Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
Mercks Wienn.

Jetzt laß sehen/ was dann der jenige vor einen
Nahmen führt/ der uns erschaffen und erlöst hat/
unter dem alles/ aus dem alles? Wir Teutsche nen-
nen ihn GOtt/ welches so viel als Gut/ und pflegte
man bey den alten Teutschen an statt gut GOtt zu
sagen/ also/ wann sie wolten sagen/ die Sach ist
gut/ redeten sie/ die Sach ist GOtt/ aus welchem
allen Sonnenklar erhellet/ daß die Teutsche ein ab-
sonderlichs Vertrauen auf GOtt setzen/ und die
Göttliche Gütigkeit/ welche sie dann zu allen Zeiten
reichflüssig erfahren haben/ forderst wir allhier zu
Wienn/ die wir zwar von dem gerechtisten GOtt
unserer Sünden halber seynd gezüchtiget worden/
so bald man aber sammentlich an die Brust ge-
klopfft/ Stimm und Händ gegen Himmel gehebt/
hat uns der mildhertzigste GOtt erhöret/ und gnä-
digst solche grassirende Contagion gelindert/ auch
endlich gar abgewendt/ absonderlich/ wie man mit
offentlicher Andacht und höchst-auferbaulichem Ey-
fer/ zu Ehren der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit/ eine
schöne Säulen aufgericht auf dem Graben/ und
haben damal die Wienner schier besser gethan/ als
Petrus auf dem Berg Tabor/ allwo er drey Taber-
nackel wolte aufrichten/ die andächtige Wienner
aber bauten ein dreyecketen Tabernackel/ verstehe
das dreyeckete Hertz/ welches ein jeder der Allerhei-
ligsten Dreyfaltigkeit damalen uhrbietigst gewid-
met hat.

Die Astrologi stellen allerley wunderseltzame Fi-
guren in Himmel/ unter andern ist eine gleich unter
dem Fisch und Widder/ die hat sehr viel Stern/ de-
ren aber drey seynd Sparsibiles/ das ist/ an einem
jeden Eck ein grosser wolscheinender Stern/ diese
Himmels-Figur tauffen sie den Triangel/ und bil-

den
Mercks Wienn.

Jetzt laß ſehen/ was dann der jenige vor einen
Nahmen fuͤhrt/ der uns erſchaffen und erloͤſt hat/
unter dem alles/ aus dem alles? Wir Teutſche nen-
nen ihn GOtt/ welches ſo viel als Gut/ und pflegte
man bey den alten Teutſchen an ſtatt gut GOtt zu
ſagen/ alſo/ wann ſie wolten ſagen/ die Sach iſt
gut/ redeten ſie/ die Sach iſt GOtt/ aus welchem
allen Sonnenklar erhellet/ daß die Teutſche ein ab-
ſonderlichs Vertrauen auf GOtt ſetzen/ und die
Goͤttliche Guͤtigkeit/ welche ſie dann zu allen Zeiten
reichfluͤſſig erfahren haben/ forderſt wir allhier zu
Wienn/ die wir zwar von dem gerechtiſten GOtt
unſerer Suͤnden halber ſeynd gezuͤchtiget worden/
ſo bald man aber ſammentlich an die Bruſt ge-
klopfft/ Stimm und Haͤnd gegen Himmel gehebt/
hat uns der mildhertzigſte GOtt erhoͤret/ und gnaͤ-
digſt ſolche graſſirende Contagion gelindert/ auch
endlich gar abgewendt/ abſonderlich/ wie man mit
offentlicher Andacht und hoͤchſt-auferbaulichem Ey-
fer/ zu Ehren der Allerheiligſten Dreyfaltigkeit/ eine
ſchoͤne Saͤulen aufgericht auf dem Graben/ und
haben damal die Wienner ſchier beſſer gethan/ als
Petrus auf dem Berg Tabor/ allwo er drey Taber-
nackel wolte aufrichten/ die andaͤchtige Wienner
aber bauten ein dreyecketen Tabernackel/ verſtehe
das dreyeckete Hertz/ welches ein jeder der Allerhei-
ligſten Dreyfaltigkeit damalen uhrbietigſt gewid-
met hat.

Die Aſtrologi ſtellen allerley wunderſeltzame Fi-
guren in Himmel/ unter andern iſt eine gleich unter
dem Fiſch und Widder/ die hat ſehr viel Stern/ de-
ren aber drey ſeynd Sparſibiles/ das iſt/ an einem
jeden Eck ein groſſer wolſcheinender Stern/ dieſe
Himmels-Figur tauffen ſie den Triangel/ und bil-

