Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Ein und Viertzigste Geistliche Lection Tags sehr viele/ nach dem Exempel Judä/ von der Allerheiligsten Taffelschlimmer zurück kehreten/ als sie seynd hinzu gangen. Auch wäre zu wün- In Cant. 7.schen/ daß der heutigen Welt nicht widerfahre/ dessen sich der Philo Car- phatius beklagt; und also spricht: Man sicht/ leyder! daß einige von die- sem allerheiligsten Gastmahl täglich Gottloser werden: und (welche ich oh- ne grosse Schmertzen nicht melden kan) daß die armselige Menschen die- serthalben allein zur Höllen gestürtzet werden. Also ist zur Verdamnuß gestürtzt worden der Verräther Judas: also werden gestürtzt viele and ere so wohl Geist- als Weltliche/ so da mit vielen Sünden behafftet/ sich nicht förchten zu diesem Aller heiligsten Sacrament zu tretten. 4. Damit nun auff uns so unglückseeliges Loß nicht falle/ lasset uns die 5. Jm übrigen mustu wissen/ mein Christliche Seel/ daß deinem Gott würdig-
Die Ein und Viertzigſte Geiſtliche Lection Tags ſehr viele/ nach dem Exempel Judaͤ/ von der Allerheiligſten Taffelſchlimmer zuruͤck kehreten/ als ſie ſeynd hinzu gangen. Auch waͤre zu wuͤn- In Cant. 7.ſchen/ daß der heutigen Welt nicht widerfahre/ deſſen ſich der Philo Car- phatius beklagt; und alſo ſpricht: Man ſicht/ leyder! daß einige von die- ſem allerheiligſten Gaſtmahl taͤglich Gottloſer werden: und (welche ich oh- ne groſſe Schmertzen nicht melden kan) daß die armſelige Menſchen die- ſerthalben allein zur Hoͤllen geſtuͤrtzet werden. Alſo iſt zur Verdamnuß geſtuͤrtzt worden der Verraͤther Judas: alſo werden geſtuͤrtzt viele and ere ſo wohl Geiſt- als Weltliche/ ſo da mit vielen Suͤnden behafftet/ ſich nicht foͤrchten zu dieſem Aller heiligſten Sacrament zu tretten. 4. Damit nun auff uns ſo ungluͤckſeeliges Loß nicht falle/ laſſet uns die 5. Jm uͤbrigen muſtu wiſſen/ mein Chriſtliche Seel/ daß deinem Gott wuͤrdig-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0556" n="528"/><fw place="top" type="header">Die Ein und Viertzigſte Geiſtliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/> Tags ſehr viele/ nach dem Exempel Judaͤ/ von der Allerheiligſten Taffel<lb/> ſchlimmer zuruͤck kehreten/ als ſie ſeynd hinzu gangen. Auch waͤre zu wuͤn-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">In Cant.</hi><lb/> 7.</note>ſchen/ daß der heutigen Welt nicht widerfahre/ deſſen ſich der <hi rendition="#aq">Philo Car-<lb/> phatius</hi> beklagt; und alſo ſpricht: Man ſicht/ leyder! daß einige von die-<lb/> ſem allerheiligſten Gaſtmahl taͤglich Gottloſer werden: und (welche ich oh-<lb/> ne groſſe Schmertzen nicht melden kan) daß die armſelige Menſchen die-<lb/> ſerthalben allein zur Hoͤllen geſtuͤrtzet werden. Alſo iſt zur Verdamnuß<lb/> geſtuͤrtzt worden der Verraͤther Judas: alſo werden geſtuͤrtzt viele and ere ſo<lb/> wohl Geiſt- als Weltliche/ ſo da mit vielen Suͤnden behafftet/ ſich nicht<lb/> foͤrchten zu dieſem Aller heiligſten Sacrament zu tretten.</p><lb/> <p>4. Damit nun auff uns ſo ungluͤckſeeliges Loß nicht falle/ laſſet uns die<lb/> Ermahnung deß heiligen Vatters Auguſtini behertzigen: welche in fol-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Serm. 1.<lb/> de Temp.</hi></note>genden Worten beſtehet: <hi rendition="#fr">So viel wir koͤnnen/ laſſet uns mit der<lb/> Hülff GOttes uns befleiſſen/ daß wir mit auffrichtigem<lb/> und lauterem Gewiſſen/ mit reinem Hertzen und keuſchem<lb/> Leib zum Altar deß HErrn moͤgen hinzugehen/ und deſ-<lb/> ſen Leib und Blut nicht zum Gericht/ ſondern zum Mit-<lb/> tel unſerer Seelen zu empfangen gewürdiget werden.<lb/> Dann der das Leben nicht aͤndert/ der wird das Leben<lb/> empfangen zum Gericht; und wird auß dieſem Leben<lb/> mehr verletzt als geheilet werden: er wird mehrgetoͤdtet/<lb/> als zum Leben erweckt werden.