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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wienn.
durch euer böse Weichherzigkeit in den Tugenden
gar klein gewachsen; gebt Rechenschafft: daß mir
dieses Edelgestein in den Koth gefallen/ daß mir die-
ses Lämmel unter die Wölff gerathen/ daß mir diese
Frucht wurmstichig worden/ daß mir diese Tauben
entflogen/ daß mir dieses Kind/ diese Seel/ die ich so
theuer mit meinem Tod erkaufft/ ist entgangen/ bist
du Vatter/ du Mutter daran schuldig/ gebt Re-
chenschafft.

Dergleichen Gedanken beschweren manches
Mutter-Herz/ daß es auch in dem Tod-Bettel wün-
schet/ es hätte nie geboren/ zumalen der Mutter-
Titel ihr Elend nur vergrössert/ bild mir also wol ein/
daß in dieser Pest gleichförmige Trangsal manche
Eltern auch in dem Tod habe gequält; O was Elend
muß dann diß seyn! allwo nicht allein der arme Leib
durch die brennende Gifft-Geschwer geplagt wird/
sondern auch manches Gemüt und verletztes Gewis-
sen sein Marter ausstehet/ darum liebste Eltern zie-
het euere von GOtt ertheilte Kinder recht/ damit sie
auch zu euerem Trost Kinder der Seeligkeit werden.

Vor dem Ubel fliehen/ ist nicht übel/ zumalen be-
kant ist/ daß der Patriarch Abraham sein Unglück zu
vermeiden in das Land gegen Mittag gezogen/
Gen. 2. Jacob/ weil sein Bruder Esau/ der saubere
Gesell/ den Tod geschworen/ ist auch geflohen zu sei-
nem Anverwandten dem Laban/ Gen. 27. Deßglei-
chen David/ als ihm der undankbare Saul nach
dem Leben getracht/ hat sich mit der Flucht salvirt:
Nicht weniger hat die Flucht genommen der Eiffer-
volle Prophet Elias/ wie er benachrichtiget worden/
daß ihme die Königin Jezabel den Tod antrohe:
So ist auch nicht unbekannt/ wie der Tarsensische
Prediger Paulus nächtlicher Weil in einem Korb

durch
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Mercks Wienn.
durch euer boͤſe Weichherzigkeit in den Tugenden
gar klein gewachſen; gebt Rechenſchafft: daß mir
dieſes Edelgeſtein in den Koth gefallen/ daß mir die-
ſes Laͤmmel unter die Woͤlff gerathen/ daß mir dieſe
Frucht wurmſtichig worden/ daß mir dieſe Tauben
entflogen/ daß mir dieſes Kind/ dieſe Seel/ die ich ſo
theuer mit meinem Tod erkaufft/ iſt entgangen/ biſt
du Vatter/ du Mutter daran ſchuldig/ gebt Re-
chenſchafft.

Dergleichen Gedanken beſchweren manches
Mutter-Herz/ daß es auch in dem Tod-Bettel wuͤn-
ſchet/ es haͤtte nie geboren/ zumalen der Mutter-
Titel ihr Elend nur veꝛgroͤſſert/ bild mir alſo wol ein/
daß in dieſer Peſt gleichfoͤrmige Trangſal manche
Eltern auch in dem Tod habe gequaͤlt; O was Elend
muß dann diß ſeyn! allwo nicht allein der arme Leib
durch die brennende Gifft-Geſchwer geplagt wird/
ſondern auch manches Gemuͤt und verletztes Gewiſ-
ſen ſein Marter ausſtehet/ darum liebſte Eltern zie-
het euere von GOtt ertheilte Kinder recht/ damit ſie
auch zu euerem Troſt Kinder der Seeligkeit werden.

Vor dem Ubel fliehen/ iſt nicht uͤbel/ zumalen be-
kant iſt/ daß der Patriarch Abraham ſein Ungluͤck zu
vermeiden in das Land gegen Mittag gezogen/
Gen. 2. Jacob/ weil ſein Bruder Eſau/ der ſaubere
Geſell/ den Tod geſchworen/ iſt auch geflohen zu ſei-
nem Anverwandten dem Laban/ Gen. 27. Deßglei-
chen David/ als ihm der undankbare Saul nach
dem Leben getracht/ hat ſich mit der Flucht ſalvirt:
Nicht weniger hat die Flucht genommen der Eiffer-
volle Prophet Elias/ wie er benachrichtiget worden/
daß ihme die Koͤnigin Jezabel den Tod antrohe:
So iſt auch nicht unbekannt/ wie der Tarſenſiſche
Prediger Paulus naͤchtlicher Weil in einem Korb

durch
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[115/0125] Mercks Wienn. durch euer boͤſe Weichherzigkeit in den Tugenden gar klein gewachſen; gebt Rechenſchafft: daß mir dieſes Edelgeſtein in den Koth gefallen/ daß mir die- ſes Laͤmmel unter die Woͤlff gerathen/ daß mir dieſe Frucht wurmſtichig worden/ daß mir dieſe Tauben entflogen/ daß mir dieſes Kind/ dieſe Seel/ die ich ſo theuer mit meinem Tod erkaufft/ iſt entgangen/ biſt du Vatter/ du Mutter daran ſchuldig/ gebt Re- chenſchafft. Dergleichen Gedanken beſchweren manches Mutter-Herz/ daß es auch in dem Tod-Bettel wuͤn- ſchet/ es haͤtte nie geboren/ zumalen der Mutter- Titel ihr Elend nur veꝛgroͤſſert/ bild mir alſo wol ein/ daß in dieſer Peſt gleichfoͤrmige Trangſal manche Eltern auch in dem Tod habe gequaͤlt; O was Elend muß dann diß ſeyn! allwo nicht allein der arme Leib durch die brennende Gifft-Geſchwer geplagt wird/ ſondern auch manches Gemuͤt und verletztes Gewiſ- ſen ſein Marter ausſtehet/ darum liebſte Eltern zie- het euere von GOtt ertheilte Kinder recht/ damit ſie auch zu euerem Troſt Kinder der Seeligkeit werden. Vor dem Ubel fliehen/ iſt nicht uͤbel/ zumalen be- kant iſt/ daß der Patriarch Abraham ſein Ungluͤck zu vermeiden in das Land gegen Mittag gezogen/ Gen. 2. Jacob/ weil ſein Bruder Eſau/ der ſaubere Geſell/ den Tod geſchworen/ iſt auch geflohen zu ſei- nem Anverwandten dem Laban/ Gen. 27. Deßglei- chen David/ als ihm der undankbare Saul nach dem Leben getracht/ hat ſich mit der Flucht ſalvirt: Nicht weniger hat die Flucht genommen der Eiffer- volle Prophet Elias/ wie er benachrichtiget worden/ daß ihme die Koͤnigin Jezabel den Tod antrohe: So iſt auch nicht unbekannt/ wie der Tarſenſiſche Prediger Paulus naͤchtlicher Weil in einem Korb durch H 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/125>, abgerufen am 25.11.2024.