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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von Verehrung der Heiligen.
nicht allein alle Stunden kürtzlich/ sondern auch in allen deinen Nöthen und
Wercken erneueren sollest/ wie du gehört hast.

Neben dieser Jungfrauen erwähle dir noch vier und zwantzig andere Pa-
tronen oder Patroninnen/ zu denen du für andern eine mehrere und sonder-
bahre Andacht empfindest; oder die du vermeinest/ daß bey GOtt die gröste
Verdiensten haben/ oder mit denen Tugenten am meisten geleuchtet haben;
die du weist/ daß du für andern nöthig habest. Diese vertheile in vier und
zwantzig Stunden/ daß also einer jeden Stund ein sicher Patron oder Pa-
tronin zugeeignet werde. Geb aber Achtung/ daß du zu jeder Stund einen
solchen Fürsprecher setzest/ der sich zur Ubung derselben Stunde am besten
schicket. Das ist/ daß du/ Exempel weiß/ der Stund deß Stillschwei-
gens einen solchen zueignest/ welcher dieser Tugent halben sonderbahr gelobt
wird. Der Stund der Mahlzeit einen andern/ so für andern dein Fasten
ist ergeben gewesen. Der Stund zum Betten einen andern/ so zum mei-
sten und eifferigsten Zeit seines Lebens gebettet hatt. Der Stund/ an wel-
cher du/ für oder zur Mitternacht/ oder deß Morgens den Schlaff brechen
must/ den jenigen/ so man wegen deß vielen Wachens lobet. Und so fort
an.

Du must aber derohalben die vornemsten Heiligen deines Ordens nit vor-
beygehen/ oder auch die jenige/ deren Nahm du im Tauff oder Firmung/
oder im geistlichen Stand bekommen hast; oder deneu du anderwärtiglich
verbunden bist: zumahlen du auß denenselben solche finden wirst/ welche
in Jnbrunst und Eyffer deß Geists/ in der Enthaltung/ im Wachen/ in der
Liebe zu der Allerseligsten Jungfrauen/ und andern dir nothwendigen Tu-
genten geleuchtet haben; und derhalben sollestu selbige zu deinen Patronen
erwählen. Eben selbiges muß auch verstanden werden vom heiligen
Schutz-Engel/ welchem als deinem von GOtt gestelten Behüter nach
der Allerseligsten Jungfrauen/ unter deinen Patronen der erste Platz
gebühret. Wann du nun alsolche Erwählung und Außtheilung ge-
macht hast/ so opffere demselben dich zu einem ewigen Schutz-
Kind/ und bitte/ sie wollen über dich bey GOTT treuliche Sorg
tragen/ und dir in allen Nöthen beystehen/ damit du auß den
Gefahren dieses Lebens errettet werdest/ deinem GOTT besser
und vollkommentlicher dienen/ deroselben heilige Fuß- Sta-
pffen möglichst einzutretten/ und also zu den immerwährenden

himm-
U u u u 2

Von Verehrung der Heiligen.
nicht allein alle Stunden kuͤrtzlich/ ſondern auch in allen deinen Noͤthen und
Wercken erneueren ſolleſt/ wie du gehoͤrt haſt.

Neben dieſer Jungfrauen erwaͤhle dir noch vier und zwantzig andere Pa-
tronen oder Patroninnen/ zu denen du fuͤr andern eine mehrere und ſonder-
bahre Andacht empfindeſt; oder die du vermeineſt/ daß bey GOtt die groͤſte
Verdienſten haben/ oder mit denen Tugenten am meiſten geleuchtet haben;
die du weiſt/ daß du fuͤr andern noͤthig habeſt. Dieſe vertheile in vier und
zwantzig Stunden/ daß alſo einer jeden Stund ein ſicher Patron oder Pa-
tronin zugeeignet werde. Geb aber Achtung/ daß du zu jeder Stund einen
ſolchen Fuͤrſprecher ſetzeſt/ der ſich zur Ubung derſelben Stunde am beſten
ſchicket. Das iſt/ daß du/ Exempel weiß/ der Stund deß Stillſchwei-
gens einen ſolchen zueigneſt/ welcher dieſer Tugent halben ſonderbahr gelobt
wird. Der Stund der Mahlzeit einen andern/ ſo fuͤr andern dein Faſten
iſt ergeben geweſen. Der Stund zum Betten einen andern/ ſo zum mei-
ſten und eifferigſten Zeit ſeines Lebens gebettet hatt. Der Stund/ an wel-
cher du/ fuͤr oder zur Mitternacht/ oder deß Morgens den Schlaff brechen
muſt/ den jenigen/ ſo man wegen deß vielen Wachens lobet. Und ſo fort
an.

