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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der nützlichen Vbung
mentlich verrichten könnest: wie grosse Hülff der Gnaden du darzu haben;
und auff welche Weiß du zu dapfferer Vollführung gelangen mögest.
Zweytens wie vollkommentlich die Heilige GOttes dieses Werck geü-
bet haben/ und wie nachlässig und träg du in selbigem dich befindest: und
dergleichen.

Bon der Betrachtung selbst.

Nachdem du dieses obige alles ins Werck gerichtet hast; so stelle dich mit
einem lebhafften Glauben vor das Angesicht GOttes/ der gebenedeyten
Mutter Mariä/ und aller Engeln; und bitte in derselben Gegenwart mit
aller Demut und Ehrbietsambkeit umb Beystand die fürgenommene Be-
trachtung zu halten.

Von der Weiß die währende Betrachtung
fortzusetzen.

Auff daß du leichter und besser in allen Puncten dich nützlich auffhalten
mögest/ sonderlich in dem Leben und Historien der H. H. so betrachte/ Wer
der jeniger seye/ den du dir vorgenommen hast: Was er seye: was dar-
auß fur Nutzen geschöpffet worden: Warumb: Welcher
Gestalt: Wo/ und Wann.
Dieses alles kan ich dir auch solcher
Weiß vorhalten/ und sagen; du sollest erwegen die Persohn/ die Wort und
Wercke/ die Wirckungen oder Früchten/ die Ursachen/ die Weiß oder
Manier/ die Krafft und Cigenschafften GOttes/ oder der Heiligen/ das
Ort/ und die Zeit. Gesetz-Weiß: Jn Betrachtung deß bitteren Leydens
Christi; wer gelitten habe? Der allerunschüldigste Jesus. Was er ge-
litten? Erschröckliche und unerhörte Tormenten. Mit was fur Nutzen?
Damit Cr die verächtliche Erd-Würmlein von der verdienten Schuld und
Straff befreyen/ und mit aller Gnad und Herrlichkeit bereichen möge.
Wie/ oder welcher Gestalt? Gedültiglich und auß lauter Liebe gegen uns.
Was für Tormenten? Wo? Wann? Jm Winter im Stall gebohren/ zu
den Osteren gelitten &c.

Ob wohl nun diese Weiß zu betrachten gemeinlich zur Betrachtung einer
Histori oder Geschicht gebraucht wird; so kan sie doch auch zu anderen Ma-
terien bequemet werden/ wann du nemblich in einer jeden Betrachtung die
drey oben gemelte Puneten erwegest: und ersilich zwarn/ in dem Punct
einer Tugend oder eines guten Wercks: oder eines besonderen Lasters: was
für eine Tugend/ oder Untugend die jenige sey/ so du dir vornehmest: wo die

Un-

Von der nuͤtzlichen Vbung
mentlich verrichten koͤnneſt: wie groſſe Huͤlff der Gnaden du darzu haben;
und auff welche Weiß du zu dapfferer Vollfuͤhrung gelangen moͤgeſt.
Zweytens wie vollkommentlich die Heilige GOttes dieſes Werck geuͤ-
bet haben/ und wie nachlaͤſſig und traͤg du in ſelbigem dich befindeſt: und
dergleichen.

Bon der Betrachtung ſelbſt.

Nachdem du dieſes obige alles ins Werck gerichtet haſt; ſo ſtelle dich mit
einem lebhafften Glauben vor das Angeſicht GOttes/ der gebenedeyten
Mutter Mariaͤ/ und aller Engeln; und bitte in derſelben Gegenwart mit
aller Demut und Ehrbietſambkeit umb Beyſtand die fuͤrgenommene Be-
trachtung zu halten.

Von der Weiß die waͤhrende Betrachtung
fortzuſetzen.

