Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Grobheit der Sünde.
der nicht fur einen solchen Verehrer gehalten werde/ wel-
cher da den gantzen Dienst seines Lebens/ den er GOtt
zu opffern schuldig gewesen/ der Creatur schencket.
Ja/
der heilige Bernardus sagt: Ein solcher ergrimmet wider denSerm. 3.
de Re-
surr.

Vrheber selbst/ und/ so viel an ihm ist/ tödtet er GOtt:
dann er wolte gäntzlich/ daß GOtt oder seine Sünden
nicht könnte/ oder nicht wolte/ oder nicht wüste zu rechnen:
so will er dann/ daß er nicht GOtt seye; dieweilen/ so
viel an ihm ligt/ will er daß er seye oder unmächtig/ oder
ungerecht/ oder thoricht. Vnd was ist daß für eine Böß-
heit:
Zweytens daß die Sünd die allergröbste Erzürnung GOttes seye/
kan man klärlich abnehmen auß dem/ was GOtt zum Rach der Sünden
gethan hat: zumahlen/ nach Zeugnuß deß H. Bonaventurä kein so grosses
Ubel könnte er dacht werden/ daß GOtt umb der Sünden willen nicht ge-
wirckt hat: dann er hat wegen der Sünd einmahl schier alle seine Werck zer-
störet/ nemblich die gantze Welt durch den Sünd - Flut. Andere König
und Monarchen verhergen die Länder ihrer Feinden/ auß Haß und Unwillen
gegen selbige: GOtt aber hat sein eigen Land verdorben/ weilen die Sünd
in sein Land kommen ware. Die Menschen werffen die göldene oder sil-
berne Geschirr wegen deß verdorbenen Weins nicht ins Wasser; sondern
behalten die Geschirr/ und verschütten den Wein. GOtt aber wirfft nicht
allein die Sünd in den Abgrund deß höllischen Meers/ sondern auch die Ge-
schirr der Sünden/ das ist/ die vernünfftige Creaturen/ so da zu dessen
ebenbild gemacht/ und mit seinem theuren Blut erkaufft seynd. Was hatGen. 3.
annebens unsere erste Eltern auß dem Paradeiß getrieben? Was hat sie der
Erb- Gnaden beraubt? Und was hat sämbtliche derselben Nachkömmlin-
gen in sothanes Verderben anders gestürtzet/ als eben die Sünd/ durch wel-
che der Todt in diese Welt geschliechen. Was hat verursachet/ daß der je-Rom. 5.
nige GOtt/ der sonsten für einen Vatter der Barmhertzigkeit gehalten wird/
Feuer und Schweffel über Sodomam und Gomorrham geregnet/ und die-Gen. 19.
se Städt sambt allen umbliegenden Landen/ Einwohnern/ und allem was
Grün war auff Erden/ so grausamblich verherget hat? Fürwahr nichts
anders als die Sünd.

2. Die Sünd hat die Engel in Teuffel verändert/ und vom hohen
Himmel in den Abgrund der Höllen geworffen. Die Sünd hat den König

Pha-
B b b b 3

Von der Grobheit der Suͤnde.
der nicht fůr einen ſolchen Verehrer gehalten werde/ wel-
cher da den gantzen Dienſt ſeines Lebens/ den er GOtt
zu opffern ſchuldig geweſen/ der Creatur ſchencket.
Ja/
der heilige Bernardus ſagt: Ein ſolcher ergrimmet wider denSerm. 3.
de Re-
ſurr.

