Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Hand-Arbeit.
und hat gleichwohl keine/ wann der Heyland selbige will abbrechen? Ein
solcher hat sich in Warheit derselben Verfluchung zu beförchten: Nie-Matt. 25.
mahlen sollen auß dir Früchten hervor kommen in Ewig-
keit.
O erschröckliche Verfluchung/ daß man keine Frucht soll tragen
in Ewigkeit! Weiters hat nicht der HERR dem trägen Gesellen/
welcher das ihm anvertraute Geld ins Schnupff - Tuch gebunden/ und biß
zu seiner Widerkunfft auffbehalten/ in die eusserste Finsternüß werffen lassen?
nicht darumb/ daß er ungehorsamb/ nicht weilen er sich sonsten übel verhal-
ten hatte: sondern weilen er müssig/ und folgends unnützlich gewesen ware:
Diesen unnützlichen Knecht/ sagt er/ werffet in die eusserste
Finsternuß/
&c. Wiederumb/ wann auch Christus die müssige
straffet/ so da von niemand waren bedungen worden; und sagt; was stehet
ihr allhier den gantzen Tag müssig? Wie wird er dann nicht die jenige
straffen/ die er schon würcklich bedungen/ daß sie in seinem Wein-Gar-
ten arbeiten sollen/ als nemblich wir Christglaubige und Geistliche? So
ists dann/ und bleibt aber und abermahl wahr/ daß es nicht gnug seye/ das
Böse meiden und fliehen/ sondern wir müssen auch zugleich das Gute wir-
cken: wie der heilige Apostel Jacobus sagt: Der weiß Guts zuc. 4. v. ult.
thuen/ und thuts nicht/ dem ists Sunde. Und beschliesset
auch unser Vorhaben der heilige Papst Leo mit diesen Worten: NichtDe Ap-
par.

an die Schlaffende glangt das Reich der Himmeln; und
denen für Müssiggang und Trägheit unfruchtigen Men-
schen wird die ewige Seeligkeit versprochen.

5. Jm übrigen ist allhier wohl zu beobachten/ daß nicht alle und jede Ubun-
gen den Müssiggang vertreiben/ sondern allein die gute und nützliche. So
ist dann der Müssiggang zweifachig; ein würcklicher/ und der ander ein ver-
meinter Müssiggang. Der würckliche bestehet darinn/ daß/ nachdem der
Mensch seiner Nothdurfft gemäß geruhet hat; von allen; so leib-als Geist-
lichen Geschäfften sich enthaltet/ nach dem Bey- Spiel deren/ welche der
Hauß-Vatter hat angeredet und gesagt: Was stehet ihr allhier
den gantzen Tag müssig:
Der unvermeinte Müssiggang ist ein
solcher/ wann der Mensch zwarn mit unter schiedlichen Dingen beschäffti-
get ist/ so jedoch alle unnützlich und schädlich seynd: welches der gelehrte
Stapletonus mit dieser bequemen Gleichnuß erlauteret und sagt: Gleich wie
die Kinder vermeinen/ sie seyen am allermeisten beschäfftiget/ wan sie von Leim
und Erden Hütten bauen/ oder auf Stecken reiten; da sie doch/ wie wir sehen/ nur

