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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Sacramentalischen Beicht.
hatte; damit er aber der Sachen Beschaffenheit erfahren mögte/ hat er ihn in
aller Freundligkeit zu sich geladen/ da sie nun miteinander zu einem Dorff ge-
kommen/ allwo ein Besessener ware/ welcher den Leuten die Sünden/ so sie
nicht gebeichtet/ fürgeworffen/ und nun der Priester den Soldaten verdacht
hatte/ als wan er ihn derhalben an dieses Ort geführt hätte/ alwo die Warheit
solte loßbrechen/ und er Priester sich auch übel bewust ware; hat er sich
angenommen/ als würde er genöthiget/ einen Abtritt zu thun;
und damit er von dem Besessenen nicht verrathen werde/ ist
er zum Stall dieses Dörffleins oder Meyerhoffs hineingangen/
für den Füssen deß Stall-Knechts nieder gefallen/ und hat selbigen umb Got-
tes willen gebetten/ er wolle doch seine Beicht anhören. Nach dem er nun
gebeichtet/ und eine Buß begehret/ hat ihm der Stall-Knecht geantwortet/
ersolle daß jenige zur Buß verrichten/ was er als ein Priester in solchem Fall
einem anderen aufferlegen würde. Und also ist er mit dem obgemelten
Soldaten mit mehrerer Sicherheit zur Kirchen gangen/ alwo der Besessene
sich auffhielte/ welchen der Soldat mit diesen Worten gefragt: Weistu etwas
von mir? dem der Besessene zur Antwort gegeben und gesagt Jch weiß nicht/
was ich antworten soll. Alsbald fragt der Soldat abermal und sagt: was
gedünckt dich dan von diesem Menschen? der Besessene antwortet/ er wisse
nichts von selbigem: und nachdem er dieses in teutscher Sprach gesagt hatte/
setzt er in lateinischer Sprach hinzu: Er ist im Stall gerechtfertiget worden/
dieweilen kein Beichts-Vatter vor handen ware. Hierauß kan man gnug-
samb abnemmen/ wie grosse Krafft habe eine demütige Anklagung deß Sün-
ders über seine begangene Missethaten. Dan so dieser Priester derhalben
von seinem verübten Ehe-Bruch ist loßgesprochen worden/ weilen er seine
Sünd dem Stall-Knecht bekennet/ mit dem Vorsatz selbige einem recht-
mässigen Priester zu beichten/ wann solcher gegenwärtig gewesen wäre; wie
kan man dan zweiffelen/ daß der jenige gerechtfertiget werde/ so da einem Ge-
walt-habenden Priester seine Sünden rechtmässig beichtet? Wann wir
unsere Sünden bekennen/
sagt der H. Joannes/ so ist Gott ge-Joan. 1. v.
9.

trew und gerecht/ daß er uns unsere Sünden vergebe/ und
reinige uns von aller Vngerechtigkeit.
Dieß hat erfahren der
gefallene David, so da wegen der Sünd deß Ehe-Bruchs und begangenen
Todtschlags von dem Pro pheten Nathan gestraffet wurde/ und sagte: Pec-
cavi:
Jch hab gesündiget: und siehe/ kaum hat er das Wörtlein Peccavi,
ich hab gesündiget/ mit zerknischtem Hertzen außgesprochen/ da hat er
zu horen verdienet: Der HErr hat deine Sund hinweg ge-2. Reg. 12

nom-

Von der Sacramentaliſchen Beicht.
hatte; damit er aber der Sachen Beſchaffenheit erfahren moͤgte/ hat er ihn in
aller Freundligkeit zu ſich geladen/ da ſie nun miteinander zu einem Dorff ge-
kommen/ allwo ein Beſeſſener ware/ welcher den Leuten die Suͤnden/ ſo ſie
nicht gebeichtet/ fuͤrgeworffen/ und nun der Prieſter den Soldaten verdacht
hatte/ als wan er ihn derhalben an dieſes Ort gefuͤhrt haͤtte/ alwo die Warheit
ſolte loßbrechen/ und er Prieſter ſich auch uͤbel bewuſt ware; hat er ſich
angenommen/ als wuͤrde er genoͤthiget/ einen Abtritt zu thun;
und damit er von dem Beſeſſenen nicht verrathen werde/ iſt
er zum Stall dieſes Doͤrffleins oder Meyerhoffs hineingangen/
fuͤr den Fuͤſſen deß Stall-Knechts nieder gefallen/ und hat ſelbigen umb Got-
tes willen gebetten/ er wolle doch ſeine Beicht anhoͤren. Nach dem er nun
gebeichtet/ und eine Buß begehret/ hat ihm der Stall-Knecht geantwortet/
erſolle daß jenige zur Buß verrichten/ was er als ein Prieſter in ſolchem Fall
einem anderen aufferlegen wuͤrde. Und alſo iſt er mit dem obgemelten
Soldaten mit mehrerer Sicherheit zur Kirchen gangen/ alwo der Beſeſſene
ſich auffhielte/ welchen der Soldat mit dieſen Worten gefragt: Weiſtu etwas
von mir? dem der Beſeſſene zur Antwort gegeben und geſagt Jch weiß nicht/
was ich antworten ſoll. Alsbald fragt der Soldat abermal und ſagt: was
geduͤnckt dich dan von dieſem Menſchen? der Beſeſſene antwortet/ er wiſſe
nichts von ſelbigem: und nachdem er dieſes in teutſcher Sprach geſagt hatte/
ſetzt er in lateiniſcher Sprach hinzu: Er iſt im Stall gerechtfertiget worden/
dieweilen kein Beichts-Vatter vor handen ware. Hierauß kan man gnug-
ſamb abnemmen/ wie groſſe Krafft habe eine demuͤtige Anklagung deß Suͤn-
ders uͤber ſeine begangene Miſſethaten. Dan ſo dieſer Prieſter derhalben
von ſeinem veruͤbten Ehe-Bruch iſt loßgeſprochen worden/ weilen er ſeine
Suͤnd dem Stall-Knecht bekennet/ mit dem Vorſatz ſelbige einem recht-
maͤſſigen Prieſter zu beichten/ wann ſolcher gegenwaͤrtig geweſen waͤre; wie
kan man dan zweiffelen/ daß der jenige gerechtfertiget werde/ ſo da einem Ge-
walt-habenden Prieſter ſeine Suͤnden rechtmaͤſſig beichtet? Wann wir
unſere Sünden bekennen/
ſagt der H. Joannes/ ſo iſt Gott ge-Joan. 1. v.
9.

