Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Neun und Dreissigste Geistliche Lection den Menschen in der Tugend also wachssen/ als eben mitGott verträwlich umbgehen/ mit demselben Gespräch halten/ ihn loben und immer Dancksagen. Jn Handel ware sonderbar erfahren die Himmels Königin Maria: derhalben hat sie/ wie der H. Bonaventura meldet/ allzeit diese zwey Wort im Mund gehabt; und schier nichts anders pfiegen zu antworten/ als/ Deo Gratias. Auch redet der Königliche Prophet/ damit er der Wolthaten Gottes nicht vergesse/ sei- Ps. 102.ne Seel mit diesen Worten an: Lobe den Herren/ meine Seele/ und alles was in mir ist/ seinen H. Nahmen. 3. Bey dem Propheten Ezechiel befilcht Gott/ das/ wer durch das Thor 4. Es
Die Neun und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection den Menſchen in der Tugend alſo wachſſen/ als eben mitGott vertraͤwlich umbgehen/ mit demſelben Geſpraͤch halten/ ihn loben und immer Danckſagen. Jn Handel ware ſonderbar erfahren die Himmels Koͤnigin Maria: derhalben hat ſie/ wie der H. Bonaventura meldet/ allzeit dieſe zwey Wort im Mund gehabt; und ſchier nichts anders pfiegen zu antworten/ als/ Deo Gratias. Auch redet der Koͤnigliche Prophet/ damit er der Wolthaten Gottes nicht vergeſſe/ ſei- Pſ. 102.ne Seel mit dieſen Worten an: Lobe den Herren/ meine Seele/ und alles was in mir iſt/ ſeinen H. Nahmen. 3. Bey dem Propheten Ezechiel befilcht Gott/ das/ wer durch das Thor 4. Es
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Die Neun und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection
den Menſchen in der Tugend alſo wachſſen/ als eben mit
Gott vertraͤwlich umbgehen/ mit demſelben Geſpraͤch
halten/ ihn loben und immer Danckſagen. Jn Handel ware
ſonderbar erfahren die Himmels Koͤnigin Maria: derhalben hat ſie/ wie der
H. Bonaventura meldet/ allzeit dieſe zwey Wort im Mund gehabt; und
ſchier nichts anders pfiegen zu antworten/ als/ Deo Gratias. Auch redet
der Koͤnigliche Prophet/ damit er der Wolthaten Gottes nicht vergeſſe/ ſei-
ne Seel mit dieſen Worten an: Lobe den Herren/ meine Seele/
und alles was in mir iſt/ ſeinen H. Nahmen.
Pſ. 102.
3. Bey dem Propheten Ezechiel befilcht Gott/ das/ wer durch das Thor
deß Tempels gegen Mittnacht herein kombt/ durch den Weeg deß Thors/
daß gegen Mittag iſt/ widerumb hinauß gehe; daß alſo niemand durch den
Weeg deß Thors widerumb außgehe/ da durch er hinein kommen iſt/ ſondern
ſoll gegen uͤber hinauß gehen: damit er nicht dem Gnaden-Thron den Rucken
kehre/ wann er zum Tempel hinauß gehet. Wodurch wirſehr glimpfflich
unterrichtet werden; daß wir nach empfangenen Wolthaten von Gott dem-
ſelben durch die Vergeſſenheit den Rucken nicht wenden ſollen. Ob nun
zwarn ſehr viele Wohlthaten ſeyen/ fuͤr welche dem lieben Gott wir unſterb-
lichen Danck zu ſagen/ hoͤchſtens verbunden ſeyen; ſo wollen wir dannoch
die jenige alhier anfuͤhren/ deren man ſich mit groſſem Nutzen in denen Be-
trachtungen gebrauchen kan. Gewiß iſt nun zum erſten/ daß die Er-
ſchaffung eines jeden Menſchen zum Ebenbild Gottes/ eine groſſe Wohlthat
ſeye; zumalen hierauß die hoͤchſte Lieb deß Allerhoͤchſten gegen einen jeden be-
ſonderen Menſchen erhoͤllet; dieweilen derſelbige mehr liebet einen ſolchen/
dan alle Creaturen/ ſo da koͤnten erſchaffen werden/ wie die Thomiſten lehren.
dann das Lieben beſtehet darin/ daß man einem anderen was Gutes zufuͤgen
wolle: Gott aber will einem jeden Menſchen Gutes; nemblich/ daß er ſeye/
was er iſt: und weilen er dieſes denen Creaturen/ ſo da noch ſeyn koͤnnen/
und nicht ſeynd/ biſt dato weigeret; ſo folgt klaͤrlich/ daß von Gott ein
Menſch/ ſo da erſchaffen iſt/ mehr geliebet werde/ als alle andere Creaturen/
welche noch nit erſchaffen ſeynd. Sollen wir dan und ein jeder fuͤr ſich ſelbſtẽ/
dem Allmaͤchtigen Gott fuͤr alſolche Wolthat der Erſchaffung nicht hoͤch-
ſten Danck erſtatten? Laſſet uns/ ſagt Gott/ einen Menſchen zu un-
ſerm Ebenbild machen: und wir wollen ſagen/ laſſet uns unſerm
Erſchoͤpffer fuͤr alſolche groſſe Gnad dancken/ daß er uns zu ſeinem Ebenbild
gemacht hat: laſſet uns ſagen mit dem H. Anſelmo: ich bekenne/ mein Gott/
und dancke dir/ daß du mich zu deinem Ebenbild erſchaffen haſt/ damit ich an
dich gedencke/ dich liebe/ dich lerne kennen/ und lobe.
Con. 4.
4. Es
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