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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem Gehorsamb.
anderer guten Werck sich bey GOtt verdienstlich mache. Die andere
Frucht deß Gehorsambs ist diese; das durch selbigen der Mensch seinem
GOtt und HErrn über alle Massen gefalle; und das zwarn billig; diewei-
len ein solcher Geistliche nicht seinen Sohn mit dem Abraham/ nicht einen
Theil seiner/ sondern sich selbst gantz und zumahlen seinem lieben GOtt
auffopfferet und schlachtet/ in dem er seinen Willen und sich selbsten umb
seines Herren Willen verläugnet und vernichtiget. Diesen Handel hat
wohl verstanden der noch zwarn jung von Jahren/ jedoch kluge Dorotheus/S. Doro-
th.
Doctr.
11.

derhalben er sich in dieser seiner Jugend alsbald dem Gehorsamb vollkom-
mentlich er geben; und hat dadurch nicht allein die Gnad erlanget/ daß ihm
keine vorgefallene Widerwärtigkeit schwär gefallen ist/ wie groß sie immer
hat seyn können; sondern hat sich auch Krafftdieser Verläugnung den un-
sterblichen und ewigen Nahmen der Heiligkeit mit der That selbsten erwor-
ben. Die dritte Frucht deß Gehorsambs ist diese; das derselbige seye eins
von den gewisseresten Zeichen der Verordnung zum ewigen Leben: Sinte-
mahlen dieser Weeg/ gleich wie er von dem eigenen Willen am weitesten
entfernet ist/ also keinen Jrthumb und Umbweg unterworffen ist. Dahe-
ro sagt Christus mit allem Ernst: Wann du wilt zum Leben ein-Matt. 19.
gehen/ so halte die Gebott. Und der Gottseelige Climacus leh-
ret/ daß der jenige/ so sein Gewissen der Verwaltung sei-Grad. 4.
nes geistlichen Vatters allzeit gern unterworffen/ und selbiges also gantz
sauber gehalten hat; den Todt mehr nicht als einen Schlaff/ ja so gar als
ein Leben achte/ und denselben täglich unverzagt erwarte/ dieweilen er
versichert ist/ daß zur Zeit seines Hinscheidens die Rechnung seines Lebens
nicht von ihm/ sondern von seinem Vatter werde gefordert werden/ wie der
himmlische Vatter einsmahls der H Catharinä mit diesen Worten offen-
bahret hat. Ein wahrer gehorsamer Mensch ist mir nicht verbunden Re-
chenschafft zu geben von seinem Handel und Wandel/ sondern dessen vorste-
her. So ist dann der Gehorsamb ein Schlüssel/ durch welchen Christus
den Himmel eröffnet/ und den Händen seines Stadt-Halters überlassen
hat. Derhalben hat sich der H. Bernardus erkühnet zu sagen: Jch werdSerm. 28.
in cant.

würdig seyn GOtt zu sehen/ wann ich von selbigem vorhero für ein wahren
Gehorsamer werd gehalten werden: und alsdan werd ich in aller Versicherheit
meinen Herren sehen/ wann das Opffer meines Gehorsambs denselben
vorhin belangen wird. Dieses heiligen Mans Bruder Gerardus/ da er
einsmahls im Geist verzuckt gewesen/ und nach dreyen Tagen wieder umb
zu sich kommen/ hat er alsbald mit diesen Worten loß gebrochen: O
wie ein gute Sach ist der Gehorsamb! Jch bin vor dem Richter-Stuhl

Christi

Von dem Gehorſamb.
anderer guten Werck ſich bey GOtt verdienſtlich mache. Die andere
Frucht deß Gehorſambs iſt dieſe; das durch ſelbigen der Menſch ſeinem
GOtt und HErrn uͤber alle Maſſen gefalle; und das zwarn billig; diewei-
len ein ſolcher Geiſtliche nicht ſeinen Sohn mit dem Abraham/ nicht einen
Theil ſeiner/ ſondern ſich ſelbſt gantz und zumahlen ſeinem lieben GOtt
auffopfferet und ſchlachtet/ in dem er ſeinen Willen und ſich ſelbſten umb
ſeines Herren Willen verlaͤugnet und vernichtiget. Dieſen Handel hat
wohl verſtanden der noch zwarn jung von Jahren/ jedoch kluge Dorotheus/S. Doro-
th.
Doctr.
11.

derhalben er ſich in dieſer ſeiner Jugend alsbald dem Gehorſamb vollkom-
mentlich er geben; und hat dadurch nicht allein die Gnad erlanget/ daß ihm
keine vorgefallene Widerwaͤrtigkeit ſchwaͤr gefallen iſt/ wie groß ſie immer
hat ſeyn koͤnnen; ſondern hat ſich auch Krafftdieſer Verlaͤugnung den un-
ſterblichen und ewigen Nahmen der Heiligkeit mit der That ſelbſten erwor-
ben. Die dritte Frucht deß Gehorſambs iſt dieſe; das derſelbige ſeye eins
von den gewiſſereſten Zeichen der Verordnung zum ewigen Leben: Sinte-
mahlen dieſer Weeg/ gleich wie er von dem eigenen Willen am weiteſten
entfernet iſt/ alſo keinen Jrthumb und Umbweg unterworffen iſt. Dahe-
ro ſagt Chriſtus mit allem Ernſt: Wann du wilt zum Leben ein-Matt. 19.
gehen/ ſo halte die Gebott. Und der Gottſeelige Climacus leh-
ret/ daß der jenige/ ſo ſein Gewiſſen der Verwaltung ſei-Grad. 4.
nes geiſtlichen Vatters allzeit gern unterworffen/ und ſelbiges alſo gantz
ſauber gehalten hat; den Todt mehr nicht als einen Schlaff/ ja ſo gar als
ein Leben achte/ und denſelben taͤglich unverzagt erwarte/ dieweilen er
verſichert iſt/ daß zur Zeit ſeines Hinſcheidens die Rechnung ſeines Lebens
nicht von ihm/ ſondern von ſeinem Vatter werde gefordert werden/ wie der
himmliſche Vatter einsmahls der H Catharinaͤ mit dieſen Worten offen-
bahret hat. Ein wahrer gehorſamer Menſch iſt mir nicht verbunden Re-
chenſchafft zu geben von ſeinem Handel und Wandel/ ſondern deſſen vorſte-
her. So iſt dann der Gehorſamb ein Schluͤſſel/ durch welchen Chriſtus
den Himmel eroͤffnet/ und den Haͤnden ſeines Stadt-Halters uͤberlaſſen
hat. Derhalben hat ſich der H. Bernardus erkuͤhnet zu ſagen: Jch werdSerm. 28.
in cant.

