Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Vom Fasten und Enthaltung. wünschest/ wann es GOtt gefalle/ aller Speisen Annehmlichkeit zu entbeh-ren/ oder mit schlechtem Gericht oder mit gemeinem Brod den Hunger zu stillen: wan dieses geschehen/ so begehre darnach die Gnade/ die Kräfften deß Leibs also zu ersetzen/ daß die Gesundheit deß Verstands/ und die Englische Reinigkeit keinen Schaden leide. 7. Unter der Mahlzeit selbst befleissige dich die gefaste Meinung fortzu- 8. Ferner/ damit du die leibliche Erquickung dir noch fruchtbahrer machen lerliebster G g g 2
Vom Faſten und Enthaltung. wuͤnſcheſt/ wann es GOtt gefalle/ aller Speiſen Annehmlichkeit zu entbeh-ren/ oder mit ſchlechtem Gericht oder mit gemeinem Brod den Hunger zu ſtillen: wan dieſes geſchehen/ ſo begehre darnach die Gnade/ die Kraͤfften deß Leibs alſo zu erſetzen/ daß die Geſundheit deß Verſtands/ und die Engliſche Reinigkeit keinen Schaden leide. 7. Unter der Mahlzeit ſelbſt befleiſſige dich die gefaſte Meinung fortzu- 8. Ferner/ damit du die leibliche Erquickung dir noch fruchtbahrer machen lerliebſter G g g 2
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Vom Faſten und Enthaltung.
wuͤnſcheſt/ wann es GOtt gefalle/ aller Speiſen Annehmlichkeit zu entbeh-
ren/ oder mit ſchlechtem Gericht oder mit gemeinem Brod den Hunger zu
ſtillen: wan dieſes geſchehen/ ſo begehre darnach die Gnade/ die Kraͤfften deß
Leibs alſo zu erſetzen/ daß die Geſundheit deß Verſtands/ und die Engliſche
Reinigkeit keinen Schaden leide.
7. Unter der Mahlzeit ſelbſt befleiſſige dich die gefaſte Meinung fortzu-
ſetzen/ und 5. Stricke deß Fraſſes/ welche S. Gregorius angemercket/ zu mei-
den: nemblich 1. vor der gewoͤhnlichen Eſſens-Stund nicht ſpeiſen/ und nicht
alsbald auff die vorgeſetzte Speiſen fallen/ ſondern ein wenig zu Gott ſeufftzẽ
umb die Gaab der Enthaltung und Keuſchheit zu erhaltẽ. 2. Die ſchleckerhaff-
tigen und koſtbahren Speiſen nicht verlangen. 3. Noch auch die gemeine/ ſo
beſſer zugericht ſeynd/ zu begehren. 4. Nicht mehr Speiß nehmen/ als die Noth
erfordert. 5. Die unordentliche Begierigkeit in alle/ auch der geringſten Speiß
zu zaͤhmen/ dann dieſe mehr den Beſtien als den Menſchen zuſtehet: welches
du alles halten wirſt/ wann du in waͤhrender Ergoͤtzung etliche Wuͤrckungen
der Abtoͤdtung einmiſchen wirſt/ als da ſeyn. 1. Allezeit oder gemeiniglich von
den vorgeſetzten Speiſen/ abſonderlich von dieſen/ auff welche der Appetit
unbeſcheidener fallet/ etwas/ obgleich weniges/ zu entziehen/ je heimlicher/ je
beſſer. 2. Alle Sinnen gar genau bewahren/ abſonderlich die Augen von aller
unordentlichen Außſchweiffung; die Zunge auch von einem jeden muͤſſigen
Wort/ das Geſicht von allem unordentlichen Gelaͤchter und Bewegung ab-
halten: endlich mit ſolcher Erbarkeit eſſen und trincken/ welche alle erbawet/
und niemand beleidiget. Die Mahlzeit beſchlieſſe mit einer gottſeligen Danck-
ſagung und Seufftzer.
8. Ferner/ damit du die leibliche Erquickung dir noch fruchtbahrer machen
moͤgeſt/ ſetze dem vorgeſagten noch dieſes zu/ nemblich/ ſage dieſes Gebett/ ehe
du die Speiß nimbſt: Herr Jeſu gib/ daß ich heilig und eingezogen die Speiß
und den Tranck nehme zur Ehr deines Nahmens/ in Vereinigung der jeni-
gen Liebe/ mit welcher du mein Gott/ als du fuͤr mich biſt Menſch worden/ die
Speiß und den Tranck auff Erden genommen haſt/ zur Ehr deß Vatters
und zum Heyl deß gantzen menſchlichen Geſchlechts. Aber unter dem Eſſen
befleiſſige dich dieſe Wort gottſelig zu betrachten: die Krafft deiner goͤttlichen
Liebe/ allerliebſter Jeſu! vereinleibe mich dir gantz: und unter dem Trincken
dieſe: gieſſe auß und erhalte in mir/ allerſuͤſſeſter Jeſu! die Wuͤrckung deiner
goͤttlichen Liebe/ welche in deinem innerſten ſehr ſtarck geweſen/ alſo daß ſie
mein gantzes Weſen durchtringe/ und allezeit abtroͤpffle durch alle
Gaͤnge/ Kraͤfften und Sinne deß Leibs und meiner Seele/ zu deinem
ewigen Lob: oder kuͤrtzer: die Suͤſſigkeit der goͤttlichen Liebe al-
lerliebſter
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