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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem Gebett
errettet/ und lebt in der Zahl der Ausserwählten GOttes in alle Ewigkeit.
Glaube du mir sicherlich/ daß/ wann er länger gelebt hätte/ seinem GOtt/
dir/ und sich selbsten wäre ewiglich verlohren gangen. So viel
dein Schiff angehet/ solstu wissen/ daß/ wann du mit so freygebiger All-
mossen/ den gerechten GOtt nicht versöhnet hättest/ so würde selbiges mit
allen dar in befindlichen Menschen und deinem Bruder in den Abgrund deß
Meers versuncken seyen. Nun hastu noch deinen Bruder erhalten.
Derhalben stehe auff/ und dancke dem lieben GOtt für die grosse Glücksee-
ligkeit deines Sohns/ und wunderbarliche Errettung deines Bruders.
Da der obgemelte Philochristus nach diesem Gesicht erwachet/ eilet er als-
bald zum H. Joannes/ fallet demselben zu Füssen/ und erzehlet ihm/ was er
gesehenund gehört habe. Auß dieser warhafftigen Histori lehrnen wir/ daß
die Barmhertzigkeit GOttes sehr groß seye; in dem selbiger unser Gebett offt
nicht erhört zum Vergnügen; aber wohl zu unserm Heyl/ wie der H. Jsido-
rus meldet; da er auch in folgendem Zeilen seine Meinung weiters erkläret
und sagt: Viele bettende werden nicht erhört/ dieweilen GOtt ihnen ein
besseres für selbige vorbehaltet/ als sie begehren; wie wir an den kleinen Kin-
deren sehen/ die da GOtt betten/ auff daß sie in der Schulen nicht gezüchti-
get werden. Solches Gebett aber wird nicht erhört/ dieweilen durch sotha-
ne Erhörung/ der nöthige Fortgang im Guten/ verhindert wird.

7. Weiters glaube/ mein Christliche Seel/ dem H. Vatter Augustino/
welcher dich versicheren will/ daß/ wann du recht gebetten hast/ und dannoch
langsamb erhöret werdest; dein Gebett dem lieben GOtt gefällig seye/ und
er dir dein Begehren nicht abschlagen werde: und wird dir nachmalen die er-
haltene Sach desto lieber und angenehmer seyn/ wie länger du im Verlangen
derselben verharret bist: dann was man leiehtlich erlanget/ wird gemeinnig-
lich nicht hoch geschätzet. Bitte/ suche/ halte an; mit bitten und gelten
wirstu dich deines Verlangens fähig machen. GOtt behaltet dir auff/ und
will dir nicht zu geschwind geben/ auff das du lehrnest/ grosse Ding mit meh-
rerem Eiffer zu begehren. Kein Baum kombt eben gleich nach seiner
Pflantzung zur gewünschter Vollkommenheit/ und tragt Früchten in selbi-
gem Augenblick; also ist kein Gebett vergeblich/ dieweilen es nicht alsbald
fruchtbar ist. Dieß hat dir GOtt vor einigen tausend Jahren durch die
Taub/ so auß der Arcken Noe gelassen worden/ schon vorbedeutet; in dem
selbige den ersten Tag leer/ den achten aber mit einem Oelzweig im Mund ist
widerkommen: Gleicher massen/ wan schon das Gebett auß deinem Herrtzen ist

Auß-

Von dem Gebett
errettet/ und lebt in der Zahl der Auſſerwaͤhlten GOttes in alle Ewigkeit.
Glaube du mir ſicherlich/ daß/ wann er laͤnger gelebt haͤtte/ ſeinem GOtt/
dir/ und ſich ſelbſten waͤre ewiglich verlohren gangen. So viel
dein Schiff angehet/ ſolſtu wiſſen/ daß/ wann du mit ſo freygebiger All-
moſſen/ den gerechten GOtt nicht verſoͤhnet haͤtteſt/ ſo wuͤrde ſelbiges mit
allen dar in befindlichen Menſchen und deinem Bruder in den Abgrund deß
Meers verſuncken ſeyen. Nun haſtu noch deinen Bruder erhalten.
Derhalben ſtehe auff/ und dancke dem lieben GOtt fuͤr die groſſe Gluͤckſee-
ligkeit deines Sohns/ und wunderbarliche Errettung deines Bruders.
Da der obgemelte Philochriſtus nach dieſem Geſicht erwachet/ eilet er als-
bald zum H. Joannes/ fallet demſelben zu Fuͤſſen/ und erzehlet ihm/ was er
geſehenund gehoͤrt habe. Auß dieſer warhafftigen Hiſtori lehrnen wir/ daß
die Barmhertzigkeit GOttes ſehr groß ſeye; in dem ſelbiger unſer Gebett offt
nicht erhoͤrt zum Vergnuͤgen; aber wohl zu unſerm Heyl/ wie der H. Jſido-
rus meldet; da er auch in folgendem Zeilen ſeine Meinung weiters erklaͤret
und ſagt: Viele bettende werden nicht erhoͤrt/ dieweilen GOtt ihnen ein
beſſeres fuͤr ſelbige vorbehaltet/ als ſie begehren; wie wir an den kleinen Kin-
deren ſehen/ die da GOtt betten/ auff daß ſie in der Schulen nicht gezuͤchti-
get werden. Solches Gebett aber wird nicht erhoͤrt/ dieweilen durch ſotha-
ne Erhoͤrung/ der noͤthige Fortgang im Guten/ verhindert wird.

