Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Mercks Wienn.
met/ dann ja dieses Göttliche Schatzerl mit keinen
andern Aufwarten versehen/ als mit einem Ochs
und Esel/ deme doch alle Englische Schaaren zu die-
nen willkührig stehen: Damit ich aber mein Vor-
haben nicht gar zu weit suche/ ist zu wissen/ daß bey
dieser heiligsten Kindelbett absonderliche hohe Ge-
heimnussen sich ereignen/ unter andern vermerckt der
Heil. Vincentius Ferrerius/ daß der Ochs seye ge-
standen bey dem Haupt deß neugebornen Christ-
kind/ der Esel aber bey den Füssen/ durch welches
der Göttliche Sohn schon wolte zeigen/ daß die Esel/
und wie die gemeine ohn-Manier pflegt zu reden/
die Eselköpff und ungelehrte Tiltappen keines Wegs
sollen übersich erhebt werden/ sondern allzeit beyn
Füssen bleiben/ und allein die jenige hoch steigen/
denen die Doctrin und erschöpffte Wissenschafft die
Laiter haltet;

Der Zeit zwar spüret man zum öfftern das Wi-
derspiel/ und zieht mancher das Längere/ der in der
Wissenschafft zu kurtz kommen/ sitzt mancher beym
Bret/ welcher in den Schulen die Eselbanck in Be-
stand gehabt/ es geht mehrmalen her mit dem Do-
ctor wie mit dem Dotter/ so man zwey Eyer/ deren
eins voll/ das ander leer/ in ein Geschirr voll Wasser
wirfft/ so fallt das volle hinab zum Boden/ das lee-
re/ in welchem kein Dotter/ schwimmt oben; Nicht
ungleiche Begebenheiten zeigen gar offt/ daß der-
selbe/ welcher gantz leer im Hirn/ und weder Do-
ctor noch Dotter hat/ oben schwimmt/ der aber/ so
viel Ermel in Schulen zerrissen/ muß in solcher Met-
ten wider seinen Willen den Baß singen/ deßwe-
gen kein Wunder/ daß in manchem Land oder Re-
public das Glück den Krebsgang nimmt/ wo der
Gelehrte und Erfahrne weder Vorgang noch

Fort-

Mercks Wienn.
met/ dann ja dieſes Goͤttliche Schatzerl mit keinen
andern Aufwarten verſehen/ als mit einem Ochs
und Eſel/ deme doch alle Engliſche Schaaren zu die-
nen willkuͤhrig ſtehen: Damit ich aber mein Vor-
haben nicht gar zu weit ſuche/ iſt zu wiſſen/ daß bey
dieſer heiligſten Kindelbett abſonderliche hohe Ge-
heimnuſſen ſich ereignen/ unter andern vermerckt der
Heil. Vincentius Ferrerius/ daß der Ochs ſeye ge-
ſtanden bey dem Haupt deß neugebornen Chriſt-
kind/ der Eſel aber bey den Fuͤſſen/ durch welches
der Goͤttliche Sohn ſchon wolte zeigen/ daß die Eſel/
und wie die gemeine ohn-Manier pflegt zu reden/
die Eſelkoͤpff und ungelehrte Tiltappen keines Wegs
ſollen uͤberſich erhebt werden/ ſondern allzeit beyn
Fuͤſſen bleiben/ und allein die jenige hoch ſteigen/
denen die Doctrin und erſchoͤpffte Wiſſenſchafft die
Laiter haltet;

Der Zeit zwar ſpuͤret man zum oͤfftern das Wi-
derſpiel/ und zieht mancher das Laͤngere/ der in der
Wiſſenſchafft zu kurtz kommen/ ſitzt mancher beym
Bret/ welcher in den Schulen die Eſelbanck in Be-
ſtand gehabt/ es geht mehrmalen her mit dem Do-
ctor wie mit dem Dotter/ ſo man zwey Eyer/ deren
eins voll/ das ander leer/ in ein Geſchirꝛ voll Waſſer
wirfft/ ſo fallt das volle hinab zum Boden/ das lee-
re/ in welchem kein Dotter/ ſchwimmt oben; Nicht
ungleiche Begebenheiten zeigen gar offt/ daß der-
ſelbe/ welcher gantz leer im Hirn/ und weder Do-
ctor noch Dotter hat/ oben ſchwimmt/ der aber/ ſo
viel Ermel in Schulen zerriſſen/ muß in ſolcher Met-
ten wider ſeinen Willen den Baß ſingen/ deßwe-
gen kein Wunder/ daß in manchem Land oder Re-
public das Gluͤck den Krebsgang nimmt/ wo der
Gelehrte und Erfahrne weder Vorgang noch

