Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Drey und Viertzigste Geistliche Lection ro erwartet ein solcher den Todt mit Freuden. Die dritte Ruhe bekombter nach dem Todt; dieweilen er lebt der tröstlichen Zuversicht/ daß/ als an ihm erfüllet werde; was dem heiligen Joanni in seiner Offenbahrung zu Apoc. 14. 13.verzeichnen befohlen worden: Seelig seynd die Todten/ die da in dem HERRN entschlaffen. Von nun an/ spricht der Geist/ daß sie von ihrer Arbeit ruhen/ dann ihre Wercke folgen ihnen nach: wie der Königliche Prophet Ps. 127.sagt: Weilen du wirst von deiner Arbeit essen; bistu seelig/ und wird dir wohl seyn. Ob du zwarn die Früchten der Arbeit nicht alsobald empfindest/ so mustu derhalben dieselbe nicht flie- hen/ dann gleich wie ein Rooß unter den Dörnen auffwächst/ also wirstu von der mügseeligsten Arbeit die erfreuligste Früchten geniessen. Folge nach L. 3. c. 9.deiner und meiner gebenedeytesten Mutter Mariam/ welche/ wie Ma- rulus schreibt/ da er sich noch beym Tempel auffgehalten/ vom frühen Mor- gen/ biß zur dritten Stund die Zeit in selbigem mit Betten zugebracht/ und nachmahlen sich mit der Hand - Arbeit biß in die neunte Stund beschäfftiget hat. Also hat sie den Müssiggang zumahlen gemeidet/ indem Act.20.sie mit solcher Abwechselung den Tag hat zugebracht. Der heilige Paulus bekennet von sich selbsten/ daß er keines Menschen Gold oder Silber begehrt habe; sondern daß ihm seine Hände durchs Arbeiten zu allem dem verholffen/ was er vonnöthen gehabt. Der heilige Humbertus/ wie Bernardus bezeugt/ hat in seinem hohen Alterthumb biß auff den dritten Tag vor seinem Todt gearbeitet. Der heilige Einsidler Stephanus hat in den grösten Schmer- tzen seines schwähren Bruchs nicht abgelassen/ alle Tag umb die bestimbte Zeit sein Schnür zu flechten; deme der Müssiggang die allerschmertzhaffte- Pallad. c. 10.ste Kranckheit gewesen. Der heilige Alt- Vatter Pambo hat in seinem Todts-Bett den Umbstehenden gesagt/ daß er/ so lang er in der Wüsten ge- wohnet/ keinen eintzigen Tag ohne Hand-Arbeit habe hinstreichen lassen. Der heilige Franciscus pflegte sehr fleissig zu arbeiten/ und da er einen seiner Ordens- Leuthen müssig gesehen/ hat er ihn länger in seiner Gesellschafft nicht gedulden wollen. Der gewaltige Abt Paulus thut sich allein mit den Palm-Früchten und seinem Gärtlein ernehren/ dieweilen er keine Ge- legenheit hatte/ seine gemachte Arbeit zu verkauffen. Gleichwohl gieng dieser gute Alt-Vatter nicht einen Augenblick müssig/ sondern klaubte die Palmen-Blätter zusammen/ und flechtete Körb darauß/ welche er/ wann das Jahr umb war/ alle auffeinander legte und verbrannte/ und fieng als- dann wiederumb an neue Körb zu machen. Damit gab er gnugsamb zu ver-
Die Drey und Viertzigſte Geiſtliche Lection ro erwartet ein ſolcher den Todt mit Freuden. Die dritte Ruhe bekombter nach dem Todt; dieweilen er lebt der troͤſtlichen Zuverſicht/ daß/ als an ihm erfuͤllet werde; was dem heiligen Joanni in ſeiner Offenbahrung zu Apoc. 14. 13.verzeichnen befohlen worden: Seelig ſeynd die Todten/ die da in dem HERRN entſchlaffen. Von nun an/ ſpricht der Geiſt/ daß ſie von ihrer Arbeit ruhen/ dann ihre Wercke folgen ihnen nach: wie der Koͤnigliche Prophet Pſ. 127.ſagt: Weilen du wirſt von deiner Arbeit eſſen; biſtu ſeelig/ und wird dir wohl ſeyn. Ob du zwarn die Fruͤchten der Arbeit nicht alſobald empfindeſt/ ſo muſtu derhalben dieſelbe nicht flie- hen/ dann gleich wie ein Rooß unter den Doͤrnen auffwaͤchſt/ alſo wirſtu von der muͤgſeeligſten Arbeit die erfreuligſte Fruͤchten genieſſen. Folge nach L. 3. c. 9.deiner und meiner gebenedeyteſten Mutter Mariam/ welche/ wie Ma- rulus ſchreibt/ da er ſich noch beym Tempel auffgehalten/ vom fruͤhen Mor- gen/ biß zur dritten Stund die Zeit in ſelbigem mit Betten zugebracht/ und nachmahlen ſich mit der Hand - Arbeit biß in die neunte Stund beſchaͤfftiget hat. Alſo hat ſie den Muͤſſiggang zumahlen gemeidet/ indem Act.20.