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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von den Versuchungen.
immer an den Herrn gedencket. Dieß hat der H. Mann seinen Geistlichen zur
Lehr hinterlassen; und hats auch vorhin im Werck geübet. Dann da ihn eins-Sur. in
Vit.

mahls die höllische Geister in Gestalten unterschiedlichen grausamen Thie-
ren umbzingelten/ und ihm dermassen zusetzten; daß er augenblicklich von
ihnen zerrissen zu werden in Forcht stunde; redete er selbige unerschrocken
und gantz freudig an/ und sagte: Wann ihr Kräfften hättet/ so würde einer
auß euch nicht allein genug/ sondern mir weit überlegen seyn: was ist von-
nöthen eine so grosse Anzahl? Siehet hier bin ich/ zerreisset mich in Stu-
cken/ wans euch erlaubt ist: wann aber nicht; so ist all euer Wüten umsonst.
Es ist fast nicht außzusprechen/ wie sehr ein solches hertzhafftes Gemüth und
innerliche Fröligkeit den bösen Feind verdriesse/ und denselben schwäche/ da-
hero sagt die H. Theresia: der Teuffel hat keine Macht an den tapfferen undS. Ther.
in Itin.
Perf. c.
23

heroischen Gemütern; dieweilen er selbige zumahlen förchtet/ und gnugsamb
erfahren hat/ daß er bey denen grossen Schaden leyde: er weiß auch wohl/
daß alles/ was er ihnen zum Nachtheil richtet/ denselben und anderen zum
Vortheil außschlage/ und er nur Schaden darvon trage. So ist dann
zu Erhaltung deß Sieges wider die höllische Bößwicht/ die Tapfferkeit und
die geistliche Freud deß Gemüts den Menschen sehr nöthig: sintemahlen
wir diesen Feinden/ nach Zeugnuß deß Gottseeligen Climaci, das AngesichtClim.
Grad.
1

unserer Seelen nicht bergen können: und wann sie vermercken/ daß selbiges
erbleiche/ sich entsetze und verändere; so fallen sie uns mit mehrer Bitterkeit an.
Lasset uns derhalben mit einem Helden-Muth gegen diese neidige Hund die
Waffen ergreiffen/ und uns versicheren/ daß die jenige/ so mit gezimmen-
der Fröhligkeit den offt-gemeldten Widersagern unter die Augen tretten/ nit
können überwunden werden/ wie der H. Bernardus darfür haltet und sagt:Serm. 5.
In Quadr.

Sehet/ meine Kinder/ sehet/ wie schwach unser Feind seye; keinen kan er zu
Boden werffen/ der nicht wilt. Er vermag die Bewegung deß Ver-
suchens zu erwecken; Es stehet aber bey euch/ ob ihr darin bewilligen
wollet/ oder nicht.

14. Das andere Mittel ist; daß wir den Rath Christi folgen/ der alsoMatt. 26.
v.
41.

lautet: Wachet und bettet/ auff daß ihr nicht in Versuchung
gerathet.
Darumb pflegte der Geist-reiche Avila zu sagen: Die Ver-
suchung kehret sich zu dir; du aber wende dich zu GOtt. Lauffe mit den
kleinen Kindern zum Schooß deiner Mutter/ und sage Deus in Adjuto-
rium meum intende, &c.
GOtt/ hab acht auff meine Hulff:Psal. 69.
v.
2.

HErr/ eile mir zu helffen. Von diesem Heylsamen Vers sagt

der
R r 3

Von den Verſuchungen.
immer an den Herrn gedencket. Dieß hat der H. Mann ſeinen Geiſtlichen zur
Lehr hinterlaſſen; und hats auch vorhin im Werck geuͤbet. Dann da ihn eins-Sur. in
Vit.

mahls die hoͤlliſche Geiſter in Geſtalten unterſchiedlichen grauſamen Thie-
ren umbzingelten/ und ihm dermaſſen zuſetzten; daß er augenblicklich von
ihnen zerriſſen zu werden in Forcht ſtunde; redete er ſelbige unerſchrocken
und gantz freudig an/ und ſagte: Wann ihr Kraͤfften haͤttet/ ſo wuͤrde einer
auß euch nicht allein genug/ ſondern mir weit uͤberlegen ſeyn: was iſt von-
noͤthen eine ſo groſſe Anzahl? Siehet hier bin ich/ zerreiſſet mich in Stu-
cken/ wans euch erlaubt iſt: wann aber nicht; ſo iſt all euer Wuͤten umſonſt.
Es iſt faſt nicht außzuſprechen/ wie ſehr ein ſolches hertzhafftes Gemuͤth und
innerliche Froͤligkeit den boͤſen Feind verdrieſſe/ und denſelben ſchwaͤche/ da-
hero ſagt die H. Thereſia: der Teuffel hat keine Macht an den tapfferen undS. Ther.
in Itin.
Perf. c.
23

heroiſchen Gemuͤtern; dieweilen er ſelbige zumahlen foͤrchtet/ und gnugſamb
erfahren hat/ daß er bey denen groſſen Schaden leyde: er weiß auch wohl/
daß alles/ was er ihnen zum Nachtheil richtet/ denſelben und anderen zum
Vortheil außſchlage/ und er nur Schaden darvon trage. So iſt dann
zu Erhaltung deß Sieges wider die hoͤlliſche Boͤßwicht/ die Tapfferkeit und
die geiſtliche Freud deß Gemuͤts den Menſchen ſehr noͤthig: ſintemahlen
wir dieſen Feinden/ nach Zeugnuß deß Gottſeeligen Climaci, das AngeſichtClim.
Grad.
1

unſerer Seelen nicht bergen koͤnnen: und wann ſie vermercken/ daß ſelbiges
erbleiche/ ſich entſetze und veraͤndere; ſo fallẽ ſie uns mit mehrer Bitterkeit an.
Laſſet uns derhalben mit einem Helden-Muth gegen dieſe neidige Hund die
Waffen ergreiffen/ und uns verſicheren/ daß die jenige/ ſo mit gezimmen-
der Froͤhligkeit den offt-gemeldten Widerſagern unter die Augen tretten/ nit
koͤnnen uͤberwunden werden/ wie der H. Bernardus darfuͤr haltet und ſagt:Serm. 5.
In Quadr.

