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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Fünfftzigste Geistliche Lection
Christi/ welcher diese Wohlthaten nicht anders annimbt/ als wann sie ihm
Instr.
Vit. Asc.
c.
4.
selbst erwiesen wären; wie der Gottseelige Blosius mit diesen Worten be-
deutet: Der gütige und süsse HErr liebet die Seelen seiner Außerwählten/
so da nach dem Todt deß Fleisches noch müssen gereiniget werden/ in so weit;
und verlanget derselben Erlösung so eifferig; daß/ wann wir auß Christlicher
Liebe für sie treulich betten; das Hochheilige Sacrament deß Altars/ die
Verdiensten JEsu Christi/ die Psalmen oder andere heylsame Werck zu
Errettung derselben auffopffern und verrichten; Jhme so lieb und angenehm
seye/ als wann wir denselben unsern/ in einem Kercker verschlossenen Herrn
zu trösten/ und zu erledigen uns befleisseten: zumahlen er selbst gesagt hat:
Was ihr einem von meinen Geringsten gethan habt/ daß
Matth. 25habt ihr mir gethan. Also redet der gemelte Blosius: Sagt nicht
auch die ewige Warheit: Mit der Masse ihr werdet gemes-
Luc. 6.sen haben/ soll euch hinwiederumb gemeffen werden:
Wann wir derhalben anjetzo Christum in seinen Seelen auß dem Feg-Freur
zu erlösen uns bemühen werden; so können wir auch der tröstlichen Zuversicht
leben/ daß wir von selbigem ab diesem Kercker befreyet/ oder auffs wenigst
auß selbigem sehr leichtlich werden errettet werden. Zum andern kan sol-
ches dargethan werden auß den erlöseten Seelen/ so da erkennen die grosse
Wohlthat auß der Grösse der hinzugeeilten himmlischen Glory/ und auß der
Bitterkeit der verkürtzten Schmertzen; und werden also für ihren Wohlthä-
ter zu betten nicht auffhören/ damit er nicht auch komme an diesen Orth der
Qualen Zum dritten wird solches bewiesen auß der vernünfftigen Bitter-
keit: sintemahlen derselbige erfordert/ daß uns wiederumb gemessen werde/
wie wir andern gemessen haben.

7. Jm übrigen/ mein Christliche Seel/ auff daß du sehest/ wie diese ar-
me Seelen nicht allein umb Erlangung der geistlichen Gaaben/ sondern auch
der Zeitlichen für ihre Erlöser Sorg tragen: als hab ich dir die folgende Ge-
schichten anbey fügen wollen. Eusebius/ Hertzog iu Sardinien/ hatte ei-
Spec.
Exem. d.
9. Ex.
184.
ner sicheren Stadt einige Renten oder Gefällen zu Hülff und Trost der See-
len im Feg-Feur angeschafft: diese Stadt hat Ostorgius Hertzog in Sici-
lien überwältiget und eingenommen; selbigen aber hat bald darauff ein Kriegs-
Heer von viertzig tausend weisser Reuter/ zur Uber- und Widergab der Stadt
in Gegenwart deß vorgemelten Eusebii gezwungen. Ein Soldat wurde
von seinen Verfolgern auff einem Kirch- Hoff erdapt und weilen er seine
löbliche Gewonheit/ ein Vatter Vnser für die Abgestorbene zu betten/

auch

Die Fuͤnfftzigſte Geiſtliche Lection
Chriſti/ welcher dieſe Wohlthaten nicht anders annimbt/ als wann ſie ihm
Inſtr.
Vit. Aſc.
c.
4.
ſelbſt erwieſen waͤren; wie der Gottſeelige Bloſius mit dieſen Worten be-
deutet: Der guͤtige und ſuͤſſe HErr liebet die Seelen ſeiner Außerwaͤhlten/
ſo da nach dem Todt deß Fleiſches noch muͤſſen gereiniget werden/ in ſo weit;
und verlanget derſelben Erloͤſung ſo eifferig; daß/ wann wir auß Chriſtlicher
Liebe fuͤr ſie treulich betten; das Hochheilige Sacrament deß Altars/ die
Verdienſten JEſu Chriſti/ die Pſalmen oder andere heylſame Werck zu
Errettung derſelben auffopffern und verrichten; Jhme ſo lieb und angenehm
ſeye/ als wann wir denſelben unſern/ in einem Kercker verſchloſſenen Herrn
zu troͤſten/ und zu erledigen uns befleiſſeten: zumahlen er ſelbſt geſagt hat:
Was ihr einem von meinen Geringſten gethan habt/ daß
Matth. 25habt ihr mir gethan. Alſo redet der gemelte Bloſius: Sagt nicht
auch die ewige Warheit: Mit der Maſſe ihr werdet gemeſ-
Luc. 6.ſen haben/ ſoll euch hinwiederumb gemeffen werden:
Wann wir derhalben anjetzo Chriſtum in ſeinen Seelen auß dem Feg-Freur
zu erloͤſen uns bemuͤhen werden; ſo koͤnnen wir auch der troͤſtlichen Zuverſicht
leben/ daß wir von ſelbigem ab dieſem Kercker befreyet/ oder auffs wenigſt
auß ſelbigem ſehr leichtlich werden errettet werden. Zum andern kan ſol-
ches dargethan werden auß den erloͤſeten Seelen/ ſo da erkennen die groſſe
Wohlthat auß der Groͤſſe der hinzugeeilten himmliſchen Glory/ und auß der
Bitterkeit der verkuͤrtzten Schmertzen; und werden alſo fuͤr ihren Wohlthaͤ-
ter zu betten nicht auffhoͤren/ damit er nicht auch komme an dieſen Orth der
Qualen Zum dritten wird ſolches bewieſen auß der vernuͤnfftigen Bitter-
keit: ſintemahlen derſelbige erfordert/ daß uns wiederumb gemeſſen werde/
wie wir andern gemeſſen haben.