allein
A a a a 3

Von der Hand-Arbeit.
und hat gleichwohl keine/ wann der Heyland ſelbige will abbrechen? Ein
ſolcher hat ſich in Warheit derſelben Verfluchung zu befoͤrchten: Nie-Matt. 25.
mahlen ſollen auß dir Früchten hervor kommen in Ewig-
keit.
O erſchroͤckliche Verfluchung/ daß man keine Frucht ſoll tragen
in Ewigkeit! Weiters hat nicht der HERR dem traͤgen Geſellen/
welcher das ihm anvertraute Geld ins Schnupff - Tuch gebunden/ und biß
zu ſeiner Widerkunfft auffbehalten/ in die euſſerſte Finſternuͤß werffen laſſen?
nicht darumb/ daß er ungehorſamb/ nicht weilen er ſich ſonſten uͤbel verhal-
ten hatte: ſondern weilen er muͤſſig/ und folgends unnuͤtzlich geweſen ware:
Dieſen unnützlichen Knecht/ ſagt er/ werffet in die euſſerſte
Finſternuß/
&c. Wiederumb/ wann auch Chriſtus die muͤſſige
ſtraffet/ ſo da von niemand waren bedungen worden; und ſagt; was ſtehet
ihr allhier den gantzen Tag muͤſſig? Wie wird er dann nicht die jenige
ſtraffen/ die er ſchon wuͤrcklich bedungen/ daß ſie in ſeinem Wein-Gar-
ten arbeiten ſollen/ als nemblich wir Chriſtglaubige und Geiſtliche? So
iſts dann/ und bleibt aber und abermahl wahr/ daß es nicht gnug ſeye/ das
Boͤſe meiden und fliehen/ ſondern wir muͤſſen auch zugleich das Gute wir-
cken: wie der heilige Apoſtel Jacobus ſagt: Der weiß Guts zuc. 4. v. ult.
thuen/ und thuts nicht/ dem iſts Sůnde. Und beſchlieſſet
auch unſer Vorhaben der heilige Papſt Leo mit dieſen Worten: NichtDe Ap-
par.

an die Schlaffende glangt das Reich der Himmeln; und
denen für Müſſiggang und Traͤgheit unfrůchtigen Men-
ſchen wird die ewige Seeligkeit verſprochen.

5. Jm uͤbrigen iſt allhier wohl zu beobachten/ daß nicht alle und jede Ubun-
gen den Muͤſſiggang vertreiben/ ſondern allein die gute und nuͤtzliche. So
iſt dann der Muͤſſiggang zweifachig; ein wuͤrcklicher/ und der ander ein ver-
meinter Muͤſſiggang. Der wuͤrckliche beſtehet darinn/ daß/ nachdem der
Menſch ſeiner Nothdurfft gemaͤß geruhet hat; von allen; ſo leib-als Geiſt-
lichen Geſchaͤfften ſich enthaltet/ nach dem Bey- Spiel deren/ welche der
Hauß-Vatter hat angeredet und geſagt: Was ſtehet ihr allhier
den gantzen Tag müſſig:
Der unvermeinte Muͤſſiggang iſt ein
ſolcher/ wann der Menſch zwarn mit unter ſchiedlichen Dingen beſchaͤffti-
get iſt/ ſo jedoch alle unnuͤtzlich und ſchaͤdlich ſeynd: welches der gelehrte
Stapletonus mit dieſer bequemen Gleichnuß erlauteret und ſagt: Gleich wie
die Kinder vermeinen/ ſie ſeyen am allermeiſten beſchaͤfftiget/ wan ſie von Leim
und Erdẽ Huͤtten bauen/ oder auf Stecken reiten; da ſie doch/ wie wir ſehẽ/ nur