Sehet/ meine Kinder/ ſehet/ wie ſchwach unſer Feind ſeye; keinen kan er zu
Boden werffen/ der nicht wilt. Er vermag die Bewegung deß Ver-
ſuchens zu erwecken; Es ſtehet aber bey euch/ ob ihr darin bewilligen
wollet/ oder nicht.

14. Das andere Mittel iſt; daß wir den Rath Chriſti folgen/ der alſoMatt. 26.
v.
41.

lautet: Wachet und bettet/ auff daß ihr nicht in Verſuchung
gerathet.
Darumb pflegte der Geiſt-reiche Avila zu ſagen: Die Ver-
ſuchung kehret ſich zu dir; du aber wende dich zu GOtt. Lauffe mit den
kleinen Kindern zum Schooß deiner Mutter/ und ſage Deus in Adjuto-
rium meum intende, &c.
GOtt/ hab acht auff meine Hůlff:Pſal. 69.
v.
2.

HErr/ eile mir zu helffen. Von dieſem Heylſamen Vers ſagt

der
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[317/0345] Von den Verſuchungen. immer an den Herrn gedencket. Dieß hat der H. Mann ſeinen Geiſtlichen zur Lehr hinterlaſſen; und hats auch vorhin im Werck geuͤbet. Dann da ihn eins- mahls die hoͤlliſche Geiſter in Geſtalten unterſchiedlichen grauſamen Thie- ren umbzingelten/ und ihm dermaſſen zuſetzten; daß er augenblicklich von ihnen zerriſſen zu werden in Forcht ſtunde; redete er ſelbige unerſchrocken und gantz freudig an/ und ſagte: Wann ihr Kraͤfften haͤttet/ ſo wuͤrde einer auß euch nicht allein genug/ ſondern mir weit uͤberlegen ſeyn: was iſt von- noͤthen eine ſo groſſe Anzahl? Siehet hier bin ich/ zerreiſſet mich in Stu- cken/ wans euch erlaubt iſt: wann aber nicht; ſo iſt all euer Wuͤten umſonſt. Es iſt faſt nicht außzuſprechen/ wie ſehr ein ſolches hertzhafftes Gemuͤth und innerliche Froͤligkeit den boͤſen Feind verdrieſſe/ und denſelben ſchwaͤche/ da- hero ſagt die H. Thereſia: der Teuffel hat keine Macht an den tapfferen und heroiſchen Gemuͤtern; dieweilen er ſelbige zumahlen foͤrchtet/ und gnugſamb erfahren hat/ daß er bey denen groſſen Schaden leyde: er weiß auch wohl/ daß alles/ was er ihnen zum Nachtheil richtet/ denſelben und anderen zum Vortheil außſchlage/ und er nur Schaden darvon trage. So iſt dann zu Erhaltung deß Sieges wider die hoͤlliſche Boͤßwicht/ die Tapfferkeit und die geiſtliche Freud deß Gemuͤts den Menſchen ſehr noͤthig: ſintemahlen wir dieſen Feinden/ nach Zeugnuß deß Gottſeeligen Climaci, das Angeſicht unſerer Seelen nicht bergen koͤnnen: und wann ſie vermercken/ daß ſelbiges erbleiche/ ſich entſetze und veraͤndere; ſo fallẽ ſie uns mit mehrer Bitterkeit an. Laſſet uns derhalben mit einem Helden-Muth gegen dieſe neidige Hund die Waffen ergreiffen/ und uns verſicheren/ daß die jenige/ ſo mit gezimmen- der Froͤhligkeit den offt-gemeldten Widerſagern unter die Augen tretten/ nit koͤnnen uͤberwunden werden/ wie der H. Bernardus darfuͤr haltet und ſagt: Sehet/ meine Kinder/ ſehet/ wie ſchwach unſer Feind ſeye; keinen kan er zu Boden werffen/ der nicht wilt. Er vermag die Bewegung deß Ver- ſuchens zu erwecken; Es ſtehet aber bey euch/ ob ihr darin bewilligen wollet/ oder nicht. Sur. in Vit. S. Ther. in Itin. Perf. c. 23 Clim. Grad. 1 Serm. 5. In Quadr. 14. Das andere Mittel iſt; daß wir den Rath Chriſti folgen/ der alſo lautet: Wachet und bettet/ auff daß ihr nicht in Verſuchung gerathet. Darumb pflegte der Geiſt-reiche Avila zu ſagen: Die Ver- ſuchung kehret ſich zu dir; du aber wende dich zu GOtt. Lauffe mit den kleinen Kindern zum Schooß deiner Mutter/ und ſage Deus in Adjuto- rium meum intende, &c. GOtt/ hab acht auff meine Hůlff: HErr/ eile mir zu helffen. Von dieſem Heylſamen Vers ſagt der Matt. 26. v. 41. Pſal. 69. v. 2. R r 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/345>, abgerufen am 28.11.2024.