wuͤrdig ſeyn GOtt zu ſehen/ wann ich von ſelbigem vorhero fuͤr ein wahren
Gehorſamer werd gehaltẽ werden: und alsdan werd ich in aller Verſicherheit
meinen Herren ſehen/ wann das Opffer meines Gehorſambs denſelben
vorhin belangen wird. Dieſes heiligen Mans Bruder Gerardus/ da er
einsmahls im Geiſt verzuckt geweſen/ und nach dreyen Tagen wieder umb
zu ſich kommen/ hat er alsbald mit dieſen Worten loß gebrochen: O
wie ein gute Sach iſt der Gehorſamb! Jch bin vor dem Richter-Stuhl

Chriſti
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[247/0275] Von dem Gehorſamb. anderer guten Werck ſich bey GOtt verdienſtlich mache. Die andere Frucht deß Gehorſambs iſt dieſe; das durch ſelbigen der Menſch ſeinem GOtt und HErrn uͤber alle Maſſen gefalle; und das zwarn billig; diewei- len ein ſolcher Geiſtliche nicht ſeinen Sohn mit dem Abraham/ nicht einen Theil ſeiner/ ſondern ſich ſelbſt gantz und zumahlen ſeinem lieben GOtt auffopfferet und ſchlachtet/ in dem er ſeinen Willen und ſich ſelbſten umb ſeines Herren Willen verlaͤugnet und vernichtiget. Dieſen Handel hat wohl verſtanden der noch zwarn jung von Jahren/ jedoch kluge Dorotheus/ derhalben er ſich in dieſer ſeiner Jugend alsbald dem Gehorſamb vollkom- mentlich er geben; und hat dadurch nicht allein die Gnad erlanget/ daß ihm keine vorgefallene Widerwaͤrtigkeit ſchwaͤr gefallen iſt/ wie groß ſie immer hat ſeyn koͤnnen; ſondern hat ſich auch Krafftdieſer Verlaͤugnung den un- ſterblichen und ewigen Nahmen der Heiligkeit mit der That ſelbſten erwor- ben. Die dritte Frucht deß Gehorſambs iſt dieſe; das derſelbige ſeye eins von den gewiſſereſten Zeichen der Verordnung zum ewigen Leben: Sinte- mahlen dieſer Weeg/ gleich wie er von dem eigenen Willen am weiteſten entfernet iſt/ alſo keinen Jrthumb und Umbweg unterworffen iſt. Dahe- ro ſagt Chriſtus mit allem Ernſt: Wann du wilt zum Leben ein- gehen/ ſo halte die Gebott. Und der Gottſeelige Climacus leh- ret/ daß der jenige/ ſo ſein Gewiſſen der Verwaltung ſei- nes geiſtlichen Vatters allzeit gern unterworffen/ und ſelbiges alſo gantz ſauber gehalten hat; den Todt mehr nicht als einen Schlaff/ ja ſo gar als ein Leben achte/ und denſelben taͤglich unverzagt erwarte/ dieweilen er verſichert iſt/ daß zur Zeit ſeines Hinſcheidens die Rechnung ſeines Lebens nicht von ihm/ ſondern von ſeinem Vatter werde gefordert werden/ wie der himmliſche Vatter einsmahls der H Catharinaͤ mit dieſen Worten offen- bahret hat. Ein wahrer gehorſamer Menſch iſt mir nicht verbunden Re- chenſchafft zu geben von ſeinem Handel und Wandel/ ſondern deſſen vorſte- her. So iſt dann der Gehorſamb ein Schluͤſſel/ durch welchen Chriſtus den Himmel eroͤffnet/ und den Haͤnden ſeines Stadt-Halters uͤberlaſſen hat. Derhalben hat ſich der H. Bernardus erkuͤhnet zu ſagen: Jch werd wuͤrdig ſeyn GOtt zu ſehen/ wann ich von ſelbigem vorhero fuͤr ein wahren Gehorſamer werd gehaltẽ werden: und alsdan werd ich in aller Verſicherheit meinen Herren ſehen/ wann das Opffer meines Gehorſambs denſelben vorhin belangen wird. Dieſes heiligen Mans Bruder Gerardus/ da er einsmahls im Geiſt verzuckt geweſen/ und nach dreyen Tagen wieder umb zu ſich kommen/ hat er alsbald mit dieſen Worten loß gebrochen: O wie ein gute Sach iſt der Gehorſamb! Jch bin vor dem Richter-Stuhl Chriſti S. Doro- th. Doctr. 11. Matt. 19. Grad. 4. Serm. 28. in cant.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/275>, abgerufen am 24.11.2024.