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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Zwey und Dreyssigste Geistliche Lection
solle/ indem du ihn zu bessern Dingen anlockest/ und ihm rahtest noch mit
Worten noch mit der Zunge/ sondern mit dem Werck und Warheit diesem
stimmet bey der Pabst Leo, sagend: die Exempeln seyen kräfftiger als die
Wort/ und wir werden völliger mit dem Werck als mit der Stimm gelchret.
Dieß hat auch S Pambo gemeinet/ als er Theophilum den Bischoff mehr
mit seinem Stillschweigen/ als netten Reden auffzuerbawen/ sich
beflissen hat. Man kan über das betrachten/ durch was für Vortheil
S. Abrahamus der Einsidler so viele gar wilde Heyden zahm gemacht/ und
CHristo unterworffen hat/ und so werden wir sehen/ daß er dieses mehr mit
dem Exempel seiner Gedult/ als mit Anmahnungen der Worten verrichtet
habe/ wie es in seinem Leben weitläufftiger wird gesagt werden. Dahero hat
Consol.
ad Hel-
viam c.

16.
Seneca nicht übel gesagt: ein Vatter oder Unterweiser wird seinem Sohn
viel geben/ ob er ihn gleich nichts als das Exempel geben wird.

2. Gott der Herr hat vor diesem dem Noe gebotten: du solt dir eine Arche
von leichtem Holtz machen: er hat gleich gefolget/ und sich ans Werck ge-
Gen. 6.
14.
macht. Es kommen alle darinn überein/ daß Noe ein Ankündiger deß göttli-
chen Worts gewesen/ dann er hat den bevorstehenden Untergang der gantzen
Erden allen angesagt/ wo sie sich nicht besserten/ und den beleidigten GOtt
durch die Würckung der Buß versöhneten. Aber lasset uns die H. Schrifft
auffschlagen/ so werden wir finden/ daß er niemahls dem Volck geprediget
habe: wie wird er dann ein Prediger der Sündfluth und der Buß genennet?
Es wird geantwortet/ daß er auffs beste mit dem Werck und mit Auffer-
bawung der Archen geprediget habe/ er hat wohl beredet gnug geprediget
mit seinem heiligen Leben/ genauer Haltung deß natürlichen Gesetzes/
mit Thränen/ Seufftzen; ob er gleich mit der Zungen gesehwiegen/ und
Serm. 69.
de temp.
nicht ein Wörtlein hervor gebracht. Dahero unser Heil. Vatter Augu-
stinus sagt: Noe/ ob er wohl mit der Stimm schwiege/ redete doch mit dem
Werck/ er war still mit der Zung/ aber mit dem Bawen rieffe er: und
daher wird er billig ein Verkündiger deß göttlichen Worts genennet: dann
dieser ist für ein besseren Prediger zu halten/ welcher mehr mit den Wer-
cken/ als mit den Worten prediget. Dahero sagt unser Heyland: Also
lasset ewer Liecht leuchten fur den Menschen/ daß sie eu-
re gute Werck sehen:
Er sagt nicht/ daß sie eure Wörter hören/
sondern daß sie die Wercke sehen/ als welche die gottlosen zu bekchren kräffti-
ger/ als eine zierliche Rede seynd.

Tom. 3.
op. S.

3. Es hat ferner diese Warheit wohl gewust der Seraphische Vatter

S Fran-

Die Zwey und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection
ſolle/ indem du ihn zu beſſern Dingen anlockeſt/ und ihm rahteſt noch mit
Worten noch mit der Zunge/ ſondern mit dem Werck und Warheit dieſem
ſtimmet bey der Pabſt Leo, ſagend: die Exempeln ſeyen kraͤfftiger als die
Wort/ und wir werden voͤlliger mit dem Werck als mit der Stimm gelchret.
Dieß hat auch S Pambo gemeinet/ als er Theophilum den Biſchoff mehr
mit ſeinem Stillſchweigen/ als netten Reden auffzuerbawen/ ſich
befliſſen hat. Man kan uͤber das betrachten/ durch was fuͤr Vortheil
S. Abrahamus der Einſidler ſo viele gar wilde Heyden zahm gemacht/ und
CHriſto unterworffen hat/ und ſo werden wir ſehen/ daß er dieſes mehr mit
dem Exempel ſeiner Gedult/ als mit Anmahnungen der Worten verrichtet
habe/ wie es in ſeinem Leben weitlaͤufftiger wird geſagt werden. Dahero hat
Conſol.
ad Hel-
viam c.

16.
Seneca nicht uͤbel geſagt: ein Vatter oder Unterweiſer wird ſeinem Sohn
viel geben/ ob er ihn gleich nichts als das Exempel geben wird.

