Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Acht und Dreissigste Geistliche Lection der dir nicht dienet/ mein GOtt und HErr/ dieweilen er erschaffen ist/ derhat die Höll verdienet: der dir aben nicht dienet/ dieweilen er erlöset ist/ der verdienet/ das für ihn ein neue Höll erschaffen werde. Wie kan man aber urtheilen/ daß ein solcher seinem Heyland diene/ so da niemahlen oder selten dessen bittern Leyden betrachtet? Dahero lasset uns/ zu Verhütung der gedreueten Straff/ anjetzo Christum hören und erhören/ der uns durch sei- nen Propheten mit denen obangezogenen. Worten zur Betrachtung seines Leydens einladet: O ihr alle zusammen/ &c. Zu dieser Ubung treibt uns L. de Virg.an der gemeldte. Vatter Augustinus und sagt: Siehe an die Wunden deß am Creutz hangenden/ das Blut deß: Sterbendenden/ den Werth deß Er- lösenden/ die Wund-Mahlen deß Aufferstehenden. Er hat das geneigte Haupt zum Kuß/ das eröffnete: Hertz zum Lieben/ die außgespannete Ar- men dich zu umbhälsen/ und den gantzen Leib zum erlösen. Gedenck/ mein Seel/ was dieses seye/ lege du das alles auffdie Waag deines Hertzen/ auff daß dir zumahlen genägelt werde ins Hertz/ der für dich gehefftet ist worden ans Creutz. 4. Nun erwege auch den grossen: und unbeschreiblichen Nutzen sothanet Sohns
Die Acht und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection der dir nicht dienet/ mein GOtt und HErr/ dieweilen er erſchaffen iſt/ derhat die Hoͤll verdienet: der dir aben nicht dienet/ dieweilen er erloͤſet iſt/ der verdienet/ das fuͤr ihn ein neue Hoͤll erſchaffen werde. Wie kan man aber urtheilen/ daß ein ſolcher ſeinem Heyland diene/ ſo da niemahlen oder ſelten deſſen bittern Leyden betrachtet? Dahero laſſet uns/ zu Verhuͤtung der gedreueten Straff/ anjetzo Chriſtum hoͤren und erhoͤren/ der uns durch ſei- nen Propheten mit denen obangezogenen. Worten zur Betrachtung ſeines Leydens einladet: O ihr alle zuſammen/ &c. Zu dieſer Ubung treibt uns L. de Virg.an der gemeldte. Vatter Auguſtinus und ſagt: Siehe an die Wunden deß am Creutz hangenden/ das Blut deß: Sterbendenden/ den Werth deß Er- loͤſenden/ die Wund-Mahlen deß Aufferſtehenden. Er hat das geneigte Haupt zum Kuß/ das eroͤffnete: Hertz zum Lieben/ die außgeſpannete Ar- men dich zu umbhaͤlſen/ und den gantzen Leib zum erloͤſen. Gedenck/ mein Seel/ was dieſes ſeye/ lege du das alles auffdie Waag deines Hertzen/ auff daß dir zumahlen genaͤgelt werde ins Hertz/ der fuͤr dich gehefftet iſt worden ans Creutz. 4. Nun erwege auch den groſſen: und unbeſchreiblichen Nutzen ſothanet Sohns
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Die Acht und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection
der dir nicht dienet/ mein GOtt und HErr/ dieweilen er erſchaffen iſt/ der
hat die Hoͤll verdienet: der dir aben nicht dienet/ dieweilen er erloͤſet iſt/ der
verdienet/ das fuͤr ihn ein neue Hoͤll erſchaffen werde. Wie kan man aber
urtheilen/ daß ein ſolcher ſeinem Heyland diene/ ſo da niemahlen oder ſelten
deſſen bittern Leyden betrachtet? Dahero laſſet uns/ zu Verhuͤtung der
gedreueten Straff/ anjetzo Chriſtum hoͤren und erhoͤren/ der uns durch ſei-
nen Propheten mit denen obangezogenen. Worten zur Betrachtung ſeines
Leydens einladet: O ihr alle zuſammen/ &c. Zu dieſer Ubung treibt uns
an der gemeldte. Vatter Auguſtinus und ſagt: Siehe an die Wunden deß
am Creutz hangenden/ das Blut deß: Sterbendenden/ den Werth deß Er-
loͤſenden/ die Wund-Mahlen deß Aufferſtehenden. Er hat das geneigte
Haupt zum Kuß/ das eroͤffnete: Hertz zum Lieben/ die außgeſpannete Ar-
men dich zu umbhaͤlſen/ und den gantzen Leib zum erloͤſen. Gedenck/ mein
Seel/ was dieſes ſeye/ lege du das alles auffdie Waag deines Hertzen/ auff
daß dir zumahlen genaͤgelt werde ins Hertz/ der fuͤr dich gehefftet iſt worden
ans Creutz.
L. de
Virg.
4. Nun erwege auch den groſſen: und unbeſchreiblichen Nutzen ſothanet
Betrachtung. Bey dem Propheten: Ezechiel wird befohlen/ daß alle
ſollen getoͤdtet werden/ ſo mit dieſem Zeichen †. an der Stirn nicht behaff-
tet ſeyen: und muͤſſen wir hierauß lehrnen/ daß die jenige vermutlich verloh-
ren gehen/ welche die Gedaͤchtnuß deß Leyden Chriſti vor den Augen
ihres Hertzen nicht herumb tragen. Hergegen aber die jenige ewig leben
werden/ ſo der bitteren Schmertzen und Todts deß Herren ſich offt mit An-
dacht erinneren nach Zeuchnuß der ewigen Warheit ſelbſten bey der S.
Jungfrawen Anna à S. Bartholomæo, welche unter anderen hohen Ge-
heimnuͤſſen auch dieſes von ihrem himliſchen Braͤutigam gelehret worden;
daß/ wann ein Menſch nur einmal im Tag der ſchwaͤren Peinen ſeines ley-
denden Heylands mit einem hertzlichen Mitleiden gedencke/ nicht werde zu
Grund gehen. Dieſe Lehr hat auch von Chriſto empfangen den H. Bi-
ſchoff Edmundus, da er in ſeiner Jugend einsmals allein ſpatzieren gangen/
und ihm Chriſtus in Geſtalt eines ſchoͤnen Juͤnglings entgegen kommen und
geſagt/ daß wann er fuͤr den Nachſtellungen deß Teuffels ſicher leben/ alle
verlangte Tugenten und Gnaden erhalten/ und ſich zu einem ſeeligen Todt
wuͤrdiglich bequemen wolte; taͤglich ein Geheimnuß deß bitteren Leydens
betrachten ſolte. Auch hat ſelbiges von der allerſeligſten Mutter Maria er-
lernet der H. Joannes: dann da dieſer H. Evangeliſt in ſeinem hohen Alter
ein ſoͤnderbahres Verlangen getragen dieſe allerheiligſte Jungfraw zu ſehen/
iſt ihm ſelbige erſchienen/ und hat mit ihm uͤber das Leyden ihres geliebten
Sohns
Engelgr.
in Dom.
Quinq. §.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/512>, abgerufen am 01.07.2024. |