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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Drey und zwantzigste Geistliche Lection
Vrsachen bestraffet hat/ so solst du wissen/ daß er dir nütz-
lich gewesen seye: und wann solches unverdienter Dingen
geschehen ist; so muß du darfür halten/ daß er dir habe nu-
tzen wollen:
und an dem Spruch deß hocherleuchten Joan. Climaci:
Grad. 4.Seelig ist/ der umb GOttes willen alle Tag mit Schand-
und Schmäh-Worten gelästert wird/ und sich Gewalt
anthuet: dieser wird mit den Martyren sich erfrewen/ und
wird mit den Engeln gleiche Verträwligkeit und Herrlig-
keit verdienen.
Und wiederumb an eine andere Sententz desselben GOtt
Idem
ibid.
gefälligen Dieners: Trincke mit höchster Fröhligkeit die Bestraffungen
und Verhönungen nicht anders als das Wasser deß Lebens/ sie kommen/ wo-
her sie immer wollen: weilen man dich mit einem gesunden Trunck zu laben
suchet; durch den aller Muthwill und Geylheit vertrieben werde: durch sol-
chen Trunck wird eine geheime Keuschheit auß der Tieffe deiner Seelen
auffgehen/ und das allerschönste Liecht Gottes wird in deinem Hertzen nicht
erlöschen. Erinnere dich auch offtmahl der folgenden Wort deß gemeldten
Grad. 9.Heil. Vatters: Einige haben sich grosser Arbeit und Schmertzen ergeben/
die Nachlassung ihrer Sünden zu erlangen: denen aber wird der jenige leicht-
lich vorkommen/ welcher die Unbill vergesset: dahero haben die H. H. Vätter
ihre Jünger mehrentheils oder durch Widerwärtigkeit/ oder durch Schmäh-
Wort und Bestraffungen/ oder durch Vorwerffung/ Verschämung und
Verspottungen zu versuchen/ zu säuberen/ und zur wahren Vollkommenheit
Grad. 4.zu bequemen/ sich unterstanden: unter solche billig gezehlet wird der jenige
grosse Vorsteher/ von dem der offt gedachte Climacus schreibet/ daß er eins-
mahls die Gedult eines seiner Geistlichen Nahmes Mennae habe probiren
wollen: dieser fromme Münch ware nach verrichteten Geschäfften wieder-
umb zum Closter kommen/ und nachdeme er zu den Füssen seines Oberen nie-
dergefallen/ und nach gewöhnlichem Gebrauch den Seegen begehret/ hat ihn
der Vorsteher vom Abend biß zur Morgen Zeit auff der Erden ligen lassen:
demnach hat er ihm den Seegen ertheilet/ und als einen Gleißner und unge-
dultigen unwürdigen Geistlichen gescholten/ und also gehen lassen: Weilen
dann dem gemeldten Vorsteher die Gedult deß Mennae gnugsamb bekendt
ware; als hat er dieses Schaw-Spiel zur Aufferbawung der anwesenden zei-
gen wollen: der gottselige und gedultige Mennas hat inzwischen das gantze
Psalter gebetten. Unserer einem solte vielleicht wohl das Gedärm im Leib
auß Zorn zersprungen seyn. So ist dann kein Wunder/ daß auß den Füssen
dieses verstorbenen Mennae zwey kostbahre Oel fliessende Brünnlein nach-
mahls entsprungen.

13. Die-

Die Drey und zwantzigſte Geiſtliche Lection
Vrſachen beſtraffet hat/ ſo ſolſt du wiſſen/ daß er dir nuͤtz-
lich geweſen ſeye: und wann ſolches unverdienter Dingen
geſchehen iſt; ſo muß du darfür halten/ daß er dir habe nu-
tzen wollen:
und an dem Spruch deß hocherleuchten Joan. Climaci:
Grad. 4.Seelig iſt/ der umb GOttes willen alle Tag mit Schand-
und Schmaͤh-Worten gelaͤſtert wird/ und ſich Gewalt
anthuet: dieſer wird mit den Martyren ſich erfrewen/ und
wird mit den Engeln gleiche Vertraͤwligkeit und Herrlig-
keit verdienen.
Und wiederumb an eine andere Sententz deſſelben GOtt
Idem
ibid.
gefaͤlligen Dieners: Trincke mit hoͤchſter Froͤhligkeit die Beſtraffungen
und Verhoͤnungen nicht anders als das Waſſer deß Lebens/ ſie kommen/ wo-
her ſie immer wollen: weilen man dich mit einem geſunden Trunck zu laben
ſuchet; durch den aller Muthwill und Geylheit vertrieben werde: durch ſol-
chen Trunck wird eine geheime Keuſchheit auß der Tieffe deiner Seelen
auffgehen/ und das allerſchoͤnſte Liecht Gottes wird in deinem Hertzen nicht
erloͤſchen. Erinnere dich auch offtmahl der folgenden Wort deß gemeldten
Grad. 9.Heil. Vatters: Einige haben ſich groſſer Arbeit und Schmertzen ergeben/
die Nachlaſſung ihrer Suͤnden zu erlangen: denen aber wird der jenige leicht-
lich vorkommen/ welcher die Unbill vergeſſet: dahero haben die H. H. Vaͤtter
ihre Juͤnger mehrentheils oder durch Widerwaͤrtigkeit/ oder durch Schmaͤh-
Wort und Beſtraffungen/ oder durch Vorwerffung/ Verſchaͤmung und
Verſpottungen zu verſuchen/ zu ſaͤuberen/ und zur wahren Vollkommenheit
Grad. 4.zu bequemen/ ſich unterſtanden: unter ſolche billig gezehlet wird der jenige
groſſe Vorſteher/ von dem der offt gedachte Climacus ſchreibet/ daß er eins-
mahls die Gedult eines ſeiner Geiſtlichen Nahmes Mennæ habe probiren
wollen: dieſer fromme Muͤnch ware nach verrichteten Geſchaͤfften wieder-
umb zum Cloſter kommen/ und nachdeme er zu den Fuͤſſen ſeines Oberen nie-
dergefallen/ und nach gewoͤhnlichem Gebrauch den Seegen begehret/ hat ihn
der Vorſteher vom Abend biß zur Morgen Zeit auff der Erden ligen laſſen:
demnach hat er ihm den Seegen ertheilet/ und als einen Gleißner und unge-
dultigen unwuͤrdigen Geiſtlichen geſcholten/ und alſo gehen laſſen: Weilen
dann dem gemeldten Vorſteher die Gedult deß Mennæ gnugſamb bekendt
ware; als hat er dieſes Schaw-Spiel zur Aufferbawung der anweſenden zei-
gen wollen: der gottſelige und gedultige Mennas hat inzwiſchen das gantze
Pſalter gebetten. Unſerer einem ſolte vielleicht wohl das Gedaͤrm im Leib
auß Zorn zerſprungen ſeyn. So iſt dann kein Wunder/ daß auß den Fuͤſſen
dieſes verſtorbenen Mennæ zwey koſtbahre Oel flieſſende Bruͤnnlein nach-
mahls entſprungen.

