Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der guten Meinung. so will ichs auch zu desselben Ehren endigen. Dann es kan uns nicht scha-den/ daß wir von den Leuten geschen werden: zumahlen wir (wie derTom. 9. Tr. 8. in Ep. Joan. heilige Vatter Augustinuß und Gregorius sagen) keine Nachfolger haben werden/ wann wir die Zuschauer förchten: wir mussen gesehen werden; mussen aber derhalben nicht thu- en/ daß wir gesehen werden daß Werck muß offenbahr seyn/ und die Meinung verborgen. 8. Wir müssen aber allhier beobachten/ daß GOtt immer die Intention 9. Zu Zeiten deß H. Cöllnischen Bischoffs Severini, umb das Jahr Chri-Sur. tom. ner Y y 3
Von der guten Meinung. ſo will ichs auch zu deſſelben Ehren endigen. Dann es kan uns nicht ſcha-den/ daß wir von den Leuten geſchen werden: zumahlen wir (wie derTom. 9. Tr. 8. in Ep. Joan. heilige Vatter Auguſtinuß und Gregorius ſagen) keine Nachfolger haben werden/ wann wir die Zuſchauer foͤrchten: wir můſſen geſehen werden; můſſen aber derhalben nicht thu- en/ daß wir geſehen werden daß Werck muß offenbahr ſeyn/ und die Meinung verborgen. 8. Wir muͤſſen aber allhier beobachten/ daß GOtt immer die Intention 9. Zu Zeiten deß H. Coͤllniſchen Biſchoffs Severini, umb das Jahr Chri-Sur. tom. ner Y y 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0385" n="357"/><fw place="top" type="header">Von der guten Meinung.</fw><lb/> ſo will ichs auch zu deſſelben Ehren endigen. Dann es kan uns nicht ſcha-<lb/> den/ daß wir von den Leuten geſchen werden: <hi rendition="#fr">zumahlen wir</hi> (wie der<note place="right"><hi rendition="#aq">Tom. 9.<lb/> Tr. 8. in<lb/> Ep. Joan.</hi></note><lb/> heilige Vatter Auguſtinuß und Gregorius ſagen) <hi rendition="#fr">keine Nachfolger<lb/> haben werden/ wann wir die Zuſchauer foͤrchten: wir<lb/> můſſen geſehen werden; můſſen aber derhalben nicht thu-<lb/> en/ daß wir geſehen werden daß Werck muß offenbahr<lb/> ſeyn/ und die Meinung verborgen.</hi></p><lb/> <p>8. Wir muͤſſen aber allhier beobachten/ daß GOtt immer die <hi rendition="#aq">Intention</hi><lb/> und den <hi rendition="#aq">Effect</hi> deß wirckenden Menſchen mehr anſehe/ als das Werck ſelb-<lb/> ſten. Dahero ſagt der obengemeldte H. Gregorius: <hi rendition="#fr">GOtt ſicht das<lb/> Hertz und nicht die Sachan: Er gedenckt auch nicht/ wie<lb/> groß das Werck ſeye/ ſondern auß wie groſſer und auff-<lb/> richtiger Meinung der Menſch daſſelbige verrichte.</hi> Und<lb/> ein ander Theologus ſagt/ daß GOtt nicht anſehe/ was die Menſchen thu-<lb/> en/ ſondern wie wohl ſie thuen. Mit dieſem ſtimmet der gelehrte <hi rendition="#aq">Salvianus</hi><lb/> ein/ und ſagt: an dem Werck deß jenigen/ was GOtt wird auffgeopfferet/<lb/> hat er keinen ſo groſſen Gefallen/ als an dem auffrichtigen Hertzen deß je-<lb/> nigen/ der das Opffer verrichtet. Dahero iſt geſchehen/ daß die Evangeli-<lb/> ſche Witwe/ nach Zeugnuß der ewigen Warheit/ mit ihren zweyen Hellern<lb/> mehr gegeben hat/ als alle Prieſter und Phariſeer; dieweilen ſie ſolche auß<lb/> einer ſolchen Meinung gegeben hat/ dergleichen bey den andern nicht ge-<lb/> funden worden: ſintemahlen GOtt/ wie der H. Vatter Auguſtinus bezeu-<lb/> get/ den Willen Kroͤnet/ wann er das Werck nicht findet: und das zwarn<lb/> billig; dieweilen GOtt/ wie die Theologi lehren/ die Begierd/ Exempel-<lb/> Weiß/ zu Ehebrechen/ deſſen Gerechtigkeit gemaͤß/ mit der ewigen Ver-<lb/> damnuͤß ſtraffet: ſo folgt klaͤrlich hierauß/ daß er auch die Begierd/ Gutes<lb/> zu thuen/ belohne; wann ſelbiges in der That nicht kan geuͤbet werden; die-<lb/> weilen er ſo wohl unendlich guͤtig/ als unendlich gerecht iſt. Solcher maſ-<lb/> ſen wird der jenige/ ſo gern faſten wolte/ und wegen Schwachheit deß Leibs<lb/> darab verhindert wird/ den Lohn deß Faſtenden empfangen. Und mit an-<lb/> dern Begebenheiten hats eben ſelbige Beſchaffenheit.</p><lb/> <p>9. Zu Zeiten deß H. Coͤllniſchen Biſchoffs <hi rendition="#aq">Severini,</hi> umb das Jahr Chri-<note place="right"><hi rendition="#aq">Sur. tom.<lb/> 5. die 23.<lb/> Oct.<lb/> Hiſtoria.</hi></note><lb/> ſti 400. hat ein ſicher Einſidler gelebt/ welcher von hohem Stammen ge-<lb/> bohren/ in allen erdencklichen Wolluͤſten erzogen/ und endlich in der bloͤhen-<lb/> den Jugend von ſeinen Eltern einer ſeines gleichen Tochter vermaͤhlet wor-<lb/> den. Da nun alles nach gehaltener praͤchtigen Hoch-Zeit zum Beylager<lb/> veranſtaltet geweſen; ſiche/ da hat ſich dieſem jungen Fuͤrſten ein ſehr ſchoͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Y y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ner</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [357/0385]
Von der guten Meinung.
