Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Allerheiligsten Sacrament deß Altars. heit und Trägheit gleichsamb einer Schlaff - Sucht überfallen/ zur Besse-rung deß Lebens nicht auffstehen/ zur Ubung der Tugenten sich nicht bewe- gen/ und zur Vollkommenheit geringe Lust zeigen: dahero verbleiben sie un- bequem/ den Anfechtungen deß bösen Feind/ der Welt/ und deß Fleisches sich zuwidersetzen. 3. Wie die H. Schrifft meldet Deut. am 4. Cap. Jst Gott ein verzären- Tags
Von dem Allerheiligſten Sacrament deß Altars. heit und Traͤgheit gleichſamb einer Schlaff - Sucht uͤberfallen/ zur Beſſe-rung deß Lebens nicht auffſtehen/ zur Ubung der Tugenten ſich nicht bewe- gen/ und zur Vollkommenheit geringe Luſt zeigen: dahero verbleiben ſie un- bequem/ den Anfechtungen deß boͤſen Feind/ der Welt/ und deß Fleiſches ſich zuwiderſetzen. 3. Wie die H. Schrifft meldet Deut. am 4. Cap. Jſt Gott ein verzaͤrẽ- Tags
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Von dem Allerheiligſten Sacrament deß Altars.
heit und Traͤgheit gleichſamb einer Schlaff - Sucht uͤberfallen/ zur Beſſe-
rung deß Lebens nicht auffſtehen/ zur Ubung der Tugenten ſich nicht bewe-
gen/ und zur Vollkommenheit geringe Luſt zeigen: dahero verbleiben ſie un-
bequem/ den Anfechtungen deß boͤſen Feind/ der Welt/ und deß Fleiſches ſich
zuwiderſetzen.
3. Wie die H. Schrifft meldet Deut. am 4. Cap. Jſt Gott ein verzaͤrẽ-
des Fewr: Wie kans aber moͤglich ſeyn/ daß die Hertzen/ ſo Gott im H.
Sacrament empfahen; und wann ſie ſchon harter als ein Stein/ und kaͤlter
als Eys ſeynd/ bey dieſem Fewr nicht erweichen und erwarmbt werden? Daß
Hochh Sacrament deß Altars iſt ein brennender Spiegel; wie wenig ſeynd
aber/ die von deſſen Strahlen gebrand werden? Es iſt ein Brod/ daran alle-
Ergetzligkeit zu finden iſt/ und wie wenig empfinden den herrlichen Ge-
ſchmack dieſer Speiſe! Es iſt ein Brunn aller Gnaden/ und wie wenige be-
muͤhen ſich darauß zu ſchoͤpffen! Es iſt ein Lamb ohne Flecken/ und wie we-
nig werden durch Nieſſung dieſes Lambs gereiniget! Es ein Artzeney der
Unſterbligkeit/ aber wer iſt damit gezeichnet? Es iſt ein Band der Liebe; wie
wenig aber werden mit dieſem Band an das allerhoͤchſte Gut gebunden! Es
iſt ein Pfand der zukunfftigen Herrligkeit; und dannoch/ wie der Apoſtel
Paulus ſagt: ſchlaffen viele: daß iſt/ die Schlaͤfferige/ ſo da mit der
Schlaff-Sucht der Laſteren uͤberfallen/ in ihre Begierden vertiefft/ gleich
den Mold-Wuͤrmben in der Erden graben; die irrdiſche Ding ſuchen/ zu
den Himliſchen keine Luſt haben/ der veralteten Gewonheit zu ſuͤndigen/
gleich einem kotigen Leim ankleben/ und in ſelbigem wie ein Schwein im
Miſt-Lach/ ſich weltzen. Solche beſtialiſche Menſchen/ wie oͤffter ſie zu
dieſem Engliſchen Tiſch hinzugehen/ je mehr beſudlet und ſchlimmer ſie wer-
den. Jſt daß nicht/ Perlen den Saͤwen ſtrewen/ und die Speiß deß Goͤtt-
lichen Himmel-Brods in die Miſt-Gruben werffen? ſolcher Geſtalt ſolſtu
zum Tiſch deß Herren gehen/ wie der H. Thomas von Aquin die ſeinige
mit dieſen wenig Worten unterrichtet und ſagt: meine Bruͤder/ eſſet das
himmliſche Brod geiſtlicher Weiß/ und traget die Unſchuld mit euch zum
Altar: der eſſet ihm ſelbſt das Gericht/ welcher unſauber zu dem allerſau-
berſten Sacrament hinzugehet. Nach unwuͤrdig empfangener Commu-
nion/ hat der Haubt-verraͤther Judas dem boͤſen Feind in ſeinem Hertzen
Platz gemacht/ von dem er dan von Stund an zu Vollziehung deß vorhaben-
den Verraths getrieben worden. Recht ſagt von ſelbigen der fromme
Job: Sein Brod wird ſich inwendig in ſeinem Leib in
Nattern-Gallen veraͤndern. Wolte GOtt! daß nicht heutiges
Tags
Sap. 6.
c. 10. 14.
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