß der Phi- loſophus. Tauſend dergleichen Wunder-Ding veranlaſſen manchen Ungelehrten zu viel unruhigem Nachſin- nen/ da unterdeſſen ein Philoſophus den ſtillen Fuß-Pfaden der Natur nachſchleichet/ und dero heimliche Wirkungen erhaſchet. Der Urſachen hal- ber ſolche Weiſe jederzeit zu groſſen Ehren gelangt/ und von den Verſtaͤndigen allen gebuͤhrenden Re- ſpect und verdiente Glori einzogen. Was iſt ſchoͤners als ein Theologiſche Wiſ- ſenſchafft? Wie der ſuͤſſeſte JEſus das zwoͤlffte Jahr erreicht/ iſt Er ſamt ſeiner liebſten Mutter Maria und Nehr-Vatter Joſeph/ zu Erfuͤllung deß allgemeinen Gebots/ nacher Jeruſalem gangen/ und allda in dem Tempel dem Gottesdienſt beyge- wohnt/ nach Vollendung deſſen/ beede wertheſte Eltern wieder nach Haus geeilet/ und weilen da- zumal das Ehrbare Frauen Volck von den Maͤn- nern abgeſondert gangen/ alſo war die zarteſte Mutter der Meinung/ ihr Goͤttlicher Knab ſey bey F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/91
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/91>, abgerufen am 24.11.2024.