Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
Mercks Wienn.
Es hat der grimmige Tod mit seinem
Pfeil absonderlich nach dem Leben der
Soldaten gezielt/ und deren viel zu
Wienn erlegt.

DEr gnädigste GOtt/ vermög seiner Allmacht/
hat mit dem kleinen Werkzeug Fiat, die
grosse Welt erschaffen/ und in der Welt un-
terschiedliche Geschöpff/ und unter den Geschöpffen
unterschiedliche Thier/ und unter den Thieren un-
terschiedliche Naturen; Ein andere Natur und Ei-
genschaft hat der Luchs/ als der Fuchs/ ein anders
Thier ist der Pfab/ als der Rab/ ein anders Ge-
schöpff ist der Schwan/ als der Hahn; kein ansehe-
lichers Thier aber ist/ als der Löw/ dahero das
Wörtel Leo, anderthalb hundert mal in der Heil.
Schrift zu lesen/ deß Hasen aber nur zweymal Mel-
dung geschicht/ und wird so gar dieser unter die un-
reine Partheyen gezählt; Ein Has auf solche Weiß
ist wol in geringen Ansehen; Das Lämmel hat den
Namen eines Einfalts/ der Esel hat den Namen
eines Faullenzers/ der Wolff hat den Namen eines
Schlemmers/ der Fuchs hat den Namen eines Arg-
listigen/ der Beer hat den Namen eines Murrers/
der Rab hat den Namen eines Diebs/ der Pfau
hat den Namen eines Furchtsamen/ der Löw hat
den Namen eines Herzhafften und Starken/ von
welchem Plinius schreibet/ daß er seine mehriste
Kräfften in dem Herzen habe/ vis summa in pe-
ctore l. 8. c.
16. Weil nun so vielfältige Erinnerung
deß Löwens die H. Bibel beyfüget/ wenig und schier
gar nichts deß Hasens gedenket/ ist merklich zu
schliessen/ daß die tapffere beherzhaffte/ streitbare

und
Mercks Wienn.
Es hat der grimmige Tod mit ſeinem
Pfeil abſonderlich nach dem Leben der
Soldaten gezielt/ und deren viel zu
Wienn erlegt.

DEr gnaͤdigſte GOtt/ vermoͤg ſeiner Allmacht/
hat mit dem kleinen Werkzeug Fiat, die
groſſe Welt erſchaffen/ und in der Welt un-
terſchiedliche Geſchoͤpff/ und unter den Geſchoͤpffen
unterſchiedliche Thier/ und unter den Thieren un-
terſchiedliche Naturen; Ein andere Natur und Ei-
genſchaft hat der Luchs/ als der Fuchs/ ein anders
Thier iſt der Pfab/ als der Rab/ ein anders Ge-
ſchoͤpff iſt der Schwan/ als der Hahn; kein anſehe-
lichers Thier aber iſt/ als der Loͤw/ dahero das
Woͤrtel Leo, anderthalb hundert mal in der Heil.
Schrift zu leſen/ deß Haſen aber nur zweymal Mel-
dung geſchicht/ und wird ſo gar dieſer unter die un-
reine Partheyen gezaͤhlt; Ein Has auf ſolche Weiß
iſt wol in geringen Anſehen; Das Laͤmmel hat den
Namen eines Einfalts/ der Eſel hat den Namen
eines Faullenzers/ der Wolff hat den Namen eines
Schlemmers/ der Fuchs hat den Namen eines Arg-
liſtigen/ der Beer hat den Namen eines Murrers/
der Rab hat den Namen eines Diebs/ der Pfau
hat den Namen eines Furchtſamen/ der Loͤw hat
den Namen eines Herzhafften und Starken/ von
welchem Plinius ſchreibet/ daß er ſeine mehriſte
Kraͤfften in dem Herzen habe/ vis ſumma in pe-
ctore l. 8. c.
16. Weil nun ſo vielfaͤltige Erinnerung
deß Loͤwens die H. Bibel beyfuͤget/ wenig und ſchier
gar nichts deß Haſens gedenket/ iſt merklich zu
ſchlieſſen/ daß die tapffere beherzhaffte/ ſtreitbare

