Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Glauben. seiner unaußsprechlichen Güte glaubensolte: hat ihr der Herr geantwortet:habe du dann vesten Glauben/ daß ich dich nach deinem Todt/ gleich wie ein Vatter seinen allerliebsten Sohn werde auffnehmen; und glaube sicherlich/ daß niemahlen ein Vatter seine Erbschafft so treulich und auffrich- tiglich mit seinem eintzigen Sohn getheilet habe/ als ich alle mei- ne Güter/ und mich selbsten dir überlassen werde. Seelig ist der jenige/ welcher dieses besagter massen von meiner Gütigkeit mit ei- ner demüthigen Liebe gegen mich/ vestiglich glaubet. 13. Ohne allen Zweiffel hastu nun/ meine Christliche Seel/ auß Tag C 3
Von dem Glauben. ſeiner unaußſprechlichen Guͤte glaubenſolte: hat ihr der Herr geantwortet:habe du dann veſten Glauben/ daß ich dich nach deinem Todt/ gleich wie ein Vatter ſeinen allerliebſten Sohn werde auffnehmen; und glaube ſicherlich/ daß niemahlen ein Vatter ſeine Erbſchafft ſo treulich und auffrich- tiglich mit ſeinem eintzigen Sohn getheilet habe/ als ich alle mei- ne Guͤter/ und mich ſelbſten dir uͤberlaſſen werde. Seelig iſt der jenige/ welcher dieſes beſagter maſſen von meiner Guͤtigkeit mit ei- ner demuͤthigen Liebe gegen mich/ veſtiglich glaubet. 13. Ohne allen Zweiffel haſtu nun/ meine Chriſtliche Seel/ auß Tag C 3
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Von dem Glauben.
ſeiner unaußſprechlichen Guͤte glaubenſolte: hat ihr der Herr geantwortet:
habe du dann veſten Glauben/ daß ich dich nach deinem Todt/ gleich wie ein
Vatter ſeinen allerliebſten Sohn werde auffnehmen; und glaube ſicherlich/
daß niemahlen ein Vatter ſeine Erbſchafft ſo treulich und auffrich-
tiglich mit ſeinem eintzigen Sohn getheilet habe/ als ich alle mei-
ne Guͤter/ und mich ſelbſten dir uͤberlaſſen werde. Seelig iſt der
jenige/ welcher dieſes beſagter maſſen von meiner Guͤtigkeit mit ei-
ner demuͤthigen Liebe gegen mich/ veſtiglich glaubet.
13. Ohne allen Zweiffel haſtu nun/ meine Chriſtliche Seel/ auß
dieſem verſtanden/ was vor unermeßliche Guͤter auß dieſem andaͤchtigen
Gebett zu GOTT entſpringen. Soll man dann nicht allen moͤ-
glichen Fleiß und Muͤhe anwenden/ ſolches Vertrauen zu erwerben!
du haſt auch zugleich die hoͤchſte Lieb Chriſti gegen uns armſeelige Menſchen
angehoͤret: So erhebe dann und erhoͤhe deine Stimm zum Lob eines ſo
guͤtigen HErrn/ und ſage mit andaͤchtigem Hertzen: Dich GOtt
loben wir: oder einen andern Danck - Spruch. Nach dieſem be-
weyne und verfluche die groſſe Blindheit der armen Welt-Kinder; daß
nemblich ſo wenige gefunden werden die ihre Hoffnung auff den gecreutzigten
JESUM ſetzen; und hergegen der meiſte Theil auff die zergaͤngli-
che Guͤter ſich laͤhne. Du aber trage Sorg/ daß du in dieſe ungluͤck-
ſeelige Zahl nicht gerechnet werdeſt. Jm uͤbrigen weilen ich nicht zwey-
fele/ daß du an den Hiſtorien oder Geſchichten ein Gefallen habeſt;
ſo erzehle ich dir auß unzahlbaren andern eine/ laut deren unſere ange-
fuͤhrte Lectionen ſattſamb bekraͤfftiget werden. Der Gottſeelige Ludol-
phus von Sachſen erzehlet/ daß ein gewiſſer Kloſter-Geiſtliche mit vie-
len Offenbahrungen ſeye begnaͤdiget worden: und als dieſes einem andern
Geiſtlichen deſſelben GOttes - Hauß zu Ohren kommen/ habe ſelbiger
inſtaͤndig begehret/ er moͤgte doch den lieben GOTT bitten/ daß ih-
me anzeigen wolte/ ob er unter die Zahl der Seeligen Außerwaͤhlten
gehoͤre. Da nun dieſer fromme Mann durch oͤffteres Anhalten ſeines
Mitt- Bruders uͤberwunden/ ſolches mit beharrlichem Gebett von
GOTT begehret; iſt ihm offenbahret worden/ daß dieſer gemeldte
Geiſtliche unter die Zahl der jenigen/ ſo zur ewigen Verdamnuß
gehoͤren/ gezehlet werde. Weilen er aber mit ſolcher widrigen Zeitung
ſeine Mitt - Bruder nicht betruͤben wollen/ als hat er ſelbige einige
Tag
2. p. vitæ
Chriſti
c. 50.
Hiſtoria.
C 3
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