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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Sechs und Zwantzigste Geistliche Lection
auch nichts anders verlanget/ als daß der Will GOttes an ihm selbst voll-
bracht werde: da er nun in solchen Gedancken ist/ kriegt ein Schlangauß der
Hölen herfür zu einem Weidling voll Milch/ darauß ihm der ungeladene
Gast gnug trincket/ und bezahlet den Zech mit Gifft/ das sie an statt der Milch
da ließ: so bald nun die Mörder wieder kamen/ lieffen sie dürstig zu dem
vergifften Milch-Weidling/ und druncken darvon; seynd aber alle nachein-
ander bald gestorben: war also Chariton allein Herr und Erb der Mörder-
Gruben/ und befahl sich der göttlichen Fürsehung noch inbrünstiger/ dann
vorhin; und zwar nicht vergebens: dann die Bänd giengen durch die Hülff
Gottes von ihnen selbst auff; allda er dan an Platz einer elenden Gefängnuß/
ein reiche Wohnung gefunden: das geerbte Geld gab er theils den Armen/
theils brauchte ers zu Erbawung eines Closters: die Mordgrub veränderte er
in eine Kirch/ darinnen so wol Juden als Heyden zu Christen seynd worden.

11. Können wir nicht auß jetzt gemeldter Geschicht handgreifflich abneh-
men/ daß GOtt ein überauß grosse Sorg über die Seinige trage; und daß er
denselben nichts/ als zu dero Wohlfart/ zum geistlichen Seelen-Nutzen/ und
zu Außbreitung seiner Ehren/ widerfahren lasse? derhalben befehle dich/ mein
Christliche Seel/ ohne einige Vorbehaltung in die Hand GOttes/ und folge
dem jenigen andächtigen Menschen nach/ welcher/ wie der gelehrte Salmeron
Tom. 10.
tr. 11. p.

103.
bezeuget/ daß Alphabet oder A, B, C, nach einander pflegte auffzusagen/ und
setzte am End desselben darzu: Herr/ fuge du nun diese Buchstaben
zusammen/ und mache auß denselben/ was dir gefällig und
mir seelig ist:
Auff solche Weiß wirst du nicht allein deß zeitlichen; son-
dern auch deß ewigen Seegen fähig werden mit jenem Ackerman/ so vor an-
dern allzeit mehrere und bessere Früchten auß seinem Acker samblete; und da
er die Ursach dieser Glückseligkeit von seinen Nachbaren gefragt wurde/ gabe
er zur Antwort/ daß er immer solches Wetter haben könte/ wie ers verlangte;
er begehrte aber kein anderes/ als wie es der liebe Gott schickte.

Der dritte Theil.
In Psalm.

12. AUff sothane Frag/ wer der jenige seye/ so da auffrichtig von Hertzen
kan genennet werden/ gibt der H. Vatter Augustinus zur Antwort/
und sagt; daß diese eines auffrichtigen Hertzen seyen/ welche in ge-
genwärtigem Leben den Willen Gottes folgen: der Will Gottes ist/ daß du
bißweilen gesund/ bißweilen kranck seyest: bist du gesund/ so ist dir als dann
der Will Gottes annehmlich und erfrewlich: und wann du kranck bist/ ist dir

der

Die Sechs und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
auch nichts anders verlanget/ als daß der Will GOttes an ihm ſelbſt voll-
bracht werde: da er nun in ſolchen Gedancken iſt/ kriegt ein Schlangauß der
Hoͤlen herfuͤr zu einem Weidling voll Milch/ darauß ihm der ungeladene
Gaſt gnug trincket/ und bezahlet den Zech mit Gifft/ das ſie an ſtatt der Milch
da ließ: ſo bald nun die Moͤrder wieder kamen/ lieffen ſie duͤrſtig zu dem
vergifften Milch-Weidling/ und druncken darvon; ſeynd aber alle nachein-
ander bald geſtorben: war alſo Chariton allein Herr und Erb der Moͤrder-
Gruben/ und befahl ſich der goͤttlichen Fuͤrſehung noch inbruͤnſtiger/ dann
vorhin; und zwar nicht vergebens: dann die Baͤnd giengen durch die Huͤlff
Gottes von ihnen ſelbſt auff; allda er dan an Platz einer elenden Gefaͤngnuß/
ein reiche Wohnung gefunden: das geerbte Geld gab er theils den Armen/
theils brauchte ers zu Erbawung eines Cloſters: die Mordgrub veraͤnderte er
in eine Kirch/ darinnen ſo wol Juden als Heyden zu Chriſten ſeynd worden.

11. Koͤnnen wir nicht auß jetzt gemeldter Geſchicht handgreifflich abneh-
men/ daß GOtt ein uͤberauß groſſe Sorg uͤber die Seinige trage; und daß er
denſelben nichts/ als zu dero Wohlfart/ zum geiſtlichen Seelen-Nutzen/ und
zu Außbreitung ſeiner Ehren/ widerfahren laſſe? derhalben befehle dich/ mein
Chriſtliche Seel/ ohne einige Vorbehaltung in die Hand GOttes/ und folge
dem jenigen andaͤchtigen Menſchen nach/ welcher/ wie der gelehrte Salmeron
Tom. 10.
tr. 11. p.

