Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Gehorsamb. GOtt zu allen Zeiten: das Wohlthun kanst du aber bessernicht verrichten/ als durch einen vollkommenen Gehor- samb: welcher auch ist ein Gnaden-Thron der Sünder/ weilenselbiger das allerkräfftigste Mittel ist die Nachlassung der Sünden zu erhalten: er ist ein Fried-Opffer; dann er ein wunder- und sonderbahre Macht hat aller- hand Gaaben GOttes zu erwerben: und schließlich ist er auch ein heiliges Meß-Opffer; zumahlen er das blütige Schlacht-Opffer/ in dem sich Chri- stus seinem himmlischen Vatter hat auffgeopfferet/ und biß zum Todt deß Creutzes gehorsamb gewesen/ zur Gedächtnuß bringet: daß also billig der Heyland durch seinen Propheten von sich selbsten gesprochen: Schlacht-Ps. 39. 7. Opffer und Speiß-Opffer hast du nicht begehret: aber du hast mir meine Ohren zubereitet: Brand-Opffer und Opf- fer fur die Sunde hast du nicht gefordert: da sprach ich/ sie- he/ ich komme: im Anfang deß Buchs ist von mir geschrie- ben/ daß ich deinen Willen verrichten soll/ O Gott. 5. Derhalben/ mein Christliche Seel/ seye nicht bekümmert/ wann du ges J i
Von dem Gehorſamb. GOtt zu allen Zeiten: das Wohlthun kanſt du aber beſſernicht verrichten/ als durch einen vollkommenen Gehor- ſamb: welcher auch iſt ein Gnaden-Thron der Suͤnder/ weilenſelbiger das allerkraͤfftigſte Mittel iſt die Nachlaſſung der Suͤnden zu erhalten: er iſt ein Fried-Opffer; dann er ein wunder- und ſonderbahre Macht hat aller- hand Gaaben GOttes zu erwerben: und ſchließlich iſt er auch ein heiliges Meß-Opffer; zumahlen er das bluͤtige Schlacht-Opffer/ in dem ſich Chri- ſtus ſeinem himmliſchen Vatter hat auffgeopfferet/ und biß zum Todt deß Creutzes gehorſamb geweſen/ zur Gedaͤchtnuß bringet: daß alſo billig der Heyland durch ſeinen Propheten von ſich ſelbſten geſprochen: Schlacht-Pſ. 39. 7. Opffer und Speiß-Opffer haſt du nicht begehret: aber du haſt mir meine Ohren zubereitet: Brand-Opffer und Opf- fer fůr die Sůnde haſt du nicht gefordert: da ſprach ich/ ſie- he/ ich komme: im Anfang deß Buchs iſt von mir geſchrie- ben/ daß ich deinen Willen verrichten ſoll/ O Gott. 5. Derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ ſeye nicht bekuͤmmert/ wann du ges J i
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Von dem Gehorſamb.
GOtt zu allen Zeiten: das Wohlthun kanſt du aber beſſer
nicht verrichten/ als durch einen vollkommenen Gehor-
ſamb: welcher auch iſt ein Gnaden-Thron der Suͤnder/ weilenſelbiger das
allerkraͤfftigſte Mittel iſt die Nachlaſſung der Suͤnden zu erhalten: er iſt
ein Fried-Opffer; dann er ein wunder- und ſonderbahre Macht hat aller-
hand Gaaben GOttes zu erwerben: und ſchließlich iſt er auch ein heiliges
Meß-Opffer; zumahlen er das bluͤtige Schlacht-Opffer/ in dem ſich Chri-
ſtus ſeinem himmliſchen Vatter hat auffgeopfferet/ und biß zum Todt deß
Creutzes gehorſamb geweſen/ zur Gedaͤchtnuß bringet: daß alſo billig der
Heyland durch ſeinen Propheten von ſich ſelbſten geſprochen: Schlacht-
Opffer und Speiß-Opffer haſt du nicht begehret: aber du
haſt mir meine Ohren zubereitet: Brand-Opffer und Opf-
fer fůr die Sůnde haſt du nicht gefordert: da ſprach ich/ ſie-
he/ ich komme: im Anfang deß Buchs iſt von mir geſchrie-
ben/ daß ich deinen Willen verrichten ſoll/ O Gott.
Pſ. 39. 7.
5. Derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ ſeye nicht bekuͤmmert/ wann du
vielleicht zu ſchwaͤren und harten Bußwercken nicht bequem biſt; ſeye nur
Gehorſamb/ ſo wirſt du denen gleich/ oder auch groͤſſer werden in den Augen
GOttes/ welche mit ungemeiner Schaͤrffe ihren Leib caſteyen; und damit
du dieſes verſichert ſeyeſt/ als ſtelle ich dir vor Augen den H. Doſitheum, der
wegen allzugroſſer Zartigkeit und Schwachheit ſeines Leibs der ſchwaͤren
Bußwercken ſich enthalten muͤſſen/ und hat dannoch vermittelſt eines voll-
kommenen Gehorſambs dieſelbige Cron der Seeligkeit ſich erworben/ ſo dem
H. Antonio durch ſein hartes Leben iſt zu theil worden; Auch hat GOTT
einsmahls durch ſeine goͤttliche Stimm ſelbſt bezeuget/ daß ein ſichere Cloſter
Jungfraw/ welche auß Gehorſamb die H. Communion zu empfangen un-
terlaſſen/ und in der Kuͤchen gearbeitet/ groͤſſern Lohn verdienet habe/ als
wann ſie nach ihrem Verlangen deß H. Nachtmahls waͤre theilhafftig wor-
den. Der fromme Rogerius redet auch in ſeinem Sterbſtuͤndlein den H. Abt
Arſenium mit dieſen Worten an/ und ſagt: ey lieber Vatter/ ich bitte dich/
befehle mir doch daß ich ſterbe/ auff daß ich alſo auß Gehorſamb moͤge hin-
ſcheiden/ und auch ſterbend mich bey GOtt verdienſtlich mache; dann ich hab
vonſechzig Jahren her dieſe Gnad von Gott begchrt/ daß er mich nicht ohne
Befehl meines geiſtlichen Vatters ſterben laſſe. Wohlan/ ſagt Arſenius,
ſo ſterbe dann/ mein lieber Bruder: hierauff ſtirbt alsbald der gemeldte Ro-
gerius, und verkuͤndiget in ſelbiger Nacht ſeinem Vatter Arſenio, daß ſein
ſolches Hinſcheiden hoͤher von CHriſto ſeye geſchaͤtzet worden/ als eineintzi-
ges
Rodriq.
p. 3. tr. 5. c.
1.
Hiſtoria.
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