</hi> Der heilige Chriſoſtomus will<lb/> auch in dieſem Fall der letzte nicht ſeyn: derhalben rufft er allen mit dieſen<lb/> Worten zu und ſagt: <hi rendition="#fr">Niemand ſoll mit einem Widerwillen/</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Hom. 83.<lb/> in Matt.</hi></note><hi rendition="#fr">weder auch mit einer Lawigkeit hinzugehen: alle ſollen<lb/> eifferich/ alle ſollen enttzündet ſeyn: wir ſollen alle vor<lb/> Lieb brennen.</hi> Jn ſeiner 61. Predig/ ſo er zum Volck gehalten/ ſagt<lb/> et alſo: <hi rendition="#fr">Wir ſollen derhalben/ gleich den Loͤwen/ mit<lb/> Feuer-ſpielendrn Augen deß Hertzen von dieſem Tiſch<lb/> hinweg gehen/ und alſo dem boͤſen Feind ein Grauſen<lb/> ſeyn.</hi></p><lb/> <p>5. Jm uͤbrigen muſtu wiſſen/ mein Chriſtliche Seel/ daß deinem Gott<lb/> mehr gefalle/ wann du demuͤtiglich und wohl bereitet zu dem Goͤttlichen<lb/> Tiſch geheſt; als wann du dich deſſelben unwuͤrdig achteſt/ und denſelben<lb/> derentwegen meideſt; wie du auß folgender Geſchicht zu ſehen haſt. Der<lb/> H. Bonaventura hat einsmals die Goͤttliche Majeſtaͤt im Hochh. Sacra-<lb/> ment deß Altars betrachtet/ und hergegen ſeine Armſeeligkeit und groſſe Un-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wuͤrdig-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [528/0556]
Die Ein und Viertzigſte Geiſtliche Lection
Tags ſehr viele/ nach dem Exempel Judaͤ/ von der Allerheiligſten Taffel
ſchlimmer zuruͤck kehreten/ als ſie ſeynd hinzu gangen. Auch waͤre zu wuͤn-
ſchen/ daß der heutigen Welt nicht widerfahre/ deſſen ſich der Philo Car-
phatius beklagt; und alſo ſpricht: Man ſicht/ leyder! daß einige von die-
ſem allerheiligſten Gaſtmahl taͤglich Gottloſer werden: und (welche ich oh-
ne groſſe Schmertzen nicht melden kan) daß die armſelige Menſchen die-
ſerthalben allein zur Hoͤllen geſtuͤrtzet werden. Alſo iſt zur Verdamnuß
geſtuͤrtzt worden der Verraͤther Judas: alſo werden geſtuͤrtzt viele and ere ſo
wohl Geiſt- als Weltliche/ ſo da mit vielen Suͤnden behafftet/ ſich nicht
foͤrchten zu dieſem Aller heiligſten Sacrament zu tretten.
In Cant.
7.
4. Damit nun auff uns ſo ungluͤckſeeliges Loß nicht falle/ laſſet uns die
Ermahnung deß heiligen Vatters Auguſtini behertzigen: welche in fol-
genden Worten beſtehet: So viel wir koͤnnen/ laſſet uns mit der
Hülff GOttes uns befleiſſen/ daß wir mit auffrichtigem
und lauterem Gewiſſen/ mit reinem Hertzen und keuſchem
Leib zum Altar deß HErrn moͤgen hinzugehen/ und deſ-
ſen Leib und Blut nicht zum Gericht/ ſondern zum Mit-
tel unſerer Seelen zu empfangen gewürdiget werden.
Dann der das Leben nicht aͤndert/ der wird das Leben
empfangen zum Gericht; und wird auß dieſem Leben
mehr verletzt als geheilet werden: er wird mehrgetoͤdtet/
als zum Leben erweckt werden. Der heilige Chriſoſtomus will
auch in dieſem Fall der letzte nicht ſeyn: derhalben rufft er allen mit dieſen
Worten zu und ſagt: Niemand ſoll mit einem Widerwillen/
weder auch mit einer Lawigkeit hinzugehen: alle ſollen
eifferich/ alle ſollen enttzündet ſeyn: wir ſollen alle vor
Lieb brennen. Jn ſeiner 61. Predig/ ſo er zum Volck gehalten/ ſagt
et alſo: Wir ſollen derhalben/ gleich den Loͤwen/ mit
Feuer-ſpielendrn Augen deß Hertzen von dieſem Tiſch
hinweg gehen/ und alſo dem boͤſen Feind ein Grauſen
ſeyn.
Serm. 1.
de Temp.
Hom. 83.
in Matt.
5. Jm uͤbrigen muſtu wiſſen/ mein Chriſtliche Seel/ daß deinem Gott
mehr gefalle/ wann du demuͤtiglich und wohl bereitet zu dem Goͤttlichen
Tiſch geheſt; als wann du dich deſſelben unwuͤrdig achteſt/ und denſelben
derentwegen meideſt; wie du auß folgender Geſchicht zu ſehen haſt. Der
H. Bonaventura hat einsmals die Goͤttliche Majeſtaͤt im Hochh. Sacra-
ment deß Altars betrachtet/ und hergegen ſeine Armſeeligkeit und groſſe Un-
wuͤrdig-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/556 |
Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/556>, abgerufen am 16.07.2024. |