Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Mercks Wienn.
Augen das jenige Ohr/ so alles höret/ beken-
net mir um die Wunden unsers allgemeinen
Heylands/ der da mich und euch richten wird/
sagt an/ ob nicht allerseits allein genugsame/
sondern wol überflüssige Obsorg wegen der
Seelen geschehen seye.

Und hat solche weiseste Anstalt gemacht
der Hochwürdig und Hochgelehrte Hr. Joann
Baptista Meyer/ der Heiligen Schrifft
Doctor,
Jhro Käiserl. Majest. Rath/ wie auch Jh-
ro Fürstl. Gnaden und Bischoff zu Wienn

Vic. Gener. und Officialis, welcher die ganze
Pest-Zeit zu allgemeiner Seelsorg allhier ver-
blieben/ und ist durch Göttliche Beyhülff
noch bey gewünschter Gesundheit.

Bekant ist jene Parabl und Gleichnus/ so aus
dem süssesten Mund der vermenschten Göttl.
Weisheit geflossen/ wie nemlich das Himmel-
reich gleich seye einem Haus-Vatter/ der an
Morgen frühe ausgieng Arbeiter zu dingen
in sein Weingarten/ als er nun etliche zu unter-
schiedlichen Zeiten angetroffen/ hat er sie in
seinen Weingarten gewiesen um den billichen
Lohn/ da es nun bey Untergang der Sonnen
zur Bezahlung kommen/ und die jenige/ so
den ganzen Tag in Arbeit emsig waren/
nicht höher belohnt worden/ als dieselbige/
welche nur den halben Tag gearbeit hatten/ al-
so ist es ihnen zu verschmachen gefallen/ und
schier unbillig vorkommen/ daß nemlich lan-
ge Arbeiter/ und langsame Arbeiter/ sollen mit
gleichen Lohn besoldet werden/ dessenwegen
gegen den Haus-Vatter sich murrerisch be-
klagt/ sprechend:
Qui portavimus pondus diei &

aestus,

Mercks Wienn.
Augen das jenige Ohr/ ſo alles hoͤret/ beken-
net mir um die Wunden unſers allgemeinen
Heylands/ der da mich und euch richten wird/
ſagt an/ ob nicht allerſeits allein genugſame/
ſondern wol uͤberfluͤſſige Obſorg wegen der
Seelen geſchehen ſeye.

Und hat ſolche weiſeſte Anſtalt gemacht
der Hochwuͤrdig und Hochgelehrte Hr. Joann
Baptiſta Meyer/ der Heiligen Schrifft
Doctor,
Jhro Kaͤiſerl. Majeſt. Rath/ wie auch Jh-
ro Fuͤrſtl. Gnaden und Biſchoff zu Wienn

Vic. Gener. und Officialis, welcher die ganze
Peſt-Zeit zu allgemeiner Seelſorg allhier ver-
blieben/ und iſt durch Goͤttliche Beyhuͤlff
noch bey gewuͤnſchter Geſundheit.

Bekant iſt jene Parabl und Gleichnus/ ſo aus
dem ſuͤſſeſten Mund der vermenſchten Goͤttl.
Weisheit gefloſſen/ wie nemlich das Himmel-
reich gleich ſeye einem Haus-Vatter/ der an
Morgen fruͤhe ausgieng Arbeiter zu dingen
in ſein Weingarten/ als er nun etliche zu unter-
ſchiedlichen Zeiten angetroffen/ hat er ſie in
ſeinen Weingarten gewieſen um den billichen
Lohn/ da es nun bey Untergang der Sonnen
zur Bezahlung kommen/ und die jenige/ ſo
den ganzen Tag in Arbeit emſig waren/
nicht hoͤher belohnt worden/ als dieſelbige/
welche nur den halben Tag geaꝛbeit hatten/ al-
ſo iſt es ihnen zu verſchmachen gefallen/ und
ſchier unbillig vorkommen/ daß nemlich lan-
ge Arbeiter/ und langſame Arbeiter/ ſollen mit
gleichen Lohn beſoldet werden/ deſſenwegen
gegen den Haus-Vatter ſich murreriſch be-
klagt/ ſprechend:
Qui portavimus pondus diei &

