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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Ein und Zwantzigste Geistliche Lection
Christi gewesen; ich hab die Seelen der Heiligen geschen; und hab mei-
nen Erlöser zu mir sagen hören: Siehe/ dieser ist dein Ort unter deinen
Brüdern: keiner wird auß deinem Orden zu Grund gehen/ wann er sei-
nen Orden biß zum End lieben wird: er wird oder im Todt/ oder bald nach
selbigem gereiniget werden. Von gleicher Consideration ist das jenige/
Petrus de
Vega in
Hist. sui
Ord
Historia.
so einem Geistlichen auß dem Orden deß H. Hieronymi wiederfahren. Die-
ser fromme Diener GOttes wurde von denen Außerwählten/ die er vor an-
deren am meisten verehrt hatte/ besuchet; und nach geschehener solcher Be-
suchungsagte er: es ist mir Leyd/ daß ich in meinem geistlichen Stand mich
so wenig bemühet hab: durch das Creutz und Leyden Christi aber/ und we-
gen deß Gehorsambs/ welchen ich meiner Obrigkeit treulich geleistet/ gehe
ich zum Reich der Himmelen. Dieses hat mir GOtt zum Trost und auff-
erbauung der Geistlichen offenbahret; damit die Laue und Nachlassige ihr
Leben besseren mögten. Ein wenig nach diesen Worten hat er mit grosser
Freud seines Hertzens den Geist auffgegeben. Weiters können wir auch
auß der Offenbahrung der H. Gertrudis abnehmen/ wie der Weeg zum
Lib. 5.
Insin. c.

24.
Himmel durch den Gehorsamb so sicher gemacht werde. Dieser H. Jung-
frauen wurde der Weeg zum ewigen Leben gezeiget in der Gleichnuß eines
sehr gehen Bretts/ so man schwerlich hinauff steigen konnte; derhalben sich
ein jeder mit beyden Händen bemühen muste/ und wurde darzu von denen
herumbstehenden bösen Geistern noch verhinderet. Das Brett der ge-
horsamen Geistlichen aber ware auff beyden Seiten mit Stangen und Läh-
nen verschen/ und die Engelen GOttes waren denen auffsteigenden bchülff-
lich. Jst dann nicht wahr/ und abermahl wahr/ was der weiseste Salomon
Prov. 21.
v.
28.
sagt: Der unterthänig ist/ wird vom Sieg reden. Er
wird alle seine Feind/ die ihn von diesem geraden Weeg abhalten wollen/
überwinden und zu Boden werffen.

4. Noch ein ander herrlicher Nutzen deß Gehorsambs ist dieser; daß er
nemblich in Erlangung deß jenigen/ so wir begehren/ allen andern Opffern
deß alten Testaments weit vorgehe/ wie wir lesen im ersten Buch der Kö-
c. 15. v. 23.nigen: Gehorsamb ist besser/ als Schlacht-Opffer. Und
derhalben ist der Gehorsamb zu Erhaltung der Gnaden und Wolthaten
GOttes kräfftiger und besser; weilen durch selbigen der Mensch sich gantz
und zumahlen zum allerfeististen und GOtt-gefälligsten Brand-Opffer
darreichet. Er ist ein Opffer deß Lobs und der Dancksagung/ wie der H.
Augustinus meldet: Wilstu/ sagt er/ GOtt immer und allzeit
In Psalm.
148.
loben? Wolan/ so thue alles wohl; und in dem lobestu

GOtt

Die Ein und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
Chriſti geweſen; ich hab die Seelen der Heiligen geſchen; und hab mei-
nen Erloͤſer zu mir ſagen hoͤren: Siehe/ dieſer iſt dein Ort unter deinen
Bruͤdern: keiner wird auß deinem Orden zu Grund gehen/ wann er ſei-
nen Orden biß zum End lieben wird: er wird oder im Todt/ oder bald nach
ſelbigem gereiniget werden. Von gleicher Conſideration iſt das jenige/
Petrus de
Vega in
Hiſt. ſui
Ord
Hiſtoria.
ſo einem Geiſtlichen auß dem Orden deß H. Hieronymi wiederfahren. Die-
ſer fromme Diener GOttes wurde von denen Außerwaͤhlten/ die er vor an-
deren am meiſten verehrt hatte/ beſuchet; und nach geſchehener ſolcher Be-
ſuchungſagte er: es iſt mir Leyd/ daß ich in meinem geiſtlichen Stand mich
ſo wenig bemuͤhet hab: durch das Creutz und Leyden Chriſti aber/ und we-
gen deß Gehorſambs/ welchen ich meiner Obrigkeit treulich geleiſtet/ gehe
ich zum Reich der Himmelen. Dieſes hat mir GOtt zum Troſt und auff-
erbauung der Geiſtlichen offenbahret; damit die Laue und Nachlaſſige ihr
Leben beſſeren moͤgten. Ein wenig nach dieſen Worten hat er mit groſſer
Freud ſeines Hertzens den Geiſt auffgegeben. Weiters koͤnnen wir auch
auß der Offenbahrung der H. Gertrudis abnehmen/ wie der Weeg zum
Lib. 5.
Inſin. c.