Vrheber ſelbſt/ und/ ſo viel an ihm iſt/ toͤdtet er GOtt:
dann er wolte gaͤntzlich/ daß GOtt oder ſeine Sünden
nicht koͤnnte/ oder nicht wolte/ oder nicht wüſte zu rechnen:
ſo will er dann/ daß er nicht GOtt ſeye; dieweilen/ ſo
viel an ihm ligt/ will er daß er ſeye oder unmaͤchtig/ oder
ungerecht/ oder thoricht. Vnd was iſt daß für eine Boͤß-
heit:
Zweytens daß die Suͤnd die allergroͤbſte Erzuͤrnung GOttes ſeye/
kan man klaͤrlich abnehmen auß dem/ was GOtt zum Rach der Suͤnden
gethan hat: zumahlen/ nach Zeugnuß deß H. Bonaventuraͤ kein ſo groſſes
Ubel koͤnnte er dacht werden/ daß GOtt umb der Suͤnden willen nicht ge-
wirckt hat: dann er hat wegen der Suͤnd einmahl ſchier alle ſeine Werck zer-
ſtoͤret/ nemblich die gantze Welt durch den Suͤnd - Flut. Andere Koͤnig
und Monarchen verhergen die Laͤnder ihrer Feinden/ auß Haß und Unwillen
gegen ſelbige: GOtt aber hat ſein eigen Land verdorben/ weilen die Suͤnd
in ſein Land kommen ware. Die Menſchen werffen die goͤldene oder ſil-
berne Geſchirr wegen deß verdorbenen Weins nicht ins Waſſer; ſondern
behalten die Geſchirr/ und verſchuͤtten den Wein. GOtt aber wirfft nicht
allein die Suͤnd in den Abgrund deß hoͤlliſchen Meers/ ſondern auch die Ge-
ſchirr der Suͤnden/ das iſt/ die vernuͤnfftige Creaturen/ ſo da zu deſſen
ebenbild gemacht/ und mit ſeinem theuren Blut erkaufft ſeynd. Was hatGen. 3.
annebens unſere erſte Eltern auß dem Paradeiß getrieben? Was hat ſie der
Erb- Gnaden beraubt? Und was hat ſaͤmbtliche derſelben Nachkoͤmmlin-
gen in ſothanes Verderben anders geſtuͤrtzet/ als eben die Suͤnd/ durch wel-
che der Todt in dieſe Welt geſchliechen. Was hat verurſachet/ daß der je-Rom. 5.
nige GOtt/ der ſonſten fuͤr einen Vatter der Barmhertzigkeit gehalten wird/
Feuer und Schweffel uͤber Sodomam und Gomorrham geregnet/ und die-Gen. 19.
ſe Staͤdt ſambt allen umbliegenden Landen/ Einwohnern/ und allem was
Gruͤn war auff Erden/ ſo grauſamblich verherget hat? Fuͤrwahr nichts
anders als die Suͤnd.

2. Die Suͤnd hat die Engel in Teuffel veraͤndert/ und vom hohen
Himmel in den Abgrund der Hoͤllen geworffen. Die Suͤnd hat den Koͤnig