Fort-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0088" n="78"/><fw place="top" type="header">Mercks Wienn.</fw><lb/>
met/ dann ja die&#x017F;es Go&#x0364;ttliche Schatzerl mit keinen<lb/>
andern Aufwarten ver&#x017F;ehen/ als mit einem Ochs<lb/>
und E&#x017F;el/ deme doch alle Engli&#x017F;che Schaaren zu die-<lb/>
nen willku&#x0364;hrig &#x017F;tehen: Damit ich aber mein Vor-<lb/>
haben nicht gar zu weit &#x017F;uche/ i&#x017F;t zu wi&#x017F;&#x017F;en/ daß bey<lb/>
die&#x017F;er heilig&#x017F;ten Kindelbett ab&#x017F;onderliche hohe Ge-<lb/>
heimnu&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich ereignen/ unter andern vermerckt der<lb/>
Heil. Vincentius Ferrerius/ daß der Ochs &#x017F;eye ge-<lb/>
&#x017F;tanden bey dem Haupt deß neugebornen Chri&#x017F;t-<lb/>
kind/ der E&#x017F;el aber bey den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ durch welches<lb/>
der Go&#x0364;ttliche Sohn &#x017F;chon wolte zeigen/ daß die E&#x017F;el/<lb/>
und wie die gemeine ohn-Manier pflegt zu reden/<lb/>
die E&#x017F;elko&#x0364;pff und ungelehrte Tiltappen keines Wegs<lb/>
&#x017F;ollen u&#x0364;ber&#x017F;ich erhebt werden/ &#x017F;ondern allzeit beyn<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en bleiben/ und allein die jenige hoch &#x017F;teigen/<lb/>
denen die Doctrin und er&#x017F;cho&#x0364;pffte Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft die<lb/>
Laiter haltet;</p><lb/>
        <p>Der Zeit zwar &#x017F;pu&#x0364;ret man zum o&#x0364;fftern das Wi-<lb/>
der&#x017F;piel/ und zieht mancher das La&#x0364;ngere/ der in der<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft zu kurtz kommen/ &#x017F;itzt mancher beym<lb/>
Bret/ welcher in den Schulen die E&#x017F;elbanck in Be-<lb/>
&#x017F;tand gehabt/ es geht mehrmalen her mit dem Do-<lb/>
ctor wie mit dem Dotter/ &#x017F;o man zwey Eyer/ deren<lb/>
eins voll/ das ander leer/ in ein Ge&#x017F;chir&#xA75B; voll Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
wirfft/ &#x017F;o fallt das volle hinab zum Boden/ das lee-<lb/>
re/ in welchem kein Dotter/ &#x017F;chwimmt oben; Nicht<lb/>
ungleiche Begebenheiten zeigen gar offt/ daß der-<lb/>
&#x017F;elbe/ welcher gantz leer im Hirn/ und weder Do-<lb/>
ctor noch Dotter hat/ oben &#x017F;chwimmt/ der aber/ &#x017F;o<lb/>
viel Ermel in Schulen zerri&#x017F;&#x017F;en/ muß in &#x017F;olcher Met-<lb/>
ten wider &#x017F;einen Willen den Baß &#x017F;ingen/ deßwe-<lb/>
gen kein Wunder/ daß in manchem Land oder Re-<lb/>
public das Glu&#x0364;ck den Krebsgang nimmt/ wo der<lb/>
Gelehrte und Erfahrne weder Vorgang noch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fort-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0088] Mercks Wienn. met/ dann ja dieſes Goͤttliche Schatzerl mit keinen andern Aufwarten verſehen/ als mit einem Ochs und Eſel/ deme doch alle Engliſche Schaaren zu die- nen willkuͤhrig ſtehen: Damit ich aber mein Vor- haben nicht gar zu weit ſuche/ iſt zu wiſſen/ daß bey dieſer heiligſten Kindelbett abſonderliche hohe Ge- heimnuſſen ſich ereignen/ unter andern vermerckt der Heil. Vincentius Ferrerius/ daß der Ochs ſeye ge- ſtanden bey dem Haupt deß neugebornen Chriſt- kind/ der Eſel aber bey den Fuͤſſen/ durch welches der Goͤttliche Sohn ſchon wolte zeigen/ daß die Eſel/ und wie die gemeine ohn-Manier pflegt zu reden/ die Eſelkoͤpff und ungelehrte Tiltappen keines Wegs ſollen uͤberſich erhebt werden/ ſondern allzeit beyn Fuͤſſen bleiben/ und allein die jenige hoch ſteigen/ denen die Doctrin und erſchoͤpffte Wiſſenſchafft die Laiter haltet; Der Zeit zwar ſpuͤret man zum oͤfftern das Wi- derſpiel/ und zieht mancher das Laͤngere/ der in der Wiſſenſchafft zu kurtz kommen/ ſitzt mancher beym Bret/ welcher in den Schulen die Eſelbanck in Be- ſtand gehabt/ es geht mehrmalen her mit dem Do- ctor wie mit dem Dotter/ ſo man zwey Eyer/ deren eins voll/ das ander leer/ in ein Geſchirꝛ voll Waſſer wirfft/ ſo fallt das volle hinab zum Boden/ das lee- re/ in welchem kein Dotter/ ſchwimmt oben; Nicht ungleiche Begebenheiten zeigen gar offt/ daß der- ſelbe/ welcher gantz leer im Hirn/ und weder Do- ctor noch Dotter hat/ oben ſchwimmt/ der aber/ ſo viel Ermel in Schulen zerriſſen/ muß in ſolcher Met- ten wider ſeinen Willen den Baß ſingen/ deßwe- gen kein Wunder/ daß in manchem Land oder Re- public das Gluͤck den Krebsgang nimmt/ wo der Gelehrte und Erfahrne weder Vorgang noch Fort-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/88
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/88>, abgerufen am 24.11.2024.