7. Weiters glaube/ mein Chriſtliche Seel/ dem H. Vatter Auguſtino/
welcher dich verſicheren will/ daß/ wann du recht gebetten haſt/ und dannoch
langſamb erhoͤret werdeſt; dein Gebett dem lieben GOtt gefaͤllig ſeye/ und
er dir dein Begehren nicht abſchlagen werde: und wird dir nachmalen die er-
haltene Sach deſto lieber und angenehmer ſeyn/ wie laͤnger du im Verlangen
derſelben verharret biſt: dann was man leiehtlich erlanget/ wird gemeinnig-
lich nicht hoch geſchaͤtzet. Bitte/ ſuche/ halte an; mit bitten und gelten
wirſtu dich deines Verlangens faͤhig machen. GOtt behaltet dir auff/ und
will dir nicht zu geſchwind geben/ auff das du lehrneſt/ groſſe Ding mit meh-
rerem Eiffer zu begehren. Kein Baum kombt eben gleich nach ſeiner
Pflantzung zur gewuͤnſchter Vollkommenheit/ und tragt Fruͤchten in ſelbi-
gem Augenblick; alſo iſt kein Gebett vergeblich/ dieweilen es nicht alsbald
fruchtbar iſt. Dieß hat dir GOtt vor einigen tauſend Jahren durch die
Taub/ ſo auß der Arcken Noë gelaſſen worden/ ſchon vorbedeutet; in dem
ſelbige den erſten Tag leer/ den achten aber mit einem Oelzweig im Mund iſt
widerkom̃en: Gleicher maſſen/ wan ſchon das Gebett auß deinem Herrtzen iſt

Auß-
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[455/0483] Von dem Gebett errettet/ und lebt in der Zahl der Auſſerwaͤhlten GOttes in alle Ewigkeit. Glaube du mir ſicherlich/ daß/ wann er laͤnger gelebt haͤtte/ ſeinem GOtt/ dir/ und ſich ſelbſten waͤre ewiglich verlohren gangen. So viel dein Schiff angehet/ ſolſtu wiſſen/ daß/ wann du mit ſo freygebiger All- moſſen/ den gerechten GOtt nicht verſoͤhnet haͤtteſt/ ſo wuͤrde ſelbiges mit allen dar in befindlichen Menſchen und deinem Bruder in den Abgrund deß Meers verſuncken ſeyen. Nun haſtu noch deinen Bruder erhalten. Derhalben ſtehe auff/ und dancke dem lieben GOtt fuͤr die groſſe Gluͤckſee- ligkeit deines Sohns/ und wunderbarliche Errettung deines Bruders. Da der obgemelte Philochriſtus nach dieſem Geſicht erwachet/ eilet er als- bald zum H. Joannes/ fallet demſelben zu Fuͤſſen/ und erzehlet ihm/ was er geſehenund gehoͤrt habe. Auß dieſer warhafftigen Hiſtori lehrnen wir/ daß die Barmhertzigkeit GOttes ſehr groß ſeye; in dem ſelbiger unſer Gebett offt nicht erhoͤrt zum Vergnuͤgen; aber wohl zu unſerm Heyl/ wie der H. Jſido- rus meldet; da er auch in folgendem Zeilen ſeine Meinung weiters erklaͤret und ſagt: Viele bettende werden nicht erhoͤrt/ dieweilen GOtt ihnen ein beſſeres fuͤr ſelbige vorbehaltet/ als ſie begehren; wie wir an den kleinen Kin- deren ſehen/ die da GOtt betten/ auff daß ſie in der Schulen nicht gezuͤchti- get werden. Solches Gebett aber wird nicht erhoͤrt/ dieweilen durch ſotha- ne Erhoͤrung/ der noͤthige Fortgang im Guten/ verhindert wird. 7. Weiters glaube/ mein Chriſtliche Seel/ dem H. Vatter Auguſtino/ welcher dich verſicheren will/ daß/ wann du recht gebetten haſt/ und dannoch langſamb erhoͤret werdeſt; dein Gebett dem lieben GOtt gefaͤllig ſeye/ und er dir dein Begehren nicht abſchlagen werde: und wird dir nachmalen die er- haltene Sach deſto lieber und angenehmer ſeyn/ wie laͤnger du im Verlangen derſelben verharret biſt: dann was man leiehtlich erlanget/ wird gemeinnig- lich nicht hoch geſchaͤtzet. Bitte/ ſuche/ halte an; mit bitten und gelten wirſtu dich deines Verlangens faͤhig machen. GOtt behaltet dir auff/ und will dir nicht zu geſchwind geben/ auff das du lehrneſt/ groſſe Ding mit meh- rerem Eiffer zu begehren. Kein Baum kombt eben gleich nach ſeiner Pflantzung zur gewuͤnſchter Vollkommenheit/ und tragt Fruͤchten in ſelbi- gem Augenblick; alſo iſt kein Gebett vergeblich/ dieweilen es nicht alsbald fruchtbar iſt. Dieß hat dir GOtt vor einigen tauſend Jahren durch die Taub/ ſo auß der Arcken Noë gelaſſen worden/ ſchon vorbedeutet; in dem ſelbige den erſten Tag leer/ den achten aber mit einem Oelzweig im Mund iſt widerkom̃en: Gleicher maſſen/ wan ſchon das Gebett auß deinem Herrtzen iſt Auß-

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/483>, abgerufen am 22.11.2024.