ſo will ichs auch zu deſſelben Ehren endigen. Dann es kan uns nicht ſcha-
den/ daß wir von den Leuten geſchen werden: zumahlen wir (wie der
heilige Vatter Auguſtinuß und Gregorius ſagen) keine Nachfolger
haben werden/ wann wir die Zuſchauer foͤrchten: wir
můſſen geſehen werden; můſſen aber derhalben nicht thu-
en/ daß wir geſehen werden daß Werck muß offenbahr
ſeyn/ und die Meinung verborgen.
Tom. 9.
Tr. 8. in
Ep. Joan.
8. Wir muͤſſen aber allhier beobachten/ daß GOtt immer die Intention
und den Effect deß wirckenden Menſchen mehr anſehe/ als das Werck ſelb-
ſten. Dahero ſagt der obengemeldte H. Gregorius: GOtt ſicht das
Hertz und nicht die Sachan: Er gedenckt auch nicht/ wie
groß das Werck ſeye/ ſondern auß wie groſſer und auff-
richtiger Meinung der Menſch daſſelbige verrichte. Und
ein ander Theologus ſagt/ daß GOtt nicht anſehe/ was die Menſchen thu-
en/ ſondern wie wohl ſie thuen. Mit dieſem ſtimmet der gelehrte Salvianus
ein/ und ſagt: an dem Werck deß jenigen/ was GOtt wird auffgeopfferet/
hat er keinen ſo groſſen Gefallen/ als an dem auffrichtigen Hertzen deß je-
nigen/ der das Opffer verrichtet. Dahero iſt geſchehen/ daß die Evangeli-
ſche Witwe/ nach Zeugnuß der ewigen Warheit/ mit ihren zweyen Hellern
mehr gegeben hat/ als alle Prieſter und Phariſeer; dieweilen ſie ſolche auß
einer ſolchen Meinung gegeben hat/ dergleichen bey den andern nicht ge-
funden worden: ſintemahlen GOtt/ wie der H. Vatter Auguſtinus bezeu-
get/ den Willen Kroͤnet/ wann er das Werck nicht findet: und das zwarn
billig; dieweilen GOtt/ wie die Theologi lehren/ die Begierd/ Exempel-
Weiß/ zu Ehebrechen/ deſſen Gerechtigkeit gemaͤß/ mit der ewigen Ver-
damnuͤß ſtraffet: ſo folgt klaͤrlich hierauß/ daß er auch die Begierd/ Gutes
zu thuen/ belohne; wann ſelbiges in der That nicht kan geuͤbet werden; die-
weilen er ſo wohl unendlich guͤtig/ als unendlich gerecht iſt. Solcher maſ-
ſen wird der jenige/ ſo gern faſten wolte/ und wegen Schwachheit deß Leibs
darab verhindert wird/ den Lohn deß Faſtenden empfangen. Und mit an-
dern Begebenheiten hats eben ſelbige Beſchaffenheit.
9. Zu Zeiten deß H. Coͤllniſchen Biſchoffs Severini, umb das Jahr Chri-
ſti 400. hat ein ſicher Einſidler gelebt/ welcher von hohem Stammen ge-
bohren/ in allen erdencklichen Wolluͤſten erzogen/ und endlich in der bloͤhen-
den Jugend von ſeinen Eltern einer ſeines gleichen Tochter vermaͤhlet wor-
den. Da nun alles nach gehaltener praͤchtigen Hoch-Zeit zum Beylager
veranſtaltet geweſen; ſiche/ da hat ſich dieſem jungen Fuͤrſten ein ſehr ſchoͤ-
ner
Sur. tom.
5. die 23.
Oct.
Hiſtoria.
Y y 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |