Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der wenigen Zahl der Außerwählten. lich zu weynen förtgefahren. Dieses hat sich bey denen Zeiten zugetragen/ dader München-Stand gleich einem Palmbaum gegrünet hat: Wie wirds hergehen/ wan dieser Englische Stand wie ein Sträuchlein verdorren wird? 13. Schließlich leset man in der Capuciner Chronick/ daß der Ehrwür- die
Von der wenigen Zahl der Außerwaͤhlten. lich zu weynen foͤrtgefahren. Dieſes hat ſich bey denen Zeiten zugetragen/ dader Muͤnchen-Stand gleich einem Palmbaum gegruͤnet hat: Wie wirds hergehen/ wan dieſer Engliſche Stand wie ein Straͤuchlein verdorren wird? 13. Schließlich leſet man in der Capuciner Chronick/ daß der Ehrwuͤr- die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0699" n="671"/><fw place="top" type="header">Von der wenigen Zahl der Außerwaͤhlten.</fw><lb/> lich zu weynen foͤrtgefahren. Dieſes hat ſich bey denen Zeiten zugetragen/ da<lb/> der Muͤnchen-<hi rendition="#fr">S</hi>tand gleich einem Palmbaum gegruͤnet hat: Wie wirds<lb/> hergehen/ wan dieſer Engliſche Stand wie ein Straͤuchlein verdorren wird?</p><lb/> <p>13. Schließlich leſet man in der Capuciner Chronick/ daß der Ehrwuͤr-<lb/> dige <hi rendition="#aq">P. Alphonſus <supplied>Ill</supplied>pus</hi> einsmahls unter der Metten ſeye verzuckt wor-<lb/> den/ und nachdem er wiederumb zu ſich kommen/ habe er auß dem innerſten<lb/> ſeines Hertzen geſeufftzet/ und gantz klaͤglich geruffen: O mein Gott! wie iſt<lb/> das moͤglich/ daß ſo viele Menſchen verdambt wer den! Jſt das nicht zu betau-<lb/> ren/ daß ſo wenige ſeelig werden! Jn dieſen Seufftzern und immerwaͤhrenden<lb/> Klag-Reden iſt er eine geraume Zeitverblieben/ und hat keinem offenbahren<lb/> wollen/ was er geſehen habe; vielleicht derhalbẽ/ daß er nit allein weltliche/ ſon-<lb/> dern auch virle Geiſtliche geſehen zur Hoͤllen fahren: und ſeine Mitbruͤder<lb/> nicht habe betruͤben wollen. Auß dieſem allem erhellet augenſcheinlich/ daß<lb/> viele beruffen/ wenig aber/ leider Gottes! außerwaͤhlet ſeyn: daß die Pforte<lb/> ſo zum Verderben fuͤhrete/ weit und breit ſeye; und viele denſelben eingehen:<lb/> daß hergegen auch die Thuͤr zum Himmel eng/ und der Weeg ſchmahl ſeye/<lb/> daß wenige denſelben finden: und dieſes iſt alles ſo wahr/ daß nicht allein die<lb/> Gottloſe/ und mit allerhand Laſtern behafftete Menſchen; als da ſeynd die<lb/> Ehebrecher/ Gottes-Laͤſterer/ Saͤuffer/ Schwaͤrmer/ und andere; ſondern<lb/> auch die Fromme und Tugendſame in groſſer Gefahr ihres ewigen Lebens<lb/> ſeynd: ſintemahlen ſelbiges der <hi rendition="#fr">H</hi>eyl. Petrus mit dieſen Worten auß truͤck-<lb/> lich bezeugt/ und ſagt: <hi rendition="#fr">So der Gerechte kaum ſeelig wird/ wo</hi><note place="right">1. <hi rendition="#aq">Pet.</hi> 4.<lb/> 18.</note><lb/><hi rendition="#fr">wird dann der Gottloſe und der Sůnder erſcheinen?</hi> Siehe/<lb/> mein Chriſtliche Seel/ daß ſagt die H. Schrifft gar deutlich/ daß der Gerech-<lb/> te/ daß iſt/ welcher die Suͤnden fleiſſig meidet/ und ſuchet froͤmlich zu leben/<lb/> und ſeinem GOtt zu dienen/ kaum/ daß iſt/ ſchwaͤrlich werde ſeelig werden:<lb/> wo bleiben/ umb GOttes willen/ dann die Suͤnder/ die lawe und ſchlaͤfferige<lb/> Geiſtliche/ die ſich nicht ſchaͤmen/ ihre Reguln und Satzungen taͤglich zu uͤ-<lb/> berſchreiten/ und alſo eine Nachlaͤſſigkeit uͤber die andere/ eine Suͤnd uͤber die<lb/> andere zu werffen. Wie viel Gerechte ſollen aber wohl unter den Chriſtglau-<lb/> bigen ſeyn? ach GOtt erbarm ſichs! es ſeynd ihrer ſo wenig/ daß nicht gnug-<lb/> ſamb zu beklagen iſt. Es koͤnnen in Warheit bald gezehlet werden die jenige/<lb/> ſo da von Hertzen ſuchen die Gerechtigkeit; indem wir ſehen/ daß ſehr wenig<lb/> ſeynd/ welche ſich auß gantzer ihrer Seelen zu GOtt wenden/ fliehen alles/<lb/> was ſelbigem mißfallet/ und ein tugendſames Leben fuͤhren. Ein jeder lebt<lb/> nunmehr ſchier nach ſeinem Geſaͤtz/ er kleidet ſich ſo koſtbarlich/ als er immer<lb/> kan; er gehet mit ſeinem Fleiſch ſo zaͤrtlich umb/ als ihm moͤglich iſt: er ſuchet<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [671/0699]
Von der wenigen Zahl der Außerwaͤhlten.