Pha-
B b b b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0593" n="565"/><fw place="top" type="header">Von der Grobheit der Su&#x0364;nde.</fw><lb/><hi rendition="#fr">der nicht f&#x016F;r einen &#x017F;olchen Verehrer gehalten werde/ wel-<lb/>
cher da den gantzen Dien&#x017F;t &#x017F;eines Lebens/ den er GOtt<lb/>
zu opffern &#x017F;chuldig gewe&#x017F;en/ der Creatur &#x017F;chencket.</hi> Ja/<lb/>
der heilige Bernardus &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Ein &#x017F;olcher ergrimmet wider den</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Serm. 3.<lb/>
de Re-<lb/>
&#x017F;urr.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">Vrheber &#x017F;elb&#x017F;t/ und/ &#x017F;o viel an ihm i&#x017F;t/ to&#x0364;dtet er GOtt:<lb/>
dann er wolte ga&#x0364;ntzlich/ daß GOtt oder &#x017F;eine Sünden<lb/>
nicht ko&#x0364;nnte/ oder nicht wolte/ oder nicht wü&#x017F;te zu rechnen:<lb/>
&#x017F;o will er dann/ daß er nicht GOtt &#x017F;eye; dieweilen/ &#x017F;o<lb/>
viel an ihm ligt/ will er daß er &#x017F;eye oder unma&#x0364;chtig/ oder<lb/>
ungerecht/ oder thoricht. Vnd was i&#x017F;t daß für eine Bo&#x0364;ß-<lb/>
heit:</hi> Zweytens daß die Su&#x0364;nd die allergro&#x0364;b&#x017F;te Erzu&#x0364;rnung GOttes &#x017F;eye/<lb/>
kan man kla&#x0364;rlich abnehmen auß dem/ was GOtt zum Rach der Su&#x0364;nden<lb/>
gethan hat: zumahlen/ nach Zeugnuß deß H. Bonaventura&#x0364; kein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Ubel ko&#x0364;nnte er dacht werden/ daß GOtt umb der Su&#x0364;nden willen nicht ge-<lb/>
wirckt hat: dann er hat wegen der Su&#x0364;nd einmahl &#x017F;chier alle &#x017F;eine Werck zer-<lb/>
&#x017F;to&#x0364;ret/ nemblich die gantze Welt durch den Su&#x0364;nd - Flut. Andere Ko&#x0364;nig<lb/>
und Monarchen verhergen die La&#x0364;nder ihrer Feinden/ auß Haß und Unwillen<lb/>
gegen &#x017F;elbige: GOtt aber hat &#x017F;ein eigen Land verdorben/ weilen die Su&#x0364;nd<lb/>
in &#x017F;ein Land kommen ware. Die Men&#x017F;chen werffen die go&#x0364;ldene oder &#x017F;il-<lb/>
berne Ge&#x017F;chirr wegen deß verdorbenen Weins nicht ins Wa&#x017F;&#x017F;er; &#x017F;ondern<lb/>
behalten die Ge&#x017F;chirr/ und ver&#x017F;chu&#x0364;tten den Wein. GOtt aber wirfft nicht<lb/>
allein die Su&#x0364;nd in den Abgrund deß ho&#x0364;lli&#x017F;chen Meers/ &#x017F;ondern auch die Ge-<lb/>
&#x017F;chirr der Su&#x0364;nden/ das i&#x017F;t/ die vernu&#x0364;nfftige Creaturen/ &#x017F;o da zu de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ebenbild gemacht/ und mit &#x017F;einem theuren Blut erkaufft &#x017F;eynd. Was hat<note place="right"><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 3.</note><lb/>
annebens un&#x017F;ere er&#x017F;te Eltern auß dem Paradeiß getrieben? Was hat &#x017F;ie der<lb/>
Erb- Gnaden beraubt? Und was hat &#x017F;a&#x0364;mbtliche der&#x017F;elben Nachko&#x0364;mmlin-<lb/>
gen in &#x017F;othanes Verderben anders ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet/ als eben die Su&#x0364;nd/ durch wel-<lb/>
che der Todt in die&#x017F;e Welt ge&#x017F;chliechen. Was hat verur&#x017F;achet/ daß der je-<note place="right"><hi rendition="#aq">Rom.</hi> 5.</note><lb/>
nige GOtt/ der &#x017F;on&#x017F;ten fu&#x0364;r einen Vatter der Barmhertzigkeit gehalten wird/<lb/>