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0202" n="186[192]"/>
        <fw place="top" type="header">Mercks Wienn.</fw><lb/>
        <p>Jetzt laß &#x017F;ehen/ was dann der jenige vor einen<lb/>
Nahmen fu&#x0364;hrt/ der uns er&#x017F;chaffen und erlo&#x0364;&#x017F;t hat/<lb/>
unter dem alles/ aus dem alles? Wir Teut&#x017F;che nen-<lb/>
nen ihn GOtt/ welches &#x017F;o viel als Gut/ und pflegte<lb/>
man bey den alten Teut&#x017F;chen an &#x017F;tatt gut GOtt zu<lb/>
&#x017F;agen/ al&#x017F;o/ wann &#x017F;ie wolten &#x017F;agen/ die Sach i&#x017F;t<lb/>
gut/ redeten &#x017F;ie/ die Sach i&#x017F;t GOtt/ aus welchem<lb/>
allen Sonnenklar erhellet/ daß die Teut&#x017F;che ein ab-<lb/>
&#x017F;onderlichs Vertrauen auf GOtt &#x017F;etzen/ und die<lb/>
Go&#x0364;ttliche Gu&#x0364;tigkeit/ welche &#x017F;ie dann zu allen Zeiten<lb/>
reichflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig erfahren haben/ forder&#x017F;t wir allhier zu<lb/>
Wienn/ die wir zwar von dem gerechti&#x017F;ten GOtt<lb/>
un&#x017F;erer Su&#x0364;nden halber &#x017F;eynd gezu&#x0364;chtiget worden/<lb/>
&#x017F;o bald man aber &#x017F;ammentlich an die Bru&#x017F;t ge-<lb/>
klopfft/ Stimm und Ha&#x0364;nd gegen Himmel gehebt/<lb/>
hat uns der mildhertzig&#x017F;te GOtt erho&#x0364;ret/ und gna&#x0364;-<lb/>
dig&#x017F;t &#x017F;olche gra&#x017F;&#x017F;irende Contagion gelindert/ auch<lb/>
endlich gar abgewendt/ ab&#x017F;onderlich/ wie man mit<lb/>
offentlicher Andacht und ho&#x0364;ch&#x017F;t-auferbaulichem Ey-<lb/>
fer/ zu Ehren der Allerheilig&#x017F;ten Dreyfaltigkeit/ eine<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Sa&#x0364;ulen aufgericht auf dem Graben/ und<lb/>
haben damal die Wienner &#x017F;chier be&#x017F;&#x017F;er gethan/ als<lb/>
Petrus auf dem Berg Tabor/ allwo er drey Taber-<lb/>
nackel wolte aufrichten/ die anda&#x0364;chtige Wienner<lb/>
aber bauten ein dreyecketen Tabernackel/ ver&#x017F;tehe<lb/>
das dreyeckete Hertz/ welches ein jeder der Allerhei-<lb/>
lig&#x017F;ten Dreyfaltigkeit damalen uhrbietig&#x017F;t gewid-<lb/>
met hat.</p><lb/>
        <p>Die A&#x017F;trologi &#x017F;tellen allerley wunder&#x017F;eltzame Fi-<lb/>
guren in Himmel/ unter andern i&#x017F;t eine gleich unter<lb/>
dem Fi&#x017F;ch und Widder/ die hat &#x017F;ehr viel Stern/ de-<lb/>
ren aber drey &#x017F;eynd Spar&#x017F;ibiles/ das i&#x017F;t/ an einem<lb/>
jeden Eck ein gro&#x017F;&#x017F;er wol&#x017F;cheinender Stern/ die&#x017F;e<lb/>
Himmels-Figur tauffen &#x017F;ie den Triangel/ und bil-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186[192]/0202] Mercks Wienn. Jetzt laß ſehen/ was dann der jenige vor einen Nahmen fuͤhrt/ der uns erſchaffen und erloͤſt hat/ unter dem alles/ aus dem alles? Wir Teutſche nen- nen ihn GOtt/ welches ſo viel als Gut/ und pflegte man bey den alten Teutſchen an ſtatt gut GOtt zu ſagen/ alſo/ wann ſie wolten ſagen/ die Sach iſt gut/ redeten ſie/ die Sach iſt GOtt/ aus welchem allen Sonnenklar erhellet/ daß die Teutſche ein ab- ſonderlichs Vertrauen auf GOtt ſetzen/ und die Goͤttliche Guͤtigkeit/ welche ſie dann zu allen Zeiten reichfluͤſſig erfahren haben/ forderſt wir allhier zu Wienn/ die wir zwar von dem gerechtiſten GOtt unſerer Suͤnden halber ſeynd gezuͤchtiget worden/ ſo bald man aber ſammentlich an die Bruſt ge- klopfft/ Stimm und Haͤnd gegen Himmel gehebt/ hat uns der mildhertzigſte GOtt erhoͤret/ und gnaͤ- digſt ſolche graſſirende Contagion gelindert/ auch endlich gar abgewendt/ abſonderlich/ wie man mit offentlicher Andacht und hoͤchſt-auferbaulichem Ey- fer/ zu Ehren der Allerheiligſten Dreyfaltigkeit/ eine ſchoͤne Saͤulen aufgericht auf dem Graben/ und haben damal die Wienner ſchier beſſer gethan/ als Petrus auf dem Berg Tabor/ allwo er drey Taber- nackel wolte aufrichten/ die andaͤchtige Wienner aber bauten ein dreyecketen Tabernackel/ verſtehe das dreyeckete Hertz/ welches ein jeder der Allerhei- ligſten Dreyfaltigkeit damalen uhrbietigſt gewid- met hat. Die Aſtrologi ſtellen allerley wunderſeltzame Fi- guren in Himmel/ unter andern iſt eine gleich unter dem Fiſch und Widder/ die hat ſehr viel Stern/ de- ren aber drey ſeynd Sparſibiles/ das iſt/ an einem jeden Eck ein groſſer wolſcheinender Stern/ dieſe Himmels-Figur tauffen ſie den Triangel/ und bil- den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/202
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 186[192]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/202>, abgerufen am 23.11.2024.