103.
bezeuget/ daß Alphabet oder A, B, C, nach einander pflegte auffzuſagen/ und
ſetzte am End deſſelben darzu: Herr/ fůge du nun dieſe Buchſtaben
zuſammen/ und mache auß denſelben/ was dir gefaͤllig und
mir ſeelig iſt:
Auff ſolche Weiß wirſt du nicht allein deß zeitlichen; ſon-
dern auch deß ewigen Seegen faͤhig werden mit jenem Ackerman/ ſo vor an-
dern allzeit mehrere und beſſere Fruͤchten auß ſeinem Acker ſamblete; und da
er die Urſach dieſer Gluͤckſeligkeit von ſeinen Nachbaren gefragt wurde/ gabe
er zur Antwort/ daß er immer ſolches Wetter haben koͤnte/ wie ers verlangte;
er begehrte aber kein anderes/ als wie es der liebe Gott ſchickte.

Der dritte Theil.
In Pſalm.

12. AUff ſothane Frag/ wer der jenige ſeye/ ſo da auffrichtig von Hertzen
kan genennet werden/ gibt der H. Vatter Auguſtinus zur Antwort/
und ſagt; daß dieſe eines auffrichtigen Hertzen ſeyen/ welche in ge-
genwaͤrtigem Leben den Willen Gottes folgen: der Will Gottes iſt/ daß du
bißweilen geſund/ bißweilen kranck ſeyeſt: biſt du geſund/ ſo iſt dir als dann
der Will Gottes annehmlich und erfrewlich: und wann du kranck biſt/ iſt dir

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[338/0366] Die Sechs und Zwantzigſte Geiſtliche Lection auch nichts anders verlanget/ als daß der Will GOttes an ihm ſelbſt voll- bracht werde: da er nun in ſolchen Gedancken iſt/ kriegt ein Schlangauß der Hoͤlen herfuͤr zu einem Weidling voll Milch/ darauß ihm der ungeladene Gaſt gnug trincket/ und bezahlet den Zech mit Gifft/ das ſie an ſtatt der Milch da ließ: ſo bald nun die Moͤrder wieder kamen/ lieffen ſie duͤrſtig zu dem vergifften Milch-Weidling/ und druncken darvon; ſeynd aber alle nachein- ander bald geſtorben: war alſo Chariton allein Herr und Erb der Moͤrder- Gruben/ und befahl ſich der goͤttlichen Fuͤrſehung noch inbruͤnſtiger/ dann vorhin; und zwar nicht vergebens: dann die Baͤnd giengen durch die Huͤlff Gottes von ihnen ſelbſt auff; allda er dan an Platz einer elenden Gefaͤngnuß/ ein reiche Wohnung gefunden: das geerbte Geld gab er theils den Armen/ theils brauchte ers zu Erbawung eines Cloſters: die Mordgrub veraͤnderte er in eine Kirch/ darinnen ſo wol Juden als Heyden zu Chriſten ſeynd worden. 11. Koͤnnen wir nicht auß jetzt gemeldter Geſchicht handgreifflich abneh- men/ daß GOtt ein uͤberauß groſſe Sorg uͤber die Seinige trage; und daß er denſelben nichts/ als zu dero Wohlfart/ zum geiſtlichen Seelen-Nutzen/ und zu Außbreitung ſeiner Ehren/ widerfahren laſſe? derhalben befehle dich/ mein Chriſtliche Seel/ ohne einige Vorbehaltung in die Hand GOttes/ und folge dem jenigen andaͤchtigen Menſchen nach/ welcher/ wie der gelehrte Salmeron bezeuget/ daß Alphabet oder A, B, C, nach einander pflegte auffzuſagen/ und ſetzte am End deſſelben darzu: Herr/ fůge du nun dieſe Buchſtaben zuſammen/ und mache auß denſelben/ was dir gefaͤllig und mir ſeelig iſt: Auff ſolche Weiß wirſt du nicht allein deß zeitlichen; ſon- dern auch deß ewigen Seegen faͤhig werden mit jenem Ackerman/ ſo vor an- dern allzeit mehrere und beſſere Fruͤchten auß ſeinem Acker ſamblete; und da er die Urſach dieſer Gluͤckſeligkeit von ſeinen Nachbaren gefragt wurde/ gabe er zur Antwort/ daß er immer ſolches Wetter haben koͤnte/ wie ers verlangte; er begehrte aber kein anderes/ als wie es der liebe Gott ſchickte. Tom. 10. tr. 11. p. 103. Der dritte Theil. 12. AUff ſothane Frag/ wer der jenige ſeye/ ſo da auffrichtig von Hertzen kan genennet werden/ gibt der H. Vatter Auguſtinus zur Antwort/ und ſagt; daß dieſe eines auffrichtigen Hertzen ſeyen/ welche in ge- genwaͤrtigem Leben den Willen Gottes folgen: der Will Gottes iſt/ daß du bißweilen geſund/ bißweilen kranck ſeyeſt: biſt du geſund/ ſo iſt dir als dann der Will Gottes annehmlich und erfrewlich: und wann du kranck biſt/ iſt dir der

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/366>, abgerufen am 23.11.2024.