Du muſt aber derohalben die vornemſten Heiligen deines Ordens nit vor-
beygehen/ oder auch die jenige/ deren Nahm du im Tauff oder Firmung/
oder im geiſtlichen Stand bekommen haſt; oder deneu du anderwaͤrtiglich
verbunden biſt: zumahlen du auß denenſelben ſolche finden wirſt/ welche
in Jnbrunſt und Eyffer deß Geiſts/ in der Enthaltung/ im Wachen/ in der
Liebe zu der Allerſeligſten Jungfrauen/ und andern dir nothwendigen Tu-
genten geleuchtet haben; und derhalben ſolleſtu ſelbige zu deinen Patronen
erwaͤhlen. Eben ſelbiges muß auch verſtanden werden vom heiligen
Schutz-Engel/ welchem als deinem von GOtt geſtelten Behuͤter nach
der Allerſeligſten Jungfrauen/ unter deinen Patronen der erſte Platz
gebuͤhret. Wann du nun alſolche Erwaͤhlung und Außtheilung ge-
macht haſt/ ſo opffere demſelben dich zu einem ewigen Schutz-
Kind/ und bitte/ ſie wollen uͤber dich bey GOTT treuliche Sorg
tragen/ und dir in allen Noͤthen beyſtehen/ damit du auß den
Gefahren dieſes Lebens errettet werdeſt/ deinem GOTT beſſer
und vollkommentlicher dienen/ deroſelben heilige Fuß- Sta-
pffen moͤglichſt einzutretten/ und alſo zu den immerwaͤhrenden

himm-
U u u u 2
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[707/0735] Von Verehrung der Heiligen. nicht allein alle Stunden kuͤrtzlich/ ſondern auch in allen deinen Noͤthen und Wercken erneueren ſolleſt/ wie du gehoͤrt haſt. Neben dieſer Jungfrauen erwaͤhle dir noch vier und zwantzig andere Pa- tronen oder Patroninnen/ zu denen du fuͤr andern eine mehrere und ſonder- bahre Andacht empfindeſt; oder die du vermeineſt/ daß bey GOtt die groͤſte Verdienſten haben/ oder mit denen Tugenten am meiſten geleuchtet haben; die du weiſt/ daß du fuͤr andern noͤthig habeſt. Dieſe vertheile in vier und zwantzig Stunden/ daß alſo einer jeden Stund ein ſicher Patron oder Pa- tronin zugeeignet werde. Geb aber Achtung/ daß du zu jeder Stund einen ſolchen Fuͤrſprecher ſetzeſt/ der ſich zur Ubung derſelben Stunde am beſten ſchicket. Das iſt/ daß du/ Exempel weiß/ der Stund deß Stillſchwei- gens einen ſolchen zueigneſt/ welcher dieſer Tugent halben ſonderbahr gelobt wird. Der Stund der Mahlzeit einen andern/ ſo fuͤr andern dein Faſten iſt ergeben geweſen. Der Stund zum Betten einen andern/ ſo zum mei- ſten und eifferigſten Zeit ſeines Lebens gebettet hatt. Der Stund/ an wel- cher du/ fuͤr oder zur Mitternacht/ oder deß Morgens den Schlaff brechen muſt/ den jenigen/ ſo man wegen deß vielen Wachens lobet. Und ſo fort an. Du muſt aber derohalben die vornemſten Heiligen deines Ordens nit vor- beygehen/ oder auch die jenige/ deren Nahm du im Tauff oder Firmung/ oder im geiſtlichen Stand bekommen haſt; oder deneu du anderwaͤrtiglich verbunden biſt: zumahlen du auß denenſelben ſolche finden wirſt/ welche in Jnbrunſt und Eyffer deß Geiſts/ in der Enthaltung/ im Wachen/ in der Liebe zu der Allerſeligſten Jungfrauen/ und andern dir nothwendigen Tu- genten geleuchtet haben; und derhalben ſolleſtu ſelbige zu deinen Patronen erwaͤhlen. Eben ſelbiges muß auch verſtanden werden vom heiligen Schutz-Engel/ welchem als deinem von GOtt geſtelten Behuͤter nach der Allerſeligſten Jungfrauen/ unter deinen Patronen der erſte Platz gebuͤhret. Wann du nun alſolche Erwaͤhlung und Außtheilung ge- macht haſt/ ſo opffere demſelben dich zu einem ewigen Schutz- Kind/ und bitte/ ſie wollen uͤber dich bey GOTT treuliche Sorg tragen/ und dir in allen Noͤthen beyſtehen/ damit du auß den Gefahren dieſes Lebens errettet werdeſt/ deinem GOTT beſſer und vollkommentlicher dienen/ deroſelben heilige Fuß- Sta- pffen moͤglichſt einzutretten/ und alſo zu den immerwaͤhrenden himm- U u u u 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/735>, abgerufen am 16.07.2024.