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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem Gehorsamb.
ohne Essen und Trincken auff die Antwort seines gethanen Versuchs war-
ten lassen: und/ da er nunmehr die grosse Beständigkeit deß gefasten Vor-
habens gesehen/ hat er ihm mit diesen Worten geantwortet: du kanst seelig
werden/ wann du den Gehorsamb hast/ und das verrichtest/ was du von mir
hören wirst: ich will/ sagt der Alte/ alles thuen/ was dir gefällig ist: Anto-
nius fangt derhalben an die schwärste Bußwerck/ so er in seiner Jugend ge-
übet/ zu erneweren: diesem allen aber ist mit allem Eyffer vollkommentlich
nachkommen der einfältige Paulus: da er nun erfahren/ daß der alte Jünger
durch so strenge Weiß zu leben von seinem Vorsatz zu weichen nicht gesin-
net wäre; hat er ihnen mit dem Gehorsamb versuchen wollen/ und hat ihm
solche Ding zu thuen befohlen/ welche der Vernunfft und gemeiner Ubung
zu wider seynd: Er hat gantze Tage auß dem Brunnen Wasser schöpffen/
und selbiges alsbald wiederumb auff die Erd giessen müssen: die wohl ge-
flechtete Körbe hat er müssen gäntzlich aufflosen/ und hernach wiederumb zu-
sammen flechten: die Kleider hat er müssen von einander schneiden/ wieder-
umb zusammen nähen/ und abermahl zertheilen: einen Eymer voller Hönig
muste er zerschlagen/ und den Hönig verschütten/ denselben aber alsbald mit
einer Muschel dergestalt auffnehmen/ daß nichts unsauberes mit auffgeklau-
bet wurde: dieses und alles übrige/ was dem Paulo von seiner Obrigkeit auch
gegen die Natur zu thuen/ ist befohlen worden/ hat er ohne das geringste Wi-
dersprechen oder Unwillen in aller Demut verrichtet; und dardurch so grosse
Gnad von Gott erhalten/ daß er an Gewalt die Teuffelen außzutreiben/ sei-
nem Lehrmeister dem Antonio ist vorgangen: es ist aber nit zu zweiffeln/ daß
derselbige viel grössern Lohn werde empfangen haben im Himmel/ der also von
Gott ist geehret worden auff Erden.

7. Auch ist dieser nach Meinung deß H. Basilii, ein blinder GehorsambInst.
mon. se[c.]

2.

zu nennen/ wann ein Geistlicher nach dem Winck seiner Obrigkeit nicht al-
lein flichet/ was sündhafft ist; sondern/ wann er auch das jenige unterlasset/
was löblich ist: dann/ ob zwar die Mässigkeit und Abtödtung nützlich seynd;
so können sie doch/ wann sie auß eigenem Willen geschehen/ dem allerhöchsten
GOtt nicht so angenehm seyn/ als eben der Gehorsamb: und dies[e]s zeigt uns
der gottselige Blosius. indem er die Offenbahrung der H. Brigittä mit diesen
Worten beschreibet: die H. Brigitta/ sagt er/ hat er auch auß dem Mund deßAppen.
4. Inst.
sp. n.
6.

Herrn dieses gehöret: der lieber wolte fasten/ als essen und trincken/ und gleich-
wol auß Gehorsam isset und trincket; der wird denselbigen Lohn bekommen/ wel-
chen der jenige empfahet/ so da rechtmässig fastet: gleichen Lohn hat zu gewar-
ten/ der kranck ist/ und isset/ und wolte doch lieber mir zu chren fasten: derhalben

setzt
J i 2

Von dem Gehorſamb.
ohne Eſſen und Trincken auff die Antwort ſeines gethanen Verſuchs war-
ten laſſen: und/ da er nunmehr die groſſe Beſtaͤndigkeit deß gefaſten Vor-
habens geſehen/ hat er ihm mit dieſen Worten geantwortet: du kanſt ſeelig
werden/ wann du den Gehorſamb haſt/ und das verrichteſt/ was du von mir
hoͤren wirſt: ich will/ ſagt der Alte/ alles thuen/ was dir gefaͤllig iſt: Anto-
nius fangt derhalben an die ſchwaͤrſte Bußwerck/ ſo er in ſeiner Jugend ge-
uͤbet/ zu erneweren: dieſem allen aber iſt mit allem Eyffer vollkommentlich
nachkommen der einfaͤltige Paulus: da er nun erfahren/ daß der alte Juͤnger
durch ſo ſtrenge Weiß zu leben von ſeinem Vorſatz zu weichen nicht geſin-
net waͤre; hat er ihnen mit dem Gehorſamb verſuchen wollen/ und hat ihm
ſolche Ding zu thuen befohlen/ welche der Vernunfft und gemeiner Ubung
zu wider ſeynd: Er hat gantze Tage auß dem Brunnen Waſſer ſchoͤpffen/
und ſelbiges alsbald wiederumb auff die Erd gieſſen muͤſſen: die wohl ge-
flechtete Koͤrbe hat er muͤſſen gaͤntzlich auffloſen/ und hernach wiederumb zu-
ſammen flechten: die Kleider hat er muͤſſen von einander ſchneiden/ wieder-
umb zuſammen naͤhen/ und abermahl zertheilen: einen Eymer voller Hoͤnig
muſte er zerſchlagen/ und den Hoͤnig verſchuͤtten/ denſelben aber alsbald mit
einer Muſchel dergeſtalt auffnehmen/ daß nichts unſauberes mit auffgeklau-
bet wurde: dieſes und alles uͤbrige/ was dem Paulo von ſeiner Obrigkeit auch
gegen die Natur zu thuen/ iſt befohlen worden/ hat er ohne das geringſte Wi-
derſprechen oder Unwillen in aller Demut verrichtet; und dardurch ſo groſſe
Gnad von Gott erhalten/ daß er an Gewalt die Teuffelen außzutreiben/ ſei-
nem Lehrmeiſter dem Antonio iſt vorgangen: es iſt aber nit zu zweiffeln/ daß
derſelbige viel groͤſſern Lohn werde empfangen haben im Himmel/ der alſo von
Gott iſt geehret worden auff Erden.

7. Auch iſt dieſer nach Meinung deß H. Baſilii, ein blinder GehorſambInſt.
mon. ſe[c.]

2.

zu nennen/ wann ein Geiſtlicher nach dem Winck ſeiner Obrigkeit nicht al-
lein flichet/ was ſuͤndhafft iſt; ſondern/ wann er auch das jenige unterlaſſet/
was loͤblich iſt: dann/ ob zwar die Maͤſſigkeit und Abtoͤdtung nuͤtzlich ſeynd;
ſo koͤnnen ſie doch/ wann ſie auß eigenem Willen geſchehen/ dem allerhoͤchſten
GOtt nicht ſo angenehm ſeyn/ als eben der Gehorſamb: und dieſ[e]s zeigt uns
der gottſelige Bloſius. indem er die Offenbahrung der H. Brigittaͤ mit dieſen
Worten beſchreibet: die H. Brigitta/ ſagt er/ hat er auch auß dem Mund deßAppen.
4. Inſt.
ſp. n.
6.

Herrn dieſes gehoͤret: der lieber wolte faſten/ als eſſen und trincken/ und gleich-
wol auß Gehorſam iſſet und trincket; der wird denſelbigen Lohn bekom̃en/ wel-
chen der jenige empfahet/ ſo da rechtmaͤſſig faſtet: gleichen Lohn hat zu gewar-
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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/279>, abgerufen am 24.11.2024.