lich zu weynen foͤrtgefahren. Dieſes hat ſich bey denen Zeiten zugetragen/ da
der Muͤnchen-Stand gleich einem Palmbaum gegruͤnet hat: Wie wirds
hergehen/ wan dieſer Engliſche Stand wie ein Straͤuchlein verdorren wird?
13. Schließlich leſet man in der Capuciner Chronick/ daß der Ehrwuͤr-
dige P. Alphonſus Illpus einsmahls unter der Metten ſeye verzuckt wor-
den/ und nachdem er wiederumb zu ſich kommen/ habe er auß dem innerſten
ſeines Hertzen geſeufftzet/ und gantz klaͤglich geruffen: O mein Gott! wie iſt
das moͤglich/ daß ſo viele Menſchen verdambt wer den! Jſt das nicht zu betau-
ren/ daß ſo wenige ſeelig werden! Jn dieſen Seufftzern und immerwaͤhrenden
Klag-Reden iſt er eine geraume Zeitverblieben/ und hat keinem offenbahren
wollen/ was er geſehen habe; vielleicht derhalbẽ/ daß er nit allein weltliche/ ſon-
dern auch virle Geiſtliche geſehen zur Hoͤllen fahren: und ſeine Mitbruͤder
nicht habe betruͤben wollen. Auß dieſem allem erhellet augenſcheinlich/ daß
viele beruffen/ wenig aber/ leider Gottes! außerwaͤhlet ſeyn: daß die Pforte
ſo zum Verderben fuͤhrete/ weit und breit ſeye; und viele denſelben eingehen:
daß hergegen auch die Thuͤr zum Himmel eng/ und der Weeg ſchmahl ſeye/
daß wenige denſelben finden: und dieſes iſt alles ſo wahr/ daß nicht allein die
Gottloſe/ und mit allerhand Laſtern behafftete Menſchen; als da ſeynd die
Ehebrecher/ Gottes-Laͤſterer/ Saͤuffer/ Schwaͤrmer/ und andere; ſondern
auch die Fromme und Tugendſame in groſſer Gefahr ihres ewigen Lebens
ſeynd: ſintemahlen ſelbiges der Heyl. Petrus mit dieſen Worten auß truͤck-
lich bezeugt/ und ſagt: So der Gerechte kaum ſeelig wird/ wo
wird dann der Gottloſe und der Sůnder erſcheinen? Siehe/
mein Chriſtliche Seel/ daß ſagt die H. Schrifft gar deutlich/ daß der Gerech-
te/ daß iſt/ welcher die Suͤnden fleiſſig meidet/ und ſuchet froͤmlich zu leben/
und ſeinem GOtt zu dienen/ kaum/ daß iſt/ ſchwaͤrlich werde ſeelig werden:
wo bleiben/ umb GOttes willen/ dann die Suͤnder/ die lawe und ſchlaͤfferige
Geiſtliche/ die ſich nicht ſchaͤmen/ ihre Reguln und Satzungen taͤglich zu uͤ-
berſchreiten/ und alſo eine Nachlaͤſſigkeit uͤber die andere/ eine Suͤnd uͤber die
andere zu werffen. Wie viel Gerechte ſollen aber wohl unter den Chriſtglau-
bigen ſeyn? ach GOtt erbarm ſichs! es ſeynd ihrer ſo wenig/ daß nicht gnug-
ſamb zu beklagen iſt. Es koͤnnen in Warheit bald gezehlet werden die jenige/
ſo da von Hertzen ſuchen die Gerechtigkeit; indem wir ſehen/ daß ſehr wenig
ſeynd/ welche ſich auß gantzer ihrer Seelen zu GOtt wenden/ fliehen alles/
was ſelbigem mißfallet/ und ein tugendſames Leben fuͤhren. Ein jeder lebt
nunmehr ſchier nach ſeinem Geſaͤtz/ er kleidet ſich ſo koſtbarlich/ als er immer
kan; er gehet mit ſeinem Fleiſch ſo zaͤrtlich umb/ als ihm moͤglich iſt: er ſuchet
die
1. Pet. 4.
18.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |