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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wienn.
wo zuweiln drey und vier Pestierte gelegen/
wo das Gifft wie ein blauer Dunst die ganze
Wohnung verfinstert/ wo man über die Tod-
ten-Cörper hat müssen schreiten/ wo allerseits
der traurige Tod vor Augen schwebte; alles
dieses überhäuffte Elend thäte sie nicht ab-
schröcken von ihrem Seelen-Eiffer.

Ein witziger Poet hat auf ein Zeit einem
solchem emsigen Seelsorger dieses Sinnbild
gestellt/ nemlich auf einem guldenen Leuchter
eine schöne brennende Kerzen/ so fast ganz da-
hin abgeronnen/ mit beygefügter Schrifft:

Officio mihi officio, andern zu Ehren/ thu ich
mich vezehren: Solches kan in aller Warheit
von den Wiennerischen Geistlichen ausgespro-
chen werden/ daß sie nemlich wegen der Nech-
sten ihr eigne Leibs-Gesundheit/ ja so gar
das Leben in die Schantz geschlagen/ welches
der Allerhöchste ungezweifflet mit der ewigen
Cron belohnet.

Jener Herodes/ von deme der Eiffer-volle
Prediger
Joannes Baptista Warheit halber ent-
haupt worden/ hat seinem hupffenden Töch-
terl um etliche üppige Sprüng das halbe Kö-
nigreich anerbotten; wird nicht leicht bekant
seyn/ daß einem die Füß hätten ein so merklichs

Interesse getragen; so ich aber die Augen gen
Himmel wende/ fällt mir gleich ein trostreichere
Belohnung ein/ und getraue ich mir vor gewiß
auszusagen/ daß der allermildeste GOtt um
die vielfältige Schritt und Tritt/ um das bey
Tag und Nacht unverdroßne Lauffen/ den
Geistlichen und Seelsorgern nicht ein halbes

Reich/

Mercks Wienn.
wo zuweiln drey und vier Peſtierte gelegen/
wo das Gifft wie ein blauer Dunſt die ganze
Wohnung verfinſtert/ wo man uͤber die Tod-
ten-Coͤrper hat muͤſſen ſchreiten/ wo allerſeits
der traurige Tod vor Augen ſchwebte; alles
dieſes uͤberhaͤuffte Elend thaͤte ſie nicht ab-
ſchroͤcken von ihrem Seelen-Eiffer.

Ein witziger Poet hat auf ein Zeit einem
ſolchem emſigen Seelſorger dieſes Sinnbild
geſtellt/ nemlich auf einem guldenen Leuchter
eine ſchoͤne brennende Kerzen/ ſo faſt ganz da-
hin abgeronnen/ mit beygefuͤgter Schrifft:

Officio mihi officio, andern zu Ehren/ thu ich
mich vezehren: Solches kan in aller Warheit
von den Wienneriſchen Geiſtlichen ausgeſpꝛo-
chen werden/ daß ſie nemlich wegen der Nech-
ſten ihr eigne Leibs-Geſundheit/ ja ſo gar
das Leben in die Schantz geſchlagen/ welches
der Allerhoͤchſte ungezweifflet mit der ewigen
Cron belohnet.

Jener Herodes/ von deme der Eiffer-volle
Prediger
Joannes Baptiſta Warheit halber ent-
haupt worden/ hat ſeinem hupffenden Toͤch-
terl um etliche uͤppige Spruͤng das halbe Koͤ-
nigreich anerbotten; wird nicht leicht bekant
ſeyn/ daß einem die Fuͤß haͤtten ein ſo merklichs

Intereſſe getragen; ſo ich aber die Augen gen
Him̃el wende/ faͤllt mir gleich ein troſtreichere
Belohnung ein/ und getraue ich miꝛ voꝛ gewiß
auszuſagen/ daß der allermildeſte GOtt um
die vielfaͤltige Schritt und Tritt/ um das bey
Tag und Nacht unverdroßne Lauffen/ den
Geiſtlichen und Seelſorgern nicht ein halbes

Reich/
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[172[178]/0188] Mercks Wienn. wo zuweiln drey und vier Peſtierte gelegen/ wo das Gifft wie ein blauer Dunſt die ganze Wohnung verfinſtert/ wo man uͤber die Tod- ten-Coͤrper hat muͤſſen ſchreiten/ wo allerſeits der traurige Tod vor Augen ſchwebte; alles dieſes uͤberhaͤuffte Elend thaͤte ſie nicht ab- ſchroͤcken von ihrem Seelen-Eiffer. Ein witziger Poet hat auf ein Zeit einem ſolchem emſigen Seelſorger dieſes Sinnbild geſtellt/ nemlich auf einem guldenen Leuchter eine ſchoͤne brennende Kerzen/ ſo faſt ganz da- hin abgeronnen/ mit beygefuͤgter Schrifft: Officio mihi officio, andern zu Ehren/ thu ich mich vezehren: Solches kan in aller Warheit von den Wienneriſchen Geiſtlichen ausgeſpꝛo- chen werden/ daß ſie nemlich wegen der Nech- ſten ihr eigne Leibs-Geſundheit/ ja ſo gar das Leben in die Schantz geſchlagen/ welches der Allerhoͤchſte ungezweifflet mit der ewigen Cron belohnet. Jener Herodes/ von deme der Eiffer-volle Prediger Joannes Baptiſta Warheit halber ent- haupt worden/ hat ſeinem hupffenden Toͤch- terl um etliche uͤppige Spruͤng das halbe Koͤ- nigreich anerbotten; wird nicht leicht bekant ſeyn/ daß einem die Fuͤß haͤtten ein ſo merklichs Intereſſe getragen; ſo ich aber die Augen gen Him̃el wende/ faͤllt mir gleich ein troſtreichere Belohnung ein/ und getraue ich miꝛ voꝛ gewiß auszuſagen/ daß der allermildeſte GOtt um die vielfaͤltige Schritt und Tritt/ um das bey Tag und Nacht unverdroßne Lauffen/ den Geiſtlichen und Seelſorgern nicht ein halbes Reich/

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 172[178]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/188>, abgerufen am 23.11.2024.