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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Hand-Arbeit.
für die ewige Hoffnung aber werden sie bald müth zuarbeiten: für den zeitli-
chen Gewin ertragen sie all vorfallendes Unbill; umb den ewigen Lohn aber
wollen sie nicht ein eintziges Schmäh- Wörtlein vertragen: Vor einem
weltlichen Richter mögen sie einen gantzen Tag lang stehen; wann sie aber
ein Stündlein vor dem Herrn im Gebett stehen sollen; so werden sie zumah-
len ermüdet: sie leiden offt Hunger und Kälte umb der Ehren und Reich-
thumen willen; und plagen sich mit der Hoffnung der jenigen Dingen durch
das Entrathen derselbigen/ umb welche zu erwerben sie trachten: Derhal-
ben seynd sie so nachlässig zu suchen das Ewige/ dieweilen sie vermeinen/
daß selbiges spät gegeben werde. Keine Arbeit soll hart/ und keine Zeit soll
uns langwirig scheinen/ durch welche wir die himmlische Glory zu erwerben
suchen/ sagt der heilige Hieronymus.

11. Schließlich mercke nun/ daß/ wann du wilst/ daß deine Arbeit
GOTT angenehm und verdienstlich seyn soll/ du eine gute Jntention
oder Meinung voran schickest. Noch besser wirds seyn/ wann du unter
wärender Arbeit öfftere Schuß- Gebettlein deinem GOTT zuschickest.
Dann also erinnert uns der heilige Bernardus und sagt: Wann du zur
Arbeit kommest/ so soltu dein vorhabendes Werck also mässigen/ daß die
Sorg deß Wercks/ die Meinung deines Hertzen/ von dem/ was GOtt
zugehöret/ nicht abwendig mache. Daß nun solches leichtlich geschehen/
könne/ lehrt derselbe heilige Vatter durch diese Gleichnuß: Gleich wie man
derhalben die Augen nicht zuthuet/ und die Ohren vom hören nicht feyren/
daß die Händ arbeiten: also/ und so gar/ noch vielmehr soll ebenfals die Seel
auff ihr Werck bedacht seyn/ wann der Leib arbeitet. Diese guldene Lehr
hat der H. Vatter mit seinem selbst eigenen Exempel bekräfftiget: zumah-Vit. L.
c.
7.

len er zur Zeit der äusserlichen Arbeit/ innerlich zu betten oder zu betrachten
pflegte ohne einige Hindernuß der äusserlichen Arbeit.

Solcher massen pflegten auch vorzeiten die München in AEgypten zu ar-Cass. L. 3.
Inst. c.
2.

beiten/ daß sie unter der Arbeit die Psalmen zu betten/ oder zu betrachten
nicht unterliessen. Folge du demselben nach/ mein Christliche Seel/ so
viel dir möglich ist; fliehe den Müssiggang/ meide die eitele und müssige
Reden/ krafft deren die wahre Andacht erlöschet/ und in dem Hertzen
der Geistlichen die schädliche Lauigkeit gar leichtlich Platz findet: Befleisse
dich/ in deiner Cellen zu bleiben/ und mit geistlichen Ubungen dergestalt

zu
A a a a 2

Von der Hand-Arbeit.
fuͤr die ewige Hoffnung aber werden ſie bald muͤth zuarbeiten: fuͤr den zeitli-
chen Gewin ertragen ſie all vorfallendes Unbill; umb den ewigen Lohn aber
wollen ſie nicht ein eintziges Schmaͤh- Woͤrtlein vertragen: Vor einem
weltlichen Richter moͤgen ſie einen gantzen Tag lang ſtehen; wann ſie aber
ein Stuͤndlein vor dem Herrn im Gebett ſtehen ſollen; ſo werden ſie zumah-
len ermuͤdet: ſie leiden offt Hunger und Kaͤlte umb der Ehren und Reich-
thumen willen; und plagen ſich mit der Hoffnung der jenigen Dingen durch
das Entrathen derſelbigen/ umb welche zu erwerben ſie trachten: Derhal-
ben ſeynd ſie ſo nachlaͤſſig zu ſuchen das Ewige/ dieweilen ſie vermeinen/
daß ſelbiges ſpaͤt gegeben werde. Keine Arbeit ſoll hart/ und keine Zeit ſoll
uns langwirig ſcheinen/ durch welche wir die himmliſche Glory zu erwerben
ſuchen/ ſagt der heilige Hieronymus.

