Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Ein und zwantzigste Geistliche Lection ges Werck seines gantzen Lebens. Diesem Rogerio hat unser sehr geistreichtJosephus a S. P. Augustino in der wahren Vollkommenheit deß Gehor- sambs nicht weichen wollen; indem er den Tag seines Tods vorgewisset/ und an selbigem von dem chrwürdigen Priori P. Marco Erlaubnüß zu sterben/ und den vätterlichen Seegen begehret/ und auch erlanget; worauff er dan also bald verschieden/ und der die Zeit seines Lebens deß Gehorsambs sich eyffe- rig befleissen/ hat auch auß Gehorsamb zu sterben verdienet: dieser gottselige Münch ist vielmahl nach seinem Todt in glorwürdiger Gestalt geschen/ und unter seinen singenden und Gott lobenden Mit-Brüdern gehöret worden: dem nun ein solches End/ und so glückliches Hinscheiden gefallet; der lasse sich vor allem die herrliche Tugend deß Gehorsambs angelegen seyn/ zuma- len selbige mehr als andere einen geistlichen Zierat/ und so wohl den Men- schen/ als Gott gefällig machet. Der Andere Theil. 6. NUn mercke/ mein Christliche Seel/ was da zu einem vollkommenen Ohne
Die Ein und zwantzigſte Geiſtliche Lection ges Werck ſeines gantzen Lebens. Dieſem Rogerio hat unſer ſehr geiſtreichtJoſephuſ à S. P. Auguſtino in der wahren Vollkommenheit deß Gehor- ſambs nicht weichen wollen; indem er den Tag ſeines Tods vorgewiſſet/ und an ſelbigem von dem chrwuͤrdigen Priori P. Marco Erlaubnuͤß zu ſterben/ und den vaͤtterlichen Seegen begehret/ und auch erlanget; worauff er dan alſo bald verſchieden/ und der die Zeit ſeines Lebens deß Gehorſambs ſich eyffe- rig befleiſſen/ hat auch auß Gehorſamb zu ſterben verdienet: dieſer gottſelige Muͤnch iſt vielmahl nach ſeinem Todt in glorwuͤrdiger Geſtalt geſchen/ und unter ſeinen ſingenden und Gott lobenden Mit-Bruͤdern gehoͤret worden: dem nun ein ſolches End/ und ſo gluͤckliches Hinſcheiden gefallet; der laſſe ſich vor allem die herrliche Tugend deß Gehorſambs angelegen ſeyn/ zuma- len ſelbige mehr als andere einen geiſtlichen Zierat/ und ſo wohl den Men- ſchen/ als Gott gefaͤllig machet. Der Andere Theil. 6. NUn mercke/ mein Chriſtliche Seel/ was da zu einem vollkommenen Ohne
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Die Ein und zwantzigſte Geiſtliche Lection
ges Werck ſeines gantzen Lebens. Dieſem Rogerio hat unſer ſehr geiſtreicht
Joſephuſ à S. P. Auguſtino in der wahren Vollkommenheit deß Gehor-
ſambs nicht weichen wollen; indem er den Tag ſeines Tods vorgewiſſet/ und
an ſelbigem von dem chrwuͤrdigen Priori P. Marco Erlaubnuͤß zu ſterben/
und den vaͤtterlichen Seegen begehret/ und auch erlanget; worauff er dan alſo
bald verſchieden/ und der die Zeit ſeines Lebens deß Gehorſambs ſich eyffe-
rig befleiſſen/ hat auch auß Gehorſamb zu ſterben verdienet: dieſer gottſelige
Muͤnch iſt vielmahl nach ſeinem Todt in glorwuͤrdiger Geſtalt geſchen/ und
unter ſeinen ſingenden und Gott lobenden Mit-Bruͤdern gehoͤret worden:
dem nun ein ſolches End/ und ſo gluͤckliches Hinſcheiden gefallet; der laſſe
ſich vor allem die herrliche Tugend deß Gehorſambs angelegen ſeyn/ zuma-
len ſelbige mehr als andere einen geiſtlichen Zierat/ und ſo wohl den Men-
ſchen/ als Gott gefaͤllig machet.
Der Andere Theil.
6. NUn mercke/ mein Chriſtliche Seel/ was da zu einem vollkommenen
Gehorſamb fuͤrnemblich erfordert werde. Erſtlich muß der Gehor-
ſamb blind ſeyn; zum andern muß er willig und hurtig ſeyn; und zum dritten
muß er ſtarck ſeyn. So viel die erſte Eigenſchafft deſſelben belanget; muß
ein Gehorſamer nicht mit einer unbeſonnenen und vermeſſenen Blindheit
auch das jenige vollzichen/ ſo unehrbar und unzulaͤſſig iſt; ſondern er muß
die Urſachen/ warumb ihm dieſes oder jenes von der Obrigkeit befohlen wer-
de/ nicht erforſchen; und muß ihm gnug ſeyn zu wiſſen/ daß das jenige/ ſo
ihm aufferlegt wird/ ohne Suͤnd geſchehen koͤnne: dahero ſagt der Heil. Kir-
chen-Lehrer Gregorius: Ein wahre Gehorſamb ůberlegt die
Intention oder Meinung der Vorſtehern mit nichten; er
macht auch unter den Gebotten derſelben keinen Vnter-
ſcheid: weilen der jenige/ welcher alle Vernuufft ſeines Le-
bens der Obrigkeit unterworffen/ darinnen allein ſeine
Frewd hat/ daß er verrichte/ was ihm iſt befohlen worden:
dann alle dieſe koͤnnen nicht urtheilen/ welche den Gehor-
ſamb zu leiſten vollkommentlich erlehrnet haben; Deren ich
dir einen auß vielen/ nemblich den Heil. Emſidler Paulum, der genennet wird
der Einfaͤltige/ allhier anziche: ſelbiger hat in ſeinem ſechtzig jaͤhrigen Alter
bey dem Heil. Antonio angehalten/ daß er der Zahl ſeiner Juͤnger moͤchte
beygeſetzt werden; dieſen hat der jetzt gemeldte Heil. Vatter drey Tag lang
Ohne
In lib. 1.
Reg. l. 2.
c. 4.
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