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0131" n="121"/>
      <fw place="top" type="header">Mercks Wienn.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Es hat der grimmige Tod mit &#x017F;einem<lb/>
Pfeil ab&#x017F;onderlich nach dem Leben der<lb/>
Soldaten gezielt/ und deren viel zu<lb/>
Wienn erlegt.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Er gna&#x0364;dig&#x017F;te GOtt/ vermo&#x0364;g &#x017F;einer Allmacht/<lb/>
hat mit dem kleinen Werkzeug <hi rendition="#aq">Fiat,</hi> die<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Welt er&#x017F;chaffen/ und in der Welt un-<lb/>
ter&#x017F;chiedliche Ge&#x017F;cho&#x0364;pff/ und unter den Ge&#x017F;cho&#x0364;pffen<lb/>
unter&#x017F;chiedliche Thier/ und unter den Thieren un-<lb/>
ter&#x017F;chiedliche Naturen; Ein andere Natur und Ei-<lb/>
gen&#x017F;chaft hat der Luchs/ als der Fuchs/ ein anders<lb/>
Thier i&#x017F;t der Pfab/ als der Rab/ ein anders Ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pff i&#x017F;t der Schwan/ als der Hahn; kein an&#x017F;ehe-<lb/>
lichers Thier aber i&#x017F;t/ als der Lo&#x0364;w/ dahero das<lb/>
Wo&#x0364;rtel <hi rendition="#aq">Leo,</hi> anderthalb hundert mal in der Heil.<lb/>
Schrift zu le&#x017F;en/ deß Ha&#x017F;en aber nur zweymal Mel-<lb/>
dung ge&#x017F;chicht/ und wird &#x017F;o gar die&#x017F;er unter die un-<lb/>
reine Partheyen geza&#x0364;hlt; Ein Has auf &#x017F;olche Weiß<lb/>
i&#x017F;t wol in geringen An&#x017F;ehen; Das La&#x0364;mmel hat den<lb/>
Namen eines Einfalts/ der E&#x017F;el hat den Namen<lb/>
eines Faullenzers/ der Wolff hat den Namen eines<lb/>
Schlemmers/ der Fuchs hat den Namen eines Arg-<lb/>
li&#x017F;tigen/ der Beer hat den Namen eines Murrers/<lb/>
der Rab hat den Namen eines Diebs/ der Pfau<lb/>
hat den Namen eines Furcht&#x017F;amen/ der Lo&#x0364;w hat<lb/>
den Namen eines Herzhafften und Starken/ von<lb/>
welchem Plinius &#x017F;chreibet/ daß er &#x017F;eine mehri&#x017F;te<lb/>
Kra&#x0364;fften in dem Herzen habe/ <hi rendition="#aq">vis &#x017F;umma in pe-<lb/>
ctore l. 8. c.</hi> 16. Weil nun &#x017F;o vielfa&#x0364;ltige Erinnerung<lb/>
deß Lo&#x0364;wens die H. Bibel beyfu&#x0364;get/ wenig und &#x017F;chier<lb/>
gar nichts deß Ha&#x017F;ens gedenket/ i&#x017F;t merklich zu<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ daß die tapffere beherzhaffte/ &#x017F;treitbare<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0131] Mercks Wienn. Es hat der grimmige Tod mit ſeinem Pfeil abſonderlich nach dem Leben der Soldaten gezielt/ und deren viel zu Wienn erlegt. DEr gnaͤdigſte GOtt/ vermoͤg ſeiner Allmacht/ hat mit dem kleinen Werkzeug Fiat, die groſſe Welt erſchaffen/ und in der Welt un- terſchiedliche Geſchoͤpff/ und unter den Geſchoͤpffen unterſchiedliche Thier/ und unter den Thieren un- terſchiedliche Naturen; Ein andere Natur und Ei- genſchaft hat der Luchs/ als der Fuchs/ ein anders Thier iſt der Pfab/ als der Rab/ ein anders Ge- ſchoͤpff iſt der Schwan/ als der Hahn; kein anſehe- lichers Thier aber iſt/ als der Loͤw/ dahero das Woͤrtel Leo, anderthalb hundert mal in der Heil. Schrift zu leſen/ deß Haſen aber nur zweymal Mel- dung geſchicht/ und wird ſo gar dieſer unter die un- reine Partheyen gezaͤhlt; Ein Has auf ſolche Weiß iſt wol in geringen Anſehen; Das Laͤmmel hat den Namen eines Einfalts/ der Eſel hat den Namen eines Faullenzers/ der Wolff hat den Namen eines Schlemmers/ der Fuchs hat den Namen eines Arg- liſtigen/ der Beer hat den Namen eines Murrers/ der Rab hat den Namen eines Diebs/ der Pfau hat den Namen eines Furchtſamen/ der Loͤw hat den Namen eines Herzhafften und Starken/ von welchem Plinius ſchreibet/ daß er ſeine mehriſte Kraͤfften in dem Herzen habe/ vis ſumma in pe- ctore l. 8. c. 16. Weil nun ſo vielfaͤltige Erinnerung deß Loͤwens die H. Bibel beyfuͤget/ wenig und ſchier gar nichts deß Haſens gedenket/ iſt merklich zu ſchlieſſen/ daß die tapffere beherzhaffte/ ſtreitbare und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/131
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/131>, abgerufen am 13.11.2024.