11. Schließlich mercke nun/ daß/ wann du wilſt/ daß deine Arbeit
GOTT angenehm und verdienſtlich ſeyn ſoll/ du eine gute Jntention
oder Meinung voran ſchickeſt. Noch beſſer wirds ſeyn/ wann du unter
waͤrender Arbeit oͤfftere Schuß- Gebettlein deinem GOTT zuſchickeſt.
Dann alſo erinnert uns der heilige Bernardus und ſagt: Wann du zur
Arbeit kommeſt/ ſo ſoltu dein vorhabendes Werck alſo maͤſſigen/ daß die
Sorg deß Wercks/ die Meinung deines Hertzen/ von dem/ was GOtt
zugehoͤret/ nicht abwendig mache. Daß nun ſolches leichtlich geſchehen/
koͤnne/ lehrt derſelbe heilige Vatter durch dieſe Gleichnuß: Gleich wie man
derhalben die Augen nicht zuthuet/ und die Ohren vom hoͤren nicht feyren/
daß die Haͤnd arbeiten: alſo/ und ſo gar/ noch vielmehr ſoll ebenfals die Seel
auff ihr Werck bedacht ſeyn/ wann der Leib arbeitet. Dieſe guldene Lehr
hat der H. Vatter mit ſeinem ſelbſt eigenen Exempel bekraͤfftiget: zumah-Vit. L.
c.
7.

len er zur Zeit der aͤuſſerlichen Arbeit/ innerlich zu betten oder zu betrachten
pflegte ohne einige Hindernuß der aͤuſſerlichen Arbeit.

Solcher maſſen pflegten auch vorzeiten die Muͤnchen in Ægypten zu ar-Caſſ. L. 3.
Inſt. c.
2.

beiten/ daß ſie unter der Arbeit die Pſalmen zu betten/ oder zu betrachten
nicht unterlieſſen. Folge du demſelben nach/ mein Chriſtliche Seel/ ſo
viel dir moͤglich iſt; fliehe den Muͤſſiggang/ meide die eitele und muͤſſige
Reden/ krafft deren die wahre Andacht erloͤſchet/ und in dem Hertzen
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dich/ in deiner Cellen zu bleiben/ und mit geiſtlichen Ubungen dergeſtalt

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[563/0591] Von der Hand-Arbeit. fuͤr die ewige Hoffnung aber werden ſie bald muͤth zuarbeiten: fuͤr den zeitli- chen Gewin ertragen ſie all vorfallendes Unbill; umb den ewigen Lohn aber wollen ſie nicht ein eintziges Schmaͤh- Woͤrtlein vertragen: Vor einem weltlichen Richter moͤgen ſie einen gantzen Tag lang ſtehen; wann ſie aber ein Stuͤndlein vor dem Herrn im Gebett ſtehen ſollen; ſo werden ſie zumah- len ermuͤdet: ſie leiden offt Hunger und Kaͤlte umb der Ehren und Reich- thumen willen; und plagen ſich mit der Hoffnung der jenigen Dingen durch das Entrathen derſelbigen/ umb welche zu erwerben ſie trachten: Derhal- ben ſeynd ſie ſo nachlaͤſſig zu ſuchen das Ewige/ dieweilen ſie vermeinen/ daß ſelbiges ſpaͤt gegeben werde. Keine Arbeit ſoll hart/ und keine Zeit ſoll uns langwirig ſcheinen/ durch welche wir die himmliſche Glory zu erwerben ſuchen/ ſagt der heilige Hieronymus. 11. Schließlich mercke nun/ daß/ wann du wilſt/ daß deine Arbeit GOTT angenehm und verdienſtlich ſeyn ſoll/ du eine gute Jntention oder Meinung voran ſchickeſt. Noch beſſer wirds ſeyn/ wann du unter waͤrender Arbeit oͤfftere Schuß- Gebettlein deinem GOTT zuſchickeſt. Dann alſo erinnert uns der heilige Bernardus und ſagt: Wann du zur Arbeit kommeſt/ ſo ſoltu dein vorhabendes Werck alſo maͤſſigen/ daß die Sorg deß Wercks/ die Meinung deines Hertzen/ von dem/ was GOtt zugehoͤret/ nicht abwendig mache. Daß nun ſolches leichtlich geſchehen/ koͤnne/ lehrt derſelbe heilige Vatter durch dieſe Gleichnuß: Gleich wie man derhalben die Augen nicht zuthuet/ und die Ohren vom hoͤren nicht feyren/ daß die Haͤnd arbeiten: alſo/ und ſo gar/ noch vielmehr ſoll ebenfals die Seel auff ihr Werck bedacht ſeyn/ wann der Leib arbeitet. Dieſe guldene Lehr hat der H. Vatter mit ſeinem ſelbſt eigenen Exempel bekraͤfftiget: zumah- len er zur Zeit der aͤuſſerlichen Arbeit/ innerlich zu betten oder zu betrachten pflegte ohne einige Hindernuß der aͤuſſerlichen Arbeit. Vit. L. c. 7. Solcher maſſen pflegten auch vorzeiten die Muͤnchen in Ægypten zu ar- beiten/ daß ſie unter der Arbeit die Pſalmen zu betten/ oder zu betrachten nicht unterlieſſen. Folge du demſelben nach/ mein Chriſtliche Seel/ ſo viel dir moͤglich iſt; fliehe den Muͤſſiggang/ meide die eitele und muͤſſige Reden/ krafft deren die wahre Andacht erloͤſchet/ und in dem Hertzen der Geiſtlichen die ſchaͤdliche Lauigkeit gar leichtlich Platz findet: Befleiſſe dich/ in deiner Cellen zu bleiben/ und mit geiſtlichen Ubungen dergeſtalt zu Caſſ. L. 3. Inſt. c. 2. A a a a 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/591>, abgerufen am 22.11.2024.