Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Ein und Füntzigste Geistliche Lection thun wolle/ daß er wiederumb zum Himmel kommen mögte? darauff habe ergeantwortet/ und gesagt: Wann ein eiserne Säul von der Erden biß zum Himmel langte/ und wäre mit spitzigen Nägel und Stacheln überal wohl beschlagen; so wolte ich/ wann ich einen Leib hätte/ der leyden könnte/ mich biß zum jüngsten Tag dieselbe Säul immer auff und ab ziehen lassen/ damit ich nur zur Herrligkeit GOttes gelangen mögte/ so ich durch meine Hoffart hab verlassen müssen. Gedenck nun/ mein Christliche Seel/ wann daß der geschworne Feind GOttes zu leyden sich erbietet/ umb den Himmel zu erlangen; was sollen wir dan nit außstehen auß Liebe Gottes/ damit wir durch Trübsall und Gedult deß Ewigen und höchsten Guts mögen theil- hafftig werden? Wilstu der immer wärenden und Allerseeligsten anschau- ung mit den Außerwählten GOttes geniessen/ so leyde allhier gedultiglich/ übertrage mit Freuden und standhafftiglich/ was dir so wohl dem Leib als der Seelen nach beschwärlich vorkombt; gedencke offtmahlen der Wort deß 2. Tim. 2. 5.H. Apestel Pauli: Keiner wird gekrönet werden/ es sey dann/ daß er ritterlich und rechtmässig gestritten habe. Wann dir gefält der herrliche und stattliche Lohn/ so lasse dir auch nicht mißfallen die Arbeit. Also wirstu dir eine sehr verträuliche Zuversicht zur himmlischen Glory machen können/ nach dieser gethanen Verheissung deines Heylands: Matt. 5.Seelig seynd die/ so da Verfolgung leyden umb der Gerechtigkeit willen; daun ihnen ist Reich der Himmeln. Die
Die Ein und Fuͤntzigſte Geiſtliche Lection thun wolle/ daß er wiederumb zum Himmel kommen moͤgte? darauff habe ergeantwortet/ und geſagt: Wann ein eiſerne Saͤul von der Erden biß zum Himmel langte/ und waͤre mit ſpitzigen Naͤgel und Stacheln uͤberal wohl beſchlagen; ſo wolte ich/ wann ich einen Leib haͤtte/ der leyden koͤnnte/ mich biß zum juͤngſten Tag dieſelbe Saͤul immer auff und ab ziehen laſſen/ damit ich nur zur Herrligkeit GOttes gelangen moͤgte/ ſo ich durch meine Hoffart hab verlaſſen muͤſſen. Gedenck nun/ mein Chriſtliche Seel/ wann daß der geſchworne Feind GOttes zu leyden ſich erbietet/ umb den Himmel zu erlangen; was ſollen wir dan nit außſtehen auß Liebe Gottes/ damit wir durch Truͤbſall und Gedult deß Ewigen und hoͤchſten Guts moͤgen theil- hafftig werden? Wilſtu der immer waͤrenden und Allerſeeligſten anſchau- ung mit den Außerwaͤhlten GOttes genieſſen/ ſo leyde allhier gedultiglich/ uͤbertrage mit Freuden und ſtandhafftiglich/ was dir ſo wohl dem Leib als der Seelen nach beſchwaͤrlich vorkombt; gedencke offtmahlen der Wort deß 2. Tim. 2. 5.H. Apeſtel Pauli: Keiner wird gekroͤnet werden/ es ſey dann/ daß er ritterlich und rechtmaͤſſig geſtritten habe. Wann dir gefaͤlt der herrliche und ſtattliche Lohn/ ſo laſſe dir auch nicht mißfallen die Arbeit. Alſo wirſtu dir eine ſehr vertraͤuliche Zuverſicht zur himmliſchen Glory machen koͤnnen/ nach dieſer gethanen Verheiſſung deines Heylands: Matt. 5.Seelig ſeynd die/ ſo da Verfolgung leyden umb der Gerechtigkeit willen; daun ihnen iſt Reich der Himmeln. Die
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Die Ein und Fuͤntzigſte Geiſtliche Lection
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Himmel langte/ und waͤre mit ſpitzigen Naͤgel und Stacheln uͤberal wohl
beſchlagen; ſo wolte ich/ wann ich einen Leib haͤtte/ der leyden koͤnnte/ mich
biß zum juͤngſten Tag dieſelbe Saͤul immer auff und ab ziehen laſſen/ damit
ich nur zur Herrligkeit GOttes gelangen moͤgte/ ſo ich durch meine Hoffart
hab verlaſſen muͤſſen. Gedenck nun/ mein Chriſtliche Seel/ wann daß
der geſchworne Feind GOttes zu leyden ſich erbietet/ umb den Himmel
zu erlangen; was ſollen wir dan nit außſtehen auß Liebe Gottes/ damit wir
durch Truͤbſall und Gedult deß Ewigen und hoͤchſten Guts moͤgen theil-
hafftig werden? Wilſtu der immer waͤrenden und Allerſeeligſten anſchau-
ung mit den Außerwaͤhlten GOttes genieſſen/ ſo leyde allhier gedultiglich/
uͤbertrage mit Freuden und ſtandhafftiglich/ was dir ſo wohl dem Leib als
der Seelen nach beſchwaͤrlich vorkombt; gedencke offtmahlen der Wort deß
H. Apeſtel Pauli: Keiner wird gekroͤnet werden/ es ſey dann/
daß er ritterlich und rechtmaͤſſig geſtritten habe. Wann dir
gefaͤlt der herrliche und ſtattliche Lohn/ ſo laſſe dir auch nicht mißfallen die
Arbeit. Alſo wirſtu dir eine ſehr vertraͤuliche Zuverſicht zur himmliſchen
Glory machen koͤnnen/ nach dieſer gethanen Verheiſſung deines Heylands:
Seelig ſeynd die/ ſo da Verfolgung leyden umb
der Gerechtigkeit willen; daun ihnen iſt
Reich der Himmeln.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/686>, abgerufen am 16.07.2024. |