trew und gerecht/ daß er uns unſere Sünden vergebe/ und
reinige uns von aller Vngerechtigkeit.
Dieß hat erfahren der
gefallene David, ſo da wegen der Suͤnd deß Ehe-Bruchs und begangenen
Todtſchlags von dem Pro pheten Nathan geſtraffet wurde/ und ſagte: Pec-
cavi:
Jch hab geſündiget: und ſiehe/ kaum hat er das Woͤrtlein Peccavi,
ich hab geſündiget/ mit zerkniſchtem Hertzen außgeſprochen/ da hat er
zu horen verdienet: Der HErr hat deine Sůnd hinweg ge-2. Reg. 12

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[503/0531] Von der Sacramentaliſchen Beicht. hatte; damit er aber der Sachen Beſchaffenheit erfahren moͤgte/ hat er ihn in aller Freundligkeit zu ſich geladen/ da ſie nun miteinander zu einem Dorff ge- kommen/ allwo ein Beſeſſener ware/ welcher den Leuten die Suͤnden/ ſo ſie nicht gebeichtet/ fuͤrgeworffen/ und nun der Prieſter den Soldaten verdacht hatte/ als wan er ihn derhalben an dieſes Ort gefuͤhrt haͤtte/ alwo die Warheit ſolte loßbrechen/ und er Prieſter ſich auch uͤbel bewuſt ware; hat er ſich angenommen/ als wuͤrde er genoͤthiget/ einen Abtritt zu thun; und damit er von dem Beſeſſenen nicht verrathen werde/ iſt er zum Stall dieſes Doͤrffleins oder Meyerhoffs hineingangen/ fuͤr den Fuͤſſen deß Stall-Knechts nieder gefallen/ und hat ſelbigen umb Got- tes willen gebetten/ er wolle doch ſeine Beicht anhoͤren. Nach dem er nun gebeichtet/ und eine Buß begehret/ hat ihm der Stall-Knecht geantwortet/ erſolle daß jenige zur Buß verrichten/ was er als ein Prieſter in ſolchem Fall einem anderen aufferlegen wuͤrde. Und alſo iſt er mit dem obgemelten Soldaten mit mehrerer Sicherheit zur Kirchen gangen/ alwo der Beſeſſene ſich auffhielte/ welchen der Soldat mit dieſen Worten gefragt: Weiſtu etwas von mir? dem der Beſeſſene zur Antwort gegeben und geſagt Jch weiß nicht/ was ich antworten ſoll. Alsbald fragt der Soldat abermal und ſagt: was geduͤnckt dich dan von dieſem Menſchen? der Beſeſſene antwortet/ er wiſſe nichts von ſelbigem: und nachdem er dieſes in teutſcher Sprach geſagt hatte/ ſetzt er in lateiniſcher Sprach hinzu: Er iſt im Stall gerechtfertiget worden/ dieweilen kein Beichts-Vatter vor handen ware. Hierauß kan man gnug- ſamb abnemmen/ wie groſſe Krafft habe eine demuͤtige Anklagung deß Suͤn- ders uͤber ſeine begangene Miſſethaten. Dan ſo dieſer Prieſter derhalben von ſeinem veruͤbten Ehe-Bruch iſt loßgeſprochen worden/ weilen er ſeine Suͤnd dem Stall-Knecht bekennet/ mit dem Vorſatz ſelbige einem recht- maͤſſigen Prieſter zu beichten/ wann ſolcher gegenwaͤrtig geweſen waͤre; wie kan man dan zweiffelen/ daß der jenige gerechtfertiget werde/ ſo da einem Ge- walt-habenden Prieſter ſeine Suͤnden rechtmaͤſſig beichtet? Wann wir unſere Sünden bekennen/ ſagt der H. Joannes/ ſo iſt Gott ge- trew und gerecht/ daß er uns unſere Sünden vergebe/ und reinige uns von aller Vngerechtigkeit. Dieß hat erfahren der gefallene David, ſo da wegen der Suͤnd deß Ehe-Bruchs und begangenen Todtſchlags von dem Pro pheten Nathan geſtraffet wurde/ und ſagte: Pec- cavi: Jch hab geſündiget: und ſiehe/ kaum hat er das Woͤrtlein Peccavi, ich hab geſündiget/ mit zerkniſchtem Hertzen außgeſprochen/ da hat er zu horen verdienet: Der HErr hat deine Sůnd hinweg ge- nom- Joan. 1. v. 9. 2. Reg. 12

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/531>, abgerufen am 22.11.2024.