allein
A a a a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0585" n="557"/><fw place="top" type="header">Von der Hand-Arbeit.</fw><lb/>
und hat gleichwohl keine/ wann der Heyland &#x017F;elbige will abbrechen? Ein<lb/>
&#x017F;olcher hat &#x017F;ich in Warheit der&#x017F;elben Verfluchung zu befo&#x0364;rchten: <hi rendition="#fr">Nie-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Matt.</hi> 25.</note><lb/><hi rendition="#fr">mahlen &#x017F;ollen auß dir Früchten hervor kommen in Ewig-<lb/>
keit.</hi> O er&#x017F;chro&#x0364;ckliche Verfluchung/ daß man keine Frucht &#x017F;oll tragen<lb/>
in Ewigkeit! Weiters hat nicht der <hi rendition="#g">HERR</hi> dem tra&#x0364;gen Ge&#x017F;ellen/<lb/>
welcher das ihm anvertraute Geld ins Schnupff - Tuch gebunden/ und biß<lb/>
zu &#x017F;einer Widerkunfft auffbehalten/ in die eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß werffen la&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
nicht darumb/ daß er ungehor&#x017F;amb/ nicht weilen er &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;ten u&#x0364;bel verhal-<lb/>
ten hatte: &#x017F;ondern weilen er mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig/ und folgends unnu&#x0364;tzlich gewe&#x017F;en ware:<lb/><hi rendition="#fr">Die&#x017F;en unnützlichen Knecht/</hi> &#x017F;agt er/ <hi rendition="#fr">werffet in die eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te<lb/>
Fin&#x017F;ternuß/</hi> <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> Wiederumb/ wann auch Chri&#x017F;tus die mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige<lb/>
&#x017F;traffet/ &#x017F;o da von niemand waren bedungen worden; und &#x017F;agt; was &#x017F;tehet<lb/>
ihr allhier den gantzen Tag mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig? Wie wird er dann nicht die jenige<lb/>
&#x017F;traffen/ die er &#x017F;chon wu&#x0364;rcklich bedungen/ daß &#x017F;ie in &#x017F;einem Wein-Gar-<lb/>
ten arbeiten &#x017F;ollen/ als nemblich wir Chri&#x017F;tglaubige und Gei&#x017F;tliche? So<lb/>
i&#x017F;ts dann/ und bleibt aber und abermahl wahr/ daß es nicht gnug &#x017F;eye/ das<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;e meiden und fliehen/ &#x017F;ondern wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch zugleich das Gute wir-<lb/>
cken: wie der heilige <hi rendition="#fr">A</hi>po&#x017F;tel Jacobus &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Der weiß Guts zu</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">c. 4. v. ult.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">thuen/ und thuts nicht/ dem i&#x017F;ts S&#x016F;nde.</hi> Und be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et<lb/>
auch un&#x017F;er Vorhaben der heilige Pap&#x017F;t Leo mit die&#x017F;en Worten: <hi rendition="#fr">Nicht</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">De Ap-<lb/>
par.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">an die Schlaffende glangt das Reich der Himmeln; und<lb/>
denen für Mü&#x017F;&#x017F;iggang und Tra&#x0364;gheit unfr&#x016F;chtigen Men-<lb/>
&#x017F;chen wird die ewige Seeligkeit ver&#x017F;prochen.</hi></p><lb/>
          <p>5. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t allhier wohl zu beobachten/ daß nicht alle und jede Ubun-<lb/>
gen den Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang vertreiben/ &#x017F;ondern allein die gute und nu&#x0364;tzliche. So<lb/>
i&#x017F;t dann der Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang zweifachig; ein wu&#x0364;rcklicher/ und der ander ein ver-<lb/>
meinter Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang. Der wu&#x0364;rckliche be&#x017F;tehet darinn/ daß/ nachdem der<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;einer Nothdurfft gema&#x0364;ß geruhet hat; von allen; &#x017F;o leib-als Gei&#x017F;t-<lb/>
