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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Fünff und Zwantzigste Geistliche Lection
keinen Fleiß/ dieselbe von den Staffelnzur ewigen Herrligkeit zu verhindern.

3. Und wann sie einen eintzigen Geistlichen zum Untergang stürtzen kön-
nen/ ist unter ihnen ein grösseres Frolocken/ als wann sie hundert und hundert
Historia.andere betriegen; wie auß folgender Histori zu hören ist. Jndem Leben der
alten H. H. Vättern wird erzehlet/ daß einsmahls ein Sohn eines Götzen-
Pfaffen seinem Vatter biß zum Götzen-Tempel gefolgt/ und daselbst ent-
schlaffen seye; allwo er mehr mit den Augen deß Hertzens/ als deß Leibs den
Lucifer auff einem Thron sitzend gesehen/ und gehöret/ wie selbiger seinen
Botten Befelcher gegeben/ und ihrem Anbringen Audientz ertheilet habe: da
ware nun einer ankommen/ welcher sich rühmete/ daß er einige Kriege/ Auff-
ruhr und Rebellion in einer Provintzen verursachet hätte: dieser hatte zwar
hierdurch viel böses gestifftet; weilen er aber darzu dreissig Tag angewendet/
ist er mit. Prügelen belohnet worden. Ein ander ware vorm Königlichen
Thron erschienen/ und hatte Zeitung mitgebracht/ daß er innerhalb zwantzig
Tagen durch ein schwäres Ungewitter viele Schiffe in den Abgrund deß
Meers versencket hätte: weilen aber der höllische König hieran ein geringes
Vergnügen gehabt; als ist dieser Bott ebenfalls mit Streichen bewillkom-
met worden. Der dritte hatte sich auch herzu gemacht/ und auffgeschnitten/
daß er innerhalb zehen Tagen unter währenden verschiedenen Hochzeiten
Uneinigkeit und Todtschläg zu wegen gebracht hätte: ist aber mit gleicher
Müntz/ wie die vorige/ bezahlet worden. Letztlich ist auch einer heran kom-
men/ und hat seinen König berichtet/ daß er nach angewendtem viertzig
jährigen Fleiß endlich einen Geistlichen zum Fall gebracht habe: Nach an-
gehörter dieser fröligen Zeitung ist der höllische Tyrann von seinem Thron
alsbald hinab gestiegen/ und hat den angenehmen Bottschaffter umbhälset;
auch hat er seiner Cron sich beraubet/ demselben auff/ und ihn an seine Sei-
ten gesetzt/ und vor allen andern am meisten gepriesen: dieses alles hat der
vorgedachte Sohn deß Götzen - Pfaffen gehört und gesehen/ und darauß
Ursach und Gelegenheit geschöpffet/ das Heydenthumb zu verlassen und sich
dem wahren Gott im Clösterlichen Leben zu widmen.

4. Hierauß können wir nun schliessen/ wie grosse Mühe die
höllische Geister anwenden/ damit sie die Diener GOTTES von
ihrem Herrn mögen abwendig machen: Auch schen wir/ wie sich selbige
erfrewen/ wann sie die GOTT verlobte Persohnen mit ihren Stri-
cken fangen können. Und weiters ist auch nicht ohne/ daß/ wie der Mensch
frommer und heiliger lebet/ je überlästiger ihm auch fallen die

Ver-

Die Fuͤnff und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
keinen Fleiß/ dieſelbe von den Staffelnzur ewigen Herrligkeit zu verhindern.

3. Und wann ſie einen eintzigen Geiſtlichen zum Untergang ſtuͤrtzen koͤn-
nen/ iſt unter ihnen ein groͤſſeres Frolocken/ als wann ſie hundert und hundert
Hiſtoria.andere betriegen; wie auß folgender Hiſtori zu hoͤren iſt. Jndem Leben der
alten H. H. Vaͤttern wird erzehlet/ daß einsmahls ein Sohn eines Goͤtzen-
Pfaffen ſeinem Vatter biß zum Goͤtzen-Tempel gefolgt/ und daſelbſt ent-
ſchlaffen ſeye; allwo er mehr mit den Augen deß Hertzens/ als deß Leibs den
Lucifer auff einem Thron ſitzend geſehen/ und gehoͤret/ wie ſelbiger ſeinen
Botten Befelcher gegeben/ und ihrem Anbringen Audientz ertheilet habe: da
ware nun einer ankommen/ welcher ſich ruͤhmete/ daß er einige Kriege/ Auff-
ruhr und Rebellion in einer Provintzen verurſachet haͤtte: dieſer hatte zwar
hierdurch viel boͤſes geſtifftet; weilen er aber darzu dreiſſig Tag angewendet/
iſt er mit. Pruͤgelen belohnet worden. Ein ander ware vorm Koͤniglichen
Thron erſchienen/ und hatte Zeitung mitgebracht/ daß er innerhalb zwantzig
Tagen durch ein ſchwaͤres Ungewitter viele Schiffe in den Abgrund deß
Meers verſencket haͤtte: weilen aber der hoͤlliſche Koͤnig hieran ein geringes
Vergnuͤgen gehabt; als iſt dieſer Bott ebenfalls mit Streichen bewillkom-
met worden. Der dritte hatte ſich auch herzu gemacht/ und auffgeſchnitten/
daß er innerhalb zehen Tagen unter waͤhrenden verſchiedenen Hochzeiten
Uneinigkeit und Todtſchlaͤg zu wegen gebracht haͤtte: iſt aber mit gleicher
Muͤntz/ wie die vorige/ bezahlet worden. Letztlich iſt auch einer heran kom-
men/ und hat ſeinen Koͤnig berichtet/ daß er nach angewendtem viertzig
jaͤhrigen Fleiß endlich einen Geiſtlichen zum Fall gebracht habe: Nach an-
gehoͤrter dieſer froͤligen Zeitung iſt der hoͤlliſche Tyrann von ſeinem Thron
alsbald hinab geſtiegen/ und hat den angenehmen Bottſchaffter umbhaͤlſet;
auch hat er ſeiner Cron ſich beraubet/ demſelben auff/ und ihn an ſeine Sei-
ten geſetzt/ und vor allen andern am meiſten geprieſen: dieſes alles hat der
vorgedachte Sohn deß Goͤtzen - Pfaffen gehoͤrt und geſehen/ und darauß
Urſach und Gelegenheit geſchoͤpffet/ das Heydenthumb zu verlaſſen und ſich
dem wahren Gott im Cloͤſterlichen Leben zu widmen.