13. Die-
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[284/0312] Die Drey und zwantzigſte Geiſtliche Lection Vrſachen beſtraffet hat/ ſo ſolſt du wiſſen/ daß er dir nuͤtz- lich geweſen ſeye: und wann ſolches unverdienter Dingen geſchehen iſt; ſo muß du darfür halten/ daß er dir habe nu- tzen wollen: und an dem Spruch deß hocherleuchten Joan. Climaci: Seelig iſt/ der umb GOttes willen alle Tag mit Schand- und Schmaͤh-Worten gelaͤſtert wird/ und ſich Gewalt anthuet: dieſer wird mit den Martyren ſich erfrewen/ und wird mit den Engeln gleiche Vertraͤwligkeit und Herrlig- keit verdienen. Und wiederumb an eine andere Sententz deſſelben GOtt gefaͤlligen Dieners: Trincke mit hoͤchſter Froͤhligkeit die Beſtraffungen und Verhoͤnungen nicht anders als das Waſſer deß Lebens/ ſie kommen/ wo- her ſie immer wollen: weilen man dich mit einem geſunden Trunck zu laben ſuchet; durch den aller Muthwill und Geylheit vertrieben werde: durch ſol- chen Trunck wird eine geheime Keuſchheit auß der Tieffe deiner Seelen auffgehen/ und das allerſchoͤnſte Liecht Gottes wird in deinem Hertzen nicht erloͤſchen. Erinnere dich auch offtmahl der folgenden Wort deß gemeldten Heil. Vatters: Einige haben ſich groſſer Arbeit und Schmertzen ergeben/ die Nachlaſſung ihrer Suͤnden zu erlangen: denen aber wird der jenige leicht- lich vorkommen/ welcher die Unbill vergeſſet: dahero haben die H. H. Vaͤtter ihre Juͤnger mehrentheils oder durch Widerwaͤrtigkeit/ oder durch Schmaͤh- Wort und Beſtraffungen/ oder durch Vorwerffung/ Verſchaͤmung und Verſpottungen zu verſuchen/ zu ſaͤuberen/ und zur wahren Vollkommenheit zu bequemen/ ſich unterſtanden: unter ſolche billig gezehlet wird der jenige groſſe Vorſteher/ von dem der offt gedachte Climacus ſchreibet/ daß er eins- mahls die Gedult eines ſeiner Geiſtlichen Nahmes Mennæ habe probiren wollen: dieſer fromme Muͤnch ware nach verrichteten Geſchaͤfften wieder- umb zum Cloſter kommen/ und nachdeme er zu den Fuͤſſen ſeines Oberen nie- dergefallen/ und nach gewoͤhnlichem Gebrauch den Seegen begehret/ hat ihn der Vorſteher vom Abend biß zur Morgen Zeit auff der Erden ligen laſſen: demnach hat er ihm den Seegen ertheilet/ und als einen Gleißner und unge- dultigen unwuͤrdigen Geiſtlichen geſcholten/ und alſo gehen laſſen: Weilen dann dem gemeldten Vorſteher die Gedult deß Mennæ gnugſamb bekendt ware; als hat er dieſes Schaw-Spiel zur Aufferbawung der anweſenden zei- gen wollen: der gottſelige und gedultige Mennas hat inzwiſchen das gantze Pſalter gebetten. Unſerer einem ſolte vielleicht wohl das Gedaͤrm im Leib auß Zorn zerſprungen ſeyn. So iſt dann kein Wunder/ daß auß den Fuͤſſen dieſes verſtorbenen Mennæ zwey koſtbahre Oel flieſſende Bruͤnnlein nach- mahls entſprungen. Grad. 4. Idem ibid. Grad. 9. Grad. 4. 13. Die-

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/312>, abgerufen am 25.11.2024.