2. Gott der Herr hat vor dieſem dem Noe gebotten: du ſolt dir eine Arche
von leichtem Holtz machen: er hat gleich gefolget/ und ſich ans Werck ge-
Gen. 6.
14.
macht. Es kommen alle darinn uͤberein/ daß Noe ein Ankuͤndiger deß goͤttli-
chen Worts geweſen/ dann er hat den bevorſtehenden Untergang der gantzen
Erden allen angeſagt/ wo ſie ſich nicht beſſerten/ und den beleidigten GOtt
durch die Wuͤrckung der Buß verſoͤhneten. Aber laſſet uns die H. Schrifft
auffſchlagen/ ſo werden wir finden/ daß er niemahls dem Volck geprediget
habe: wie wird er dann ein Prediger der Suͤndfluth und der Buß genennet?
Es wird geantwortet/ daß er auffs beſte mit dem Werck und mit Auffer-
bawung der Archen geprediget habe/ er hat wohl beredet gnug geprediget
mit ſeinem heiligen Leben/ genauer Haltung deß natuͤrlichen Geſetzes/
mit Thraͤnen/ Seufftzen; ob er gleich mit der Zungen geſehwiegen/ und
Serm. 69.
de temp.
nicht ein Woͤrtlein hervor gebracht. Dahero unſer Heil. Vatter Augu-
ſtinus ſagt: Noe/ ob er wohl mit der Stimm ſchwiege/ redete doch mit dem
Werck/ er war ſtill mit der Zung/ aber mit dem Bawen rieffe er: und
daher wird er billig ein Verkuͤndiger deß goͤttlichen Worts genennet: dann
dieſer iſt fuͤr ein beſſeren Prediger zu halten/ welcher mehr mit den Wer-
cken/ als mit den Worten prediget. Dahero ſagt unſer Heyland: Alſo
laſſet ewer Liecht leuchten fůr den Menſchen/ daß ſie eu-
re gute Werck ſehen:
Er ſagt nicht/ daß ſie eure Woͤrter hoͤren/
ſondern daß ſie die Wercke ſehen/ als welche die gottloſen zu bekchren kraͤffti-
ger/ als eine zierliche Rede ſeynd.

Tom. 3.
op. S.

3. Es hat ferner dieſe Warheit wohl gewuſt der Seraphiſche Vatter

S Fran-
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[394/0422] Die Zwey und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection ſolle/ indem du ihn zu beſſern Dingen anlockeſt/ und ihm rahteſt noch mit Worten noch mit der Zunge/ ſondern mit dem Werck und Warheit dieſem ſtimmet bey der Pabſt Leo, ſagend: die Exempeln ſeyen kraͤfftiger als die Wort/ und wir werden voͤlliger mit dem Werck als mit der Stimm gelchret. Dieß hat auch S Pambo gemeinet/ als er Theophilum den Biſchoff mehr mit ſeinem Stillſchweigen/ als netten Reden auffzuerbawen/ ſich befliſſen hat. Man kan uͤber das betrachten/ durch was fuͤr Vortheil S. Abrahamus der Einſidler ſo viele gar wilde Heyden zahm gemacht/ und CHriſto unterworffen hat/ und ſo werden wir ſehen/ daß er dieſes mehr mit dem Exempel ſeiner Gedult/ als mit Anmahnungen der Worten verrichtet habe/ wie es in ſeinem Leben weitlaͤufftiger wird geſagt werden. Dahero hat Seneca nicht uͤbel geſagt: ein Vatter oder Unterweiſer wird ſeinem Sohn viel geben/ ob er ihn gleich nichts als das Exempel geben wird. Conſol. ad Hel- viam c. 16. 2. Gott der Herr hat vor dieſem dem Noe gebotten: du ſolt dir eine Arche von leichtem Holtz machen: er hat gleich gefolget/ und ſich ans Werck ge- macht. Es kommen alle darinn uͤberein/ daß Noe ein Ankuͤndiger deß goͤttli- chen Worts geweſen/ dann er hat den bevorſtehenden Untergang der gantzen Erden allen angeſagt/ wo ſie ſich nicht beſſerten/ und den beleidigten GOtt durch die Wuͤrckung der Buß verſoͤhneten. Aber laſſet uns die H. Schrifft auffſchlagen/ ſo werden wir finden/ daß er niemahls dem Volck geprediget habe: wie wird er dann ein Prediger der Suͤndfluth und der Buß genennet? Es wird geantwortet/ daß er auffs beſte mit dem Werck und mit Auffer- bawung der Archen geprediget habe/ er hat wohl beredet gnug geprediget mit ſeinem heiligen Leben/ genauer Haltung deß natuͤrlichen Geſetzes/ mit Thraͤnen/ Seufftzen; ob er gleich mit der Zungen geſehwiegen/ und nicht ein Woͤrtlein hervor gebracht. Dahero unſer Heil. Vatter Augu- ſtinus ſagt: Noe/ ob er wohl mit der Stimm ſchwiege/ redete doch mit dem Werck/ er war ſtill mit der Zung/ aber mit dem Bawen rieffe er: und daher wird er billig ein Verkuͤndiger deß goͤttlichen Worts genennet: dann dieſer iſt fuͤr ein beſſeren Prediger zu halten/ welcher mehr mit den Wer- cken/ als mit den Worten prediget. Dahero ſagt unſer Heyland: Alſo laſſet ewer Liecht leuchten fůr den Menſchen/ daß ſie eu- re gute Werck ſehen: Er ſagt nicht/ daß ſie eure Woͤrter hoͤren/ ſondern daß ſie die Wercke ſehen/ als welche die gottloſen zu bekchren kraͤffti- ger/ als eine zierliche Rede ſeynd. Gen. 6. 14. Serm. 69. de temp. 3. Es hat ferner dieſe Warheit wohl gewuſt der Seraphiſche Vatter S Fran-

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/422>, abgerufen am 22.11.2024.