æſtus,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0186" n="170[176]"/>
          <fw place="top" type="header">Mercks Wienn.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">Augen das jenige Ohr/ &#x017F;o alles ho&#x0364;ret/ beken-<lb/>
net mir um die Wunden un&#x017F;ers allgemeinen<lb/>
Heylands/ der da mich und euch richten wird/<lb/>
&#x017F;agt an/ ob nicht aller&#x017F;eits allein genug&#x017F;ame/<lb/>
&#x017F;ondern wol u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Ob&#x017F;org wegen der<lb/>
Seelen ge&#x017F;chehen &#x017F;eye.</hi> </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Und hat &#x017F;olche wei&#x017F;e&#x017F;te An&#x017F;talt gemacht<lb/>
der Hochwu&#x0364;rdig und Hochgelehrte Hr. Joann<lb/>
Bapti&#x017F;ta Meyer/ der Heiligen Schrifft</hi> <hi rendition="#aq">Doctor,</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Jhro Ka&#x0364;i&#x017F;erl. Maje&#x017F;t. Rath/ wie auch Jh-<lb/>
ro Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Gnaden und Bi&#x017F;choff zu Wienn</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Vic. Gener.</hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq">Officialis,</hi> <hi rendition="#fr">welcher die ganze<lb/>
Pe&#x017F;t-Zeit zu allgemeiner Seel&#x017F;org allhier ver-<lb/>
blieben/ und i&#x017F;t durch Go&#x0364;ttliche Beyhu&#x0364;lff<lb/>
noch bey gewu&#x0364;n&#x017F;chter Ge&#x017F;undheit.</hi> </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Bekant i&#x017F;t jene Parabl und Gleichnus/ &#x017F;o aus<lb/>
dem &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Mund der vermen&#x017F;chten Go&#x0364;ttl.<lb/>
Weisheit geflo&#x017F;&#x017F;en/ wie nemlich das Himmel-<lb/>
reich gleich &#x017F;eye einem Haus-Vatter/ der an<lb/>
Morgen fru&#x0364;he ausgieng Arbeiter zu dingen<lb/>
in &#x017F;ein Weingarten/ als er nun etliche zu unter-<lb/>
&#x017F;chiedlichen Zeiten angetroffen/ hat er &#x017F;ie in<lb/>
&#x017F;einen Weingarten gewie&#x017F;en um den billichen<lb/>
Lohn/ da es nun bey Untergang der Sonnen<lb/>
zur Bezahlung kommen/ und die jenige/ &#x017F;o<lb/>
den ganzen Tag in Arbeit em&#x017F;ig waren/<lb/>
nicht ho&#x0364;her belohnt worden/ als die&#x017F;elbige/<lb/>
welche nur den halben Tag gea&#xA75B;beit hatten/ al-<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es ihnen zu ver&#x017F;chmachen gefallen/ und<lb/>
&#x017F;chier unbillig vorkommen/ daß nemlich lan-<lb/>
ge Arbeiter/ und lang&#x017F;ame Arbeiter/ &#x017F;ollen mit<lb/>
gleichen Lohn be&#x017F;oldet werden/ de&#x017F;&#x017F;enwegen<lb/>
gegen den Haus-Vatter &#x017F;ich murreri&#x017F;ch be-<lb/>
klagt/ &#x017F;prechend:</hi> <hi rendition="#aq">Qui portavimus pondus diei &amp;</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">æ&#x017F;tus,</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170[176]/0186] Mercks Wienn. Augen das jenige Ohr/ ſo alles hoͤret/ beken- net mir um die Wunden unſers allgemeinen Heylands/ der da mich und euch richten wird/ ſagt an/ ob nicht allerſeits allein genugſame/ ſondern wol uͤberfluͤſſige Obſorg wegen der Seelen geſchehen ſeye. Und hat ſolche weiſeſte Anſtalt gemacht der Hochwuͤrdig und Hochgelehrte Hr. Joann Baptiſta Meyer/ der Heiligen Schrifft Doctor, Jhro Kaͤiſerl. Majeſt. Rath/ wie auch Jh- ro Fuͤrſtl. Gnaden und Biſchoff zu Wienn Vic. Gener. und Officialis, welcher die ganze Peſt-Zeit zu allgemeiner Seelſorg allhier ver- blieben/ und iſt durch Goͤttliche Beyhuͤlff noch bey gewuͤnſchter Geſundheit. Bekant iſt jene Parabl und Gleichnus/ ſo aus dem ſuͤſſeſten Mund der vermenſchten Goͤttl. Weisheit gefloſſen/ wie nemlich das Himmel- reich gleich ſeye einem Haus-Vatter/ der an Morgen fruͤhe ausgieng Arbeiter zu dingen in ſein Weingarten/ als er nun etliche zu unter- ſchiedlichen Zeiten angetroffen/ hat er ſie in ſeinen Weingarten gewieſen um den billichen Lohn/ da es nun bey Untergang der Sonnen zur Bezahlung kommen/ und die jenige/ ſo den ganzen Tag in Arbeit emſig waren/ nicht hoͤher belohnt worden/ als dieſelbige/ welche nur den halben Tag geaꝛbeit hatten/ al- ſo iſt es ihnen zu verſchmachen gefallen/ und ſchier unbillig vorkommen/ daß nemlich lan- ge Arbeiter/ und langſame Arbeiter/ ſollen mit gleichen Lohn beſoldet werden/ deſſenwegen gegen den Haus-Vatter ſich murreriſch be- klagt/ ſprechend: Qui portavimus pondus diei & æſtus,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/186
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 170[176]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/186>, abgerufen am 23.11.2024.