7. Jm uͤbrigen/ mein Chriſtliche Seel/ auff daß du ſeheſt/ wie dieſe ar-
me Seelen nicht allein umb Erlangung der geiſtlichen Gaaben/ ſondern auch
der Zeitlichen fuͤr ihre Erloͤſer Sorg tragen: als hab ich dir die folgende Ge-
ſchichten anbey fuͤgen wollen. Euſebius/ Hertzog iu Sardinien/ hatte ei-
Spec.
Exem. d.
9. Ex.
184.
ner ſicheren Stadt einige Renten oder Gefaͤllen zu Huͤlff und Troſt der See-
len im Feg-Feur angeſchafft: dieſe Stadt hat Oſtorgius Hertzog in Sici-
lien uͤberwaͤltiget und eingenom̃en; ſelbigen aber hat bald darauff ein Kriegs-
Heer von viertzig tauſend weiſſer Reuter/ zur Uber- und Widergab der Stadt
in Gegenwart deß vorgemelten Euſebii gezwungen. Ein Soldat wurde
von ſeinen Verfolgern auff einem Kirch- Hoff erdapt und weilen er ſeine
loͤbliche Gewonheit/ ein Vatter Vnſer fuͤr die Abgeſtorbene zu betten/

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[642/0670] Die Fuͤnfftzigſte Geiſtliche Lection Chriſti/ welcher dieſe Wohlthaten nicht anders annimbt/ als wann ſie ihm ſelbſt erwieſen waͤren; wie der Gottſeelige Bloſius mit dieſen Worten be- deutet: Der guͤtige und ſuͤſſe HErr liebet die Seelen ſeiner Außerwaͤhlten/ ſo da nach dem Todt deß Fleiſches noch muͤſſen gereiniget werden/ in ſo weit; und verlanget derſelben Erloͤſung ſo eifferig; daß/ wann wir auß Chriſtlicher Liebe fuͤr ſie treulich betten; das Hochheilige Sacrament deß Altars/ die Verdienſten JEſu Chriſti/ die Pſalmen oder andere heylſame Werck zu Errettung derſelben auffopffern und verrichten; Jhme ſo lieb und angenehm ſeye/ als wann wir denſelben unſern/ in einem Kercker verſchloſſenen Herrn zu troͤſten/ und zu erledigen uns befleiſſeten: zumahlen er ſelbſt geſagt hat: Was ihr einem von meinen Geringſten gethan habt/ daß habt ihr mir gethan. Alſo redet der gemelte Bloſius: Sagt nicht auch die ewige Warheit: Mit der Maſſe ihr werdet gemeſ- ſen haben/ ſoll euch hinwiederumb gemeffen werden: Wann wir derhalben anjetzo Chriſtum in ſeinen Seelen auß dem Feg-Freur zu erloͤſen uns bemuͤhen werden; ſo koͤnnen wir auch der troͤſtlichen Zuverſicht leben/ daß wir von ſelbigem ab dieſem Kercker befreyet/ oder auffs wenigſt auß ſelbigem ſehr leichtlich werden errettet werden. Zum andern kan ſol- ches dargethan werden auß den erloͤſeten Seelen/ ſo da erkennen die groſſe Wohlthat auß der Groͤſſe der hinzugeeilten himmliſchen Glory/ und auß der Bitterkeit der verkuͤrtzten Schmertzen; und werden alſo fuͤr ihren Wohlthaͤ- ter zu betten nicht auffhoͤren/ damit er nicht auch komme an dieſen Orth der Qualen Zum dritten wird ſolches bewieſen auß der vernuͤnfftigen Bitter- keit: ſintemahlen derſelbige erfordert/ daß uns wiederumb gemeſſen werde/ wie wir andern gemeſſen haben. Inſtr. Vit. Aſc. c. 4. Matth. 25 Luc. 6. 7. Jm uͤbrigen/ mein Chriſtliche Seel/ auff daß du ſeheſt/ wie dieſe ar- me Seelen nicht allein umb Erlangung der geiſtlichen Gaaben/ ſondern auch der Zeitlichen fuͤr ihre Erloͤſer Sorg tragen: als hab ich dir die folgende Ge- ſchichten anbey fuͤgen wollen. Euſebius/ Hertzog iu Sardinien/ hatte ei- ner ſicheren Stadt einige Renten oder Gefaͤllen zu Huͤlff und Troſt der See- len im Feg-Feur angeſchafft: dieſe Stadt hat Oſtorgius Hertzog in Sici- lien uͤberwaͤltiget und eingenom̃en; ſelbigen aber hat bald darauff ein Kriegs- Heer von viertzig tauſend weiſſer Reuter/ zur Uber- und Widergab der Stadt in Gegenwart deß vorgemelten Euſebii gezwungen. Ein Soldat wurde von ſeinen Verfolgern auff einem Kirch- Hoff erdapt und weilen er ſeine loͤbliche Gewonheit/ ein Vatter Vnſer fuͤr die Abgeſtorbene zu betten/ auch Spec. Exem. d. 9. Ex. 184.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/670>, abgerufen am 22.11.2024.