24.
Himmel durch den Gehorſamb ſo ſicher gemacht werde. Dieſer H. Jung-
frauen wurde der Weeg zum ewigen Leben gezeiget in der Gleichnuß eines
ſehr gehen Bretts/ ſo man ſchwerlich hinauff ſteigen konnte; derhalben ſich
ein jeder mit beyden Haͤnden bemuͤhen muſte/ und wurde darzu von denen
herumbſtehenden boͤſen Geiſtern noch verhinderet. Das Brett der ge-
horſamen Geiſtlichen aber ware auff beyden Seiten mit Stangen und Laͤh-
nen verſchen/ und die Engelen GOttes waren denen auffſteigenden bchuͤlff-
lich. Jſt dann nicht wahr/ und abermahl wahr/ was der weiſeſte Salomon
Prov. 21.
v.
28.
ſagt: Der unterthaͤnig iſt/ wird vom Sieg reden. Er
wird alle ſeine Feind/ die ihn von dieſem geraden Weeg abhalten wollen/
uͤberwinden und zu Boden werffen.

4. Noch ein ander herrlicher Nutzen deß Gehorſambs iſt dieſer; daß er
nemblich in Erlangung deß jenigen/ ſo wir begehren/ allen andern Opffern
deß alten Teſtaments weit vorgehe/ wie wir leſen im erſten Buch der Koͤ-
c. 15. v. 23.nigen: Gehorſamb iſt beſſer/ als Schlacht-Opffer. Und
derhalben iſt der Gehorſamb zu Erhaltung der Gnaden und Wolthaten
GOttes kraͤfftiger und beſſer; weilen durch ſelbigen der Menſch ſich gantz
und zumahlen zum allerfeiſtiſten und GOtt-gefaͤlligſten Brand-Opffer
darreichet. Er iſt ein Opffer deß Lobs und der Danckſagung/ wie der H.
Auguſtinus meldet: Wilſtu/ ſagt er/ GOtt immer und allzeit
In Pſalm.
148.
loben? Wolan/ ſo thue alles wohl; und in dem lobeſtu

GOtt
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[248/0276] Die Ein und Zwantzigſte Geiſtliche Lection Chriſti geweſen; ich hab die Seelen der Heiligen geſchen; und hab mei- nen Erloͤſer zu mir ſagen hoͤren: Siehe/ dieſer iſt dein Ort unter deinen Bruͤdern: keiner wird auß deinem Orden zu Grund gehen/ wann er ſei- nen Orden biß zum End lieben wird: er wird oder im Todt/ oder bald nach ſelbigem gereiniget werden. Von gleicher Conſideration iſt das jenige/ ſo einem Geiſtlichen auß dem Orden deß H. Hieronymi wiederfahren. Die- ſer fromme Diener GOttes wurde von denen Außerwaͤhlten/ die er vor an- deren am meiſten verehrt hatte/ beſuchet; und nach geſchehener ſolcher Be- ſuchungſagte er: es iſt mir Leyd/ daß ich in meinem geiſtlichen Stand mich ſo wenig bemuͤhet hab: durch das Creutz und Leyden Chriſti aber/ und we- gen deß Gehorſambs/ welchen ich meiner Obrigkeit treulich geleiſtet/ gehe ich zum Reich der Himmelen. Dieſes hat mir GOtt zum Troſt und auff- erbauung der Geiſtlichen offenbahret; damit die Laue und Nachlaſſige ihr Leben beſſeren moͤgten. Ein wenig nach dieſen Worten hat er mit groſſer Freud ſeines Hertzens den Geiſt auffgegeben. Weiters koͤnnen wir auch auß der Offenbahrung der H. Gertrudis abnehmen/ wie der Weeg zum Himmel durch den Gehorſamb ſo ſicher gemacht werde. Dieſer H. Jung- frauen wurde der Weeg zum ewigen Leben gezeiget in der Gleichnuß eines ſehr gehen Bretts/ ſo man ſchwerlich hinauff ſteigen konnte; derhalben ſich ein jeder mit beyden Haͤnden bemuͤhen muſte/ und wurde darzu von denen herumbſtehenden boͤſen Geiſtern noch verhinderet. Das Brett der ge- horſamen Geiſtlichen aber ware auff beyden Seiten mit Stangen und Laͤh- nen verſchen/ und die Engelen GOttes waren denen auffſteigenden bchuͤlff- lich. Jſt dann nicht wahr/ und abermahl wahr/ was der weiſeſte Salomon ſagt: Der unterthaͤnig iſt/ wird vom Sieg reden. Er wird alle ſeine Feind/ die ihn von dieſem geraden Weeg abhalten wollen/ uͤberwinden und zu Boden werffen. Petrus de Vega in Hiſt. ſui Ord Hiſtoria. Lib. 5. Inſin. c. 24. Prov. 21. v. 28. 4. Noch ein ander herrlicher Nutzen deß Gehorſambs iſt dieſer; daß er nemblich in Erlangung deß jenigen/ ſo wir begehren/ allen andern Opffern deß alten Teſtaments weit vorgehe/ wie wir leſen im erſten Buch der Koͤ- nigen: Gehorſamb iſt beſſer/ als Schlacht-Opffer. Und derhalben iſt der Gehorſamb zu Erhaltung der Gnaden und Wolthaten GOttes kraͤfftiger und beſſer; weilen durch ſelbigen der Menſch ſich gantz und zumahlen zum allerfeiſtiſten und GOtt-gefaͤlligſten Brand-Opffer darreichet. Er iſt ein Opffer deß Lobs und der Danckſagung/ wie der H. Auguſtinus meldet: Wilſtu/ ſagt er/ GOtt immer und allzeit loben? Wolan/ ſo thue alles wohl; und in dem lobeſtu GOtt c. 15. v. 23. In Pſalm. 148.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/276>, abgerufen am 24.11.2024.