Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Hoffnung wirds versehen. Wann nun/ mein Christliche Seel/ zu Zeiteneinige Versuchung anklopffet/ und der Menschen allgemeine Wider- Sager dir eingibt: Wie kan ich weiters den hefftigen Stachelen der Versuchungen widerstehen? ach! ich vermag ja nicht so grosse Be- schwährnüssen länger erdulden; es fallet mir zu schwähr: ich kan nicht länger. Alsdann gebe mit starcker und vollkommener Hoffnung diesen deinen Gedancken zur Antwort. Ob schon hierzu meine Kräfften zu schwach seynd/ so werde ich dennoch obsiegen durch die Hülff GOt- tes/ zu dem ich hoffe. Eben selbiges thue auch/ wann du ein oder anderes Laster außzureuten; oder eine gewisse Tugend zu erwerben dich bemühest/ und der laydige Sathan dich in die Verzweifelung zu stür- tzen sich unterstehet; in dem er alsolchen Wercks fast schröckende Un- möglichkeit dir vor die Augen mahlet. Jn diesen Zufällen muß du sonderbahr dein Gemüth durch die Hoffnung zu dem allerhöchsten an- frischen/ dem bösen Feind widerstehen/ und sagen mit dem Heil. Apostel Paulo: Jch vermag alles in dem/ der mich stärcket. 8. Weiters sollestu dich dieser Ubung befleissen/ wann oder ein wirds C
Von der Hoffnung wirds verſehen. Wann nun/ mein Chriſtliche Seel/ zu Zeiteneinige Verſuchung anklopffet/ und der Menſchen allgemeine Wider- Sager dir eingibt: Wie kan ich weiters den hefftigen Stachelen der Verſuchungen widerſtehen? ach! ich vermag ja nicht ſo groſſe Be- ſchwaͤhrnuͤſſen laͤnger erdulden; es fallet mir zu ſchwaͤhr: ich kan nicht laͤnger. Alsdann gebe mit ſtarcker und vollkommener Hoffnung dieſen deinen Gedancken zur Antwort. Ob ſchon hierzu meine Kraͤfften zu ſchwach ſeynd/ ſo werde ich dennoch obſiegen durch die Huͤlff GOt- tes/ zu dem ich hoffe. Eben ſelbiges thue auch/ wann du ein oder anderes Laſter außzureuten; oder eine gewiſſe Tugend zu erwerben dich bemuͤheſt/ und der laydige Sathan dich in die Verzweifelung zu ſtuͤr- tzen ſich unterſtehet; in dem er alſolchen Wercks faſt ſchroͤckende Un- moͤglichkeit dir vor die Augen mahlet. Jn dieſen Zufaͤllen muß du ſonderbahr dein Gemuͤth durch die Hoffnung zu dem allerhoͤchſten an- friſchen/ dem boͤſen Feind widerſtehen/ und ſagen mit dem Heil. Apoſtel Paulo: Jch vermag alles in dem/ der mich ſtaͤrcket. 8. Weiters ſolleſtu dich dieſer Ubung befleiſſen/ wann oder ein wirds C
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Von der Hoffnung
wirds verſehen. Wann nun/ mein Chriſtliche Seel/ zu Zeiten
einige Verſuchung anklopffet/ und der Menſchen allgemeine Wider-
Sager dir eingibt: Wie kan ich weiters den hefftigen Stachelen der
Verſuchungen widerſtehen? ach! ich vermag ja nicht ſo groſſe Be-
ſchwaͤhrnuͤſſen laͤnger erdulden; es fallet mir zu ſchwaͤhr: ich kan nicht
laͤnger. Alsdann gebe mit ſtarcker und vollkommener Hoffnung dieſen
deinen Gedancken zur Antwort. Ob ſchon hierzu meine Kraͤfften zu
ſchwach ſeynd/ ſo werde ich dennoch obſiegen durch die Huͤlff GOt-
tes/ zu dem ich hoffe. Eben ſelbiges thue auch/ wann du ein oder
anderes Laſter außzureuten; oder eine gewiſſe Tugend zu erwerben dich
bemuͤheſt/ und der laydige Sathan dich in die Verzweifelung zu ſtuͤr-
tzen ſich unterſtehet; in dem er alſolchen Wercks faſt ſchroͤckende Un-
moͤglichkeit dir vor die Augen mahlet. Jn dieſen Zufaͤllen muß du
ſonderbahr dein Gemuͤth durch die Hoffnung zu dem allerhoͤchſten an-
friſchen/ dem boͤſen Feind widerſtehen/ und ſagen mit dem Heil. Apoſtel
Paulo: Jch vermag alles in dem/ der mich ſtaͤrcket.
8. Weiters ſolleſtu dich dieſer Ubung befleiſſen/ wann oder ein
gemeine/ oder auch eine beſondere Noth wuͤrde vorfallen: zu deren er-
ſten gehoͤret/ wann man nemblich die Peſt/ den allgemeinen Hunger/
oder andere bevorſtehende Kranckheiten foͤrchtet: oder unſer Glaub von
vornehmen und maͤchtigen Perſonen groſſe Verfolgung leydete/ oder
ſonſten hart getruckt wuͤrde: imglelchen wann du ſeheſt/ daß die beſte
Vorſteher der Kirchen durch den zeitlichen Todt hindannen geriſſen wer-
den/ durch deren Mangel der Kirchen ein mercklicher Schade koͤnnte
zugefuͤgt werden: und wann du auch ſolteſt ſehen/ daß ſolche Perſohnen
zu Obrigkeiten erwaͤhlet oder geſetzt wuͤrden/ die ſich ſelbſten wohl vor-
zuſtehen nicht vermoͤgen; und ihre Bruͤder oder Schweſtern nicht allein
zur Ubung der Tugenden nicht antreiben; ſondern auch die jenige/ ſo
gern im Geiſt GOttes zunehmen wolten/ darab verhinderen: und wel-
che/ nach Außſag deß Propheten/ nicht die Heerde/ ſondern
ſich ſelbſten weiden/ was verworffen iſt/ nicht herbey
fuͤhren/ was verlohren iſt nicht ſuchen/ was zerbro-
chen iſt/ nicht verbinden/ und was ſchwach iſt nicht
ſtaͤrcken. Jn dieſen und dergleichen Gelegenheiten (ſo offtmahls die
innerliche Ruhe deß Hertzens zerſtõhren) iſt das beſte Mittel/ mein
Chriſtliche Seel/ das du alsbald deine Zuflucht nehmeſt zu dem Aneker
der Hoffnung/ und glaubeſt veſtiglich/ auch annebenſt im Sinn hal-
teſt/ und dich gebraucheſt der Worten deß Abrahams: Der HErr
wirds
Ezech.
34 v. 4.
C
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