4. Hierauß koͤnnen wir nun ſchlieſſen/ wie groſſe Muͤhe die
hoͤlliſche Geiſter anwenden/ damit ſie die Diener GOTTES von
ihrem Herrn moͤgen abwendig machen: Auch ſchen wir/ wie ſich ſelbige
erfrewen/ wann ſie die GOTT verlobte Perſohnen mit ihren Stri-
cken fangen koͤnnen. Und weiters iſt auch nicht ohne/ daß/ wie der Menſch
frommer und heiliger lebet/ je uͤberlaͤſtiger ihm auch fallen die

Ver-
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[308/0336] Die Fuͤnff und Zwantzigſte Geiſtliche Lection keinen Fleiß/ dieſelbe von den Staffelnzur ewigen Herrligkeit zu verhindern. 3. Und wann ſie einen eintzigen Geiſtlichen zum Untergang ſtuͤrtzen koͤn- nen/ iſt unter ihnen ein groͤſſeres Frolocken/ als wann ſie hundert und hundert andere betriegen; wie auß folgender Hiſtori zu hoͤren iſt. Jndem Leben der alten H. H. Vaͤttern wird erzehlet/ daß einsmahls ein Sohn eines Goͤtzen- Pfaffen ſeinem Vatter biß zum Goͤtzen-Tempel gefolgt/ und daſelbſt ent- ſchlaffen ſeye; allwo er mehr mit den Augen deß Hertzens/ als deß Leibs den Lucifer auff einem Thron ſitzend geſehen/ und gehoͤret/ wie ſelbiger ſeinen Botten Befelcher gegeben/ und ihrem Anbringen Audientz ertheilet habe: da ware nun einer ankommen/ welcher ſich ruͤhmete/ daß er einige Kriege/ Auff- ruhr und Rebellion in einer Provintzen verurſachet haͤtte: dieſer hatte zwar hierdurch viel boͤſes geſtifftet; weilen er aber darzu dreiſſig Tag angewendet/ iſt er mit. Pruͤgelen belohnet worden. Ein ander ware vorm Koͤniglichen Thron erſchienen/ und hatte Zeitung mitgebracht/ daß er innerhalb zwantzig Tagen durch ein ſchwaͤres Ungewitter viele Schiffe in den Abgrund deß Meers verſencket haͤtte: weilen aber der hoͤlliſche Koͤnig hieran ein geringes Vergnuͤgen gehabt; als iſt dieſer Bott ebenfalls mit Streichen bewillkom- met worden. Der dritte hatte ſich auch herzu gemacht/ und auffgeſchnitten/ daß er innerhalb zehen Tagen unter waͤhrenden verſchiedenen Hochzeiten Uneinigkeit und Todtſchlaͤg zu wegen gebracht haͤtte: iſt aber mit gleicher Muͤntz/ wie die vorige/ bezahlet worden. Letztlich iſt auch einer heran kom- men/ und hat ſeinen Koͤnig berichtet/ daß er nach angewendtem viertzig jaͤhrigen Fleiß endlich einen Geiſtlichen zum Fall gebracht habe: Nach an- gehoͤrter dieſer froͤligen Zeitung iſt der hoͤlliſche Tyrann von ſeinem Thron alsbald hinab geſtiegen/ und hat den angenehmen Bottſchaffter umbhaͤlſet; auch hat er ſeiner Cron ſich beraubet/ demſelben auff/ und ihn an ſeine Sei- ten geſetzt/ und vor allen andern am meiſten geprieſen: dieſes alles hat der vorgedachte Sohn deß Goͤtzen - Pfaffen gehoͤrt und geſehen/ und darauß Urſach und Gelegenheit geſchoͤpffet/ das Heydenthumb zu verlaſſen und ſich dem wahren Gott im Cloͤſterlichen Leben zu widmen. Hiſtoria. 4. Hierauß koͤnnen wir nun ſchlieſſen/ wie groſſe Muͤhe die hoͤlliſche Geiſter anwenden/ damit ſie die Diener GOTTES von ihrem Herrn moͤgen abwendig machen: Auch ſchen wir/ wie ſich ſelbige erfrewen/ wann ſie die GOTT verlobte Perſohnen mit ihren Stri- cken fangen koͤnnen. Und weiters iſt auch nicht ohne/ daß/ wie der Menſch frommer und heiliger lebet/ je uͤberlaͤſtiger ihm auch fallen die Ver-

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/336>, abgerufen am 16.07.2024.