Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von Verehrung der Heiligen. dächtiglich sprechen/ nicht nur/ wann sie allein seynd/ sondern auch/ in Ge-genwart anderer/ welches dann sehr löblich und aufferbaulich ist. Und ob wohln wenige/ auß Mangel der Wissenschafft/ diese unser vor gesetzte Ma- nier im Brauch haben werden; so würden sie doch derselben sich embsiglich befleissen/ wann ihnen selbige würde kundbar werden. Du aber/ mein Christliche Seel/ die du weist die schöne Manier/ und herr- Solte es dir nun möglich seyn zu allen und jeden Stunden diese GOtt- Jmgleichen auch/ wann du oder durch Nachlässigkeit/ oder einige Ver- gelas- X x x x 2
Von Verehrung der Heiligen. daͤchtiglich ſprechen/ nicht nur/ wann ſie allein ſeynd/ ſondern auch/ in Ge-genwart anderer/ welches dann ſehr loͤblich und aufferbaulich iſt. Und ob wohln wenige/ auß Mangel der Wiſſenſchafft/ dieſe unſer vor geſetzte Ma- nier im Brauch haben werden; ſo wuͤrden ſie doch derſelben ſich embſiglich befleiſſen/ wann ihnen ſelbige wuͤrde kundbar werden. Du aber/ mein Chriſtliche Seel/ die du weiſt die ſchoͤne Manier/ und herr- Solte es dir nun moͤglich ſeyn zu allen und jeden Stunden dieſe GOtt- Jmgleichen auch/ wann du oder durch Nachlaͤſſigkeit/ oder einige Ver- gelaſ- X x x x 2
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Von Verehrung der Heiligen.
daͤchtiglich ſprechen/ nicht nur/ wann ſie allein ſeynd/ ſondern auch/ in Ge-
genwart anderer/ welches dann ſehr loͤblich und aufferbaulich iſt. Und ob
wohln wenige/ auß Mangel der Wiſſenſchafft/ dieſe unſer vor geſetzte Ma-
nier im Brauch haben werden; ſo wuͤrden ſie doch derſelben ſich embſiglich
befleiſſen/ wann ihnen ſelbige wuͤrde kundbar werden.
Du aber/ mein Chriſtliche Seel/ die du weiſt die ſchoͤne Manier/ und herr-
lichen Nutzen dieſer Andacht/ aber nicht weiſt/ wie lange Zeit du noch zu leben
habeſt; bringe deine Sachen in Sicherheit/ und begeb dich zu dieſer Andacht/
ſo viel dir moͤglich iſt; auff daß du mit deiner hoͤchſten Freude/ einsmals in
der That genieſſen moͤgeſt deß unbeſchreiblichen Nutzen/ der auß dieſer An-
dacht erwachſet. O wie gernſolte einer umb hundert Ducaten/ ein Ave Ma-.
ria dieſe Stund/ auff beſagte Weiß andaͤchtiglich betten! was ſeynd aber
hundert/ und auch hundert tauſent Ducaten in Anſehung deß uͤberreichen Ver-
dienſt/ den du auß ſothaner Andacht alle Stunden erſchoͤpffen kanſt? Seye
derhalben danckbar deinem GOtt/ der dich erſchaffen; ſeye danckbar dem/
der dich mit ſeinem Blut erloͤſet hat; ſeye danckbar deiner Mutter/ ſo dich
zu ihrem Sohn hat auffgenommen; ſeye danckbar deinen Patronen/ deren
Schutz du dich empfohlen haſt: befleiſſe dich denſelben zu ehren/ und deiner
Seelen zum Beſten/ dieſe ſtuͤndliche Ubung an dir zu bewerckſtelligen/ und
an andern zu befuͤrdern.
Solte es dir nun moͤglich ſeyn zu allen und jeden Stunden dieſe GOtt-
gefaͤllige Andacht zu beobachten/ ſo entdecke auffs wenigſt das Haupt/ wann
die Uhr ſchlagt; mache ein Creutz uͤber dein Hertz/ und erhebe/ ſo viel du kanſt/
dein Hertz zu GOtt/ und deinen H. H. Patronen/ biß du das uͤbrige zu ver-
richten/ beſſer Gelegenheit haſt. Du kanſt auch wohl der Uhren vorkommen/
wann du nemblich vorſeheſt/ daß du zu ſelbiger Stund werdeſt verhindert
werden. Auch/ weilen du bey naͤchtlicher weil/ mit dem gottſeligen Alphonſo
Rodriquez einem Ley-Bruder auß der Societet JEſu/ zu allen Stunden vil-
leicht nit kanſt erwachen; ſo thue ſtu wohl/ daß ſelbiges deß Abends verrichteſt/
alſo/ daß du zu der letzten Uhr/ die du ſchlagen hoͤreſt/ alle Geheimnuß deß Ley-
den Chriſti in ein Ave Maria verfaſſeſt ſambt allen Patronen/ welche in der
Nacht vorfallen wuͤrden biß zu der Stunde/ an der du wiederumb auff ſteheſt.
Wann du doch unterdeſſen bey naͤchtlicher Weil die Uhr ſchlagen hoͤreſt; kans
du gleichwohl dein gewoͤhnliche Andacht halten.
Jmgleichen auch/ wann du oder durch Nachlaͤſſigkeit/ oder einige Ver-
hinderung dieſen Engliſchen Gruß verabſaumet haſt/ ſo kanſtu den Mangel
an folgender Stund wiederumb erſetzen/ und dem folgenden Ave
Maria nicht allein das Gegenwaͤrtige/ ſondern auch das Auß-
gelaſ-
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