ſie mit ſolcher Abwechſelung den Tag hat zugebracht. Der heilige Paulus bekennet von ſich ſelbſten/ daß er keines Menſchen Gold oder Silber begehrt habe; ſondern daß ihm ſeine Haͤnde durchs Arbeiten zu allem dem verholffen/ was er vonnoͤthen gehabt. Der heilige Humbertus/ wie Bernardus bezeugt/ hat in ſeinem hohen Alterthumb biß auff den dritten Tag vor ſeinem Todt gearbeitet. Der heilige Einſidler Stephanus hat in den groͤſten Schmer- tzen ſeines ſchwaͤhren Bruchs nicht abgelaſſen/ alle Tag umb die beſtimbte Zeit ſein Schnuͤr zu flechten; deme der Muͤſſiggang die allerſchmertzhaffte- Pallad. c. 10.ſte Kranckheit geweſen. Der heilige Alt- Vatter Pambo hat in ſeinem Todts-Bett den Umbſtehenden geſagt/ daß er/ ſo lang er in der Wuͤſten ge- wohnet/ keinen eintzigen Tag ohne Hand-Arbeit habe hinſtreichen laſſen. Der heilige Franciſcus pflegte ſehr fleiſſig zu arbeiten/ und da er einen ſeiner Ordens- Leuthen muͤſſig geſehen/ hat er ihn laͤnger in ſeiner Geſellſchafft nicht gedulden wollen. Der gewaltige Abt Paulus thut ſich allein mit den Palm-Fruͤchten und ſeinem Gaͤrtlein ernehren/ dieweilen er keine Ge- legenheit hatte/ ſeine gemachte Arbeit zu verkauffen. Gleichwohl gieng dieſer gute Alt-Vatter nicht einen Augenblick muͤſſig/ ſondern klaubte die Palmen-Blaͤtter zuſammen/ und flechtete Koͤrb darauß/ welche er/ wann das Jahr umb war/ alle auffeinander legte und verbrannte/ und fieng als- dann wiederumb an neue Koͤrb zu machen. Damit gab er gnugſamb zu ver-
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Die Drey und Viertzigſte Geiſtliche Lection
ro erwartet ein ſolcher den Todt mit Freuden. Die dritte Ruhe bekombt
er nach dem Todt; dieweilen er lebt der troͤſtlichen Zuverſicht/ daß/ als an
ihm erfuͤllet werde; was dem heiligen Joanni in ſeiner Offenbahrung zu
verzeichnen befohlen worden: Seelig ſeynd die Todten/ die da
in dem HERRN entſchlaffen. Von nun an/ ſpricht
der Geiſt/ daß ſie von ihrer Arbeit ruhen/ dann
ihre Wercke folgen ihnen nach: wie der Koͤnigliche Prophet
ſagt: Weilen du wirſt von deiner Arbeit eſſen; biſtu ſeelig/
und wird dir wohl ſeyn. Ob du zwarn die Fruͤchten
der Arbeit nicht alſobald empfindeſt/ ſo muſtu derhalben dieſelbe nicht flie-
hen/ dann gleich wie ein Rooß unter den Doͤrnen auffwaͤchſt/ alſo wirſtu von
der muͤgſeeligſten Arbeit die erfreuligſte Fruͤchten genieſſen. Folge nach
deiner und meiner gebenedeyteſten Mutter Mariam/ welche/ wie Ma-
rulus ſchreibt/ da er ſich noch beym Tempel auffgehalten/ vom fruͤhen Mor-
gen/ biß zur dritten Stund die Zeit in ſelbigem mit Betten zugebracht/ und
nachmahlen ſich mit der Hand - Arbeit biß in die neunte Stund
beſchaͤfftiget hat. Alſo hat ſie den Muͤſſiggang zumahlen gemeidet/ indem
ſie mit ſolcher Abwechſelung den Tag hat zugebracht. Der heilige Paulus
bekennet von ſich ſelbſten/ daß er keines Menſchen Gold oder Silber begehrt
habe; ſondern daß ihm ſeine Haͤnde durchs Arbeiten zu allem dem verholffen/
was er vonnoͤthen gehabt. Der heilige Humbertus/ wie Bernardus bezeugt/
hat in ſeinem hohen Alterthumb biß auff den dritten Tag vor ſeinem Todt
gearbeitet. Der heilige Einſidler Stephanus hat in den groͤſten Schmer-
tzen ſeines ſchwaͤhren Bruchs nicht abgelaſſen/ alle Tag umb die beſtimbte
Zeit ſein Schnuͤr zu flechten; deme der Muͤſſiggang die allerſchmertzhaffte-
ſte Kranckheit geweſen. Der heilige Alt- Vatter Pambo hat in ſeinem
Todts-Bett den Umbſtehenden geſagt/ daß er/ ſo lang er in der Wuͤſten ge-
wohnet/ keinen eintzigen Tag ohne Hand-Arbeit habe hinſtreichen laſſen.
Der heilige Franciſcus pflegte ſehr fleiſſig zu arbeiten/ und da er einen ſeiner
Ordens- Leuthen muͤſſig geſehen/ hat er ihn laͤnger in ſeiner Geſellſchafft
nicht gedulden wollen. Der gewaltige Abt Paulus thut ſich allein mit den
Palm-Fruͤchten und ſeinem Gaͤrtlein ernehren/ dieweilen er keine Ge-
legenheit hatte/ ſeine gemachte Arbeit zu verkauffen. Gleichwohl gieng
dieſer gute Alt-Vatter nicht einen Augenblick muͤſſig/ ſondern klaubte die
Palmen-Blaͤtter zuſammen/ und flechtete Koͤrb darauß/ welche er/ wann
das Jahr umb war/ alle auffeinander legte und verbrannte/ und fieng als-
dann wiederumb an neue Koͤrb zu machen. Damit gab er gnugſamb zu
ver-
Apoc. 14.
13.
Pſ. 127.
L. 3. c. 9.
Act.20.
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10.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/588>, abgerufen am 16.07.2024. |