lichen Ge&#x017F;cha&#x0364;fften &#x017F;ich enthaltet/ nach dem Bey- Spiel deren/ welche der<lb/>
Hauß-Vatter hat angeredet und ge&#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Was &#x017F;tehet ihr allhier<lb/>
den gantzen Tag mü&#x017F;&#x017F;ig:</hi> Der unvermeinte Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang i&#x017F;t ein<lb/>
&#x017F;olcher/ wann der Men&#x017F;ch zwarn mit unter &#x017F;chiedlichen Dingen be&#x017F;cha&#x0364;ffti-<lb/>
get i&#x017F;t/ &#x017F;o jedoch alle unnu&#x0364;tzlich und &#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;eynd: welches der gelehrte<lb/>
Stapletonus mit die&#x017F;er bequemen Gleichnuß erlauteret und &#x017F;agt: Gleich wie<lb/>
die Kinder vermeinen/ &#x017F;ie &#x017F;eyen am allermei&#x017F;ten be&#x017F;cha&#x0364;fftiget/ wan &#x017F;ie von Leim<lb/>
und Erde&#x0303; Hu&#x0364;tten bauen/ oder auf Stecken reiten; da &#x017F;ie doch/ wie wir &#x017F;ehe&#x0303;/ nur<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a 3</fw><fw place="bottom" type="catch">allein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[557/0585] Von der Hand-Arbeit. und hat gleichwohl keine/ wann der Heyland ſelbige will abbrechen? Ein ſolcher hat ſich in Warheit derſelben Verfluchung zu befoͤrchten: Nie- mahlen ſollen auß dir Früchten hervor kommen in Ewig- keit. O erſchroͤckliche Verfluchung/ daß man keine Frucht ſoll tragen in Ewigkeit! Weiters hat nicht der HERR dem traͤgen Geſellen/ welcher das ihm anvertraute Geld ins Schnupff - Tuch gebunden/ und biß zu ſeiner Widerkunfft auffbehalten/ in die euſſerſte Finſternuͤß werffen laſſen? nicht darumb/ daß er ungehorſamb/ nicht weilen er ſich ſonſten uͤbel verhal- ten hatte: ſondern weilen er muͤſſig/ und folgends unnuͤtzlich geweſen ware: Dieſen unnützlichen Knecht/ ſagt er/ werffet in die euſſerſte Finſternuß/ &c. Wiederumb/ wann auch Chriſtus die muͤſſige ſtraffet/ ſo da von niemand waren bedungen worden; und ſagt; was ſtehet ihr allhier den gantzen Tag muͤſſig? Wie wird er dann nicht die jenige ſtraffen/ die er ſchon wuͤrcklich bedungen/ daß ſie in ſeinem Wein-Gar- ten arbeiten ſollen/ als nemblich wir Chriſtglaubige und Geiſtliche? So iſts dann/ und bleibt aber und abermahl wahr/ daß es nicht gnug ſeye/ das Boͤſe meiden und fliehen/ ſondern wir muͤſſen auch zugleich das Gute wir- cken: wie der heilige Apoſtel Jacobus ſagt: Der weiß Guts zu thuen/ und thuts nicht/ dem iſts Sůnde. Und beſchlieſſet auch unſer Vorhaben der heilige Papſt Leo mit dieſen Worten: Nicht an die Schlaffende glangt das Reich der Himmeln; und denen für Müſſiggang und Traͤgheit unfrůchtigen Men- ſchen wird die ewige Seeligkeit verſprochen. Matt. 25. c. 4. v. ult. De Ap- par. 5. Jm uͤbrigen iſt allhier wohl zu beobachten/ daß nicht alle und jede Ubun- gen den Muͤſſiggang vertreiben/ ſondern allein die gute und nuͤtzliche. So iſt dann der Muͤſſiggang zweifachig; ein wuͤrcklicher/ und der ander ein ver- meinter Muͤſſiggang. Der wuͤrckliche beſtehet darinn/ daß/ nachdem der Menſch ſeiner Nothdurfft gemaͤß geruhet hat; von allen; ſo leib-als Geiſt- lichen Geſchaͤfften ſich enthaltet/ nach dem Bey- Spiel deren/ welche der Hauß-Vatter hat angeredet und geſagt: Was ſtehet ihr allhier den gantzen Tag müſſig: Der unvermeinte Muͤſſiggang iſt ein ſolcher/ wann der Menſch zwarn mit unter ſchiedlichen Dingen beſchaͤffti- get iſt/ ſo jedoch alle unnuͤtzlich und ſchaͤdlich ſeynd: welches der gelehrte Stapletonus mit dieſer bequemen Gleichnuß erlauteret und ſagt: Gleich wie die Kinder vermeinen/ ſie ſeyen am allermeiſten beſchaͤfftiget/ wan ſie von Leim und Erdẽ Huͤtten bauen/ oder auf Stecken reiten; da ſie doch/ wie wir ſehẽ/ nur allein A a a a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/585
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/585>, abgerufen am 16.07.2024.