Feuer und Schweffel u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">S</hi>odomam und Gomorrham geregnet/ und die-<note place="right"><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 19.</note><lb/>
&#x017F;e <hi rendition="#fr">S</hi>ta&#x0364;dt &#x017F;ambt allen umbliegenden Landen/ Einwohnern/ und allem was<lb/>
Gru&#x0364;n war auff Erden/ &#x017F;o grau&#x017F;amblich verherget hat? Fu&#x0364;rwahr nichts<lb/>
anders als die <hi rendition="#fr">S</hi>u&#x0364;nd.</p><lb/>
        <p>2. Die Su&#x0364;nd hat die Engel in Teuffel vera&#x0364;ndert/ und vom hohen<lb/>
Himmel in den <hi rendition="#fr">A</hi>bgrund der Ho&#x0364;llen geworffen. Die <hi rendition="#fr">S</hi>u&#x0364;nd hat den Ko&#x0364;nig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b b b 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Pha-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[565/0593] Von der Grobheit der Suͤnde. der nicht fůr einen ſolchen Verehrer gehalten werde/ wel- cher da den gantzen Dienſt ſeines Lebens/ den er GOtt zu opffern ſchuldig geweſen/ der Creatur ſchencket. Ja/ der heilige Bernardus ſagt: Ein ſolcher ergrimmet wider den Vrheber ſelbſt/ und/ ſo viel an ihm iſt/ toͤdtet er GOtt: dann er wolte gaͤntzlich/ daß GOtt oder ſeine Sünden nicht koͤnnte/ oder nicht wolte/ oder nicht wüſte zu rechnen: ſo will er dann/ daß er nicht GOtt ſeye; dieweilen/ ſo viel an ihm ligt/ will er daß er ſeye oder unmaͤchtig/ oder ungerecht/ oder thoricht. Vnd was iſt daß für eine Boͤß- heit: Zweytens daß die Suͤnd die allergroͤbſte Erzuͤrnung GOttes ſeye/ kan man klaͤrlich abnehmen auß dem/ was GOtt zum Rach der Suͤnden gethan hat: zumahlen/ nach Zeugnuß deß H. Bonaventuraͤ kein ſo groſſes Ubel koͤnnte er dacht werden/ daß GOtt umb der Suͤnden willen nicht ge- wirckt hat: dann er hat wegen der Suͤnd einmahl ſchier alle ſeine Werck zer- ſtoͤret/ nemblich die gantze Welt durch den Suͤnd - Flut. Andere Koͤnig und Monarchen verhergen die Laͤnder ihrer Feinden/ auß Haß und Unwillen gegen ſelbige: GOtt aber hat ſein eigen Land verdorben/ weilen die Suͤnd in ſein Land kommen ware. Die Menſchen werffen die goͤldene oder ſil- berne Geſchirr wegen deß verdorbenen Weins nicht ins Waſſer; ſondern behalten die Geſchirr/ und verſchuͤtten den Wein. GOtt aber wirfft nicht allein die Suͤnd in den Abgrund deß hoͤlliſchen Meers/ ſondern auch die Ge- ſchirr der Suͤnden/ das iſt/ die vernuͤnfftige Creaturen/ ſo da zu deſſen ebenbild gemacht/ und mit ſeinem theuren Blut erkaufft ſeynd. Was hat annebens unſere erſte Eltern auß dem Paradeiß getrieben? Was hat ſie der Erb- Gnaden beraubt? Und was hat ſaͤmbtliche derſelben Nachkoͤmmlin- gen in ſothanes Verderben anders geſtuͤrtzet/ als eben die Suͤnd/ durch wel- che der Todt in dieſe Welt geſchliechen. Was hat verurſachet/ daß der je- nige GOtt/ der ſonſten fuͤr einen Vatter der Barmhertzigkeit gehalten wird/ Feuer und Schweffel uͤber Sodomam und Gomorrham geregnet/ und die- ſe Staͤdt ſambt allen umbliegenden Landen/ Einwohnern/ und allem was Gruͤn war auff Erden/ ſo grauſamblich verherget hat? Fuͤrwahr nichts anders als die Suͤnd. Serm. 3. de Re- ſurr. Gen. 3. Rom. 5. Gen. 19. 2. Die Suͤnd hat die Engel in Teuffel veraͤndert/ und vom hohen Himmel in den Abgrund der Hoͤllen geworffen. Die Suͤnd hat den Koͤnig Pha- B b b b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/593
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/593>, abgerufen am 21.11.2024.