Auff daß du leichter und beſſer in allen Puncten dich nuͤtzlich auffhalten
moͤgeſt/ ſonderlich in dem Leben und Hiſtorien der H. H. ſo betrachte/ Wer
der jeniger ſeye/ den du dir vorgenommen haſt: Was er ſeye: was dar-
auß fůr Nutzen geſchoͤpffet worden: Warumb: Welcher
Geſtalt: Wo/ und Wann.
Dieſes alles kan ich dir auch ſolcher
Weiß vorhalten/ und ſagen; du ſolleſt erwegen die Perſohn/ die Wort und
Wercke/ die Wirckungen oder Fruͤchten/ die Urſachen/ die Weiß oder
Manier/ die Krafft und Cigenſchafften GOttes/ oder der Heiligen/ das
Ort/ und die Zeit. Geſetz-Weiß: Jn Betrachtung deß bitteren Leydens
Chriſti; wer gelitten habe? Der allerunſchuͤldigſte Jeſus. Was er ge-
litten? Erſchroͤckliche und unerhoͤrte Tormenten. Mit was fur Nutzen?
Damit Cr die veraͤchtliche Erd-Wuͤrmlein von der verdienten Schuld und
Straff befreyen/ und mit aller Gnad und Herrlichkeit bereichen moͤge.
Wie/ oder welcher Geſtalt? Geduͤltiglich und auß lauter Liebe gegen uns.
Was fuͤr Tormenten? Wo? Wann? Jm Winter im Stall gebohren/ zu
den Oſteren gelitten &c.

Ob wohl nun dieſe Weiß zu betrachten gemeinlich zur Betrachtung einer
Hiſtori oder Geſchicht gebraucht wird; ſo kan ſie doch auch zu anderen Ma-
terien bequemet werden/ wann du nemblich in einer jeden Betrachtung die
drey oben gemelte Puneten erwegeſt: und erſilich zwarn/ in dem Punct
einer Tugend oder eines guten Wercks: oder eines beſonderen Laſters: was
fuͤr eine Tugend/ oder Untugend die jenige ſey/ ſo du dir vornehmeſt: wo die

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[468/0496] Von der nuͤtzlichen Vbung mentlich verrichten koͤnneſt: wie groſſe Huͤlff der Gnaden du darzu haben; und auff welche Weiß du zu dapfferer Vollfuͤhrung gelangen moͤgeſt. Zweytens wie vollkommentlich die Heilige GOttes dieſes Werck geuͤ- bet haben/ und wie nachlaͤſſig und traͤg du in ſelbigem dich befindeſt: und dergleichen. Bon der Betrachtung ſelbſt. Nachdem du dieſes obige alles ins Werck gerichtet haſt; ſo ſtelle dich mit einem lebhafften Glauben vor das Angeſicht GOttes/ der gebenedeyten Mutter Mariaͤ/ und aller Engeln; und bitte in derſelben Gegenwart mit aller Demut und Ehrbietſambkeit umb Beyſtand die fuͤrgenommene Be- trachtung zu halten. Von der Weiß die waͤhrende Betrachtung fortzuſetzen. Auff daß du leichter und beſſer in allen Puncten dich nuͤtzlich auffhalten moͤgeſt/ ſonderlich in dem Leben und Hiſtorien der H. H. ſo betrachte/ Wer der jeniger ſeye/ den du dir vorgenommen haſt: Was er ſeye: was dar- auß fůr Nutzen geſchoͤpffet worden: Warumb: Welcher Geſtalt: Wo/ und Wann. Dieſes alles kan ich dir auch ſolcher Weiß vorhalten/ und ſagen; du ſolleſt erwegen die Perſohn/ die Wort und Wercke/ die Wirckungen oder Fruͤchten/ die Urſachen/ die Weiß oder Manier/ die Krafft und Cigenſchafften GOttes/ oder der Heiligen/ das Ort/ und die Zeit. Geſetz-Weiß: Jn Betrachtung deß bitteren Leydens Chriſti; wer gelitten habe? Der allerunſchuͤldigſte Jeſus. Was er ge- litten? Erſchroͤckliche und unerhoͤrte Tormenten. Mit was fur Nutzen? Damit Cr die veraͤchtliche Erd-Wuͤrmlein von der verdienten Schuld und Straff befreyen/ und mit aller Gnad und Herrlichkeit bereichen moͤge. Wie/ oder welcher Geſtalt? Geduͤltiglich und auß lauter Liebe gegen uns. Was fuͤr Tormenten? Wo? Wann? Jm Winter im Stall gebohren/ zu den Oſteren gelitten &c. Ob wohl nun dieſe Weiß zu betrachten gemeinlich zur Betrachtung einer Hiſtori oder Geſchicht gebraucht wird; ſo kan ſie doch auch zu anderen Ma- terien bequemet werden/ wann du nemblich in einer jeden Betrachtung die drey oben gemelte Puneten erwegeſt: und erſilich zwarn/ in dem Punct einer Tugend oder eines guten Wercks: oder eines beſonderen Laſters: was fuͤr eine Tugend/ oder Untugend die jenige ſey/ ſo du dir vornehmeſt: wo die Un-

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/496>, abgerufen am 22.11.2024.